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Autorenstreik: Diskussionen um Mindestanzahl der Autoren

Einer der zentralen Punkte im aktuellen Streik der Autoren in Hollywood ist die Größe des Writers Rooms, also der Anzahl an Autoren, die an einer Serie mitschreiben. Hier will die WGA eine Mindestgröße festlegen, die je nach Budget und Episodenanzahl zwischen sechs und zwölf Autoren schwankt (im jüngsten Angebot reduzierte man auf fünf bis elf). Das Ziel dahinter ist vor allem Solidarität: Produzenten sollen nicht einfach die Last auf wenige Schreiber aufteilen können, gleichzeitig bietet dies jungen Autoren eine Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln. Die Studios stellen sich gegen diesen Vorschlag und zitieren dabei etliche Produktionen, die auch von den Autoren so gewollt nur von einzelnen Schreibern oder kleineren Teams verfasst wurden. Im jüngsten AMPTP-Vorschlag fand sich deshalb auch die Idee, dass die Showrunner hier eine massive Entscheidungsgewalt bekommen, wie groß der Writers Room sein soll. Eine Einigung an diesem Punkt steht also noch aus.

Jetzt dürfte sich – glaubt man einem Bericht von Variety – einiges an Widerstand gegen diesen Verhandlungspunkt regen; und zwar nicht aus Richtung der Studios, sondern von den Autoren selbst. Namentlich nicht genannte Showrunner sollen zu Protokoll gegeben haben, dass sie keine Teammitglieder anstellen wollen, die sie nicht brauchen – ein Zustand, der auch für die angestellten Autoren kaum angenehm sein könnte, weil sie zwar in der Arbeit erscheinen müssen, aber eventuell fürs Nichtstun bezahlt werden oder im besten Fall zwar Teil des Writers Room sind, aber nicht eingesetzt werden. Offiziell stellt sich natürlich niemand gegen die Meinung der Gilde – mit Ausnahme von Yellowstone-Erfinder Taylor Sheridan, der sich schon im Juni gegen diese Idee aussprach -, aber hinter vorgehaltener Hand zweifelt man daran, dass dieser Punkt eine eventuelle Verlängerung des Streiks wert wäre. Während die WGA von Showrunnern spricht, die befürchten, dass in Zukunft mehr Arbeit von weniger Leuten in kürzerer Zeit erledigt werden muss, melden sich andere Stimmen, die sich dagegen aussprechen, den jeweiligen kreativen Prozess mit zusätzlichen Leuten zu belasten, die nicht benötigt werden. Hier dürfte es aber auch einen Interessenskonflikt geben, sagen Quellen von Variety: Die Mindestgröße sei für jene Leute interessant, die Angst haben, dass ihre Arbeit in Zukunft nicht mehr benötigt wird, weil es weniger Produktionen geben könnte. Jene, die sich ihrer Arbeit sicher sind, wünschen sich hingegen vor allem mehr Geld, unter anderem die ebenfalls heiß diskutierte Kompensation für Streaming.

Übrigens: Dass Gewerkschaften eine Mindestanzahl an bestimmten Angestellten durchsetzen, ist keine neue Idee. So hat die einflussreiche Musikergilde am New Yorker Broadway sich vertraglich garantieren lassen, dass bei einer Musicalproduktion je nach Theatergröße eine gewisse Mindestanzahl an Musikern engagiert werden muss. Werden aufgrund des Arrangements weniger Musiker benötigt, muss die Differenz trotzdem angestellt werden, was bei einigen Produktionen zu erheblichen Mehrkosten geführt hat, aber von der Gilde vehement verteidigt wird.

Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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