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Review: A Haunting in Venice (Spoilerfrei!)

Hercule Poirot ist zurück auf der Kinoleinwand. Nachdem Kenneth Branagh den findigen Meisterdetektiv aus der Feder von Agatha Christie bereits in zwei Filmen „Mord im Orient Express“ und „Tod auf dem Nil“ mit Bravour dargestellt und dabei auch noch Regie geführt hat, widmet er sich im dritten Teil einer etwas unbekannteren Story der britischen Autorin, deren cineastische Umsetzung aber nicht minder spannend geraten ist.

Halloween Party

Mit Christies Roman „Hallowe’en Party/Die Schneewittchen-Party“ aus dem Jahr 1969 hat „A Haunting in Venice“ nur noch Kernelemente gemeinsam. So wurde die Handlung nach Venedig verlagert, es stirbt jemand anderes und auch Elemente anderer Geschichten von Agatha Christie sind in das Drehbuch mit eingeflossen. Zumindest spielt alles wie auch in der „Vorlage“ im Rahmen einer Halloween-Party und Hercule Poirot darf ermitteln. Zuerst widerwillig, weil er eigentlich im Ruhestand ist, kommt er nach und nach dem Mord an einem Medium (leider zu kurz dargestellt von einer großartigen Michelle Yeoh) auf die Spur.

Dass man die Geschichte so noch nicht gesehen oder gelesen hat, macht die Mörderjagd sehr spannend. Immerhin könnte jede oder jeder der Partygäste Schuld am Ableben des Mediums tragen. Und unter den Verdächtigen befinden sich bekannte Gesichter wie Tina Fey („30 Rock“) oder „50 Shades of Grey“-Star Jamie Dornan. Der eigentliche Star des Films ist aber der gruselige venezianische Palazzo, in dem der Thriller stattfindet.

A Haunting in Venice

Spielten die ersten zwei Filme der Reihe im Orient Express beziehungsweise einem Schiff auf dem Nil, die zwar imposant, aber teils zu CGI-gewaltig in Szene gesetzt wurden, bedient sich Branagh diesmal mehr des Settings und der Beleuchtung, um Unbehagen im Publikum auszulösen. Der angeblich verfluchte Palazzo wartet mit vielen dunklen Ecken, gruseligen Treppenhäusern und plötzlich läutenden Telefonen auf – da kann es mehr als einmal  passieren, dass man einen ordentlichen Schrecken bekommt. Schräge Einstellungen, leicht verzerrte Bilder oder eine Kamera, die ganz nah an Szenerien oder Personen dran ist, verstärken das beklemmende Gefühl, dass man sich mit einer nicht ganz so wohlwollenden Person eingesperrt in ein düsteres Gemäuer wähnt. Atmosphärische Musikuntermalung, prasselnde Regengüsse oder unheilverkündendes plötzliches Poltern von irgendwo aus einer dunklen Ecke – der Film macht so ziemlich alles richtig, um einen gruseligen Kinoherbst einzuläuten.

Wertung

Ich mochte „Mord im Orient Express“ sehr und „Tod auf dem Nil“ ein wenig weniger, weil ich durch die vielen Hintergründe und Szenerien aus dem Computer komplett entrückt vom eigentlichen Kriminalfall war. Diesmal ist das Setting mehr in Richtung Gruselfilm gerutscht – und das passt perfekt. Die Grundstimmung ist nicht nur „Angst vorm Mörder“, sondern auch „Angst vor potentiellen Geistern“ – gepaart mit einer wenig vorhersehbaren Handlung fühlte ich mich zu jeder Zeit unterhalten und im filmischen Universum versunken. Manchmal darf es auch ein bisschen weniger bombastisch sein, wenn man sich dafür gekonnt filmischer Stilmittel bedient, um eine unvergessliche Atmosphäre zu schaffen.

Kurzinformationen
Filmlänge: 103 Minuten
Land, Jahr: USA, 2023
Genre: Thriller
Regie: Kenneth Branagh

 

 

 

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