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Interessante Fakten und Kuriositäten des Hollywood-Streiks

Eigentlich ist in Hollywood bereits allen das Lachen vergangen: Die Autoren streiken seit Mai, die Schauspieler seit Juli, und damit steht eine ganze Industrie nahezu still. Dennoch haben sich einige Kuriositäten herausgebildet, von denen wir einige für euch zusammengefasst haben.

  • Während fast ganz Hollywood stillsteht, wird an einer Front fleißig weitergedreht: Klassische Daily Soaps im Still von Days of Our Lives oder General Hospital dürfen weiter produziert werden. Warum? Weil Schauspieler dieser Sendungen vom National Code of Fair Practice for Network Television Broadcasting (kurz: Network Code) erfasst werden und aufgrund dessen trotz des Streiks weiterdrehen dürfen. Allerdings umfasst dieser Code nicht die Autoren, weshalb auch hier nach einigen Wochen die Drehbücher ausgehen; um eine Unterbrechung zu vermeiden (die lange gar nicht aufgefallen wäre, da diese Daily Soaps oft drei bis vier Monate vorab produzieren), setzt man deshalb auf „Scab Writers“ – also Streikbrecher, die mit Konsequenzen der Autorengilde rechnen müssen.
  • Ein ähnliches Problem haben übrigens auch Quizsendungen: Zwar dürfen die Quizmaster und Kandidaten weiterhin drehen, doch die Autoren haben auch hier die Arbeit niedergelegt. Deshalb wird es bei der US-Version von Jeopardy! in der kommenden Staffel recycelte Fragen geben, wie die Macher nun verkündeten. Und sogar die Kandidaten werden schon bekannte Gesichter sein, da es „unfair wäre, neue Kandidaten zu haben“, wie Showrunner Michael Davies erklärte. Deshalb werde man unterlegenen Kandidaten aus den Vorsaisonen eine Chance bieten. Das heißt: Wenn gedreht werden kann, denn Host Mayim Bialik (The Big Bang Theory) weigert sich, eine Streiklinie zu durchbrechen, und auch Co-Host Ken Jennings wird nun dazu gedrängt, sich dem anzuschließen.
  • Weil wir es gerade erwähnt haben: Ein erstaunliches Durcheinander gibt es zwischen Network Code und SAG-AFTRA-Mitgliedschaft bei Quizshows und Reality-Competitions. Hier ist der finale Stand noch nicht ganz klar, aber man geht davon aus, dass zwar das Hosten und ein Gastauftritt (ohne Bewerbung eines Studio-Produkts) erlaubt sind, nicht aber die Teilnahme als Kandidat an Shows wie Dancing With The Stars oder The Masked Singer.
  • Auch das legendäre Alien muss sich mit dem Streik auseinandersetzen: Die Alien-Serie für FX wird seit 19. Juli in Thailand gedreht. Dabei handelt es sich grundsätzlich um eine Produktion, die nach britischen Equity-Regeln gedreht wird, was die Lage kompliziert macht: Equity-Mitglieder dürfen sich dem Streik nicht anschließen, weshalb diese weiterhin für Produktionen zur Verfügung stehen müssen, während SAG-AFTRA-Gildenmitglieder keiner Arbeit für ein Studio/einen Streamer der AMPTP nachgehen dürfen. Deshalb wurde der Drehplan massiv angepasst, damit möglichst lange nur mit lokalen bzw. Equity-Schauspielern gedreht werden kann – wie man dies durchhält, bevor man den Dreh mangels der restlichen Darsteller unterbrechen muss, steht in den Sternen. Da die Scripts schon fertiggestellt sind, hat immerhin der Autorenstreik keine Auswirkungen auf diesen Dreh.
  • Der Status als Equity-Produktion mit vor allem Equity-Schauspielern ist es übrigens auch, was die Fertigstellung von House of the Dragon Staffel 2 ermöglicht hat. SAG-AFTRA-Darsteller mussten hingegen die Arbeit ebenso niederlegen wie die Autoren.
  • Tatsächlich gibt es aber natürlich auch Ausnahmen, wo Dreharbeiten amerikanischen Schauspielern nach wie vor offenstehen. Hier kommt es oft auf Spitzfindigkeiten an: So gab es eine Ausnahmegenehmigung für die Apple+-Serie Tehran, da diese von einer israelischen Firma produziert, in Griechenland gedreht wird und Apple (das als Streamer von der AMPTP vertreten wird) nur die internationalen Rechte besitzt.
  • Auch das Jesus-Drama The Chosen, das eine Heimat im völlig veränderten Line-Up von The CW gefunden hat, darf weiter gedreht werden, da es völlig unabhängig via Crowdfunding produziert wird – auch wenn es nun auf einem Networksender zu sehen sein wird.
  • Generell gilt: Ist eine Produktion wirklich unabhängig, also nicht von einem AMPTP-Studio produziert, stehen die Chancen auf eine Ausnahmegenehmigung gut. Dementsprechend rechnen einige Kenner der Szene damit, dass es zu einem Höhenflug von Indie-Filmen und -Serien kommen könnte – gerade, wenn die Streiks länger andauern werden.

Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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