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Retro, Wrestling, Heavy Metal & mehr – Der etwas andere Tag auf der Gamescom 2022

Nach drei Jahren war es endlich wieder so weit: Die Gamescom wurde nicht nur rein digital abgehalten, sondern öffnete ihre Pforten in Köln wieder für alle. Da ich aus Düsseldorf komme, war es für mich keine Frage und so fuhr ich am Donnerstag mit dem Zug nach Köln. An der Messe angekommen, musste als erstes wieder das Bändchen zur Altersidentifikation besorgt werden, was sehr schnell vonstatten ging. Wartete man früher schon mal eine Stunde, waren es diesmal nur fünf Minuten. Leider ging der Einlass nicht ganz so schnell vonstatten, obwohl ich bereits vor der offiziellen Öffnungszeit da war, konnte ich erst 30 Minuten nach Öffnungsbeginn in die eigentlichen Hallen.

Allerdings eines vorweg, wer hier einen Beitrag mit angespielten Demos erwartet, ist hier falsch. Hier geht es um meinen Tag auf der Gamescom, wo ich zwar super unterhalten wurde, aber bis auf eine Ausnahme keine neuen Spiele gespielt habe.

Der Einlass fand vor dem Retro-, Indie-, Cosplay- und Family-Bereich statt, so dass ich sofort zum Retrobereich durchging. Dieser war schon gut besucht und war am ganzen Tag beeindruckend voll. Mein erster Weg führte mich zur Demo von im Herbst für Amiga 1200/ 4000/ CD32 erscheinenden Reshoot Proxima 3, die extra von Richard Löwenstein für die Messe angefertigt wurde. Leider konnte er aus terminlichen Gründen nicht selbst vor Ort sein.

Angespielt: Reshoot Proxima 3

Die Demo lief auf einem Amiga CD32 von Festplatte. Wer den zweiten Teil der Reshoot-Serie kennt, weiß ungefähr, wie die Demo aussieht. Anstatt horizontal wird das Shoot ´em Up jetzt vertikal gespielt. Laut Interview mit Richard Löwenstein aus dem Fan´Zine Amiga Germany #4 hat Reshoot Prixima 3 mit seinen Vorgängern „ so gut wie überhaupt nichts gemeinsam. Der Code ist komplett auf links gedreht, der Spielablauf vollkommen anders. Der Wechsel der Flugrichtung von horizontal auf vertikal beispielsweise verändert komplette Spielmechaniken“.

Auch Teil drei bedient sich nicht nur aus dem Gegnerfundus der vorherigen Spiele, sondern bringt auch neue Gegnertypen mit sich die noch mehr Geschosse durch die Gegend fliegen lassen. So sagte Richard Löwenstein im gleichen Interview, dass „wenn bis zu 100 Bullets über den Bildschirm schweben und das Schiff des Spielers mittendrin, dann soll sich das wie ein Ballett anfühlen“. Die Demo läuft sehr flüssig und könnte so auch auf einer aktuellen Konsole als Indie-Spiel durchgehen.

Nach besiegen des ersten Bosskampfs muss man mit dem Schiff durch eine Art Labyrinth fliegen, was große Präzision erfordert. Auch dies kann mit ein bisschen Übung gut gemeistert werden. Obwohl Reshoot R schon alles aus dem Amiga 1200/ 4000/ CD32 herausgeholt hat, sieht die Demo zu Reshoot Proxima 3 noch ein bisschen besser aus, was mit „ einige visuelle Kniffe von Richard Löwenstein erklärt wird. Ich freue mich bereits auf das fertige Spiel und werde bedenkenlos zugreifen.

Das Spiel ist noch für dieses Jahr angekündigt und soll im Idealfall zur Amiga37 Germany vom 15. bis 16. Oktober 2022 in Mönchengladbach schon erhältlich sein.

Nachdem ausführlichen Probespielen der Demo, ging der Rundgang im Retro-Bereich weiter. So waren auch dieses Jahr dank „For Amusement Only e.V.“ aus Seligenstadt wieder einige Automaten und Flippertische, inklusive den neuen Stern-Tischen, Godzilla und Strangers Things, die mit großen Bildschirmen, ganze Videos abspielen und dank Insider Connect Achievements freigespielt und Highscores abgespeichert werden können, zum kostenlosen Ausprobieren vorhanden, die auch regelmäßig von Personal gereinigt wurden.

Um 12.00 Uhr trat Vault Kid mit seinem Game Boy auf der kleinen Bühne der Retro-Area auf. Er spielte eine halbe Stunde bekanntere und unbekanntere Remixe von Spielen zusammen mit seinem gelben Game Boy. Es ist immer wieder faszinierend, wie mit Hilfe eines Game Boys, anstatt eines Turntables, Musik gemacht wird. Folgend ein Liveset im Rahmen der Gamescom 2020.

