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Review: Sakuna: Of Rice And Ruin

Das Lied von Reis und Monstern

Sidescrollende 2.5D-Action-Plattformer gibt es wie Sand am Meer; Farming-Simulationen auch. Aber Spiele, die beide Genres verbinden? Das hat eher Seltenheitswert. Sakuna: Of Rice and Ruin wagt das Experiment, diese zwei doch recht verschiedenen Genres und eine Menge japanische Mythologie zusammenzumischen. Ob das auch aufgeht?

Verzogene Göttin

Was für ein Wesen wohl herauskommt, wenn die Göttin der Ernte und der Gott des Krieges ein Kind bekommen? Dank Sakuna: Of Rice and Ruin können wir das beantworten: Sakuna, ihres Zeichens sowohl Göttin als auch eher verzogenes Mädchen, das gewohnt ist zu bekommen, was sie möchte. Zumindest bis zu jenem schicksalhaften Tag, an dem Menschen unerlaubterweise in das Reich der Götter eindringen, Chaos anrichten und Sakuna die Schuld daran gegeben wird. Als Strafe wird sie gemeinsam mit den Menschen auf die Dämoneninsel verbannt. Erst wenn sie diese von den namensgebenden finsteren Wesen geräumt hat, wird sie in ihre göttliche Heimat zurückkehren dürfen.

Kampf …

Das „Aufräumen“ findet in 2.5D-Abschnitten statt, die ihr via Weltkarte betretet. Genretypisch erwartet euch einiges an Plattforming, unterbrochen von Gefechten mit allerhand Gegnern. Die Kämpfe gehen dabei flott von der Hand – es macht Spaß, euren eigenen Stil zu finden, wie ihr langsame und schnelle Schläge sowie nach und nach erlernte Sonderfähigkeiten optimal einsetzt. Ebenfalls ein wichtiges Tool ist Sakunas Gewand, das sie als Greifhaken nutzen kann. Damit kann man nicht nur Abgründe überwinden, sondern sich auch an Gegnern vorbeischwingen und ihnen so in den Rücken fallen. Leider sind wir mit diesem Gewand aber auch schon bei den negativen Punkten: Zwar steuern wir dieses mit dem Analogstick, doch das Spiel interpretiert unsere Eingabe strikt in acht-Wege-Manier. Allzu oft verschätzt man sich dabei und der „Haken“ geht am Ziel vorbei. Im besten Fall fällt man dann nur ein kurzes Stück, im schlimmsten Fall landet man in einem Dornenfeld oder ähnlichem. Das ist aber nicht das einzige Steuerungsproblem – das Leveldesign scheint manchmal vorzusehen, dass wir präziser springen können, als das die Steuerung hergibt – das kann doch zu ein paar Frustmomenten führen.

Weniger frustig, dafür aber ein wenig langweilig, ist, dass das Spiel stark auf Wiederholungen ausgelegt ist. Dabei sprechen wir nicht nur von den oft vorkommenden selben Gegnern, sondern auch davon, dass wir dasselbe Level meist mehrmals spielen müssen. Es gibt in jedem Abschnitt nämlich mehrere Ziele zu erreichen, die oft nicht in einem Anlauf zu schaffen sind. Auch diese Zielsetzungen wiederholen sich im Laufe der Zeit recht oft. Apropos Zeit – diese schreitet im Spiel ständig voran. Aus Tag wird Nacht, jeweils drei Tage ergeben eine Jahreszeit und natürlich folgt auf Frühling Sommer und auf Herbst Winter, was sich auch in den grafisch liebevoll gemachten Levels bemerkbar macht. Beim Erkunden gilt es aber vor allem die Uhrzeit im Kopf zu behalten, denn wird es Nacht, werden die Gegner schlagartig stärker – selbst wenn ihr mitten im abschließenden Bosskampf sein solltet. Gerade zu Beginn ist es dann ratsam, den Rückzug anzutreten, denn der Schwierigkeitsgrad steigt dann steil an.

