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Review: Layton’s Mystery Journey: Katrielle und die Verschwörung der Millionäre: Deluxe

Puzzles erobern das Wohnzimmer

Die Professor Layton-Reihe von Level-5 war ein Phänomen der DS- und 3DS-Ära: Mit ihrem Mix aus spannenden, wenn auch verqueren Storylines, liebenswerten, aber auch schrulligen Charakteren und natürlich interessanten Rätseln, die an allen Ecken und Enden lauerten, spielte sie sich ins Herz der Fans. Doch nach sechs Teilen (und einem Crossover mit Ace Attorney) schien die Zukunft der Reihe eine Zeitlang in der Schwebe: Level-5 kündigte an, das bisherige Spielprinzip aufzugeben und den Professor in Pension schicken zu wollen. Doch dann kam alles anders: 2017 erschien mit Layton’s Mystery Journey ein Spiel mit neuer Heldin, aber altbekanntem Spielprinzip. Und nun, zwei Jahre später, feiert der Titel – und damit die ganze Reihe – Premiere auf eine Konsole.

Sherl O. C. Kholmes, übernehmen Sie!

Seltsame Dinge geschehen in London – und eine junge Dame ist bereit, alle Rätsel zu knacken: Katrielle Layton, Tochter des berühmten Hershel Layton, ist unter die Detektive gegangen. Anders als ihr Vater, dem stets der kühlen Logik verschriebenen Gentleman mit dem Zylinder, ist Katrielle impulsiv und bisweilen unvorsichtig, doch eine Sache hat sie zweifellos vom Professor geerbt: die Liebe zu Rätseln. So wie er löst sie also ihre Fälle, indem sie Screen für Screen durch London reist, Gespräche führt, die Gegend nach Geheimnissen absucht und die zahlreichen Puzzles löst, die sich aus Dialogen ergeben oder auch einfach irgendwo verstecken. Dabei handelt es sich meist nicht um Aufgaben, die unmittelbar mit dem aktuellen Fall zu tun haben, sondern um klassische Brain-Teaser. Wer dabei nicht weiterkommt, kann Hinweismünzen einsetzen, die nach und nach Tipps freischalten.

Es gibt noch viel über Rätsel zu lernen

Es ist einerseits logisch, andererseits ein wenig unglücklich, dass der Konsoleneinstand der Layton-Reihe genau mit diesem Teil gefeiert wird. Logisch deshalb, weil für Katrielles Abenteuer keine Vorkenntnisse nötig sind – mit der Geschichte des Professors oder gar der miteinander verbundenen Prequel-Trilogie hat dieses Spiel nichts zu tun. Ja, der legendäre Ruf, den sich der bekannte Zylinderträger als Rätselknacker aufgebaut hat, spielt eine gewisse Rolle, genauso wie sein unklarer Verbleib. Doch Katrielle ist ihre eigene Figur und bringt ein neues Team mit sich, sodass der Einstieg leichtfällt. Unglücklich ist der Einstieg allerdings aus zwei anderen Gründen: Katrielle und die Verschwörung der Millionäre ist definitiv nicht der Höhepunkt der Reihe. Die Story ist eher episodenhaft denn episch und ausgerechnet die Puzzles, der Dreh- und Angelpunkt des Spiels, können nicht völlig überzeugen. Allzu oft ist die Lösung nicht die mathematisch/logische, sondern eine, die einen zusätzlichen Kniff erfordert, der aus der Angabe nur schwer herauszulesen ist. Manche nennen das vielleicht eine Herausforderung, gründlich um die Ecke zu denken, für manche ist es einfach frustrierend – gerade, weil es in diesem Spiel einfach zu oft vorkommt und man sich zu oft fragt „Okay, das ist jetzt die offensichtliche Lösung. Doch will das Spiel diesmal wieder was anderes?“