Auf der gleichen ebene war auch der Family and Friends-Bereich, wo Lego diesmal mitmischte. So gab es neben großen Nintendo Figuren und Nintendo-Sets auch eine Ecke zum Spielen mit Lego für die Kinder. Ebenso gab es einige Switch-Stationen mit Just Dance und andere Kindgerechte Spiele dort zu finden. Da der Bereich nie überfüllt war, konnten hier Eltern mit ihren Kindern gut einige Sachen ausprobieren.

Im unteren Bereich der Halle 10 war die Cosplay Area, wo es neben Vorträge auch eine Reparaturanlaufstelle für kleine defekte an der Kleidung oder Accessoires gab. Beeindruckend war der Stand mit den Transformers. Die Kostüme sahen sehr echt aus und die Bewegungen standen den echten Transformers in nichts nach. Wer nicht gesehen hat, dass dort Menschen drinsteckten, hätte meinen können, die wären mechanisch.

Auch kostenlose Fotos waren möglich. So konnte man sich ein Kostüm aussuchen und vor einer riesigen Leinwand als Dämon oder Anime-Figur sich ablichten lassen. Auch eine Kulisse zu Return to Monkey Island war vorhanden, wo man sich als Pirat hätte fotografieren lassen können.

In Halle 5 gab es wieder die Merchandise Area, wo alles rund um Animes, Mangas und Spiele-Merch angeboten wurde. So konnten Bücher, Figuren, Brettspiele, Cosplay oder Haustürmatten zu Messepreise erworben werden. Wer genug Geld hat, kann dort ein Vermögen ausgeben und sich den ganzen Tag aufhalten. War 2018 noch das glückbringende Kackhaufen, in Japan steht Kanji Un für Glück und Kanji Unko für Kacke, der Verkaufsrenner, ist es nun ein riesiger Plüschpenis, der weicher als jeder andere Plüsch und daher ideal zum Kuscheln geeignet sein soll.

Sicherlich auch Dank der netten Dame, die den ganzen Tag mit so einem Ding vor dem Laden gekuschelt hat, sind einige dieser Dinger verkauft worden.

Es gab aber auch die Hallen mit den großen Spieleherstellern. So hatte THQ Nordic einer der größten Stände auf der Messe. Sie zeigten ihre kommenden Spiele jeweils auf einem eigenen Stand mit großer Leinwand und den passenden Trailer und man konnte die Spiele auch selbst ausprobieren. Zu sehen waren Alone In The Dark, Wreckreation, mit passendem Wettbewerb, so konnten auf einer Bühne zwei Leute zwei Runden lang gegeneinander fahren, wobei der Sieger eine große Ãœberraschungskiste gewann, Tempest Rising, Spongebob Squarepants – The Cosmic Shake, mir persönlich gefällt der neue Grafikstil nicht, Destroy All Humans! 2 – Reprobed, Outcast 2 – A New Beginning, Spellforce: Conquest Of Eo, The Valiant und auch das neue Wrestling Spiel AEW Fight Forever von den ehemaligen WWE-Spielemacher Yuke’s.

Das Besondere daran war nicht nur ein aufgebauter AEW-Wrestling Ring, sondern sie hatten auch gleich vier Wrestler, einen Schiedsrichter und einen Announcer mit dabei. Drei der vier Wrestler waren früher auch häufig bei der Wrestling Promotion aus Oberhausen, WXW (Westside Xtreme Wrestling) zu sehen. So standen von 13.00 bis 15.00 Uhr die Wrestler The Fallen Angel Christopher Daniels, Colt Cabana, Angélico und aus der Dark Order Evil Uno zusammen mit dem Referee Rick Knox und als Announcer Peter Avalon zu einer Autogrammstunde zur Verfügung. Falls sich jetzt jemand Fragen sollte, wer nun bei der WXW dabei war, es waren die Wrestler Christopher Daniels, Colt Cabana und Angélico gewesen, die ich früher schon bei WXW sehen durfte.

Es kam aber noch besser. So wurde um 17.00 Uhr ein kleines Exhibition Match mit den Anwesenden Wrestlern abgehalten. So kämpften Christopher Daniels gegen Evil Uno in einem 12-minütigen Match gegeneinander, wobei man allerdings nicht allzu viel zeigte und sich größtenteils auf Matten Wrestling beschränkte. Am Ende gewann Christopher Daniels gegen Evil Uno.

