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Autorenstreik: Offener Streit um Rechte und Pflichten von Showrunnern

Auch wenn der Autorenstreik auf den ersten Blick recht simpel wirkt – es ist allen Autoren verboten, für Studios zu arbeiten, also Drehbücher zu verfassen, zu überarbeiten, etc. – gibt es doch genug Grauzonen, um die nun gestritten wird. Momentan wird vor allem um die Showrunner gestritten. Diese zentralen Figuren von Serienproduktionen sind meist nicht nur Chef-Autoren, sondern auch ausführende Produzenten. Und genau das führt zu Problemen. Laut einer früheren Vereinbarung mit der Autorengilde WGA ist es nämlich Produzenten oder Regisseuren erlaubt, kleinere Veränderungen am Script auch ohne Autoren durchzuführen. Man bezieht sich dabei auf die sogenannten „a bis h“-Klauseln, die es beispielsweise erlauben, ein Script auf Laufzeitgründen zu kürzen, verbindendes Material aufgrund von Kürzungen zu schreiben und sonstige kleinere Änderungen aufgrund von Casting, rechtlichen Notwendigkeiten oder unvorhergesehenen Vorfällen beim Dreh durchzuführen. Nach Ansicht diverser Studios, darunter Disney, Warner Bros. Discovery oder Paramount, haben die Showrunner nicht nur die Möglichkeit, sondern sogar die Verpflichtung, ihre Tätigkeiten abseits der Autorentätigkeit weiterzuführen – und als Produzenten eben auch die oben angeführten Klauseln umzusetzen.

In einem Meeting der WGA, das auch von prominenten Showrunnern wie Damon Lindelof, David E. Kelley, Bill Lawrence und Alex Kurtzman besucht wurde, wurde diese Situation ausführlich besprochen. Der Grundtenor der Kreativen, die ihre Sichtweise schildern durften: Es sei unmöglich, in dieser Situation Produktion von Schreiben zu trennen. Außerdem seien den Mitgliedern in der Streikanordung genau diese Klauseln verboten worden, auch den „Hybriden“, wie eben Showrunnern. Trotzdem finden sich die Showrunner nun in einer schlechten Position: Ihre Arbeitgeber bestehen auf der Einhaltung der Nicht-Schreibenden Vertragstätigkeiten (auch wenn sie den Autorenstreik an sich zumindest akzeptieren), pochen aber auf die Umsetzung der Klauseln, da diese eben auch von Produzenten umgesetzt werden können; die Gilde besteht aber darauf, dass von ihren Mitgliedern alle Schreibtätigkeiten einzustellen sind. Von Seiten der Studios soll es auch bereits erste Konsequenzen geben, wie einbehaltene Gehälter (und der Drohung, dass ein Drehstop auch die Auszahlung der Gehälter an Cast und Crew stoppen könnte), Einschränkungen bei Pauschalen oder auch beim Zugriff auf Büros. Eines scheint klar zu sein: Dieser Streik wird mit harten Bandagen geführt.

 

Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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