Asterix Review Special (17): Die Trabantenstadt
Mit Ausgabe 591 vom 4. März 1971 startet nicht nur das neue Abenteuer „Le domaine des dieux“ in Pilote, sondern es gibt auch noch eine Änderung am Titel des Heimatmagazins von Asterix und Obelix. Bisher erschien Pilote mit dem Zusatz „Das Journal von Asterix und Obelix“, jetzt aber warb man mit „Das Journal, das unterhaltsam reflektiert“. Trotz dieser gewissen Distanzierung, welche sicherlich eine Folge der Streitigkeiten zwischen Goscinny/Uderzo und der Redaktion von Pilote waren, welche Goscinny bereits ganz vorsichtig in Streit um Asterix andeutete, waren die Abenteuer der beiden Gallier noch immer das Zugpferd des Magazins geblieben und so erfolgte der Abdruck als Fortsetzung bis zur Ausgabe 612 vom 29. Juli 1971. Noch im selben Jahr wurde der Band als Siebzehnter der Asterix-Serie bei Dargaud veröffentlicht.
Wie so oft fertigte Goscinny auch für dieses Abenteuer erst kurze Exposés an, in denen er die Geschichte grob umriss, die Handlung und Reaktionen festlegte. So entsteht für jede Seite ein kurzer Absatz, mit allen wichtigen Merkmalen und je nachdem, wie viel auf dieser Seite passiert, fällt dieser Text mal kürzer und mal länger aus. Da diese Texte nur für Goscinny selbst und gelegentlich für das Auge von Uderzo gedacht sind, gibt es hier und da auch kleinere oder größere unschöne Korrekturen.
Anders hingegen sieht es dann schon mit dem endgültigen Szenario aus, welche Goscinny für Uderzo anfertigt. Hier befinden extra für jede Comicseite sich auf der linken Seite die Bildbeschreibungen für jedes einzelne Panel und auf der rechten Seite die Dialoge und welchen Figuren sie zugeordnet werden sollen. Ein sehr schönes Beispiel liefern hier die drei Bilder, welche einmal das Exposé zeigen, dann das endgültige Manuskript, nach dem Uderzo arbeitet und zum Schluss die finale Seite inklusive aller Farbgebungen und Texte.
Unter dem Titel „Die Trabantenstadt“ gelangte die Geschichte erstmals in MV Comix Nummer 18 von 1971 zum Vorabdruck und lief bis Ausgabe 5 von 1972. Doch anders als Dargaud entschied man sich beim Stuttgarter Ehapa Verlag damals das Album nicht schon 1972 zu veröffentlichen, sondern brachte es erst als Großer Asterix-Band XVII 1974 in die Läden.
http://www.youtube.com/watch?v=zMcQU-a7Vsk
Auf den internationalen Filmfestspielen in Cannes wurde bereits 2011 verkündet, dass „Die Trabantenstadt“ als Basis für einen neunten Animationsfilm dienen wird. Der Film entsteht derzeit in Koproduktion des belgischen Studios Dreamwall und des französischen Studios Mikros mit einem Budget von knapp 30 Millionen Euro. Unter der Regie von Louis Clichy, der bereits als Animator bei Pixar für „Wall-E“ und „Oben“ tätig war, soll der Film als 3D-animierter CGI-Movie am 26. 11. 2014 in die französischen Kinos kommen. Mit einem Deutschlandstart wird jedoch nicht vor dem Frühjahr 2015 gerechnet.
Asterix: Die Trabantenstadt
[Egmont, März 1974]
Cäsar hat einen neuen Plan, wie er die unbeugsamen Gallier loswerden kann. Bisher liegt das kleine gallische Dorf ruhig und friedlich an der nordwestlichen Spitze Galliens, umgeben an drei Seiten von Wald und der vierten Seite dem offenen Meer. Doch statt des ruhigen Landlebens soll nach Cäsars Willen hier eine neue Stadtanlage entstehen, welche das kleine gallische Dorf in sich aufnimmt und so die Gallier über kurz oder lang entweder beugen, oder aber vertreiben wird. Den Galliern gefällt dies zu Beginn überhaupt nicht und so wehren sie sich mit allen Mitteln, doch Miraculix hat einen Plan. Er will die Römer gewähren lassen, ohne zu wissen, dass dies alles nur noch schlimmer macht. Kaum steht das erste Gebäude und die ersten Römer ziehen ein, beginnt der Unfriede im Dorf erneut zu keimen …
Rene Goscinny kreiert erneut eine Geschichte in der Zwietracht und gegenseitiges Misstrauen im Vordergrund stehen. Hauptelement um dies zu erschaffen ist die Erweiterung des Herrschaftsgebietes von Cäsar, was Goscinny mit dieser Trabantenstadt versucht. Gleichzeitig ist es auch eine Beobachtung der aktuellen zeitgenössischen Entwicklungen, in denen Ballungsräume immer weiter wachsen und kleinere Gemeinden als Vororte einverleiben. Außerdem offenbart Goscinny mit einem Augenzwinkern das bereits die Römer so bekannte Gebäude wie das Einkaufszentrum (hier im Band als Kauf-Domus bezeichnet), ein Parkhaus (Fahr-Rein) und weitere entworfen, entwickelt und gebaut haben sollen. Auch die Art und Weise wie sich das Dorf durch die „einfallenden“ römischen Nachbarn entwickelt, zeigt Goscinny sehr genau auf. Automatix wird vom Schmied zum Antiquitätenhändler und Verleihnix‘ vergleichsweise günstige Fische, werden ihm von den römischen Gästen aus den Händen gerissen, da die Preise in Rom wesentlich höher sind, als hier „auf dem Lande“. So verkommt das gallische Widerstandsdorf zum Budenzauber, mit vielen Fisch- und Antiquitätenständen, wo sich alle gegenseitig Konkurrenz machen.
Grafisch konnte sich diesmal Albert Uderzo in vollen Zügen austoben. Den neben den bereits bekannten und beliebten Zeichnungen, mit denen er die Welt von Asterix und Obelix zum Leben erweckte, kann er sein ganzes Talent preisgeben. Bereits das Titelbild, welches an einen klassischen Holzschnitt erinnert ist bei genauerer Betrachtung ein Meisterwerk für sich. Einen Schritt weiter geht er aber mit der Visualisierung des Prospektes für die noch im Bau befindliche Trabantenstadt. Dieses kommt wie eines der bekannten Fresken daher. Mit in farbenprächtigen in Marmor verewigten Bildern, stilisierten Bauplänen und Grundrissen und sehr viel gut gemeinten werbeträchtigen Texten. Zum Anderen lässt es sich Uderzo wie so oft auch diesmal wieder nicht nehmen einen zeitgenössischen Prominenten einzubauen. Als Glücksbote für den Gewinner eines Platzes im ersten Mietshaus der neuen Trabantenstadt tritt der französische Fernsehmoderator Guy Lux unter dem Namen Francocampus auf. International wurde Guy Lux als Moderator der Spielshow „Spiel ohne Grenzen“ bekannt.
FAZIT:
Im direkten Vergleich mit dem Vorgänger „Asterix bei den Schweizern“ fällt dieser Band insgesamt ein wenig zurück, auch wenn er sehr viele gute Momente hat. Dennoch wirkt manches innerhalb der Geschichte etwas unausgewogen und so bleibt ein gelungenes, witziges und vor allem unterhaltsames Abenteuer, das erneut zeigt, wie stark die Gallier sein können, wenn sie gemeinsam auftreten und der Tatsache, dass sie einen Sieg erneut dem Barden Troubadix verdanken, wie bereits in „Asterix und die Normannen“.
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