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Review: Prey

Im Jahr 2006 schafften es die 3D Realms Studios (Duke Nukem) in Zusammenarbeit mit den Human Head Studios, mit Prey einen fantastischen, dystopischen Sci-Fi-Alptraum in die damaligen Wohnzimmer zu zaubern, dessen verworrene Story und durchdachten physikalischen Rätsel rund um Schwerkraft und Portale eine wahrlich einzigartige Erfahrung boten. Der Titel wurde auch von Kritikern gut aufgenommen und so warteten Fans sehnsüchtig auf eine Fortsetzung, die jedoch wegen 3D Realms‘ finanzieller Talfahrt – ähnlich wie Duke Nukem Forever – ewig auf sich warten ließ. So nahm sich letztendlich Bethesda des Franchise an und ließ anfänglich Human Head Studios weiter an Prey 2 arbeiten, in welchem der Spieler die Rolle eines menschlichen Kopfgeldjägers in einer futuristischen Sci-Fi Alienstadt übernommen hätte. Obwohl sich das Spiel schon in einem verhältnismäßig weit fortgeschrittenen Stadium befand und sogar eine sehr positive aufgenommene spielbare Demo mitsamt bombastischem Trailer auf der E3 2011 präsentiert wurde, entschied sich Bethesda, das Projekt aus nicht näher geklärten Gründen abzubrechen. Das Franchise wurde daraufhin in die fähigen Hände der Arkane Studios (BiosShock2, Dishonored) gelegt, die der Serie nun einen Neustart mit einer satten Portion ihres eigen Stils verpassen sollten.

Rapture 1
So findet ihr euch im neuen Prey gedächtnislos in einer verlassen wirkenden Forschungsstation wieder, die in einem eigenen Stil irgendwo zwischen 30er-Jahre-Flair und Sci-Fi anmutet und in der offensichtlich das ein oder andere schiefgegangene Experiment zu fürchterlichen Katastrophen geführt hat. Wem dies nun bekannt vorkommt, dem ist das BioShock-Franchise wohl nicht fremd und für wen dies gilt, der wird sich auch in Prey mehr als nur heimisch fühlen. Große Teile des Spiels drehen sich darum herauszufinden, was genau auf der Raumstation Talos 1 – auf der ihr euch befindet – schief gelaufen ist, wer ihr selbst seid und was eure Aufgabe ist. Diese Rahmenhandlung wird überzuckert mit teilweise großartigen, überraschenden Wendungen, die aber ähnlich wie das gesamte Spiel unter einem faktisch andauernden Déjà-vu-Gefühl leiden. Auch die vielen kleinen Handlungen, die in Prey fast nebensächlich und über E-Mail-Verkehr, Bücher, Sprachaufnahmen und Notizzetteln erzählt werden, wirken irgendwie bekannt, motivieren aber zumindest genug um voranzuschreiten, um sich auf die positiveren, frischeren Ideen des Titels konzentrieren zu können. Davon gibt es nämlich glücklicherweise genug.

War die Banane schon da? WAR DIE BANANE SCHON DA?!?
Allen voran die Typhons, eine furchterregende und tödliche Alienrasse, die für den Großteil der stattgefundenen Katastrophen auf Talos 1 verantwortlich ist und deren Untergattung, die sogenannten Mimics, eine ziemlich einzigartige Fähigkeit aufweisen. Diese sind nämlich in der Lage, sich in jeden beliebigen Gegenstand innerhalb der weitläufigen Areale von Talos 1 zu verwandeln und sich so in eurem direkten Sichtfeld verstecken zu können. Der Clou hierbei ist jedoch, dass sie nur in der Lage sind Gegenstände zu kopieren, die sich bereits in dem Raum befinden, wodurch jeder neu betretene Abschnitt zu einer aufreibenden Partie von „Finde den Fehler“ mutiert. Zusätzlich lässt euch das Spiel noch – ähnlichen einem Metroidvania – in regelmäßigen Abständen mit neuen Schlüsselkarten, Fertigkeiten oder Waffen in bereits besuchte Gebiete zurückkehren, besetzt diese dann aber auch voller Freude erneut mit Typhons. Da kann es schon einmal passieren, dass eine geschlagene Minute auf eine Klopapier-Rolle gestarrt wird und letztendlich sogar ein wertvoller Schuss der eigentlich streng zu rationierenden Munition darauf abgegeben wird, nur um dem anschließend aufgeschreckten Aschenbecher daneben ein offenes Feld Zeit für einen fiesen Hinterhalt zu geben. In diesen Momenten läuft Preys Atmosphäre zu Hochtouren auf.

