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Review: Age of Sigmar: Realms of Ruin + Let´s Play Video

Als in diesem Jahr die Ankündigung vom britischen Entwickler Frontier und Games Workshop kam, dass ein Echtzeitstrategiespiel im Warhammer: Age of Sigmar Universum erscheinen sollte, waren viele erst einmal skeptisch. Präzise Informationen gab es nicht und die Features waren schwer aus den ersten Informationen rauszulesen. Außerdem hatte Age of Sigmar vor inzwischen 8 Jahren immerhin Fantasy vorerst schmerzvoll abgelöst! Jetzt, wo ich hier sitze und diese Zeilen schreibe, kann ich sagen: kommt damit klar. Fantasy kehrt 2024 mit Warhammer: The Old World zurück und in der Videospielbranche dominiert Total War: Warhammer 3 vermutlich das Rundenstrategie-Genre. Nun ist es also Zeit, dass Games Workshops jüngstes und modernstes Kind seine Emanzipation erfahren soll. Und mit was für einem Donnerschlag das gelingt!

Das Gameplay

Zum Start des Spiels stehen vier verschiedene Fraktionen in vier verschiedenen Spielmodi zur Verfügung. Natürlich dürfen in einem Age of Sigmar Spiel die Posterboys nicht fehlen und deshalb stellen die Stormcast Eternals die erste Fraktion. Diese haben in der Regel wenige Einheiten auf dem Feld und sind sehr langsam, dafür sind sie schwer gepanzert und teilen guten Schaden aus. Außerdem haben wir eine Auswahl aus 3 Charakteren, die alle extrem nützliche Fähigkeiten mit auf das Schlachtfeld bringen. Die zweite Fraktion sind die Kruleboyz der Orruk Warclans. Diese haben einen sehr aggressiven Spielstil, können dafür nur sehr wenig einstecken. Wir können hier mit Giften arbeiten, dem Gegner Hinterhalte legen und unsere Einheiten mit Guerilla Taktiken auf dem Schlachtfeld zum Sieg führen. Die Geister des Nighthaunt stellen die dritte Fraktion dar, die sich vor allem durch ihre Masse auszeichnet. Für jede Einheit, die der Gegner aufs Feld stellt, stellen wir 2. Für jeden Nahkampf, den der Gegner beginnt, beginnen wir 2. Wir haben hier viele billige Einheiten, die wir schnell und effizient nachproduzierten können, sodass wir kaum eine Pause haben die wir dem Gegner zugestehen müssen. Dafür ist unser verursachter Schaden relativ gering. Die letzte und erst kurz vor dem Release des Spiels angekündigte Fraktion sind die Disciples of Tzeentch. Die dämonischen Horden des Chaos Gottes des Wandels stechen vor allem mit einem horrenden Schadensoutput im Fernkampf hervor. Außerdem können wir Magie wirken, die ganze Areale auf der Karte beeinflusst. Diese Armee ist der Inbegriff einer Glaskanone und spielt sich, meiner Meinung nach, mit Abstand am spaßigsten. Als ultimative Einheit können wir einen Lord of Change rufen, der mit seinen Zaubern ganze Kolonnen an Gegnern aus dem Weg räumen kann. Allerdings nur, wenn wir eine gewisse Distanz zum Gegner einhalten können, denn sonst werden unsere Fähigkeiten deaktiviert und wir schlagen mit einem Stab auf den Gegner ein… wie war der Cobra Kai Leitspruch doch gleich? „Strike first, strike hard, no mercy“.

Diese super vielseitigen und abwechslungsreichen Armeen können wir in vier verschiedenen Modi in die Schlacht schicken. Während wir in der Kampagne die Geschichte der Rückeroberung Ghurs erleben, können wir im Eroberungsmodus die Landkarte erobern und unsere Armee immer weiter steigern und verbessern, bevor wir in einen finalen Bosskampf gehen. Gefechte sollten relativ selbst erklärend sein. Wir nehmen eine Fraktion und spielen auf einer zufälligen Karte gegen eine andere. Nicht mehr und nicht weniger. Zuletzt gibt es dann noch den Multiplayer Modus in dem wir wahlweise im 1vs1 oder 2vs2 gegen die KI oder menschliche Spieler antreten können. 

