ArtikelBrettspiel-ReviewBrettspieleHighlightNews

Brettspiel Review: Descent – Legenden der Finsternis

Dungeon Crawler sind nicht nur in Videospielen sehr beliebt, auch im Brettspiel Bereich ist dieses Genre stark vertreten. Eines der bekanntesten Spiele in dem man durch düstere Kerker schleicht und allerhand Unholde bekämpft ist Descent, welches seit 2005, die 2. Edition erschien 2012, die Herzen vieler Brettspieler*innen erfreut. Neben dem Grundspiel sind über die Jahre bereits mehrere Erweiterungen sowie Packs mit neuen Monstern und Helden erschienen. Man kann also durchaus behaupten, dass hier schon längst etwas Größeres ausstehend war. Fantasy Flight Games (Vertrieb bei uns durch Asmodee) sah das scheinbar genauso und bringt mit Descent: Legenden der Finsternis ein neues Abenteuer in Terrinoth, was jedoch nicht die 3. Edition, sondern ein eigenständiges, wenn auch der 2. Edition nicht unähnliches Spiel ist. Was sich alles in der enorm großen Spielebox befindet, wie sich das Spiel spielt und ob der doch recht hohe Preis gerechtfertigt ist, erfahrt ihr in den nächsten Zeilen. Das Review-Exemplar haben wir dankenswerterweise von Asmodee erhalten.

Vieles neu in Terrinoth

In Descent: Legenden der Finsternis übernehmen 1-4 Spielende jeweils einen oder auch mehrere Charaktere, rüsten diese in der Stadt aus, craften neue Waffen, erlernen neue Fertigkeiten, kaufen und verkaufen Zeug, reisen dann umher um Abenteuer zu bestreiten und erleben eine umfangreiche Geschichte, ganz wie in anderen Dungeon Crawlern zuvor. Die Scharmützel finden dabei auf verschieden gestalteten Maps dar, die mittels sehr modularem System schnell aufgebaut werden, auch noch ganz wie bei den Editionen zuvor. Ein großer Unterschied ist jedoch wie Fantasy Flight Games das ganze umgesetzt hat, nämlich alles ein wenig größer und überall ein wenig mehr.

Die Spielmechaniken sind hier sehr stark an die Vorgänger angelehnt, hier hat sich fast am wenigsten getan. Die Charaktere, zu Beginn ganz klassisch ein Tank, ein Fernkämpfer, ein Heiler sowie ein Magier haben jeweils 3 Aktionen zur Verfügung, wobei man sich bewegen, erkunden, kämpfen, spezielle Aktionen durchführen oder eine andere Waffe vorbereiten kann. Gekämpft wird mit Würfeln, die sich je nach Waffe unterscheiden, bessere Waffen bieten Würfel mit mehr Erfolgen darauf und vice versa. Überarbeitet wurde das Ausdauersystem, wobei man durch viele Aktionen Ausdauerpunkte aufnimmt (müde wird), durch einen Waffenwechsel oder eine Erholungspause Ausdauer wieder abgeben darf und somit wieder mehr oder andere Aktionen ausführen kann. Dieses Abwägen wieviel Ausdauerpunkte man noch aufnehmen kann, wann man rasten oder die Waffen wechseln sollte, bietet nicht nur eine neue Spieldynamik, sondern auch die Möglichkeit kleine Kombos aufzubauen.

Die App – Fluch und Segen

Den größten Unterschied zu den Vorgängern stellt ganz eindeutig die App dar. Diese übernimmt in Descent: Legenden der Finsternis so ziemlich die komplette Verwaltungsarbeit, das Storytelling samt Unmengen an Dialogen, sowie große Teile des Kampfes, was einerseits sehr viel Arbeit abnimmt, andererseits ist man dadurch gezwungen sehr viel auf einen Bildschirm zu starren. Die App gab es zwar auch schon zuvor, wobei sie jetzt noch mehr im Mittelpunkt steht, aber auch mehr bringt.

Nach einer ersten Tutorialmission setzt man sein Abenteuer in einer Stadt fort, die dann als Hub für weitere Aufträge dient. Auf der Map kann dann entschieden werden, ob man nun dem Hauptauftrag nachgeht oder aber Nebenaufträge erfüllt um Geld, Waffen und andere Schätze zu ergattern. Auf dem Weg zu einer Mission kann es dann und wann auch zu Zufallsbegegnungen kommen, bei denen man sich für eine Vorgehensweise entscheiden muss, was sich klarerweise auch auf den Ausgang dieser Begegnungen auswirkt. Auch die einzelnen Charaktere können sich so anders weiterentwickeln, wenn Entscheidungen über deren Vorgehen getroffen werden.

In der Stadt selbst gibt es vor und nach den Aufträgen jede Menge zu tun. So kann man aus den gewonnen Ressourcen etwa Tränke oder Bauteile für Waffen herstellen. Diese Teile können dann ebenfalls in der App an seine Waffen angebaut werden. Extra Karten für diese Teile braucht es nicht, die neuen und verbesserten Werte der Gegenstände werden alle zentral verwaltet und finden automatisiert bei Kämpfen Anwendung.

