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Sakaguchi will nicht zu Final Fantasy zurück – arbeitet aber doch mit Square Enix zusammen

Mit der Erfindung einer der bekanntesten Spiele-Reihen aller Zeiten ist sein Name auf ewig in die Videospielgeschichte eingegangen: Hironobu Sakaguchi erdachte in den 80ern Final Fantasy und verhalf damit Squaresoft zum Aufstieg von einer kleinen Softwarefirma zum heutigen Videospielgiganten. Doch die Pfade von Sakaguchi und Squaresoft trennten sich vor über zwanzig Jahren. Grund dafür war einerseits der Flop des Final Fantasy-Kinofilms Spirits Within, aber auch seine zunehmende Frustration darüber, dass er im Management aufstieg und deshalb immer weniger mit der Spielentwicklung zu tun hatte. Nach einer Pause gründete er Mistwalker und machte erneut Spiele. Einige Titel, wie Lost Odyssey und The Last Story, wurden zu Klassikern. Andere Titel, wie das Surf-Spiel Party Wave für Mobiltelefone, floppten.

Auch wenn Sakaguchi in dieser Zeit immer wieder mit alten Mistreitern zusammenarbeitete – zum Beispiel Final Fantasy-Komponist Nobuo Uematsu -, hielt er sich lange Jahre von dann schon Square Enix und Final Fantasy fern. Umso überraschender, dass die neue Version seines Apple Arcade-Spiels Fantasian nun von Square Enix kommt. Wie es dazu kam, erzählte er Bloomberg-Redakteur Jason Schreier in einem Interview:

Schon rund um die 30-Jahr-Feiern von Final Fantasy hätte es wieder eine Annäherung an Square Enix gegeben, als man ihn zu Panels und Retrospektiven einlud. Der große Durchbruch war allerdings das MMO Final Fantasy XIV: Als er zu einem Event für dieses Spiel eingeladen wurde, startete er eine Reise in die Online-Welt. Was nur einige Stunden dauern hätte sollen, wurde zur Obsession: Er gesteht, in Final Fantasy XIV „zu leben“ und dass es schon (in seinen Worten „selten“) vorkomme, dass ein Mitarbeiter sich ins Spiel einloggt, um ihn an ein Meeting zu erinnern. Im Zuge dieser Obsession entwickelte sich eine Bekanntschaft mit Naoki Yoshida („Yoshi-P“), dem Produzenten und Director des MMOs, die sich immer wieder zum Essen und zum Austausch trafen. Bei einem dieser gemeinsamen Mahlzeiten sprach Sakaguchi an, dass man bei Mistwalker überlege, sein jüngstes Rollenspiel, Fantasian auf andere Plattformen zu bringen, um eine größere Zielgruppe zu erreichen. Yoshida, mittlerweile oben in der Führungsetage angekommen, schlug ihm eine Zusammenarbeit vor: Square Enix könnte als Publisher fungieren. Sakaguchi erklärt: „Er ist ein sehr ehrlicher Mensch, sehr gewissenhaft und hat viel Respekt für die Final Fantasy-Reihe. Da ich seinen Charakter kannte, konnte ich mein Gewissen beruhigen und mir war klar, ich könne ihm vertrauen.“ Trotzdem meinte Sakaguchi, dass er sich nicht sicher war, wie die Mitarbeiter seiner alten Firma mit ihm zusammenarbeiten würden. Aber es gab ein herzliches Willkommen, und viele Tweets von Mitarbeitern, die ihn zu seiner Rückkehr beglückwünschten.

Das Resultat ist Fantasian Neo Dimension, eine neue Version des Titels, die für PC und Konsolen im Winter erscheinen soll. Sie bietet 4K-Grafik, Sprachausgabe und zahlreiche Verbesserungen. Dennoch ist das kein Einstieg für Sakaguchi, wieder zu Square zurückzukehren. Er habe kein Interesse, erneut Final Fantasy zu machen, er sei jetzt viel mehr ein Konsument denn ein Erschaffer. Oder, wie er es formuliert: „Wenn ich wieder Final Fantasy mache, glaube ich nicht, dass ich FF XIV noch immer so sehr genießen könnte“. Aber auch andere Klassiker, wie Blue Dragon oder Lost Odyssey, will er nicht auf moderne Plattformen bringen, auch wenn es hierzu Gerüchte gab. Einzig Terra Battle, das 2014 für Mobiltelefone erschien, aber nicht mehr spielbar ist, will er eventuell zurückholen. Darüber hinaus arbeitet er an der Story eines neuen Spiels für Mistwalker, das eventuell Fantasian Dark Edge sein könnte – eine entsprechende Marke wurde unlängst geschützt. Außerdem stellt er sich zwei neuen Abenteuern: Er verbringt seine Zeit mit der neuen FF XIV-Erweiterung Dawntrail – und wird demnächst Großvater.

Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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