Wie sieht aber letztendlich eine Runde in Realms of Ruin aus? Gute Frage! Wir beginnen das Spiel mit einem Lager (sehr stark angelehnt an unser Zelt in Warcraft 3) und unserem Commander mit einer Leibwache. Ziel ist es nun, so schnell wie möglich Boden zu machen, denn das Tempo des Spiels ist inzwischen, nach der Anpassung in der Beta, sehr hoch. Es wird während der nächsten 10 – 20 Minuten wenige bis keine Verschnaufpausen geben und das macht einfach unglaublich Spaß! Während unsere ersten Truppen also die super wichtigen Primärziele (Age of Sigmar Spieler werden jetzt aufhorchen) einnehmen, kümmern wir uns hinten um die Beschwörung unserer ersten Einheiten. Diese sind in verschiedene Tiers aufgeteilt, die wir jeweils mit dem Upgrade eines Lagers freischalten. Gleiches gilt auch für Aufwertungen wie Schaden oder bestimmte Fähigkeiten (die Age of Sigmar Spieler auch alle kennen werden). Diese Stufen sind nach 4 Upgrades alle freigeschaltet und geben uns Zugriff auf immer stärkere Einheiten und Upgrades. Bei den Stormcast Eternals können wir einen Sturmdrachen beschwören und bei Tzeentch den bereits erwähnten Lord of Change. Das Ganze können wir mit zwei Ressourcen bauen, die sich aus Reichssteinen und Befehlspunkten zusammensetzen. Auch diese Ressourcen sind 1:1 aus dem Tabletop übernommen und erfüllen dieselben Zwecke. Möchten wir also eine Fähigkeit unserer Einheiten benutzen, bezahlen wir in der Regel mit Befelspunkten, damit wir diese auslösen können. Hier wird also von uns verlangt, dass wir unser Mikromanagement nicht nur auf unser Lager ausrichten, sondern die Einheiten ebenfalls mit einbeziehen, denn das Höllentor des Lord of Change kostet beispielsweise 400 Befehlspunkte! Das dauert, bis man die gesammelt hat, dafür bekommt man quasi einen fertigen Atomschlag in die Armee des Gegners. Entscheidungen müssen hier also sorgfältig getroffen werden, obwohl wir die ganze Zeit den Druck im Nacken haben, weil die KI und der menschliche Gegner ständig nach vorne preschen. Apropos KI… die ist wirklich sehr stark aktuell und sollte meiner Meinung nach noch einmal angepasst werden. Vor allem Anfänger werden hier echt vor eine Mauer laufen, denn selbst in der Kampagne fängt diese an brutal Druck aufzubauen und das Spiel geht bereits in der ersten Minute auf Konfrontationskurs. Genreneulingen oder wenig Spielenden empfehle ich hier mit dem leichtesten Schwierigkeitsgrad anzufangen, denn die Missionen sind sehr schnell sehr knackig.

Bugs, Technik und andere Elemente des Spiels

Während meiner Zeit, in der ich das Spiel bereits testen konnte, sind mir ehrlicherweise keine Bugs aufgefallen, geschweige denn, dass ich mal Probleme bei den FPS oder der Internetverbindung hatte. Das Spiel läuft butterweich, sowohl auf dem PC als auch auf den Konsolen. Die Engine braucht sich auch nicht verstecken, denn das Spiel sieht nicht nur unverschämt gut aus, sondern klingt auch großartig. Wenn unsere Stormcast Eternals Annihilators mit ihrer dicken Plattenrüstung aus dem Orbit als Meteor auf das Schlachtfeld knallen oder der Mournghul des Nighthaunt sein dunkles Brüllen ertönen lässt, zeigt das Spiel was es kann. Dazu kommt ein stimmiger Soundtrack und eine exzellente Vertonung der Cutscenes, auch wenn meine Kritik aus dem Beta Preview bestehen bleibt. Die Agenda von Games Workshop, gnadenlos alles zu übersetzen, sorgt auch hier für teilweise absurde Namensgebungen und Dialogzeilen. Veteranen des Tabletops, die wie ich eher auf die englischen Regelwerke zurückgreifen, werden hier ihre Probleme bekommen, denn Einheiten haben teilweise so willkürlich andere Namen im Deutschen, dass man sich suchend durch die Tooltipps klickt. Hier empfehle ich wirklich den englischen Client zu installieren und mit der, ebenfalls großartigen, englischen Vertonung zu spielen.

