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Review: Tactics Ogre: Reborn

Des Klassikers neue Kleider

Die Tactics Ogre-Reihe gehört zu jenen Serien, die ein ganzes Genre (in diesem Fall jenes der Taktik-Rollenspiele) maßgeblich beeinflussten, zahlreiche Nachahmer fanden und so nebenbei auch noch Videospielkarrieren starteten – und dennoch hierzulande relativ unbekannt sind. Das liegt auch daran, dass Tactics Ogre sehr lange brauchte, um nach Europa zu kommen. und damit seinen Nachahmern das Feld überließ. Jetzt erscheint mit Tactics Ogre: Reborn allerdings schon das zweite Remake von Tactics Ogre: Let Us Cling Together. Haben wir nun endlich die definitive Version des Titels erhalten?

Eine politische Geschichte

Tactics Ogre gehört zu den Frühwerken von Yasumi Matsuno – und Kenner seiner späteren Titel, wie Vagrant Story, des deutlich von Tactics Ogre inspirierten Final Fantasy Tactics und Final Fantasy XII, wird es wohl kaum überraschen, dass auch dieses Spiel eine hochgradig politische, dunkle Geschichte erzählt. In einer Welt, in der nach dem Tod des Königs ein Machtvakuum in einem Bürgerkrieg endet, übernehmt ihr die Rolle von Denham, der sich gemeinsam mit seiner Schwester und seinem besten Freund als Rebell gegen die Invasion einer feindlichen Nation stellt; rasch werdet ihr in einen Konflikt hineingezogen, der bald so einige Wendungen hinlegen wird. Weiter wollen wir auf die Story gar nicht eingehen – halten wir einfach nur fest: Die Geschichte ist gut geschrieben und hält euch für viele, viele Stunden in ihrem Bann. Womit ihr aber nicht rechnen solltet, ist eine stark verzweigte Storyline im Stil von Triangle Strategy. Es gibt nur zwei größere Pfade; die übrigen Entscheidungen entscheiden vor allem, wie andere Denham sehen und ob sie für ihn kämpfen wollen oder sich lieber von ihm distanzieren. Übrigens: Um die diversen Auswirkungen eurer Entscheidungen zu sehen, müsst ihr das Spiel nicht von vorne anfangen: Ein in diesem Remaster neu eingeführtes Feature, das Chariot Tarot, erlaubt ab einem gewissen Punkt zu euren Entscheidungen zurückzukehren.

Ein Klassiker …

Grundsätzlich muss Tactics Ogre Reborn einen Spagat hinlegen: Es gibt zahlreiche Fans des Originals oder des ersten Remakes, die man zufriedenstellen muss; gleichzeitig hat man es mit einem der Urväter des Genres zu tun, der viele heutige Standards etablierte, die man aber heute schon aus anderen Titeln überarbeitet und verbessert kennt. Glücklicherweise geht dieser Spagat über weite Strecken auf: Ganz klassisch arbeitet ihr euch innerhalb der Story von Schlachtfeld zu Schlachtfeld, steuert eure Einheiten über nicht zu große 3D-Schlachtfelder mit vielen Höhenebenen, achtet genau auf die Zugreihenfolge, gebt euren Einheiten Kommandos und versucht, die Einsatzziele zu erreichen. Zu Beginn erklärt euch das Spiel (vor allem, wenn ihr Neuzugänge im Genre seid) viele Gameplaykonzepte auf einmal, aber generell ist der Schwierigkeitsgrad gerade zu Beginn moderat genug, dass ihr rasch erste Erfolgserlebnisse haben werdet. Dennoch ist Tactics Ogre Reborn auf lange Sicht zwar leicht zu lernen, aber schwer zu meistern, weil ihr viele Faktoren bedenken solltet. Auch hier hilft euch aber das Chariot Tarot, eure Fehler zu korrigieren.

… mit Verbesserungen

Neben dieser klassischen Gameplay-Formel wurde für das Remake an allerhand Schrauben gedreht – zum Teil für Kenner der beiden ersten Versionen des Spiels recht offensichtlich, zum Teil versteckter. In erste Kategorie gehört neben dem schon erwähnten Chariot Tarot definitiv das System der Buff-Karten. Diese tauchen regelmäßig auf dem Schlachtfeld auf und versprechen jener Figur, die sich auf das entsprechende Feld stellt, Stärkungen. Diese gelten zwar nur für diese Schlacht, aber sammelt eine Figur mehrere dieser Karten, wird sie sehr mächtig. Es ist also immer zu empfehlen, diese einzusammeln und dafür auch aggressiver vorzugehen, bevor die KI ihre eigenen Figuren so sehr boostet, dass ihr Probleme bekommt. In zweitere Kategorie gehören zahlreiche Überarbeitungen von Skills sowie diverse Verbesserungen, zum Beispiel in der Menüführung oder das Entfernen von Random Encounters – leider bleibt euch dennoch der Grind (jetzt durch Übungskämpfe) nicht erspart. Auch das Leveling-System wurde nun schon zum zweiten Mal überarbeitet und präsentiert sich nun in seiner unserer Meinung nach „rundesten“ Form.

Grafik im Zwielicht

Ein Punkt, an dem man sich vielleicht zu sehr am Original orientiert hat, ist allerdings die Grafik: Wie viele frühe Vertreter des Genres setzte man im Original auf Sprites für die Figuren in Kombination mit einer relativ blockigen 3D-Landschaft, die standardmäßig in Iso-Perspektive gezeigt wurde. All diese Punkte wurden mit Reborn nicht verändert – der klassische Look bleibt (wenn auch mit Verbesserungen) auch in HD erhalten; er wurde aber auch nicht im Stil von Triangle Strategy mit modernen Mitteln nachgebaut. Stattdessen bekommen wir eine nostalgische Pixeloptik, die aber dank des verwendeten Filters verwaschen wirkt – vor allem aus der Nähe betrachtet ist das Resultat nicht besonders gelungen. Das ist angesichts dessen, dass man an anderen Punkten (englische/japanische Sprachausgabe, orchestraler Soundtrack) deutlich mehr Arbeit investiert hat, ein wenig enttäuschend. Da es aber zugegebenermaßen in Spielen wie diesen selten um die Optik geht, ist es zu verschmerzen.

Fazit

Wertung - 8.5

8.5

Die definitive Version

Auch wenn sich Tactics Ogre Reborn sowohl vom Original als auch vom ersten Remake in einigen Punkten unterscheidet, würde ich die aktuelle Version als die definitive Edition zu bezeichnen. Ja, die grafische Präsentation hätte mehr überarbeitet werden können, aber mit zahlreichen Quality of Live-Verbesserungen sowie einigen Gameplay-Tweaks kann Tactics Ogre seine Stärken ausspielen und beweisen, dass es damals verdient ein ganzes Genre maßgeblich mitbegründet hat und es auch heute noch wert ist, gespielt zu werden.

Genre: Taktik-Rollenspiel
Entwickler: Square Enix
System: PS5, PS4, Switch, PC
Erscheint: erhältlich
Preis: ca. 50 Euro

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Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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