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Brettspiel Review: The Thing

Ich erinnere mich noch als wäre es gestern gewesen, als irgendein Typ im Film Das Ding einem Kollegen den Defibrillator auf die Brust drückt, dabei durch den Brustkorb bricht und durch einen beherzten Biss eines Aliens im Brustkorb seine Hände verliert, grausig, komisch, ich bin mir da bis heute nicht ganz sicher. Und an jene die nun „Spoiler“ rufen, wer bis jetzt nicht Das Ding von John Carpenter aus dem Jahre 1982 gesehen hat, wird es vielleicht auch nicht mehr tun, wobei der Streifen für Horrorfans mit Sci-Fi Elementen nur wärmstens empfohlen werden kann.

Und so war es bei steigender Popularität von kooperativen Spielen mit Verräter*innen wahrscheinlich auch nur eine Frage der Zeit, bis ein Spiel zu diesem Film erscheint. Asmodee veröffentlichte The Thing: Das Brettspiel 2022, nachdem es zuvor von den Pendragon Studios mit knapp über 400.000 Euro auf Kickstarter finanziert wurde. Das Spiel wird ab 14 Jahren empfohlen, ist aber nachweislich ab 12 Jahren spielbar und ist von 1-8 Spielenden spielbar.

Je nach Spielendenzahl handelt es sich bei The Thing: Das Brettspiel um zwei komplett andere Spielerfahrungen. Von 1-3 Spielenden ist der Titel vollkooperativ und alle treten gegen das Ding an um gemeinsam von der Forschungsstation zu entkommen. Ganz anders geht es hingegen bei größeren Gruppen (4-8 Spielende) zu. Hier beginnt eine Person bereits als verborgenes Alien, dass die Menschen töten oder infizieren, zumindest aber die Pläne der Menschen sabotieren möchte, die restliche Gruppe will vor allem überleben, entkommen und vielleicht sogar das Alien erwischen.

Je nach Gruppengröße ist der Spielablauf im Grunde aber der Gleiche, unterscheidet sich jedoch wesentlich durch eine bestimmte Mechanik. Eine Runde läuft dabei in etwa so ab: Zu Beginn wird per Würfelwurf das Wetter festgelegt, wobei je nach Wetterlage mehr oder weniger Treibstoff für Strom und Heizung verbraucht wird und der Rettungshubschrauber schneller oder langsamer zur Rettung eilt. Das ist insofern wichtig, weil man ohne Strom nichts sieht, ohne Heizung erfriert und ohne Rettungshubschrauber wahrscheinlich über Kurz oder Lang vom Alien getötet oder selbst zu einem wird.

Falls das Alien bereits enttarnt wurde, sucht es sich nun im Geheimen aus, wo es als nächstes zuschlägt, die Spielenden wiederum entscheiden sich, in welchen Räumen sie Aktionen durchführen wollen. Dazu geben alle verdeckt Aktionskarten beim aktuellen Anführer ab, wobei diese entweder Reparieren, Benutzen oder Sabotieren sein können, falls es sich um ein noch nicht enttarntes Alien handelt. Ebenso finden nun Begegnungen zwischen Aliens, streunenden und vielleicht infizierten Hunden sowie den Spielenden statt, in denen es entweder zum Kampf oder zur heimlichen Ansteckung kommen kann. Der Anführer deckt danach die Aktionskarten auf und weist die Aktionen den Spielfiguren in deren Räumen zu. Je nach Raum kann so Treibstoff nachgelegt, Fahrzeuge betankt, Schäden repariert nach Waffen, Ausrüstung oder Bluttests gesucht, das Wetter beeinflusst  oder Räume sabotiert werden. Die einzelnen Charaktere verfügen außerdem über Spezialfähigkeiten, die es ihnen ermöglichen eine der genannten Tätigkeiten effizienter zu bewerkstelligen als andere.

Im Modus für 1-3 Spielende gibt es die oben erwähnten Aktionskarten und das damit verbundene Bluffen nicht, stattdessen wird mit drei Spezialwürfeln gewürfelt, wobei es zu positiven wie negativen Konsequenzen kommen kann, wobei die negativen Folgen, im Grunde ein erstarken des Aliens, durch kleine Opfer verhindert werden können. Auch die direkten Begegnungen, Beschuldigungen und Skepsis zwischen den Charakteren, zu denen es zwangsläufig kommt, gibt es in der kleinen Variante nicht.

Sind alle Aktionen und Begegnungen abgehandelt, treffen sich die Forschungsmitglieder nun im Aufenthaltsraum wieder, können sich verdächtigen, aber auch mittels Bluttest oder Flammenwerfer testen und so herausfinden, ob jemand aktuell Mensch oder Alien ist, was sich natürlich im Laufe des Spiels wieder ändern könnte. Danach werden noch mittels einfacher Mechanik die Hunde neu verteilt und die Runde endet.

Die Menschen gewinnen, sollten sie mittels repariertem oder herbeigerufenem Helikopter oder Schneemobil fliehen, wobei kein Alien bei der Flucht an Bord sein darf. Die Aliens wiederum gewinnen, sollten alle Menschen infiziert sein oder bei der Flucht ein oder mehrere Aliens an Bord sein.