… und Landwirtschaft

Moment, Rückzug? Wohin? In euer neues Zuhause. Schon nach dem ersten Level erreicht ihr die alte Behausung von Sakunas Eltern, die jetzt unserer bunten Truppe als Heimatbasis dienen wird. Und damit sind wir mitten im zweiten Element des Spiels, der Farming-Simulation, die im Gegensatz zu den Action-Passagen aus Third-Person-Sicht in 3D präsentiert wird. Unsere Göttin braucht nämlich nicht nur ausreichend Schlaf, sondern auch einen vollen Magen – und auch wenn eine unsere Begleiterinnen das Kochen übernimmt (die anderen übernehmen nach und nach andere Aufgaben mit ähnlichen Gameplayprinzipien), braucht sie dafür erst Zutaten. Einiges könnt ihr aus euren Abenteuern mitbringen, aber im Endeffekt führt kein Weg daran vorbei, das alte Reisfeld eurer Eltern erneut zu bebauen: Die Erde pflügen, die Reiskörner im richtigen Abstand pflanzen, die Bewässerung auf die aktuellen Bedürfnisse der Pflanzen anpassen, Unkraut jäten, Schädlinge bekämpfen, für den richtigen Dünger sorgen und natürlich im Endeffekt den Reis ernten, trocknen, die Reiskörner von der Pflanze trennen und eventuell auch schälen – für all das seid ihr zuständig.

Falls ihr glaubt, dass die harte Arbeit eine Lektion für Sakuna sein soll, liegt ihr richtig – und leider hat das auch Auswirkungen auf euch. Gerade zu Beginn bekommt ihr zwar ein paar grundlegende Tipps von einem eurer Begleiter, aber vieles ist noch Ratespiel und manuelle, zum Teil monotone Knochenarbeit, die sich noch dazu nicht immer präzise steuern lässt. Doch im Laufe der Jahre lernt Sakuna mehr über den Reisanbau, was bedeutet, dass auch euch unter die Arme gegriffen wird. Ein Beispiel? Zu Beginn wisst ihr nur, dass ihr die Reispflanzen in einem nicht näher definierten richtigen Abstand einpflanzen sollt. Mit etwas Erfahrung bekommt ihr ein passendes Raster spendiert. Alternativ könnt ihr auch eure Mitbewohner für euch arbeiten lassen, müsst dafür aber Abstriche in der Qualität des Reises hinnehmen. Und dieser hat direkte Auswirkungen auf eure Stärke. Und auch am Speiseplan solltet ihr ein wenig tüfteln, denn nur mit vollem Magen bekommt ihr Stat-Boni und wichtige Buffs, wie beispielsweise Regeneration während eurer Abenteuer. Richtig gelesen: Habt ihr Hunger oder die falschen Rezepte ausgewählt, müsst ihr mit eurem Lebensbalken den ganzen Tag auskommen.

Zwei Seelen …

All diese Mechanismen vereinen die zwei eigentlich so unterschiedlichen Gameplay-Modi – wer sich nur auf eines konzentriert, wird nicht vorankommen. Dass dies – trotz Defiziten in diversen Punkten – gut funktioniert, lässt Sakuna: Of Rice and Ruin definitiv zu mehr als der Summe der Einzelteile werden und machen das Spiel zu einem Titel, der sich sowohl groß als auch klein anfühlt. Groß, weil man eigentlich immer mehr zu tun hat, als einem das Spiel Zeit lässt – oft genug würde man gerne noch ein Level probieren, aber die Nacht bricht schon herein, und auch am nächsten Tag muss man sich um die Feldarbeit kümmern. Und klein, weil das Spiel mit limitierten Mitteln und allerhand Wiederholungen Spielzeit erzeugt. Das können die bisweilen liebenswerten Dialoge mit den durchaus verschrobenen Charakteren und die Story zu einem gewissen Grad ausweichen. Ob die Motivation allerdings reicht, im Endeffekt bis zum Abspann durchzuhalten, muss jeder für sich selbst herausfinden.

Fazit

Wertung - 7.5

7.5

Für kämpfende Gärtner

Die Entwickler bezeichnen Sakuna: Of Rice and Ruin als Ode an den Reisanbau – und das kann man unterschreiben. Wer immer schon wissen wollte, was alles passieren muss, damit wir eine dampfende Schüssel Reis auf unseren Tisch stellen können, wird hier seinen Spaß haben – auch wenn ihr gerade zu Beginn ohne Hilfesysteme eine gewisse Lernkurve vor euch haben werdet und euch auch mit einer etwas suboptimalen Steuerung und gewissen monotonen Aufgaben herumschlagen müsst. Auf der anderen Seite wartet die Plattforming-Action, die Spaß macht, aber im Endeffekt nur solide, aber ebenfalls nicht überragend ist. Überraschenderweise ist es aber diese ungewöhnliche Kombination zweier völlig verschiedener Genres, die Sakuna dann doch so reizvoll machen, dass man durchaus mehrere Stunden in das Spiel versenken kann. Und jetzt müsst ihr mich entschuldigen, der Reis für das nächste Jahr säht sich nicht von selbst …

Genre: Action/Farming-Simulation
Entwickler: Edelweiss
System: PS4, Switch, PC
Erscheint: erhältlich (PC), 20. November (PS4/Switch)
Preis: ca.  40 Euro

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Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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