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Review: Star Wars: Das Erwachen Der Macht (Blu-ray)

Im Dezember hat sich Michael Star Wars: Das Erwachen Der Macht im Kino angesehen und das passende spoilerfreie Review geliefert. Nun erscheint die Fortsetzung der Star Wars-Saga auch auf Blu-ray und DVD. Um uns nicht zu wiederholen, haben wir Gastautor Marc Kemper eingeladen, das Review der Heimversion zu übernehmen. Diesmal mit Spoilern!

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Da ich schwer davon ausgehe, dass jeder Nerd der sich auf dieses Review verirrt, den Film selbst mindestens schon zwei mal gesehen hat, enthält dieser Text SPOILER. Das bedeutet, dass wichtige Inhalte des Films besprochen werden. Lesen ist also nur empfohlen, wenn du den Film bereits kennst, ODER dich Spoiler nicht stören. Für die, die jedoch trotzdem kurz und knapp wissen möchten, wie ich den Film fand: Er war klasse!

Einen neuen Star Wars-Film zu drehen, erschien in den Augen vieler Fans, die (zu Recht) von den Prequel-Filmen enttäuscht waren, keine besonders gute Idee zu sein. Zu tief lag der Schmerz, den Star Wars-Mastermind George Lucas zuletzt verursachte. Zu berechtigt schien das Misstrauen, dass Disney und der von ihnen designierte Regisseur JJ Abrams neue Filme produzieren könnten, die auch nur annähernd an die Magie der Originalfilme anknüpfen könnten. Ich stand der Idee von Anfang an sehr positiv gegenüber. Disney hatte es schließlich bereits geschafft, mit dem Marvel Cinematic Universe eine Vielzahl großartiger Filme zu produzieren und gar zu verknüpfen.

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Doch hier sind wir nun. Star Wars: Das Erwachen der Macht ist erschienen und selbst schärfste Kritiker können nicht bestreiten, dass es sich hier um einen mindestens „guten“ Film handelt. Es gibt natürlich immer die Meckerer, die den Film in all seine Einzelteile zerlegen und sich übertrieben auf die wenigen Dinge stürzen, die im Film nicht funktionierten. Denen wäre aber auch kein anderer Film recht gewesen. Lasst euch also nicht in die Irre führen. Denn auch ich werde einige Kritikpunkte anführen, von denen aber kein einziger im Ansatz gravierend genug wäre, um den Film glaubhaft in ein schlechtes Licht rücken zu können. JJ Abrams hat diese nahezu unlösbare Aufgabe bewältigt. Er hat trotz des immensen Drucks einen Star Wars-Film abgeliefert, der sich unmissverständlich wie Star Wars „anfühlt“, alten und neuen Fans gerecht wird, und den gigantischen Hype annähernd berechtigt wirken lässt.

Zunächst sprechen wir mal über ein paar grundsätzliche Dinge, die vermutlich den meisten Fans aufgefallen sein wird. Natürlich geizt Das Erwachen der Macht nicht mit „Callbacks“ zu den Originalfilmen. Generell wirkt die Struktur, als hätte man eine Schablone von Eine neue Hoffnung angelegt, um die neue Trilogie auf eine ähnlich märchenhafte Reise zu schicken. Das wird vor allem klar, wenn man merkt, wie sehr diverse Hauptfiguren einander ähneln, wie gewisse Konflikte ein bekanntes Muster annehmen und natürlich wie die unmittelbare, große Bedrohung überwunden wird. Es sollte jedem leicht fallen, die Gemeinsamkeiten aufzuzählen, weswegen wir uns auf die wesentlichen Punkte konzentrieren.

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Eine neue Art von Todesstern, die auf fast ähnlicher Art und Weise zerstört wird, erscheint in erstem Augenblick etwas einfallslos. Das dramatische Dahinscheiden der Mentorfigur durch die Hände des Hauptgegners, welcher selbst nur eine Marionette eines noch gefährlicheren Gegners zu sein scheint, wirkt familiär. Und die noch sehr junge Hauptfigur, welche auf einem schmutzigen, abgelegenen Planeten heranwächst und zu den Sternen blickt, da sich dort entpuppen wird, welch ein Held in ihr schlummert, könnte offensichtlicher nicht an die ersten Filme angelehnt sein. Doch denkt man darüber nach, was darüber hinaus noch alles der bekannten Rezeptur hinzugefügt wurde, merkt man schnell, dass JJ Abrams nicht einfach nur auf „Nummer sicher“ gehen wollte. Hier handelt es sich nämlich in vielerlei Hinsicht um eine Weitergabe der Fackel. Nicht nur läutet Das Erwachen der Macht eine neue, epische Geschichte der berühmtesten Filmsaga der Welt ein, sondern zeigt auch, wie die alte Generation einer neuen Platz macht.

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Das, was Star Wars hinzugefügt wurde, ist es allerdings, was den neuen Film so überraschend gut macht. Nicht der „Fanservice“ ist es, der dem Film seine riesigen Erfolg gebracht hat, sondern die Tatsache, dass man mit Star Wars im Jahr 2015 angekommen ist. Ein bunt gemischter Cast mit ethnischer Vielfalt – ohne die für Star Wars dank der Prequels bekannten rassistischen Stereotypen – welche in tragenden Rollen maßgeblich den Verlauf der Geschichte beeinflussen. Leute, die sich über den dunkelhäutigen Captain America und die weibliche Thor aufgeregt haben, werden sich hoffentlich endgültig von Brücken stürzen wenn sie bemerken, dass die Hauptfigur des Films ein Mädchen ist.

