FilmNews

Hollywood-Streik: Schauspielergewerkschaft regelt Halloween-Kostüme

Während hierzulande der „zu amerikanische Brauch“ immer noch von einigen Teilen der Bevölkerung sehr skeptisch gesehen wird, ist es in den USA ein Feiertag mit großer Tradition: Halloween. Doch selbst dieser Feiertag mit Verkleidungen, Kürbissen und natürlich „Trick or Treat“ steht dieses Jahr unter dem Eindruck des Hollywood-Streiks – zumindest für die Mitglieder der Schauspielgewerkschaft SAG-AFTRA. Diese hat nämlich jüngst eine Guideline veröffentlicht. Der Inhalt? Das passende Kostüm für Halloween. Konkret geht es darum, dass die Schauspieler aufgrund des Streiks keine Werbung für bestreikte Projekte machen sollen – und das schließt natürlich eine Vielzahl an Kostümen aus. Barbie ist ebensowenig eine Option wie die Mitglieder der Addams-Family; Charaktere aus animierten Serien sind okay (da diese nicht bestreikt werden), aber zumindest gewisse Superhelden trotz ihrer Comic-Wurzeln verpönt, weil sie mit den Filmen von Disney bzw. Warner Bros. in Verbindung gebracht werden. Zugegebenermaßen verbietet die Gewerkschaft diese Kostüme nicht ausdrücklich, aber bittet zumindest darum, dass keine Fotos in solcher Gewandung gepostet werden. Da jedoch nicht ausgeschlossen werden kann, dass bei Trick or Treat oder auch nur einer Party solche Bilder entstehen, ist zu erwarten, dass wir diesmal (so der Vorschlag der SAG-AFTRA) generalisiertere Kostüme sehen werden – Geister, Zombies, Spinnen, etc. -, um nicht als Streikbrecher dazustehen. Oder, wie Ryan Reynolds als Reaktion postete: Er freue sich schon darauf, seine Achtjährige den ganzen Abend lang als „Streikbrecher“ zu beschimpfen.

Diese Vorlage mag als Kuriosum gelten, aber es zeigt auch, wie verfahren die Situation zwischen Schauspielern und Studios seit nunmehr fast 100 Tagen des Streiks ist. Der kurzfristige Optimismus nach dem Ende des WGA-Streiks und der Aufnahme von Verhandlungen ist nach der erneuten Unterbrechung verflogen. Vor allem die Studio-Vertretung AMPTP verweist auf überzogene Forderungen der Schauspieler vor allem im Bereich der Streaming-Entschädigung, aber die SAG-AFTRA kontert, dass die Studios die Zahlen maßlos übertrieben haben und man nicht verstehen könne, warum die Studios die Verhandlungen einseitig unterbrochen haben. Mittlerweile bauen alle Gewerkschaften Hollywoods Druck auf die Studios auf, die Verhandlungen fortzusetzen, da auch ihre Mitglieder (darunter neben den Autoren und Regisseuren auch die IATSE, die viele Teilbereiche wie Stagehands, Masken-, Bühnen- und Kostümbildner vertritt, Teamsters, Hollywood Basic Crafts und die American Federation of Musicians) unter dem Streik leiden würden. Kürzlich boten sogar A-List-Schauspieler unter der Führung von George Clooney an, den Streik zu beenden, indem man die aktuell bestehende Obergrenze der Mitgliedsbeiträge an die Gilde aufhebt. Das würde Top-Verdiener wie eben auch Clooney selbst natürlich treffen, aber gleichzeitig Geld freispielen, mit dem die Gilde aus diesen Mitteln heraus alle Mitglieder absichern und so den Studios weiter entgegen kommen könnte. SAG-AFTRA-Präsidentin Fran Drescher musste diesen Vorschlag allerdings ablehen – aus rechtlichen Gründen, wie sie betonte, da die gesetzlichen Grundlagen für eine Gewerkschaft es nicht zulassen, dass Beiträge von Mitgliedern (und nicht Arbeitgebern) für Benefits von anderen Mitgliedern genutzt werden.

Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"