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Review: Pokémon Tekken

Mit brennender Kampfeslust stürzt mein Lohgock auf das gegnerische Gengar zu und schleudert ihm mehrere Feuerfeger entgegen. Diesen weicht Gengar um Haaresbreite aus, indem er sich in den Boden sinken lässt und unter ihnen hindurchtaucht, nur um anschließend mit einer fiesen Finte unter Lohgock hervorzuschießen und es mit einer überdimensionierten Finsterfaust meterhoch in die Luft zu befördert. Schnell fängt sich das Pokémon wieder und stürzt mit einem kräftigen Sturzflug auf seinen Gegner herab, was diesen hart aufschlagen lässt. Die darauffolgende Bewegungslosigkeit nützt Lohgock sogleich, um mit einem harten Doppelkick nachzusetzen und seinen Gegner gegen die Wand zu befördern. Ein gewaltiger Flammenblitz beendet anschließend den Kampf und lässt Gengar bewusstlos zu Boden sinken.  

Bandai Namco hat das Wunder vollbracht und nach 20 Jahren das erste Pokémon-Spiel entwickelt, bei dem die Kämpfe tatsächlich so aussehen, wie man es sich sonst nur in seiner Fantasie ausmalen konnte. Pokémon Tekken ist dabei wahrlich ambitioniert und so wurde nicht einfach das bekannte Tekken-Spielprinzip mit der Pokémon-Lizenz versehen, sondern eine gänzlich neue, viel passendere Erfahrung geschaffen.

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Pokémon Rift?

Das lässt sich bereits in den ersten Minuten im Spiel feststellen, wenn man von einer etwas übermotivierten Dame namens Nia in rasantem Tempo in die Welt von Pokémon Tekken eingeführt wird. So ist der Titel durchaus in der Welt der Pokémon-Spiele verankert und so seid ihr ein neuer Trainer in der neuen Ferrum-Region, dessen großer Traum es ist, Pokémon-Meister zu werden. Soweit so altbekannt, laufen die Kämpfe in der Ferrum-Region aber etwas anders ab als sonst. Grund dafür ist, dass der Virtual-Reality-Trend auch in der Pokémon-Welt Einzug genommen hat und so sind Trainer dank eines Geräts namens „Battle VR“ nicht nur in der Lage ihre Pokémon direkt zu steuern, sondern auch per Visier deren Blickfeld zu übernehmen.

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Das ist der Weg nach Lokaler Kampf-City!

Besagte Nia begleitet euch dabei durch das gesamte Spiel und dient als eine Art Ratgeberin. So erklärt sie euch in verständlichem Tempo die Steuerung und Funktionen des Titels und verbringt sonst jede freie Sekunde damit, euch für jede Aktion überschwänglich zu loben. Da das vielen mit der Zeit auf die Nerven gehen dürfte war Bandai Namco zum Glück umsichtig genug, eine Option zur Reduktion ihrer Kommentardichte bzw. zur gänzlichen Knebelung der werten Dame einzubauen. Herumgelaufen wird in Pokémon Tekken übrigens nicht und so könnt ihr lediglich in einer Übersichtskarte auswählen, ob ihr lieber trainieren, in der Liga mitkämpfen oder online bzw. lokal gegen Freunde antreten möchtet.

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Die kenne ich, das ist doch die eine da!

Die Kämpfe selbst bilden Beat’em Up-typisch das Herzstück des Titels. Hier hat man sich wahrlich etwas überlegt und ein gänzlich neues, ideal auf Pokémon-Kämpfe zugeschnittenes Konzept auf die Beine gestellt. Kern des Ganzen ist dabei der dynamische Wechsel zwischen den sogenanntenn Feld- und der Duell-Phasen. Während sich in der einen dreidimensional bewegt und vorwiegend mit Fernkampfangriffen gearbeitet werden kann, wird in der anderen klassische zweidimensional größtenteils im Nahkampf geprügelt. Jede Richtungstaste in Kombination mit einer der drei Angriffstasten ist dabei eine spezielle Attacke, deren Ursprung und Namen man als alter Pokémon-Veteran problemlos erkennen wird.

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Vorgegebene Kombos gibt es dabei faktisch nicht und so ist der taktisch gut getimte Einsatz der Attacken in Kombination mit Kontern und Würfen die halbe Miete. Die Kämpfe sind dabei zwar effektgewaltig, tendenziell aber weniger reflexbetont als es bei den anderen Beat’em Ups der Fall ist, weswegen sich Buttonmashing schnell als sinnlos herausstellt. Nach einer gewissen Eingewöhnungsphase, welche übrigens durch Absolvieren des Tutorials massiv verkürzt werden kann, lassen sich die Attacken aber bald in einer Art gemeinsamer Kampfchoreographie ausführen, was dem Titel einen ganz eigenen Flair verleiht.

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Wuhu, ich hab alle 16 Pokémon gefangen!

