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Review: Reshoot Proxima 3 (Amiga AGA)

Als der Vorgänger Reshoot R Mitte 2019 erschien, war es für mich eines der besten horizontal Shmups auf dem Amiga mit nur wenigen Kritikpunkten. Kurz darauf wurde ein Nachfolger angekündigt, der erstmals ein vertikales Spielerlebnis bieten sollte. Nachdem das Spiel nun über vier Jahre Entwicklungszeit und eine komplett neue Engine benötigte, erschien es endlich auf der Amiga38 für Amiga AGA-Systeme. Reshoot Proxima 3 funktioniert ohne Hardware-Erweiterungen. Es benötigt nur 1,8 MB freien Chip-RAM, für ein optimales Erlebnis werden 2 MB Fast-RAM empfohlen, die auch nötig sind, sollte das Spiel von Festplatte aus gestartet werden, wo Reshoot Proxima 3 ganze 6 MB Platz benötigt. Am CD32 muss nur die CD eingelegt werden und das Spiel startet.

Emulator
Reshoot Proxima 3 läuft unter gewissen Umständen auch auf Emulatoren. Sollte sich auf dem Emulator eine Workbench unter AGA-Bedingungen starten lassen, kann das Spiel ganz normal auf Festplatte installiert werden. Ausprobiert habe ich dies mit Amiga Forever 10 und der dort zu findenden Workbench 3.x. Einfach das Spiel installieren und starten. Auch auf dem MiSTer oder MiniMig sollte es so funktionieren. Mittlerweile gibt es auch ein WHDLoad-File für Reshoot Proxima 3, womit es theoretisch möglich wäre, es auf dem THEA500 mini zum Laufen zu bringen. Voraussetzung ist allerdings ein Amiga mit WHDLoad-Umgebung, um ein funktionierendes WHDLoad-Image zu erzeugen. Wer sich ein wenig mit dem THEA500 mini auskennt, kann auch auf den installierten Emulator zurückgreifen und das Spiel nutzen. Ein fertiges WHDLoad-Image oder ADF-Dateien wären für Einsteiger deutlich freundlicher gewesen.

Die Gamedesigner

Am Spiel war die gleiche Crew, wie beim Vorgänger, involviert. Martin Ahman war für den Sound zuständig. Der zu seinem Vorgänger nochmals ordentlich zugelegt hat, obwohl diesmal nur 150 KB RAM und sogar nur zwei Audio-Kanäle zur Verfügung standen, die anderen beiden werden für Sound FX benötigt. Wie Richard Löwenstein auf der Amiga38 erzählte, musste Martin ordentlich leiden, um so erstaunlicher ist die Qualität des Soundtracks zu bewerten. Jedes Level hat seinen eigenen Track, plus Titelstück und Abspann. Auch ein Heavy Metal Stück hat es in das Spiel geschafft, obwohl bei fast allen Amiga-Spielen sich die Gitarren nicht gut anhören. Laut Martin besitzt nur das Spiel Jaguar X220 einen guten Gitarrentrack, welches mit 80 KB Speicher und drei Soundkanälen daherkommt. Um mit den vorhandenen Ressourcen zurechtzukommen, wurde viel mit verschiedenen Verzerrern herumprobiert, bis es sich endlich gut auf einem Amiga anhörte. Leichte Unterstützung bekam er von Jochen Feldkötter, bekannt unter anderem aus der Demoszene als Virgill , der den Endtune beigesteuert hat.

Aryn und Tars Pixelkunst von Rod March

Kevin Saunders entwarf wieder die Pixel Arts und Rod March die Grafiken für die Heldin und dem Antagonisten. Und soviel sei schon mal verraten, Richard Löwenstein brachte die einzelnen Puzzlesteine perfekt zusammen.

Das Gamedesign

Die Story wird mit Einblendungen und guter Sprachausgabe weiter erzählt

Die Story von Reshoot Proxima 3 ist schnell erzählt und knüpft an Reshoot R an. Um sich vom Kampf gegen die Taryn zu erholen, reist sie zurück zu ihrem Heimatplaneten, wo bereits das Schicksal auf sie und ihr Raumschiff R1 wartet.

Im Menü lassen sich Musik und Sound abschalten (nicht empfehlenswert) und der Schwierigkeitsgrad ändern

Reshoot Proxima 3 besitzt zwei Schwierigkeitsgrade, wobei Easy schon eine hohe Herausforderung darstellt. Allerdings ist die Lernkurve sehr gut ausbalanciert, so dass man mit jedem Versuch etwas mehr vom Gameplay versteht. Im Gegensatz zum Hard-Modus halten die Gegner etwas weniger aus und greifen weniger an. Dabei hat es Richard geschafft, das Spiel auch auf Hard immer noch so ausgewogen zu designen, dass es nie unfair wird.

Genau wie sein Vorgänger besitzt man in Reshoot Proxima 3 nur ein einziges Leben, das aber dank dem zweiteiligen Power-Up-System, welches die Geschwindigkeit (Speed Boost) und die Schussstärke (Power Boost) erhöhen, etwas relativiert wird. So wird mit dem Anstieg des Power Boost, auch eine Art Lebensenergie hinzugefügt. Für jede zusätzliche Schussstufe darf man einmal getroffen werden, wobei das Schiff dann um eine Stufe bei beiden Power-Ups zurückgesetzt wird, und erst mit einem Treffer auf der untersten Stufe des Power Boost ist das Leben verloren und das Spiel zu Ende.

