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Review: Agatha Christie – Mord im Orient-Express

Der Kriminalroman Mord im Orient-Express dürfte das bekannteste Werk von Agatha Christie sein, auf jeden Fall jedoch jener mit ihren belgischen Detektiv Hercule Poirot. Die Gründe sind vielfältig. So sind die Charaktere faszinierend, der Hauptschauplatz mit dem berühmtesten Zug der Welt exotisch und die Auflösung des Falls und damit der komplette Aufbau der Geschichte, nun ja, schlichtweg raffiniert. So wundert es auch nicht, dass Mord im Orient-Express oder wie das Buch zuerst auf Deutsch hieß „Die Frau im Kimono“ bereits sechsmal verfilmt wurde. Darunter eine japanische Verfilmung als auch eine deutsche mit Heini Göbel als Poirot. Dennoch schafft es die Geschichte, einen immer wieder in den Bann zu ziehen, obwohl man die Lösung oftmals bereits kennt. 2006 erschien auch Agatha Christie: Murder on the Orient Express für den PC als waschechtes Adventuregame und das Motiv wurde auch von anderen Spielen immer wieder verwendet, zuletzt erst am 1. April 2023 im kostenlosen Adventure The Murder of Sonic the Hedgehog von Sega.

 

Doch 2023 darf Hercule Poirot ein weiteres Mal in Istanbul in den Orient Express steigen und zwar mit einem Kniff, den man schon 2001 für die Verfilmung mit Alfred Molina in der Hauptrolle gewählt hat, man verlegt die gesamte Handlung in die Gegenwart der Veröffentlichung. Doch kann so ein Krimi im Zeitalter von Smartphones und Internet überhaupt funktionieren? Nun, Hercule Poirot ist einmal mehr in Bestform!

Das Team von Microids entführt uns mit Agatha Christie – Mord im Orient-Express Express für Xbox, PlayStation, Switch und PC in eine der berühmtesten Krimigeschichten aller Zeiten, dessen Geschichte fast jeder schon einmal gelesen, gehört oder gesehen hat. Da reicht es auch nicht, dass wir uns im Jahr 2023 befinden und dass wir neben Hercule Poirot auch in die Rolle des neuen Charakters Joanna Locke schlüpfen dürfen. Damit uns genug Herausforderungen und Spielspaß beim Lösen der Rätsel und dem Folgen der Geschichte erwartet, wurde genau diese mit viel Liebe zum Detail stark erweitert und mit einigen Twists versehen.

Angesichts der anderen Agatha-Christie-Spiele, die erst in jüngster Zeit auf den Markt kamen, waren wir sehr gespannt, wie sich dieses Spiel schlägt. Zuletzt erschien mit Agatha Christie – Hercule Poirot – The London Case ein sehr klassisches Detektiv Adventure, das nicht aus der Masse des Genre herausstechen konnte. Für Mord im Orient-Express hat man sich bei Publisher einiges vorgenommen, denn es verspricht nicht nur eine neue Geschichte voller Wendungen und spielverändernder Enthüllungen. Auch eine neue Game-Engine kommt zum Einsatz sowie ein neues Entwicklerteam mitsamt einiger sehr guter Autoren.

Eine neue Interpretation des Romans

Eine Sache, die das Spiel sehr gut macht, ist die Abwechslung der Szenerie, sodass man während der gesamten Kampagne nicht einfach nur in einem Zug hin und her läuft, da die ganze Geschichte traditionell in einem Zug spielt. Dies geschieht auf mehrere Arten. Erstens wird eine neue Figur eingeführt, Joanna Locke, eine Frau, die im Zug bewusstlos aufgefunden wird, und man spielt sie, während sie Poirot die Geschichte erzählt, wie sie dort gelandet ist. Diese Abschnitte bringen euch den Polizeifall näher, der mit dem Mordfall zusammenhängt, so dass es für jeden etwas Neues gibt, selbst wenn ihr mit der Handlung sehr gut vertraut seid.