Das zweite Match wurde dann von Colt Cabana und Angélico bestritten und wie bei Matches mit Colt Cabana üblich, gab es einige Comedy-Momente. Auch hier gab es keine Highflying Moves, das Match konnte trotzdem überzeugen und wurde ebenfalls nach knapp 12 Minuten durch den 3-Count gegen Angélico von Colt Cabana beendet.

Das Ganze wurde von mindestens drei Kameraleuten gefilmt und die Wrestler hatten ihre AEW-Entrance-Videos mit dabei, dadurch bekamen die Auftritte etwas mehr Professionalität. Die Show dauerte etwas über 30 Minuten und war, obwohl nichts Besonderes geboten wurde, war es für eine Gamescom Veranstaltung doch recht nett. Ein wenig erinnerte die Show an kleine Independent Ligen aus den USA mit knapp 100 Zuschauern.

Zwischen den beiden AEW-Veranstaltungen hatte Petro Tyschtschenko, ehemaliger Angestellter bei Commodore, noch zu einer kleinen Talk-Runde im Retro-Bereich eingeladen. So erzählte er unter anderem von der Markteinführung des Commodore Amigas in Deutschland mit der Veranstaltung am 21. Mai 1986 in der Alten Oper in Frankfurt am Main, die von Frank Elstner moderiert wurde. Da Commodore dem FC Bayern München 18 Millionen D-Mark als Trikotsponsor gegeben hatte und Frank Elstner eine hohe Gage erhielt, hatte Commodore kein Geld mehr für ein Festbankett nach der Show, so dass viele Gäste enttäuscht nach Hause gingen.

Ab 1990 war Petro direkt dem Präsidenten aller Commodore-Gesellschaften Mehdi Ali unterstellt. So musste er Mehdi jeden Monat vom Flughafen Frankfurt abholen. Da er aber nicht das passende Auto fuhr, bekam er von Mehdi Ali ein S500 als Firmenwagen, nicht mal die Chefs der deutschen Niederlassung fuhren so ein teures Auto. Da Mehdi auch noch im auch telefonieren wollte, Handys gab es damals noch nicht, bekam er auch noch ein Autotelefon eingebaut. Vor den Besprechungen gingen die beiden dafür immer kostenlos in einem Hotel Frühstücken, da das Hotel keine Zimmernummer verlangte und so das Buffet für jeden offen stand. Was lernt man daraus: für eigene Bequemlichkeit war immer Geld vorhanden, nicht aber ein paar Mark für ein Frühstück.

Ebenso erzählte er von der Zeit nach der Pleite Commodore, wo er als Vertrauter Mehdi Ali‘s zur Abwicklung der Niederlassungen in Frankreich, Hongkong, Spanien und Niederlande eingesetzt wurde. Dafür wurde er und das bestehende Management von den Konkursverwaltern in Frankreich und den Niederlanden verklagt. 2008 wurde nach 14 Jahren das Verfahren eingestellt, weil er und das damalige Management beweisen konnten, dass nicht sie zur Pleite Commodore beigetragen haben, sondern die Mitkonkurrenten, wie Apple oder Atari schuld waren. Insgesamt hat das Verfahren über acht Millionen Euro gekostet, welches durch eine Versicherung bezahlt wurde. Während dieser Zeit war er noch Leiter in den nachfolgenden Amiga-Firmen, bevor er 2001, die letzte Hardware produzierende Firma, Amiga International liquidierte und sein eigenes Unternehmen gründete.

Zwischendurch ließ er auch den Konflikt mit der britischen Niederlassung durchscheinen, wobei er die Schuld für einige Misserfolge, wie dem viel zu teuren Amiga 600 und dem Mangel an Software bei der Veröffentlichung des CD32 der britischen Commodore Niederlassung verantwortlich machte und somit auch den Konkurs von Commodore, da ein erfolgreicher Start des Amiga CD32 Commodore hätte retten können- Wer sich ein bisschen mit Commodore auskennt, weiß, dass die Briten das genau andersherum sehen, da der Druck für den Amiga 600 von oben kam und die britische Niederlassung das CD32 eigentlich erst später Veröffentlichen wollten, da die britischen Softwarefirmen für exklusive Spiele deutlich mehr Zeit benötigten. Die Wahrheit liegt, wie immer irgendwo dazwischen, wobei ich David Pleasance größtenteils mehr vertrauen würde.

Ab 18.00 Uhr war dann Einlass zum kostenlosen Live-Konzert in Halle 6 zum Spiel Metal: Hellsinger , mit Disconnected als Vorband und den Studiomusikern von Two Feathers, die den Soundtrack zum Spiel beigetragen haben. Dabei arbeiteten sie mit neun bekannten Heavy Metal Sänger:innen zusammen, wovon sechs nacheinander auf die Bühne kamen. Die Schlange zum Einlass ging einmal durch das ganze Gebäude. Punkt 19.00 Uhr begann die französische Modern-Metal-Band Disconnected mit Sänger Serj Tankian von System of a Down mit ihrem 25-minütigen Auftritt.

