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James Gunn und Peter Safran über ihre Vision für das „neue“ DCU

Gestern stellten James Gunn und Peter Safran ihre Projekte für das „neue“ DC-Film-, Serien- und Videospieluniversum per Video vor. Gleichzeitig fand auch eine Pressepräsentation statt, aus der nun mehr und mehr Informationen, die über die Projekte selbst hinausgehen, bekannt wurden. Hier die interessantesten Punkte:

Beide Männer ziehen ihre Schlüsse aus ihrer Zeit bei Marvel, aber auch aus den bisherigen DC-Projekten. Der vielleicht wichtigste Schluss: Kein Projekt soll das grüne Licht erhalten, bevor es nicht weit genug fortgeschritten ist. Es sei ein Fluch der modernen Filmproduktion, dass vor allem Flaggschiff-Filme und Sequels meist einen Termin erhalten, bevor es überhaupt ein Team dafür gibt. Gunn betonte, dass er sich selbst als Autor sieht, und deshalb wird er keinen Film umsetzen, bevor es nicht ein fertiges Script gibt – und er sich nicht davor scheuen würde, Startdaten zu verschieben, wenn das Drehbuch nicht vor Drehstart abgeschlossen ist. Seiner Meinung passiere das viel zu oft und sei der Grund dafür, dass die Filme in den letzten Jahren schlechter geworden seien als vor 20, 30 Jahren. Deshalb gäbe es aktuell auch nur ein Startdatum im gesamten Line-up – Superman: Legacy mit einem Kinotermin am 11. Juli 2025. Neue Projekte würden erst ein Datum erhalten, wenn die Drehbücher soweit seien. Generell will er die Position des Autors im Team aufwerten – man betone immer die Darsteller und Regisseure, nun sollen auch die Schreiber einen Platz im Rampenlicht bekommen und besser eingebunden werden.

Das Problem mit den Drehbüchern sei auch, so Gunn weiter, der wahre Grund für die Superhelden-Müdigkeit im Kino. „Viele dieser Filme werden gemacht, ohne dass der dritte Akt geschrieben ist. Und dann werden sie geschrieben, während die Produktion läuft. Sie werden im Vorbeigehen erfunden. Und dann sieht man eine Menge Leute, die sich schlagen, und es gibt keinen Fluss für die Action“. Safran bestätigt, es handle sich eher um eine Müdigkeit schlechten Filmen gegenüber.

Um dieser Müdigkeit vorzubeugen, wollen die beiden die Art der Stories, die erzählt werden, diversifizieren. „Man kann nicht immer dieselbe ‚Guter Typ, böser Typ, großes Ding am Himmel, die guten Typen gewinnen‘-Geschichte erzählen“, sagt Gunn. Man müsse moralisch komplexere Handlungen erzählen. Man brauche Geschichten, die nicht nur vorgeben, andere Genres zu sein, sondern andere Genres sind. Das bedeutet auch, anderen Filmemachern stärkere Stimmen zu geben. Das neue DCU sei eben nicht das Gunn-verse, sondern soll Platz für individuelle Stimmen von Autoren und Regisseuren bieten, ohne dass er etwas daraufsetzt.

Warum DC in den letzten Jahren weniger erfolgreich war als Marvel? Auch darauf hat Gunn eine Antwort: Man habe die DC-Marken zu freimütig in alle Richtungen verteilt, sodass die Marke durch zufällige, nicht verbundene und oft nicht ganz fertig durchdachte Adaptionen unnötig strapaziert wurde. Als Beispiele nannte er dabei unter anderem das Arrowverse, die Snyder-Filme, den Justice League-Film unter Joss Whedon, aber auch The Batman und The Suicide Squad sowie Flopps wie Black Adam und Birds of Prey. Man habe nicht auf das Gesamtkonzept geachtet, sondern die Marken hergegeben, als wären sie Gastgeschenke an jeden Macher, der die Verantwortlichen anlächelte. Das werde sich jetzt ändern.

Trotz der Tatsache, dass die DC-Filme von Warner Bros. produziert werden, ist nicht gesagt, dass alle Projekte auch auf einem Warner Bros-Kanal veröffentlicht werden – gerade bei den Serien sei hier Platz für Alternativen. Safran erklärte, dass nicht zwangsläufig neue Serien auf HBO Max erscheinen müssen, sondern man auch überlegen könnte, Projekte auf Amazon, Hulu oder Netflix zu veröffentlichen, wenn es Sinn machen sollte. Das würde auch Möglichkeiten bieten, ein größeres Publikum anzusprechen.

Vor den neuen Projekten von Gunn und Safran stehen noch vier weitere Filme für DC an, die noch vor ihrer Zeit in Produktion gingen. Beide betonen, dass sie mit diesen Filmen sehr zufrieden seien; Gunn fügte hinzu, dass es durchaus Möglichkeiten gäbe, dass Jason Momoa weiter als Aquaman zu sehen sein könnte, und auch für Ezra Miller gäbe es die Chance, als Flash zurückzukehren – der Fokus liege aber auf der psychischen Gesundung des Darstellenden. Erst danach könne es Gespräche über die Zukunft geben. Ebenfalls eine mögliche Zukunft gibt es für den Superman-Film von J. J. Abrams, der (wie auch The Batman II und das kommende Joker-Sequel) als Elseworlds-Film (und damit außerhalb der DCU-Kontinuität) erscheinen würde. Keine Chance sieht Safran hingegen für den abgedrehten, aber dann eingestampften Batgirl-Film. Dieser sei qualitativ einfach nicht veröffentlichbar gewesen und hätte DC und den involvierten Personen geschadet. Man sei aber mit den Regisseuren weiter im Gespräch über neue Projekte und die Autorin Christina Hodson sei sogar Teil des aktuellen DCU-Writing Rooms. Und Batgirl werde im neuen DCU natürlich einen Auftritt haben.

Direkte Worte – aber das sei, wie Gunn erklärte, sein Stil: Im Gegensatz zu Kevin Feige bei Marvel wolle er offen und zugänglich sein und auch offen sagen, wenn etwas falsch laufe. Und ja, er werde auch in Zukunft falsche Gerüchte auf Social Media widerlegen. Das würde ihm persönlich Spaß machen.

Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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