Eine weitere Sache, die die Entwickler gut gemacht haben, um die Dinge von der bekannteren Geschichte abzuwechseln, ist das Hinzufügen von zusätzlichen Kapiteln am Ende. Gerade, wenn man denkt, dass man alles verstanden hat, kommt ein Knackpunkt in die Geschichte und man findet sich auf den Straßen von Venedig wieder, während man Hinweisen nachgeht und eine verdächtige Person jagt. Das war eine nette Überraschung und rundete das Spiel mit etwa 15 Stunden Spielzeit ab, was für ein Detektivspiel, das auf einem Buch basiert, gar nicht so schlecht ist.

Der nächste Unterschied zwischen Videospiel und dem Buch besteht wie bereits oben geschildert darin, dass es in der heutigen Zeit spielt, genauer gesagt im Jahr 2023. Dies hat jedoch keinen großen Einfluss auf die Geschichte selbst, außer, dass einige der Szenen eine modernere Architektur haben und die Charaktere Telefone und E-Zigaretten benutzen.

Die Grafik von Agatha Christie – Mord im Orient-Express ist zwar nicht auf aktuellen AAA Niveau hat aber ihren Charme. Es sieht aus wie ein frühes PS4-Spiel und die meisten Charaktermodelle sehen gut aus. Das Ganze hebt sich aber deutlich von der eher cartoonartigen Grafik der letzten Agatha Christie – Hercule Poirot-Spiele ab. Die Schauplätze sind recht abwechslungsreich und obwohl sie klein sind, haben sie interessante Sehenswürdigkeiten und Architektur zu bieten. Das Spiels wurde auch komplett vertont und so erwartet euch neben einem sehr stimmungsvollen Soundtrack auch eine gelungene deutsche Synchronisation.

Rätsel und Deduktion

Es gibt verschiedene Methoden der Deduktion, um die Fälle zu lösen. Etwa das Kombinieren von Gegenständen, um auf Widersprüche hinzuweisen, das Einordnen von Ereignissen in die richtige chronologische Reihenfolge, das Zuordnen von Personen zu Hinweisen oder das Auswählen von Personen, die auf Beschreibungen passen, die auf dem basieren, woran ihr euch aus früheren Gesprächen erinnert. Agatha Christie – Mord im Orient Express  verwendet auch ein Mindmap-System, aber es dient eher dazu, euch Hinweise zu geben, was ihr als Nächstes tun und wen ihr befragen müsst, als dass es euch hilft, euer eigenes Netz von Schlussfolgerungen zu entwerfen.

Es gibt auch Rätsel, die von leicht herausfordernd und passend zur Geschichte bis hin zu nervig und gezwungen wirken. Die meisten Rätsel machen aber im Zusammenhang mit den Charakteren und der Geschichte Sinn und lockern auch die Geschichte wohltuend auf.

Finde diese goldenen Schnurrbärte

Der Aufbau des Spiels ist grundlegend sehr linear und auch, wenn das bei solchen Mystery-Spielen vor allem, wenn diese auf einer Romanvorlage aufbauen, natürlich in der Natur der Sache ist, wäre schön, wenn die Agatha Christie-Serie etwas von den neueren Sherlock Holmes-Titeln lernen würde, um neue Gameplay-Elemente hinzuzufügen. Der einzige Wiederspielwert in Agatha Christie – Murder on the Orient Express ist das Sammeln von versteckten goldenen Schnurrbärten. Obwohl es schon sehr witzig ist, wie glücklich Poirot wird, wenn er einen findet, da er oft mit ziemlich ernsten und schwerwiegenden Umständen zu tun hat, nur um plötzlich durch den Fund eines kleinen Schnurrbarts begeistert zu sein.

Fazit

Wertung - 7.5

7.5

Nach Abschluss des Abenteuers kann ich aber sagen, Agatha Christie - Mord im Orient-Express ist eine beeindruckend unterhaltsame und einzigartige Interpretation des klassischen Krimis, auch wenn unser schnauzbärtiger Held, Hercule Poirot, ernster ist, als uns lieb ist. Bis auf eine Stelle in Venedig spielt sich dieses Krimi-Abenteuer nicht nur richtig gut, besonderes Lob gibt es für die Autoren die Agatha Christies Klassiker sowohl in die Gegenwart geholt haben, als auch mit einigen spannenden Nebenhandlungen versehen haben.

Genre: Krimi Adventure
Entwickler:Microids Studio Lyon
System: PC, Xbox, PlayStation, Switch
Erscheint: erhältlich
Preis: ca. 40 Euro

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