Nach einer etwas längeren Umbaupause begann das Set zum Spiel Metal:Hellsinger. Als Band fungierten die beiden Sudiomusiker von Two Feathers Nicklas Hjertberg an der Rhytmusgitarre und Elvira Björkman am Bass, sowie Drummer Adam Janzi von Vola und Dino Medanhodzic an der Lead Gitarre. Der erste Sänger war dann Mikael Stanne von Dark Tranquility, mit Blood and Law.

Danach folgte James Dorton von Black Crown Initiate & Replacire mit Poetry of Cinder.

Dennis Lyxzen von Refused and Invsn brachte dann mit Silent No More etwas Abwechslung in das bisherige Todesblei-Set, da er etwas weniger grunzte, dafür mehr schrie. Das Stück hat leichte Doom-Passagen, ansonsten auch ganz klar aus der Richtung Melodic Death Metal.

Als vorletzter Sänger ging dann Matt Heafy von Trivium mit This Devastation auf die Bühne, der nicht nur ein Circle-Pit gefordert hat, sondern auch einen recht ordentlichen bekommen hat.

Zu guter Letzt kam dann das Highlight des Abends. Alissa White-Gluz von Arch Enemy sang das abwechslungsreichste Lied Stygia. Ein mit Klargesang und Death Metal Gegrunze perfekt vorgetragener Song.

Das Konzert war eines der Highlights auf der Gamescom 2022. Jeder der irgendetwas mit Metal anfangen kann, muss eigentlich glücklich nach Hause gegangen sein. So viele Klassesänger bekommt man nur selten an einem Stück zu sehen und zu hören. Der Sound war gut und alle auf der Bühne schienen ihren Spaß gehabt zu haben. Zieht man die halbe Stunde Umbaupause ab, bleiben etwas über 60 Minuten neue Metalmusik, die das Spiel sicherlich bereichern. Ich für meinen Teil, der vorher kaum etwas über das Spiel wusste, habe auf jeden Fall Interesse bekommen.

Der Tag auf der Gamescom war sicherlich nicht repräsentativ für einen normalen Gamescom Besuch. Manche Stände hatten Aufkleber „ab hier 2 Stunden Wartezeit“, die ich sicherlich nicht für ein Spiel warten würde. Zusätzlich konnten mit manchen Tickets Fast Lane Eingänge benutzt werden, wofür aber extra Geld kassiert wurde. Der Retro und Indie-Bereich, wo auch einiges für VR gezeigt wurde, können einen mit deutlich weniger Wartezeit ebenfalls den ganzen Tag beschäftigen und waren auch gut besucht. Die zusätzlichen Angebote wie die Talkrunden im Retro- und Cosplay-Bereich waren sehr interessant und sollten beibehalten werden. Auch die Liveauftrite von Vault Kid oder der Rock Guitar Band sind schöne Abwechslungen gewesen. Das AEW dort richtige Matches und Autogrammstunden angeboten hat, war ebenfalls so nicht zu erwarten. Das Metal-Konzert am Ende des Tages war eine richtig gute Angelegenheit, die einiges gekostet haben dürfte, aber so wohl nicht mehr stattfinden wird. Alles zusammen war es ein anstrengender, aber schöner Tag auf der Gamescom.

Einziger Kritikpunkt: Hat die Hinfahrt noch gut funktioniert war die Rückfahrt ein schlechter Witz. Freute ich mich noch darüber, dass ich sofort in den richtigen Zug einsteigen konnte, war nach 20 Minuten am Deutzer Bahnhof immer noch keine Weiterfahrt möglich. So wurden wir aus dem Zug gebeten und mussten, da angeblich Leute auf den Gleisen waren, für unbestimmte Zeit warten. Daher ging ich zu Fuß zum Kölner Hauptbahnhof, da von dort auch S-Bahnen über eine andere Strecke nach Düsseldorf fahren. Obwohl die Züge angeschlagen waren, sind diese nicht gekommen und eine Durchsage gab es auch nicht. Erst knapp 3,5 Stunden später fuhr die erste S-Bahn wieder nach Düsseldorf, welche aber auch nicht durchgegeben wurde und ich dies nur mitbekommen habe, da ich öfters die Gleise gewechselt habe, um zu gucken, ob einer der angeblich fahrenden Züge auch kommt. So war ich erst nach 0:30 Uhr zu Hause, zum Glück hatte ich mir für Freitag auch frei genommen.

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