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Hollywood-Streik: Schauspieler lehnen Last, best and final Deal ab (Update: Gespräche und Anpassungen)

Last, best and … not so final? Auch wenn sich viele Hollywood-Fans genauso wie die Studios, Schauspieler und andere Kreative, deren Arbeit oft direkt vom Streik betroffen sind, eine Lösung gewünscht hätten, hat die Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA nun das von den Studios so titulierte letzte Angebot ausgeschlagen. Die Gilde wandte sich an ihre Mitglieder und erklärte nach langem Studium des aktuellen Studio-Vorschlages, es gäbe in dem über einhundert Seiten starken Vertrag einige Punkte, die man nicht als final titulieren könnte. Dabei soll es – glaubt man dem Hollywood Reporter – allerdings weniger ums Geld gehen als weiterhin um von Beginn an komplexe Themen wie KI. So berichtet der HR, dass der Vertrag in der von den Studios vorgeschlagenen Form Schauspielern, die nach Schema F bezahlt werden (dabei handelt es sich um die Top-Verdiener), zwar grundsätzlich ein Mitspracherecht beim Einsatz ihrer digitalen Daten für nachfolgende Projekte einräumte. Aber: Nach dem aktuellen Wording entfalle nach dem Tod eines Schauspielers diese Genehmigungsregelung, sodass die Studios umfassende Rechte gehabt hätten, aber den Hinterbliebenen kein Mitspracherecht zugestanden wäre. Eine Quelle der Schauspieler verriet dem Hollywood Reporter, dass dies wohl ein Beweis für alle Darsteller in der Top-Liga sei, dass die Gilde eben nicht nur für die Underdogs der Branche kämpft, sondern diese Verträge auch für die Spitzenverdiener wichtig seien. Dennoch sei dies vielleicht auch nur eine Frage des Wordings, um diese Schlupflöcher zu schließen, was auch in Anbetracht dessen, dass die KI-Forschung gerade in kürzester Zeit große Sprünge macht, schwierig ist.

Die gute Nachricht zum Schluss: Auch wenn Punkte offen sind, geben beide Verhandlungspartner nicht auf und verhandeln weiter. Eine Session am gestrigen Montag ging bis in die Nacht hinein und wurde als sehr produktiv bezeichnet, eine Fortsetzung ist für heute zumindest abgedacht. Immerhin haben auch manche Studio-Bosse nicht nur den Zeitdruck, dass sich das Zeitfenster für manche Produktionen schließt, sondern müssen sich schon bald ihren Investoren stellen: Sowohl David Zaslav (Warner Bros. Discovery) als auch Bob Iger (Disney) müssen diese Woche ihren neuen Quartalsbericht veröffentlichen …

Update: Laut Berichten der großen Entertainment-Webseiten standen gestern lange Verhandlungsrunden an, bei denen sich zumindest die Studioseite optimistisch zeigte, endlich einen Deal zu erreichen. In den Sessions ging es in vielen Bereichen darum, die Einigung – und den Weg zu einer weiteren Einigung – auf Papier zu bringen. Das größte Problem ist und bleibt KI, wo die Schauspielergewerkschaft „ein festes Sicherheitsnetz“ für ihre Mitglieder einfordert – schon jetzt heißt es, dass es innerhalb des Vertrages regelmäßige Treffen beider Seiten geben muss, um auf neue Entwicklungen reagieren zu können. Auch das Wording der Bestimmungen (siehe Original-Post) wurde angepasst. Die beiden Seiten sollen sich innerhalb der letzten 36 Stunden deutlich angenähert haben, wodurch eine Einigung endlich in Griffweite scheint. Dennoch hat man nach langen Verhandlungen gestern die Segel gestrichen und wird erst heute weiterverhandeln. Das sind zumindest für Bob Iger und David Zaslav schlechte Nachrichten, die heute ihre Quartalszahlen melden müssen – die Hoffnung war, dass es zuvor eine Einigung geben wird.

Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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