Wie bereits erwähnt, unterscheiden sich die Varianten für 1-3 sowie für 4-8 Spielende stark voneinander, was sogar im Regelheft angemerkt wird. Mit weniger Spielenden, und ja, das Spiel ist wirklich solo spielbar, verkommt The Thing: Das Brettspiel zu einer ziemlichen Optimierungsorgie mit doch recht hohem Glücksanteil , bedingt durch das Auswürfeln der Aktionen. Was hab ich geflucht, als wir in einer Runde gut 80 % negativer Würfelergebnisse hatten. Da kann man machen was man will, man hat einfach kaum eine Chance. Das spiegelt zwar recht gut die Stimmung des Films wieder, kann aber doch recht frustrierend sein.

In der Semi-kooperativen Variante mit mehr Spielenden ist ganz klar das Bluffen die Mechanik, die den meisten Spielspaß bringt. Klar, es muss weiterhin darauf geachtet werden die Basis zu warten und seine Flucht vorzubereiten, man darf jedoch trotzdem nicht vernachlässigen, dass da draussen mindestens ein Alien ist. Kommt nun also jene Person zu mir, weil sie mir helfen will den Heli zu reparieren oder nur um mich anzustecken oder den Heli noch mehr zu beschädigen. Ob nun mit 4, 6 oder 8 gespielt wird macht hier ebenso einen Unterschied, das Balancing ist nicht ganz gelungen, was aber in verschiedenen Player-counts zu jeweils anderen Erfahrungen führt. So trifft man zum Beispiel bei 4 Spielenden nicht allzu oft auf anderen Personen.

Das Material ist gut gelungen, passt zum Thema und trotz der großen Menge an Komponenten verliert man nie den Überblick. Besonders toll sind natürlich die Miniaturen aus dem Kickstarter, die man sich aber extra kaufen kann, im Grundspiel wurden die Minis der Charaktere durch Karton Stand-Ups ersetzt. Prinzipiell entspricht die Stimmung sehr stark dem Film, wobei die comicesque Darstellung der Figuren alles ein wenig auflockert, wodurch auch jüngere Spielende gut mitspielen können.

Was mich nur wirklich lange davon abgehalten hat The Thing: Das Brettspiel zu spielen war weder das Fehlen der Kickstarter-Minis, noch der hohe Player-count von bis zu 8 Spielenden. Nein, es war die wirklich grottige Anleitung. Ich hab in meinem Brettspielleben echt viele Anleitungen gelesen, sehr oft zu weit komplexeren Spielen, aber so ziemlich jede Anleitung war besser geschrieben als diese. Nicht nur, dass die Aufteilung zwischen 1-3 oder 4-8 Spielenden teilweise etwas verwirrend ist, da sich manches nicht stark genug unterscheidet, auch der Schreibstil wirkt sehr trocken, fast schon wie eine Amtsschrift, was mich oft verzweifeln ließ. Mehrfaches konzentriertes lesen, einige Videos und viel nachsehen während der ersten Partien führte uns dennoch irgendwann zum Erfolg, da die Regeln an sich nicht besonders schwer sind.

Pros and Cons

+ thematisch entspricht das Film voll dem Spiel
+ Mechanismus zum Zuweisen der Aktionen ist gut gelöst
+ Begegnungen sind spannend und bergen viel Potential für Misstrauen
+ Interaktion ist sehr hoch, Downtime gibt es dank Kommunikation gar nicht
+ Material ist zweckmäßig und durchdacht

– Regelheft ist wirklich nicht gut, fast schon abschreckend
– 1-3 Spielenden-Modus kommt nicht ganz an den „großen“ Modus ran
– Spezialfähigkeiten der Charaktere können zu einseitigem spielen führen

Fazit

Wertung

Mit The Thing: Das Brettspiel bekommt ihr eigentlich 2 Spiele: Die kooperative Variante für 1-3 Spielende, die mehr ein Optimierungsspiel ist und etwas Spannung vermissen lässt, sowie die semi-kooperative für 4-8 Spielende, in der es ums Bluffen und Lügen geht, Zusammenarbeit aber nicht minder groß geschrieben wird. Die Stimmung und die Mechaniken entsprechen dabei weitestgehend der Filmvorlage und passen vor allem in der großen Variante gut ins Spiel. Die Würfel in der kleinen Variante bringen zwar einiges an Glück dazu, was nerven kann, aber auch noch ganz gut funktioniert. Das Material ist wunderbar, unterstützt das Spiel ganz toll, lediglich das Regelheft ist nicht ganz so gut gelungen und stellte mich vor einige Herausforderungen, da das Spiel selbst eigentlich nicht kompliziert ist, jedoch durch das Regelheft nur ungenügend gut unterstützt wird. Für große Spielgruppen die auf Hidden-traitor-Mechaniken stehen ein klarer Tip, für kleinere Gruppen gibt es sicher passenderes in dem Bereich, zum Beispiel Nemesis (Review folgt).

Genre: Deduktion, Survival-Horror
Verlag: Pendragon Game Studio, Asmodee
Spieleranzahl: 1-8
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: ab 60 Minuten
Preis: ab 46,50 Euro

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