Review: EA Sports FC 24

Nach dem komplizierten Streit um die Namensrechte mit dem Weltfußballverband FIFA entschied sich Electronic Arts vor gut zwei Jahren, dass FIFA 23 der letzte Eintrag in dem langen Franchise bleiben wird. EA wollte nicht auf die Forderung der FIFA (kolportiert wird eine Milliarde Euro für die Namensrechte) eingehen. Der Umstand, dass es kein FIFA 24 geben wird, bedeutet jedoch nicht, dass EA Sports seine Fußballschuhe an den Nagel gehängt hat. Vielmehr kündigte der Konzern an, dass mit EA Sports FC 24 eine neue Ära an Fußballspielen eingeläutet wird.

Alles neu macht der September?

In diesem Fall kann Electronic Arts nur beigepflichtet werden, spielt es doch für die meisten Spieler*innen keine Rolle, was auf der Verpackung steht. Entscheidender ist die Frage, wie sich der neue Ableger spielt oder ob die Lieblingsmannschaft (voll lizensiert) enthalten ist. Dass EAs Marketingabteilung EA Sports FC 24 auch wie einen Neuanfang inszeniert und demnach viele Neuerungen verspricht, tut dem Erfolg bei der Spielerschaft wahrscheinlich ebenfalls keinen Abbruch.

Zwei der wichtigsten Neuerungen sind dabei die Überarbeitung der HyperMotion-Technologie und die Einführung der sogenannten „Play-Styles“ bzw. „Play-Styles+“.

HyperMotion V

„HyperMotion V“ nennt EA Sports die Überarbeitung der bereits existenten HyperMotion-Technologie. Hierfür sollen die Entwickler*innen zahlreiche Kameras an den Stadien dieser Welt angebracht und hunderte Spiele der vergangenen Saison aufgezeichnet haben. Dies soll dazu dienen, das Mannschaftsverhalten der diversen Teams einzufangen und einzigartige Bewegungen vieler Spieler*innen aufzuzeichnen. Einzelne Laufstile, aber auch das Schussverhalten und vieles mehr soll so in das Spiel übertragen worden sein. Hierfür wurde gemäß EA Sports der HyperMotion-Technologie die sogenannte „Volumetric Capture Technology“ (kurz: V) hinzugefügt.

Schade nur, dass dies nicht den Niederschlag im Spiel gefunden hat. Einzelne Spieler*innen wie Cover-Star Erling Haaland (Manchester City), Sam Kerr (FC Chelsea) oder Marcus Rashford (Manchester United) fühlen sich in ihren Bewegungen nun etwas authentischer an. Dies ist auch dem Umstand geschuldet, dass das Spielgeschehen etwas langsamer daherkommt als in FIFA 23 und dadurch für die Besonderheiten mehr Zeit bleibt. Ansonsten ist die Überarbeitung dieser Technologie nicht allzu stark während eines Spiels zu spüren.

Play-Styles(+)

Mit „Play-Styles“ bezeichnet EA Sports die neu-eingeführten, einzigartigen Fähigkeiten, die Spieler*innen hervorheben und besonders machen. Erling Haaland verfügt beispielsweise über den Powerschuss, der ihm dazu verhilft, vor dem Tor eiskalt zu sein. Von diesen Fähigkeiten sind 34 verschiedene im Spiel enthalten. Play-Styles+ verstärkt die einzelnen Fähigkeiten nochmals.

Die einzelnen Play-Styles machen Spaß, führen aber aus unserer Sicht dazu, dass sich die Reihe von dem Anspruch eine Fußballsimulation zu sein immer mehr verabschiedet, fühlen sich diese doch gelegentlich wie Power Ups an.

Fußball-Simulation adé?

Im Ultimate Team hat sich in diesem Jahr einiges geändert. Zu allererst hat auch dieser Modus nun mit „Ultimate Team Evolutions“ einen neuen Namen bekommen. Die wichtigste Neuerung ist aber, dass erstmals Männer und Frauen in derselben Mannschaft spielen können. Hierfür wurden scheinbar die Stats so angepasst, dass die weiblichen Spieler*innen den männlichen ebenbürtig sind. Das ist vor allem im „Stärke“-Bereich etwas unrealistisch und fühlt sich dadurch ebenfalls mehr wie ein Fußballspiel und weniger wie eine Fußball-Simulation an. Wir begrüßen den Schritt jedoch, dass sich Ultimate Team nun für alle Spieler*innen öffnet. Auf diese Art und Weise gibt es mit einem Schlag viel mehr Spieler*innen, aus denen ausgewählt werden kann. EA Sports FC 24 ist jedoch mit der Einführung der diversen Play-Styles sowie dieser Anpassungen im Ultimate Team ein Sportspiel, das sich an der Realität orientiert, aber bewusst nicht (mehr) versucht, diese eins zu eins abzubilden oder sich ihr anzunähern.

Alles beim Alten bei VOLTA, dafür kein AFC Richmond

Der VOLTA Football-Modus ist so ziemlich derselbe wie in FIFA 23. Dieser wurde seitens EA Sports dieses Jahr stiefmütterlich behandelt. Es darf demnach hinterfragt werden, wie viel Zukunft er innerhalb der Spiele-Serie noch haben wird. Spielerisch ist dieser jedoch leichtgängig und erinnert erneut an frühere FIFA Street-Spiele.

Lizenztechnisch braucht sich EA Sports FC 24 vor niemandem zu verstecken. Im Großen und Ganzen sind nämlich alle wichtigen Bewerbe, Ligen und Teams enthalten (einzelne italienische Vertreter mal ausgenommen). Spannend ist jedoch, dass beispielsweise das österreichische Nationalteam (oder auch das brasilianische) fehlt. Auch eine beliebte Ergänzung aus dem Vorjahr ist nicht mehr da: Der AFC Richmond der beliebten Apple TV+ Serie Ted Lasso ist nicht mehr im Lizenzmonster enthalten. Demnach ist es auch nicht mehr möglich, Ted Lasso als Trainer im Karrieremodus auszuwählen.

Optisch verbessert, Stagnation bei der Karriere

Den Karrieremodus in EA Sports FC 24 beleuchten wir auch gleich als nächstes. Einer der beliebtesten Modi des Franchises wird seit Jahren immer nur ein wenig angepasst, aber nicht wirklich größeren Änderungen unterzogen. So auch in diesem Jahr, denn außer einigen Assistenztrainer*innen, die sich um die Verbesserung der einzelnen Mannschaftsteile (Tor, Defensive, Mittelfeld und Angriff) kümmern, hat sich kaum etwas getan. Einzelne Taktik-Anweisungen wie „Tiki Taka“ oder „Gegenpressing“ sind hinzugekommen. Zudem wurde hier und da an der Präsentation etwas geschraubt. Insgesamt könnte hier aber noch viel mehr passieren.

Viel geschehen ist hingegen aus optischer Perspektive. EA Sports FC 24 nützt nun die Frostbite Engine, wodurch einzelne Spieler*innen noch realistischer aussehen. Auch gibt es, wenn englische Kommentator*innen ausgewählt werden, Onfield-Reporter*innen. Dies fällt alles in die Präsentation des Spiels und ist nett, weil hierdurch der Eindruck einer „echten“ Übertragung erweckt werden soll. Während des Spieles haben wir uns jedoch häufig dabei ertappt, dass wir diese Szenen weggedrückt haben.

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