Review: Enola Holmes 1 – Der Fall des verschwundenen Lords

Michael Furtenbach25. Mai 2021

2 Minuten gelesen

„Enola Holmes“ ist vielen Shock2-Leser:innen seit der im September 2019 auf Netflix veröffentlichten Verfilmung ein Begriff. „Stranger Things“ Star Millie Bobby Brown spielt darin nicht nur die Hauptrolle, sondern war auch Produzentin des Films, der außerdem mit Henry Cavill und Helena Bonham Carter aufwarten kann. Basis für die Verfilmung war Nancy Springers erfolgreiche Jugendbuchreihe rund um Enola Holmes, die clevere Schwester des berühmten Detektivs Sherlock Holmes.

Nun kann man Enola Holmes mysteriöse Fälle auch im Comicformat erleben!

Die französische Künstlerin Séréna Blasco hat die Romane als Graphic Novel adaptiert. Und die deutsche Fassung des ersten Bandes „Enola Holmes 1: Der Fall des verschwundenen Lords“ wurde im Kinder- & Jugendprogramm des Splitter Verlags veröffentlicht. Auf 64 Seiten in Farbe löst die junge Detektivin darin ihren ersten Fall. Der zweite Band der Serie ist für September 2021 angekündigt.

An Enolas 14. Geburtstag verschwindet plötzlich ihre Mutter. Zuerst ruft Enola ihre beiden älteren Brüder Sherlock und Mycroft Holmes zu Hilfe. Doch schnell stellt sich heraus, dass diese ihr nicht weiterhelfen können, sondern die Situation nur noch verschlimmern. Enola muss die Dinge also selbst in die Hand nehmen. Dabei geht sie nicht nur den versteckten Botschaften ihrer Mutter nach, sondern wird auch noch in einen zweiten Fall verwickelt – der junge Lord Tewksbury wurde entführt!

Optisch orientiert sich die Comicadapion an klassischen Looks für Mädchenprodukte. Rosa und Lila dominieren das Farbschema der im romantischen Aquarellstil gestalteten Seiten. Und auch das Cover mit zarten floralen Mustern, Enola in passiver Pose und mit wehendem Haar, lassen im ersten Moment nicht an eine emanzipierende Abenteuergeschichte denken.

In ihrer Art ist Enola hier im Gegensatz zur Verfilmung auch um einiges zurückhaltender dargestellt.
Aber im Laufe des Comics gibt es zahlreiche Stellen, die Geschlechterrollen sehr kritisch hinterfragen. Enola bietet dabei eine gute Identifikationsfigur für junge Mädchen. Denn auch sie fängt gerade erst an, sich mit diesen Ungerechtigkeiten auseinandersetzen zu müssen. Dabei findet sie ihren ganz persönlichen Weg, entzieht sich gesellschaftlichen Ansprüchen und wächst mit ihren Erfahrungen.

Anders als im Film, gibt es im ersten Band des Graphic Novels noch keine Aufklärung über das Verbleiben Enolas Mutter. Dafür wird der Fall rund um den verschwundenen Lord bereits aufgelöst. Es ist also anzunehmen, dass man pro Band einen abgeschlossenen Fall bekommt, sowie eine übergreifende Geschichte über alle Bände. Somit lohnt es sich auch dann, einen Blick in die Comics zu werfen, wenn man den Film bereits gesehen hat. Denn es gibt die ein oder andere Begebenheit, die hier anders gelöst wird.

Fazit:

Besonders jungen Leser:innen bietet dieser Band einen guten Einstieg ins Krimi-Genre, und hilft Geschlechterungerechtigkeiten bewusst zu machen. Statt schauriger Stimmung bietet der Comic helle Farben. Und besonders inspirierend für das Lösen eigener Fälle könnten die letzten Seiten des Buchs sein, auf denen Enolas Notizen abgebildet sind. Wer es lieber actionreich und schlagfertig hat, sollte bei der Filmversion bleiben. (Ella)