Hat man mal nicht alles was man zum Herstellen neuer Gegenstände braucht gibt es zum Glück auch einen Händler, der nicht nur allerhand Zeug feilbietet, sondern auch nicht benötigte Waren aufkauft.

In den Aufträgen selbst zeigt die App dann den Spielern ganz genau wie das Spielfeld aufzubauen ist und wo welche Requisiten und Gegner stehen. Eine weitere Neuheit ist nun, dass die Charaktere mit fast allem in den Levels interagieren und diese durchsuchen können. In Brunnen und auf Bäumen findet man Ressourcen oder Hinweise, diese können aber auch Fallen enthalten. Die Bewegung aller Figuren findet dabei wie zuvor nur auf dem realen Spielfeld statt, der App muss nur mitgeteilt werden, wer mit welchem Trum interagiert oder wer welchen Gegner angreift. Die App gibt aber vor, was die gegnerischen Einheiten machen, welchen Angriff sie durchführen, wen sie angreifen (falls in Reichweite) und wieviel Schaden sie verursachen. Von den Spielenden wird hier nur der Defensivwurf gewürfelt, also wie wieviel Schaden abgewendet werden kann.

Greifen die Charaktere gegnerische Einheiten an werden die Angriffswürfel geworfen und die Anzahl der Erfolge sowie die gewählte Waffe danach in die App eingegeben. Das System berechnet dann den verursachten Schaden, wobei auch noch spezielle Teile der Waffen oder Schwächen der Gegner für bestimmte Angriffe in die Berechnung einbezogen werden. Einige Waffen verursachen auch noch bestimmte Effekte, verbrennen, betäuben und mehr, auch das wird klarerweise mit Hilfe der App verwaltet.

Spielmaterial 2.0

Wirklich schön ist das Spielmaterial, was man aber von Fantasy Flight Games auch kaum anders kennt. Die Miniaturen weisen einen sehr hohen Detailgrad auf und sind sehr abwechslungsreich gestaltet, beim Grafikstil scheiden sich jedoch die Geister. Der sehr großen Box liegen zusätzlich auch jede Menge Requisiten aus Karton wie Bäume, Brunnen, Kisten, Regale, Torbögen und vielem mehr bei, was die Maps unglaublich lebendig wirken lässt. Was auch beiliegt sind diverse Säulen und Stützen, die die Levels dann auch noch in die Höhe wachsen lassen. Erkundet man einen Turm, muss man gleich mal einige Stockwerke nach oben. So toll das aussieht, Auswirkungen auf das Spiel hat das jedoch nicht.

Das restliche Material ist wie bei FFG und Asmodee von guter Qualität, die Karten sind übersichtlich gestaltet und optisch ansprechend, das Regelwerk logisch und leicht lesbar verfasst. Die Lebenspunkte werden nun auch per Drehrad verwaltet, nicht mehr mit Tokens, was wesentlich angenehmer ist. Die große Box bietet reichlich Platz für Marker, Minis sowie dem zusammengebauten Material sowie den Spielbrettern. Bei einem Preis ab 170 Euro darf man das aber auch alles erwarten, wobei ich auch schon Spiele mit gerade mal dem halben Preis und nicht wesentlich weniger Material gesehen habe. Auch wenn man mit der Story einiges an Spiel geboten bekommt, die aktuelle Box von Descent: Legenden der Finsternis wird als Akt 1 verkauft, man darf also davon ausgehen, dass da irgendwann noch was auf die Spielenden zukommen wird.

Pros and Cons

+ wunderschöne Ausstattung (Miniaturen, 3D Terrain)
+ einfache Mechaniken
+ App unterstützt sehr gut

– am Spielfeld ist nicht allzu viel zu tun
– Artwork liegt nicht jedem

Fazit

Wertung

Descent: Legenden der Finsternis erfindet Dungeon Crawler nicht neu, in manchen Bereichen hebt es das Genre aber auf ein neues Level. Schöne Miniaturen gibt es auch in anderen Spielen, 3D-Terrain sieht man hingegen bei klassischen Brettspielen so gut wie nie, Hero Realms mal aussen vor. Die App nimmt den Spielenden extrem viel Verwaltungstätigkeiten ab, jedoch zu dem Preis, dass sich am Spielbrett verhältnismäßig wenig abspielt. Die eigentlichen Spielmechaniken funktionieren wiederum am Brett sowie in der App sehr gut und bieten genug Tiefe um die sehr schön erzählte Story genießen zu können und dabei spannende Gefechte zu erleben. Ein anderes Thema ist der Preis, der dann doch recht happig ausfällt, wobei das Spiel jedoch auch einiges zu bieten hat.

Genre: Dungeon Crawler
Verlag: Asmodee
Spieleranzahl: 1-4
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: ab 60 Minuten pro Mission
Preis: ab 165,90 Euro

Jetzt Descent – Legenden der Finsternis bei unserem Partner Siren Games bestellen und SHOCK2 direkt unterstützen!

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"