Die Kämpfer-Riege teilt sich dabei in vier verschiedene Kampfklassen (Standard, Technik, Kraft und Tempo) und ist größtenteils sehr gut gewählt und ausbalanciert. Jede Klasse hat ihre Stärken und Schwächen, jedes Pokémon seinen ganz eigenen Stil und kann mit der richtigen Taktik gegen jeden Gegner zum Sieg geführt werden. Auch können sich alle Kämpfer während des Kampfes in ihre Mega-Entwicklung bzw. eine verstärkte Form verwandeln, was Aussehen und Funktionsweise ihrer Attacken häufig gänzlich verändert. Dennoch sind 16 auswählbare Kämpfer einfach einen Deut zu wenig, vor allem weil sich Bandai Namco gänzlich gegen etwaige zukünftige DLCs ausgesprochen hat.

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Etwas Abhilfe verschaffen die 30 Helfer-Pokémon, von denen jeweils eines pro Runde ausgewählt und zur kurzzeitigen Unterstützung in den Kampf gehohlt werden kann. Diese sind mit einem ähnlich liebevollen Detailgrad gestaltet wie die eigentlichen Kämpfer, weswegen sich einem bald die Frage stellt, wieso nicht das eine oder andere Helfer-Pokémon einfach in einen vollwertigen Kämpfer umgewandelt wurde. Auch die Arenen sind zumindest optisch sehr abwechslungsreich gestaltet, zeigen im Hintergrund Dutzende weitere bekannte Pokémon und sind mit etwa 20 verschiedenen auch in ausreichender Stückzahl vorhanden.



„Ächz, Schnauf“ – Zitat Wii U

Grafisch streift der Titel an den technischen Grenzen der Wii U und so sieht alles wirklich fantastisch aus, läuft dabei aber auch nur gerade noch so flüssig. Tatsächliche Ruckler traten beim Test lediglich bei den Effekt-überladenen Limitschlägen auf, welche nur ausgelöst werden können, wenn sich das Pokémon gerade in der Mega-Entwicklung befindet und bei denen sowieso kurzzeitig keiner der beiden Spieler die Kontrolle über sein Pokémon hat. Letztlich ist also die Gratwanderung zwischen Leistung und Qualität gerade noch so geglückt, was Pokémon Tekken ohne Frage zum opulentesten Pokémon-Titel aller Zeiten macht.

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Mewtu, wo bist du?

So schön die Grafik und so durchdacht die Kämpfe aber auch seien mögen, so bedauernswert vernachlässigbar ist leider der Rest des Spiels. Die Ferrum-Liga, also sozusagen der Story-Modus, ist dabei ein einziges Grind-Fest bei dem buchstäblich hunderte generische Trainer ohne jeden weiterführenden Sinn bezwungen werden müssen, bis endlich die äußerst mittelmäßige Story einen kleinen Schritt weiter getrieben wird. Die Outfits, die ihr für euren gezeichneten Trainer bzw. eure Ratgeberin freispielen könnt, motivieren dabei auch nur bedingt zum Weiterspielen. Leider lassen sich aber auch sämtliche Arenen, zwei der Kämpfer sowie alle Helfer-Pokémon ausnahmslos nur in besagter Liga freispielen, weswegen sich wohl oder übel jeder durchquälen muss, der auf alle Inhalte des Spiels zugreifen möchte.

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Ich habe keine andere Wahl!

Leider scheint sich außerdem irgendjemand bei Bandai Namco gedacht zu haben, dass Pokémon Tekken unter keinen Umständen zu zweit auf einem Bildschirm gespielt werden kann, weswegen im lokalen Multiplayer-Modus zwangsweise ein Spieler auf dem GamePad spielen muss. Das ist schade, denn dank der guten Kamerasteuerung hätten durchaus beide Spieler auf den großen Bildschirm schauen können. Dies ist aber dank des Handicaps, welches durch die nun logischerweise umgedrehte Steuerung entsteht, nun kaum mehr bis gar nicht möglich. Zwar gibt auch der GamePad-Bildschirm das Geschehen gut wieder, dennoch wäre hier eine simple Option zum Spiegeln der Richtungstasten Gold wert gewesen.


Review Overview

Wertung - 8

8

Kämpfe Top, Rest Flop

Die Zumutung, welche hier als Story-Modus verkauft wird, sowie die viel zu kleine Kämpfer-Riege gepaart mit unnötig nervigen Faktoren wie der GamePad-Zwangsbeglückung schwächen hier ab, was sonst ein absoluter Hit-Kandidat ist. Dank des erfrischend innovativen Kampfsystems, das auf Pokémon-Kämpfe passt wie die Faust aufs Auge und der äußerst detailverliebten Grafik, die sich in den mit Effekt-Feuerwerken überladenen Kämpfen zur Höchstform aufgebehrt, bleibt Pokémon Tekken trotzdem ein absoluter Pflichttitel für alle Pokémon-Fans, die schon immer einmal davon geträumt haben, die Kämpfe aus den Handheld-Teilen in Echtzeit nachspielen zu können. Aufgrund des interessanten Kampfsystems, können aber sogar Nicht-Pokémon-Fans einen Blick riskieren.

pokemon_tekken_hülleGenre: Beat´em Up
System: Wii U
Entwickler: Bandai Namco
Erscheint: 18. März
Preis: ca. 60 Euro

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