Die Entwickler von Frontier Development haben nicht nur gezeigt, wie gut sie das Spielsystem Age of Sigmar verstanden haben, sondern sie zeigen ebenfalls wie eng ein Entwickler mit seiner Community zusammenarbeiten kann. Auf dem offiziellen Discord Server des Spiels sind Mitarbeiter des Teams täglich im Austausch mit der Community und verbessern sehr zügig die Kritikpunkte, die sie dort bekommen. Außerdem werden explizit Wünsche und Ideen für kommende Erweiterungen oder Patches gesammelt. Das gilt nicht nur für spielbare Fraktionen, sondern auch für Spielmodi, Tools und Karten, sowie für technische Features, wie der Anzeige von Statistiken oder Einheitenstats. Diese sind bisher nämlich nicht im Spiel enthalten. Dennoch wurde seit der Alpha im Sommer sehr viel Feedback umgesetzt und einige Aspekte des Spiels wurden noch einmal überarbeitet. Hier kann ich nur sagen: Weiter so Frontier! 

Die Community hatte damals nach der Alpha das Spiel so beschrieben: „Es ist eine Mischung aus Dawn of War 2 und Schlacht um Mittelerde“. Inzwischen würde ich diese Behauptung weitestgehend bestätigen. Viele Elemente aus diesen beiden Spielen finden wir in Realms of Ruin wieder. Das ist auch einer der Gründe warum das Spiel so viel Spaß macht. Es ist angenehm neu, bricht mit Genrestandards und fängt den Stil der Tabletop Vorlage mit Perfektion ein. Wir haben viele Spielstunden an Spaß bereits enthalten. Das Spiel läuft fehlerfrei und bietet super viel Abwechslung. Ja, natürlich wird es noch weitere DLCs geben, die neue Einheiten oder Fraktionen mitbringen, aber die sind nicht zwingend notwendig. Viele Boni die wir aktuell freischalten können sind kosmetisch und geben keinerlei Vorteile im Spiel. Wer ein Auge auf Discord hat, wird erahnen, welche Dinge in den ersten DLCs kommen werden.

Age of Sigmar: Realms of Ruin Livestream! Kampage und ein erster Überblick über das Spiel

Jan von Adeptus Stammtisch stürzt sich heute in die Kampagne von Realms of Ruin und geht mit euch gemeinsam auf die Features des Spiels ein.

Fazit

Wertung - 9

9

So bleibt mir eigentlich nur zu sagen: “Ja, Realms of Ruin ist wirklich so gut!“. Ich will ehrlich sein. Meine Erwartungen wurden um ein Vielfaches übertroffen. Es gibt für mich wenige Kritikpunkte und diese sind auch schnell und einfach zu beheben, ja sind vielleicht zur Veröffentlichung dieses Reviews bereits behoben. Aus diesem Grund kann ich jedem nur empfehlen einen Blick auf das Spiel zu werfen, der auch nur ein wenig an Echtzeitstrategie interessiert ist. Erwartet aber nichts, was sich an den letzten Jahren und der Standardkost orientiert, denn das werdet ihr hier nicht finden.

Genre: Echtzeitstrategie
Entwickler: Frontier Developments
System: PlayStation 5, Xbox Series, Microsoft Windows
Erscheint: erhältlich
Preis: ca. 60 Euro

 

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