Hat man dabei einen Highscore aufgestellt, wird dieser lokal abgespeichert, ebenso beim CD32. Dabei wird zwischen den Schwierigkeiten Easy und Hard nicht unterschieden, aber nur unter Hard gibt es wieder einen Code, der auf der Webseite zum Spiel eingetragen werden kann, um die eigene Leistung mit anderen Spieler*innen zu vergleichen. Da beide Schwierigkeitsgrade die gleiche Tabelle benutzen, wird es somit immer schwieriger, je länger auf leicht gespielt wird, mit Hard in die Highscore-Liste hineinzukommen.

Ãœber ein dutzend R1-Iterationen wurden entworfen, bevor das finale Design feststand

Wurden die beiden Power-Up Stufen beim Vorgänger noch mit einer römischen Ziffer oben am Bildschirmrand angezeigt, wird bei Reshoot Proxima 3 darauf verzichtet und die aktuelle Stufe durch Farbmarkierungen am Schiff angezeigt. Das Schiff hat auch die größte Veränderung zum Vorgänger vollzogen. War es in Teil Zwei noch schmal, da man es als horizontal Shoot ´em Up nur von der Seite sah, so sieht man es jetzt von oben und es ist deutlich breiter und hübscher animiert. So dreht sich hinten eine Kugel und an den Seiten kommen kleine Flammen raus.

Auch die Gegner, die allesamt nun animiert sind, haben eine Überarbeitung erfahren. So gibt es jetzt Gegner, die einen Bullet Hell ähnlichen kreisrunden Angriff auf einen regnen lassen, Gegner mit Booster, die bei Abschuss ein Power-Up freigeben oder größere Geschosse, die zerstört werden können. Beim Beschießen verlieren manche Gegner einzelne Pixel, so dass es aussieht, als würde das Schiff zersplittern. Auch an der Tonlage kann bei einem Treffer erkannt werden, ob ein Gegner mehr oder weniger Treffer aushalten wird. Hinzu kommen in späteren Level Gegner, die versuchen auf das Schiff zu springen und so für Schaden zu sorgen. Im zweiten Level gibt es zum Beispiel einen Zwischenboss, nachdem ein Parkour durchflogen werden musste. Dieser sorgt für ein Zurückfliegen durch den Parkour, während der Zwischenboss besiegt werden muss. Am Ende eines jeden Levels wartet ein Bosskampf, die abwechslungsreich inszeniert worden sind.

Erstmals gibt es eine Art Parkour, indem es zwar keinen falschen, dafür einen einfacheren Weg gibt

Die Grafik hat nochmals zugelegt, so hat jedes Level ein anderes Design, man nähert sich immer mehr dem Planeten und dessen Oberfläche, und teilweise unterschiedliche Gegner. Allein der Wolkeneffekt im zweiten Level, diese sehen dank Transparenzeffekt verdammt realistisch aus, ist für Amiga Verhältnisse der Wahnsinn. Auch die letzten negative Auffälligkeiten aus Reshoot R wurden behoben. So gibt es kein flackerndes Level mehr, die Bullets sind zu jeder Zeit auf dem Bildschirm erkennbar und auszuweichende Levelinhalte sind auch deutlich besser erkennbar. Ab dem dritten Level kann ein Continue genutzt werden, allerdings wird die erzielte Punktzahl auf Null zurückgesetzt. Wer einen Joystick mit einstellbarem Dauerfeuer besitzt, kann es sich ein wenig einfacher machen, da durch die schnelleren Schusssalven, die Gegner leichter vom Bildschirm verschwinden.

Fazit

Wertung - 9

9

Reshoot Proxima 3 dürfte das beste Shoot `em Up auf Amiga sein und auch mit vielen aktuellen Neuauflagen auf Current Gen Konsolen locker mithalten. Die Steuerung funktioniert einwandfrei, die Grafik ist wunderschön und die Bilder geben nicht annähernd das Spiel in Bewegung wieder. Allein das Zusammenspiel zwischen Gameplay, Musik und Sound FX sucht in der über 30 minütigen Spieldauer seines gleichen. Jedes Element ist genau da wo es hingehört und das Spiel wird nie unfair. In dem Moment, wo das Schiff explodiert, sieht man, was man falsch gemacht hat, und versucht es beim nächsten Mal besser zu machen. Wer irgendwie einen Amiga besitzt, egal ob echte Hardware oder emuliert, und etwas mit Shmups anfangen kann, kommt an Reshoot Proxima 3 nicht herum.

Genre: Shoot ´em Up
Entwickler: Spieleschreiber
System: Amiga 1200/ 4000/ CD32
Erscheint: bereits erschienen
Preis: Amiga Shop: Nur Spiel: Download 29,95 €, Pure Edition 34,95 €, mit Musik CD: Signatur Edition 47,95€, Signatur Edition + USB 49,95 €; itch.io: Download nur Spiel 29 €

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