Nachdem am Mittwoch die Autoren und Studios ihre Verhandlungen wieder aufgenommen haben, wurde auch am Donnerstag ungebremst weiterverhandelt. Einmal mehr trafen sich WGA (Autoren) und AMPTP (Studios), um über die Forderungen der Autoren zu sprechen und nach über 140 Tagen endlich einen Weg aus dem Streik zu finden. Wie schon am Mittwoch mit am Verhandlungstisch waren auch diverse Studiobosse, von Disneys Bob Iger bis David Zaslav. Deren Anwesenheit (und angeblicher Druck auf alle Seiten, endlich ein Ergebnis zu liefern) gibt Hoffnung, auch wenn die WGA in einer Aussendung an die Mitglieder im Vorfeld die Erwartungen bremste und davor warnte, dass eine solche Haltung eventuell von den Studios geschürt werden könnte, um die WGA – falls sie den Deal ablehnt – als die schuldige Partei hinstellen zu können.
Abgesehen von politischen Manövern gibt es zwar kein offizielles Statement, aber Meldungen von Insidern, dass es durchaus Bewegung auf beiden Seiten gibt und an beiden Tagen kritische Punkte innerhalb der Vertreter und miteinander besprochen wurden, aber weder bei den Mindestgrößen für Autorenteams bei Serien, Anteilen an Streamingerlösen noch beim Einsatz der KI soll nach den langen Verhandlungen gestern ein entscheidender Durchbruch gelungen sein. Die WGA kündigte allerdings bereits an, dass die Verhandlungen heute weitergehen sollen.
WIe komplex der Arbeitskampf mit zwei streikenden Parteien geworden ist, zeigt übrigens aktuell die US-Sendung „Dancing With The Stars“, die am kommenden Dienstag Premiere auf ABC feiern soll. Wie bei der Show üblich, sollen dabei Prominente mit Profi-Tänzern auftreten – und sowohl einige der Prominenten (darunter Xochitl Gomez („Doctor Strange in the Multiverse of Madness“, Alyson Hannigan („Buffy“, „How I Met Your Mother“ und Matt Walsh („Veep“) als auch die Profitänzer, Jury und Moderatoren werden von der Schauspielergilde SAG-AFTRA vertreten. Dennoch dürfen sie auftreten, da diese Reality-Shows nach dem „Network Code“ der SAG-AFTRA geregelt werden und dieser nicht bestreikt wird (unter diesen fallen u.a. auch Daily Soaps und Game Shows). Verboten wäre demnach einzig, für bestreikte Projekte (also z.B. Filme oder Serien) Werbung zu machen, weshalb Disney angeblich auf Rückblicke auf die Karriere der Darsteller verzichten will. Allerdings hat Dancing With The Stars einen WGA-Autor an Bord, der u.a. Texte für die Moderatoren schreibt. Das macht DWTS zu einer WGA-Show, die aktuell bestreikt werden muss (und auch von Streikposten aktiv bestreikt wird) und nicht ohne einen Autor stattfinden darf, will man nicht gegen die Vereinbarungen verstoßen. Hier will Disney allerdings zum Ärger der WGA auf die Dienste eines Autors verzichten und die Sendung trotzdem an den Start bringen (einen ähnlichen Ansatz verfolgten kürzlich mehrere Talkshows, von denen allerdings mehrere Starts nach heftiger Kritik wieder abgesagt wurden). Das sorgt nun für die Darsteller für Probleme, denen von WGA-Mitgliedern und Sympatisanten vorgeworfen wird, sich mit ihrer Teilnahme gegen die Streiks zu stellen; gleichzeitig haben die SAG-AFTRA-Mitglieder eigentlich keine Handhabe, nicht aufzutreten – ihre Verträge sind gültig und dürfen aufgrund der aufrechten Vereinbarung gar nicht bestreikt werden. Zumindest Matt Walsh hat dennoch bereits angekündigt, sich aus der Show zurückzuziehen, aber auch der Druck auf die anderen Darsteller steigt bereits. Disney soll andenken, die Premiere zu verschieben – und hofft vermutlich insgeheim auf eine Einigung im Autorenstreik bis Dienstag. Dafür wird die Zeit allerdings knapp – Sonntag auf Montag ist Yom Kippur, ein Feiertag, an dem wohl keine Verhandlungen stattfinden werden.