Mr. Fusion
Das Team bei den Arkane Studios hat sich aber auch davon abgesehen wieder einige witzige Gameplaykniffe ausgedacht. So lassen sich beispielsweise sämtliche kleinere Gegenstände des Spiels im an Diablo erinnernden Inventar eures Anzugs sammeln. Um dem so angestauten Ramsch wie abgelösten Zitronenschalen, durchgebrannten Computerplatinen oder halb gerauchten Zigaretten dann auch noch einen Sinn zu verleihen, lässt sich in jedem größeren Abschnitt der Raumstation ein sogenannter Recycler finden, der besagten Müll in seine Bestandteile zerlegt und anschließend als kleine Würfel synthetischen, organischen, mineralischen oder exotischen Materials wieder ausspuckt. Diese können wiederum bei sogenannten Fabrikatoren mit den passenden Plänen in Medikits, Waffen, Munition und andere nützliche Gegenstände umgewandelt werden. Das durchdachte System belohnt dabei Sammelwütige und Forscher zu gleichen Teilen, gibt jedem sonst vielleicht bedeutungslosen Büroraum eine Vielzahl logisch positionierter und trotzdem sinnvoll verwertbarer Gegenstände und fügt sich ganz wunderbar in das Setting des Titels ein.

Spritz‘ dir mal etwas Alien, das ist geiles Zeug!
Auf der Rollenspiel-Seite des Spiels stehen, wie aus Arkane Studios-Spielen gewohnt, wieder mehrere Upgrade-Bäume zur Verfügung, über die ihr euch neue Fertigkeiten wie Hacken, Schleichattacken und Reparieren mittels sogenannter Neuromods aneignen könnt. Dank diesen eröffnen sich euch wiederum alternative Lösungswege für Rätsel und Kämpfe sowie Zugänge zu verstecken Passagen. Während die Riege an aufrüstbaren Waffen sich zwar kreativ aber relativ übersichtlich gestaltet, gesellen sich natürlich nach und nach auch wieder ein wenig effektggeladenere Verteidigungsformen zu eurem Repertoire. Die Inhaltsstoffe besagter Neuromods werden nämlich aus den Typhon selbst gewonnen und so erhaltet ihr ab einem gewissen Punkt im Spiel Zugriff auf neue Typhon-basierte Fähigkeiten. Neben den Mimics, dank deren Neuromod ihr euch auch ebenfalls als Gegenstände wie Kaffetassen vor Gegnern verstecken könnt, trefft ihr im weiteren Spielverlauf dann noch auf weit gefährlichere Varianten der Aliens. Ein Aufeinandertreffen mit diesen geht meist entweder sehr gut geplant oder in einem nervenzerreißenden Kampf ums Überleben vonstatten. Dafür bringen die so gewonnen Fertigkeiten wieder jede Menge Spielspaß und laden zum taktischen Experimentieren ein.

Aus großer Alienpower folgt großer Menschlichkeitsverlust
Während sich also anfangs noch mit reparierten (netterweise auch transportablen) Geschütztürmen, einer mit Abdichtungsmasse schießenden Kanone und einem Schraubenschlüssel zur Wehr gesetzt werden muss, könnt ihr gegen Ende des Spiels als von Alienpower verstärkter Halbgott durch die Gänge der Talos 1 wandern. Diese Kraft kommt aber natürlich nicht ganz ohne Preis und so lässt euch das Spiel auch spüren, wie ihr euch immer weiter von eurer Menschlichkeit entfernt. Wer auf diese Kräfte verzichtet, wird zwar durchwegs schwerer gegen die teils übermächtigen Gegner ankommen, erhält dafür aber auch eine andere Handlung und vermeidet den andernfalls gegen Ende merkbar absinkenden Schwierigkeitsgrad, des sonst angenehm fordernden Spiels. Die Entscheidung bleibt euch überlassen.

Ist das Alienmatsch? Nö, das sieht immer so aus.
Optisch präsentiert sich Prey ein wenig inkonsequent. So können die gut ein Dutzend weitläufig verschachtelten Areale mit abwechslungsreichem Settings, guter Strukturierung und durchdachtem Design durchaus beeindrucken, und kleine Details an Waffen und Gegenständen begeistern. An anderen Stellen zeigen sich die Umgebungen in allen Versionen eher matschig und vor allem detailarm und trüben so das Gesamtbild. Als eine Art Schnellreise-System lässt euch der Titel beispielsweise sogar per Schubdüsen schwerelos durchs All rund um die Raumstation gleiten, schafft es aber dabei dennoch nicht ganz, die eigentlich vorprogrammierten offenen Münder zu erzeugen.

Review Overview

Wertung: - 8.5

8.5

BioShock im Weltraum

Prey weist mehr Ähnlichkeiten mit BioShock 1 und 2 auf als der eigentliche offizielle Nachfolger BioShock Infinite. Während sich daher sowohl Setting als auch Story ein wenig abgenützt anfühlen, kann das Spiel dank hochkarätigem Level- und Gegnerdesign sowie einer Vielzahlt durchdachter Gameplaykniffe trotzdem überzeugen und schafft es von Anfang bis Ende zu motivieren. Ein wenig muss dem ursprünglichen Konzept von Prey 2 dennoch nachgetrauert werden, dessen Setting und Ansatz deutlich unverbrauchter gewesen wären.

Genre: Action-Adventure
System:
 PS4, Xbox One, PC
Entwickler: Bethesda, Arkane Studios
Erscheint: Erhältlich
Preis: ca. 60 Euro

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