Damit wären wir auch schon beim wichtigsten Pro-Argument des neuen Films: Die Schauspieler liefern allesamt exzellente Darbietungen ab, die sich kontinuierlich auf dem Level der originalen Trilogie (und darüber) bewegen. Speziell die Neuentdeckung Daisy Ridley, in der Rolle der jungen Rey wird die Herzen von jedem erobern, der eins dieser Muskeln sein Eigen nennen kann. Bei ihr handelt es sich ohne Zweifel um die Neuentdeckung des Jahres. Auch ihr Co-Star John Boyega, welchen Sci-Fi Fans möglicherweise aus Attack the Block kennen, erstaunt durch sein perfektes Timing in der Rolle des Finn mit dem wohl witzigsten Star Wars-Charakter, den wir jemals hatten. Vorbei sind die Zeiten von Pipi-Kaka-Humor von Jar Jar Binks. Der Humor in Das Erwachen der Macht funktioniert. An manchen Stellen ist er möglicherweise etwas „viel“, aber dennoch immer funktional. Was ebenfalls soviel besser klappt ist Adam Driver als Kylo Ren. Ein von der dunklen Seite verführter Macht-Nutzer, der in vielerlei Hinsicht an Anakin Skywalker erinnert. Nur dass dieser nie von einem so guten Schauspieler verkörpert wurde, der auch in der Lage ist, den inneren Konflikt mit überbordender Emotion zu transportieren, ohne dabei wie ein weinerlicher Teenager zu wirken.

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Auch die alte Garde ist vertreten, auch wenn nur Han Solo und Chewbacca in Episode 7 tatsächlich viel zu tun haben. Wo Chewie natürlich nichts von seinem Charme eingebüßt hat, überrascht Harrison Ford besonders und zeigt uns, dass er trotz der vielen Interviews in denen er beteuert, wenig Interesse an den berühmtesten Schmuggler der Galaxis zu haben, noch immer weiß, wie die Figur zu spielen ist. Natürlich war sein Ableben zum Ende des Films zu erwarten. Möglicherweise war das sogar Fords Bedingung, um zu der Rolle zurück zu kehren. Es dient zusätzlich als perfekter Indikator für die emotionale Fallhöhe der kommenden Filme, in denen wir erleben, wie die nun in Rey erwachte Macht den Kampf gegen Kylo Ren und seinen mysteriösen Meister Snoke aufnimmt. Snoke, gespielt von Andy Serkis, nimmt hier die Position als dunkler Spielmacher im Hintergrund ein.

Auch für Zuschauer, die mit Star Wars bisher noch nicht in Berührung kamen, lässt sich hier viel entdecken. Der Film ist unheimlich schnell, spannend, voller Humor und Herz, aufregend und verständlich erzählt. Hin und wieder gibt es Szenen, die möglicherweise eher an komplett andere Filme erinnern (zum Beispiel die Szene in der Han Solo mit zwei rivalisierenden Kopfgeldjägerbanden konfrontiert wird – die von den Hauptdarstellern aus The Raid und The Raid 2 gespielt werden) und ab und zu fühlt man sich dann doch etwas zu sehr in Nostalgie verbuddelt. Doch zu keiner Zeit wird man sich verloren oder gar gelangweilt fühlen. Die Aufgabe, einen Film abzuliefern der so viele Menschen begeistert, obwohl jeder einzelne eine ganz eigene Erwartung an bzw. Vorstellung von einem neuen Star Wars-Epos hat, ist fast unmöglich zu bewältigen. Doch JJ Abrams, ein Regisseur der weniger mit eigener Signatur berühmt wurde („Lense flares“ zählen nicht), sondern mehr mit der Fähigkeit die besten Elemente anderer Regisseure (vor allem mit Super 8 schuf Abrams einen Film wie von Steven Spielberg) zu nutzen Erfolg hat, war die perfekte Wahl, um das unverwechselbare Star Wars-Feeling zu reanimieren. Jede Menge Bonusmaterial wie Dokumentationen, Zusätzliche Szenen und Audiokomentare runden den Blu-ray Release ab. (Dieses Review ist ein Gastbeitrag von Marc Kemper)

Review Overview

Wertung - 8

8

Zusammenfassend sei gesagt, dass Star Wars: Das Erwachen der Macht ein großartiges Filmerlebnis mit tollen Bildern, einer mitreißenden Story und perfekten Charakteren ist. Die kleinen Abstriche im Aufbau der Geschichte sind, speziell für Fans, die schon zu lange auf gute Star Wars-Kost gewartet haben, ganz leicht zu verschmerzen. Der nächste Teil kann gar nicht schnell genug kommen.

51CgfrM1tkL._SL75_Star Wars: Das Erwachen der Macht (2015)
Regie: J.J. Abrams
Drehbuch: J.J. Abrams, Lawrence Kasdan, Michael Arndt
Mit: Daisy Ridley, John Boyega, Oscar Isaac, Harrison Ford, Carrie Fisher, Mark Hamill, Anthony Daniels, Peter Mayhew
Länge: 136 Minuten

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