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Update: Hollywood-Streik: WGA und Studios wieder am Verhandlungstisch

Kommt vielleicht doch wieder Bewegung in die Verhandlungen zwischen der Autorengewerkschaft WGA und den Studios? Nur eine Woche nach dem letzten Meeting, bei dem besprochen wurde, ob die Wiederaufnahme von Verhandlungen Sinn machen würde, treffen sich WGA und AMPTP erneut – diesmal auf Einladung der Studio-Vertretung. Man rechne dabei mit Antworten der Studios auf die Forderungen der WGA, die beim letzten Mal erhoben wurden, erklärte die Autorenvertretung. Die AMPTP hatte diese erst mit den Mitgliedern besprechen wollen. Ob es eine Annäherung gibt, beibt fraglich: Die Autorengilde fordert weitreichende Verbesserungen für ihre Mitglieder, neben besserer Mindestgehälter und einer deutlich stärkeren Bezahlung für Streaming unter anderem auch Mindestgrößen von Autorenteams und Schutz gegen KI, während die AMPTP vor allem ein Problem mit den Teamvorgaben (und dabei auf Solo-Projekte von Autoren verweist) hat und über KI nur unverbindlich sprechen will. Auch bei der Bezahlung wird man wohl nicht an die Forderungen der Autoren heran gehen wollen, sondern verweist auf die Ergebnisse mit den Regisseuren (kaum verwunderlich, denn schlägt die WGA hier ein besseres Ergebnis heraus, würde auch dieser Vertrag daran angepasst werden, da es entsprechende Regelungen gibt).

Gleichzeitig wissen beide Teams, dass sie den (auch zeitlichen) Bogen nicht überspannen dürfen. Schon jetzt häufen sich Berichte von Gildenmitgliedern, die in Finanznöte rutschen, Firmen, die an Filmproduktionen beteiligt sind, beklagen teilweise kritische Einnahmensausfälle – und sogar die britische Filmindustrie beschwert sich mittlerweile, dass man so sehr von den Amerikanern abhängig sei, dass der dortige Streik starke Auswirkungen auf die eigene Wirtschaft hat; immerhin stehen auch in England bereits zahlreiche Produktionen still, da auch bei Auslandsproduktionen für amerikanisches Studios WGA-Autoren und SAG-AFTRA-Darsteller ihre Arbeit niederlegen mussten – mit ähnlichen Problemen wie in den Staaten. Gleichzeitig beginnt die Content-Pipeline der Studios langsam auszutrocknen – die Wahrscheinlichkeit, dass im Network-TV in dieser Saison (September bis Mai) noch neue Serien zu sehen sein werden, schwindet von Tag zu Tag, und auch im Kino werden Verschiebungen von eigentlich fertigen Produktionen überlegt, da während des Streiks Promotion mit Darstellern unmöglich ist und es wohl selbst nach einem Streikende wieder ein wenig dauern könnte, bis fertig gedrehter Nachschub bereit ist. Dennoch rechnen Beobachter damit, das der Streik im ungünstigsten Fall noch bis Jahresende dauern könnte …

Update: Wie erwartet hat die AMPTP bei der gestrigen Verhandlungsrunde ein Gegenangebot vorgelegt. Das gab die WGA in einem Statement an ihre Mitglieder bekannt. Dieses wird nun evaluiert und man wird – und das ist wohl die beste Nachricht in der Mitteilung – nächste Woche in einer weiteren Verhandlungsrunde eine Antwort übermitteln. Ãœber den Inhalt des Angebots gibt es hingegen Stillschweigen und man verweist auch darauf, dass man in der nächsten Zeit nicht jedes Detail der Verhandlungen den Mitgliedern und der Öffentlichkeit preisgeben wird, bis man etwas Signifikantes zu berichten hat oder das Management [die Studios, Anm.] der Meinung ist, mit Medien das Narrativ des Streiks zu manipulieren. Die WGA hält aber gleichzeitig fest, dass die Gewerkschaft jederzeit das Recht habe, mit ihren Mitgliedern darüber zu sprechen, was sie wissen müssen.

 

Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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