Beharrlichkeit ist eine Tugend

Eine Frage, die man sich als Layton-Kenner wohl rasch stellt, ist, wie man die Steuerung auf der Switch umgesetzt hat. Das Original wurde optimalerweise via Stylus und Touchscreen gespielt; auf der Switch setzt man auf gleich mehrere Steuerungsvarianten, die man je nach Situation und Vorlieben wählen und auch nach Belieben kombinieren kann: Im Handheldmodus kann man via Touchscreen spielen, was am ehesten dem Original entspricht beziehungsweise dessen Steuerung sogar ein wenig übertrifft, da man so wie in den frühen DS-Teilen direkt den Screen absuchen kann (in den 3DS-Teilen musste man mit dem Stylus am unteren Screen eine Lupe am oberen bewegen, was nicht ganz so intuitiv war). Das Äquivalent dazu im gedockten Modus funktioniert via Joycon in Wii-FB-Manier, was sicher nicht jedermanns Sache ist, aber in der Praxis sehr gut funktioniert. Alternativ gibt es aber auch noch sowohl im Handheld- als auch im Fernsehermodus eine Controllersteuerung, bei der ihr die Lupe mit dem Analogstick steuert oder sogar per Digipad wichtige Hotspots direkt anspringen könnt. Letzteres gilt allerdings nur für jene Punkte, die das Spiel für relevant hält – Geheimnisse werdet ihr so keine entdecken.

Auch sonst hat man für die Switch-Version einige Überarbeitungen erhalten. Zum Beispiel werden die Rätsel nun etwas anders präsentiert, weil man den Inhalt von zwei Screens auf einen bringen musste. Dadurch werden die eigentlichen Puzzles zwar etwas kleiner, dafür bekommt man die Aufgabenstellung immer am Screen angezeigt – tatsächlich ist es Level-5 und h.a.n.d. gelungen, zwei Screens in einen zu vereinen und dabei sogar aufgeräumter als das Original zu wirken. Einzig die Tatsache, dass praktische Elemente wie die Notiz-Funktion nun in einem Menü versteckt sind, ist nicht optimal gelöst, aber verschmerzbar. Auch grafisch hat man ordentlich draufgelegt und präsentiert das Spiel in HD-Optik – noch nie hat ein Layton-Spiel besser ausgesehen. Und als hätte man sich den Titel „Deluxe“ damit noch nicht genug verdient, legt man noch neue Bonus-Puzzles, einige überarbeitete Rätsel, alle DLCs aus der Mobile-Version sowie zusätzliche Outfits für Katrielle drauf.

Fazit

Wertung - 8

8

Puzzeln deluxe

Layton’s Mystery Journey: Katrielle und die Verschwörung der Millionäre ist definitiv nicht mein Lieblingsspiel der Serie – ehrlich gesagt findet es sich eher in der Hitliste am unteren Ende. Das liegt am durchwachsenen Puzzledesign, aber auch daran, dass es dem Spiel nicht gelingt, eine so interessante Story zu spinnen wie die Vorgänger. Gleichzeitig ist es aber auch kein katastrophaler Beinbruch – bei einer durchgehend guten Serie ist „schlecht“ ja trotzdem noch „gut“. Nur eben nicht „sehr gut“. Hat sich diese Einschätzung mit der Switch-Version geändert? Nun, nein. Katrielles Abenteuer ist noch immer sehr episodenhaft und läuft im Endeffekt auf ein eher schwaches Finale hinaus. Gut, das könnte man noch verzeihen, wären die Puzzles besser – aber das sind sie leider nach wie vor nicht. Neben einigen guten Rätseln gibt es einfach zu viele eher schwache – und gerade die mit den Trickfragen sind oft eher zum Haare-Ausraufen. Auf der positiven Seite sei neben dem typischen Serien-Charme erwähnt, dass der Port auf die Switch wirklich durchdacht und durchaus gelungen ist. Die Grafik kann auch auf dem Fernseher ihren ganzen Charme zeigen, die Steuerungsoptionen sind durchaus durchdacht (wobei die Handheld-Touchscreen-Steuerung mein Favorit ist) und auch die Puzzles steuern sich meist gut, auch wenn immer wieder sichtbar wird, dass dieses Spiel eigentlich für einen Touchscreen designed wurde. Wer unbedingt Layton im Wohnzimmer spielen will, ist hier richtig, und wer den Teil bislang ausgelassen hat, findet hier eine definitive Fassung. Man sollte sich aber bewusst sein, dass die alten Layton-Teile noch immer die Referenz sind – wer diese noch nicht gespielt hat und die nötige Hardware zuhause hat, kann sich durchaus überlegen, stattdessen diese nachzuholen.

Genre: Puzzle
Entwickler: Level-5/h.a.n.d.
System: Switch
Erscheint: erhältlich
Preis: ca.  40 Euro

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Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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