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Hands-on Preview: Jumplight Odyssey

Verloren im All

Roter Alarm auf der SDF Catalina: Nur mit Müh und Not sind wir, die letzten Überlebenden unseres Volkes, dem Angriff der Zutoi unter Admiral Voltan entkommen. Schiff und Mannschaft haben stark gelitten, doch Prinzessin Euphora hat keine Wahl, als sie weiter anzutreiben: Unsere Heimatwelt ist zerstört und unsere einzige Rettung der ferne Stern der Ewigkeit – falls wir ihn erreichen können, bevor die Zutoi uns einholen. Dies ist die Geschichte dieser Reise.

FTL trifft Two Point Hospital

Kaum im Spiel angekommen, wird klar, dass League of Geeks für Jumplight Odyssey zwei Gameplayarten kombiniert haben. Die grundsätzliche Mission, die Flucht vor den Zutoi, das regelmäßige Springen von Planetensystem zu Planetensystem, erinnert in Grundzügen an FTL: Faster Than Light: Wir nutzen die Möglichkeiten des aktuellen Systems (zum Beispiel Ressourcen), müssen aber vor allem darauf hoffen, genügend Sprungenergie zu sammeln (was einfach Zeit dauert, aber durch entsprechende Upgrades beschleunigt werden kann), um zum nächsten Ziel zu gelangen, bevor uns die Gegner einholen. Das eigentliche Gameplay erinnert hingegen an Spiele wie Dungeon Keeper oder Two Point Hospital: Auf den diversen Decks eures Schiffes werden Räume erbaut, die nicht nur Ressourcen produzieren, sondern auch eurer Crew ein angenehmes Leben ermöglichen. Schließlich muss auch die Moral eurer Besatzung hochgehalten werden – und Nahrung und Sauerstoff sind natürlich auch noch wichtig, um eure Mannschaft am Leben zu erhalten. Sofern das eure Ressourcen zulassen, natürlich. Dazu kommen auch Außenmissionen, die eventuell neben Ressourcen auch Überlebende auf das Schiff bringen – eine gute Nachricht für die Hoffnung der Mannschaft, aber eventuell eine schlechte für die Logistik …

Wo ist Captain Future?

Was Jumplight Odyssey wirklich herausstechen lässt, ist ohne Frage seine Optik: Mit seinem 70er/80er animierten Look erinnert er frappant an Anime-Serien wie Captain Future, Macross und Co – nicht nur in den animierten Zwischensequenzen (vor allem das Intro kann hier überzeugen), sondern auch im Spiel selbst, das diesen Look gekonnt in ein 3D-Spiel überträgt. Zumindest an diesem Punkt fühlt sich Jumplight Odyssey schon reichlich fertig an (einige Platzhalter-Grafiken ausgenommen). Das müssen wir deshalb betonen, weil der Titel aktuell nur in einer frühen Early Access-Version auf Steam erhältlich ist – und man das abgesehen von der Präsentation durchaus merkt. Die momentane Fassung bietet aber immerhin schon alle zentralen Gameplaymechanismen, um die Geschichte von Prinzessin Euphora oder alternativ ein eigenes Abenteuer mit weniger Vorgaben zu erleben. Ersteres dient auch als Tutorial, ist dabei aber deutlich zu kurz und knapp, um mehr als die absoluten Grundlagen vermitteln zu können – zweiteres verzichtet völlig auf irgendwelche Einweisungen. Das zieht sich aber durch das ganze Spiel: So interessant die einzelnen Ideen sind, so wenig erklärt werden sie. Wer in dieser frühen Version von Jumplight Odyssey Spaß haben will, muss sich selbst hinsetzen und einarbeiten. Das ist die Arbeit aber durchaus wert, denn hier verstecken sich einige komplexe Gameplaymechanismen, die das Zeug zu einem spannenden Gesamtkonzept haben – wenn irgendwann alle Teile optimal zusammenpassen und vielleicht auch mehr Komfortfunktionen implementiert sind. Gerade im Interface wäre noch einiges an Verbesserungspotenzial zu finden. Hoffen wir, dass die Entwickler hier die Early Access Phase gut zu nutzen wissen.

Ersteindruck

Jumplight Odyssey hat eine Menge Potenzial: Das Setting ist interessant, die Optik gelungen und der Mix aus Dungeon Keeper, FTL und einer Prise Rimworld eine gute Idee. Leider reicht all das NOCH nicht aus, um daraus auch ein gelungenes Spiel zu machen: Die Lernkurve ist steil, das Interface könnte wesentlich hilfreicher sein und das Tutorial sollte wesentlich tiefer gehen, anstatt uns einfach ins kalte Wasser zu stoßen. Die gute Nachricht ist, dass wir es hier mit Early Access zu tun haben: Es gibt noch Zeit, Feedback zu sammeln, einzuarbeiten und eine Lösung für all jene Probleme, die wir genannt haben (und noch einige mehr), zu finden. Hoffen wir, dass es League of Geeks gelingt, denn was wir gesehen haben, macht trotz aller Kritik eigentlich Lust auf mehr …

Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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