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Review: Avatar – Frontiers of Pandora

Spielereihen wie Assassins Creed und Far Cry haben den Begriff der Ubi-Formel definiert, in der vor allem Türme, das Erobern von Stützpunkten und die Jagd zur Verbesserung von Ausrüstung eine entscheidende Rolle spielen. Und nicht nur deshalb ging man auch bei Avatar: Frontiers of Pandora davon aus, dass das Spiel auf besagte Formel zurückgreifen wird. Bereits erste Previews, auch das von Shock2, bezeichneten den Titel als Far Cry im Avatar-Universum. Das Ubisoft seine Formel nicht komplett umwerfen wird, davon konnte man ausgehen, trotzdem hat man bei Avatar: Frontiers of Pandora etwas an den Schrauben gedreht. Das hat sich in einigen Bereichen positiv ausgewirkt, in anderen sind aber durchaus noch Verbesserungen drin.

Der wahre Held des Spiels

Im Spiel übernehmen die Spielenden einen Na’vi, der bereits als Kind den Eltern von der RDA geraubt wurde und nun im Sinne der Menschen erzogen wird. Das läuft natürlich nicht ohne Widerstand der Entführten, was nach einigen Jahren in einen Aufstand inklusive Ausbruch mündet. Ab diesem Zeitpunkt gilt es sich in die bestehende Na’vi Gesellschaft einzugliedern und vieles zu lernen, was einem bisher verwehrt blieb und sich in weiterer Folge gegen die Besatzer zur Wehr zu setzen. Dabei stehen den Na’vi auch menschliche Widerstandskämpfer gegen die wirklich böse RDA zur Seite.

kein Wallpaper, so sieht die Welt tatsächlich aus

Und bereits in den ersten Spielminuten und -stunden offenbart sich der wahre Held des Spiels, die wirklich wunderschön gestaltete Open World, sowie das Feeling tatsächlich ein Na’vi auf Pandora zu sein. Das zeigt sich nicht nur durch die wirklich beeindruckende Welt in Form verschiedener Biome, sondern auch der Art sich durch diese zu bewegen. Dies geschieht durch ein an Parkour erinnerndes Laufen und Springen, wobei sich dies jedoch wesentlich natürlicher anfühlt als in anderen Spielen. Ebenso bekommt man die Kultur und Lebensart der Na’vi hautnah zu spüren, wobei nichts davon aufgedrückt oder erzwungen wirkt. Für Spielende, die gern in eine Welt eintauchen, ein wahrer Traum.

Um die Spielfigur im Verlauf des Spiels zu stärken, sind auf der Map sieben Ahnenfähigkeiten verteilt, die dann zum Beispiel eine Art Doppelsprung, Verringerung des Fallschadens oder das Herausreißen eines Piloten aus einem Mech erlauben. Das ist auch alles bitter notwendig, da man zu Beginn nicht viel aushält. Ebenso können mit der Zeit verdiente Skill-Punkte auf die Bereiche Kampf, Jagd, Vitalität und Crafting verteilt werden, die wiederum Boni, mehr Munition und dergleichen gewähren.

die Widerstandsbasis gegen die RDA

Kämpfen auf Sparflamme

Das Spiel verläuft dann, wie bereits erwähnt, ähnlich der Far Cry Reihe, wobei ein Aspekt klarerweise der Kampf ist, der in Avatar: Frontiers of Pandora überwiegend mit Pfeil und Bogen geführt wird. Es stehen zwar auch anderen Waffen wie Sturmgewehre, Blendgranaten und Raketenwerfer zur Verfügung, was sich jedoch irgendwie falsch anfühlt. Außerdem zerstören Gewehre bei der Jagd auch das Jagdgut, wodurch es nicht mehr verwertet werden kann.

Die Kämpfe selbst finden dabei meiste in Basen der RDA statt, die vornehmlich dem Ressourcenabbau gewidmet sind und dadurch die Natur Pandoras negativ beeinflussen. Umso schöner ist dann zu sehen wie sich die Natur erholt, ist der jeweilige Umweltsünder erstmal besiegt oder erobert. In diesen Basen bekommen es die Spielenden mit Soldaten, Mechs oder Helikoptern zu tun, wobei Mechs guten Schütz*innen nicht wirklich gefährlich werden können. Trifft man die besonders empfindlichen Stellen, reicht oft ein Treffer und der Feind ist besiegt, bei größeren Fahrzeugen dürfen es schonmal ein paar mehr sein. Gefährlich wird es nur, trifft man gleichzeitig auf mehrere Gegner, da man vor allem zu Beginn selbst nicht viel einstecken kann. Deshalb empfiehlt es sich Basen und generell Gegner immer schleichend zu begegnen. In den Basen gilt es meist nur zwei bis drei Schalter zu betätigen oder bestimmte Dinge zu zerstören um diese einzunehmen, was dann in Schleichorgien mündet, währenddessen man möglichst wenig kämpft. Ab und an kann es aber auch passieren, dass man auf offenem Feld auf Kampfverbände trifft, wobei es dann ratsam ist möglichst mobil zu bleiben und jene Pflanze im Blick zu haben, die das Gegenstück des Medipacks zur Verfügung stellt.

so ein Mech hat selbst gegen Pfeile und Bogen keine Chance

In freier Wildbahn wird man ab und an auch von hundeartigen Viechern angegriffen, was aber auch nicht wirklich ein große Herausforderung darstellt. Die meisten Wildtiere fliehen eher, einige besonders große gehen aber schon in den Gegenangriff über, sollte ein Jagdversuch nicht gleich gelingen.

Baustelle Missionsvielfalt

Die Missionen und Aufgaben in Avatar: Frontiers of Pandora sind dabei zwar alle mit netten Hintergrundgeschichten versehen, weichen aber nicht unbedingt von genretypischen Aufgaben ab. Gehe nach A, rede mit B, finde C und nimm dann die Basis D ein oder besorge Ressource E um Zeug F zu craften. Viel mehr blieb für mich von der Story auch ehrlich gesagt nicht über.

In vielen Missionen gilt es vor Ort Hinweise zu finden und zu verknüpfen, was mitunter sehr lästig sein kann, da diese Miniaufgaben nicht immer logisch sind oder manchmal nur schwer gefunden werden können. Der Vorteil nicht mit übermässig vielen Markern auf der Map wie in Assassins Creed zugemüllt zu werden, geht mit dem Nachteil Hand in Hand, dass man oft nicht genau weiß, wo es weiter geht. Da ist die enorme Vertikalität der Spielwelt nicht unbedingt förderlich. Spielende die gern erkunden wird das weniger stören, möchte man immer wissen wie es weitergeht, kann das schon etwas den Spielspaß trüben.

das Missionslog füllt sich schnell

Dann und wann gilt es auch Stromkästen oder Tablets mit einem tragbaren Tool zu hacken, was wie das Sammeln mit einem Minispiel verknüpft ist, dass schon nach kurzer Zeit mühsam wird. Diese Minispiele können zwar deaktiviert werden, was dann aber bestimmte Boni im weiteren Spiel verwehrt.

Na’vi-man does whatever a Na’vi can

Um Missionsziele, Tiere die gejagt werden können, Pflanzen und dergleichen zu finden und zu analysieren, muss oft und viel auf den Na’vi Sinn zurückgegriffen werden, der besondere Objekte hervorhebt und dann auch Geruchsspuren einige (kurze) Zeit anzeigt. Das fühlt sich zwar stimmig an, muss aber so oft verwendet werden, dass man sich mit der Zeit denkt, weniger Objekte im HUD ist nicht immer mehr.

Dieser Na’vi Sinn wird neben dem Finden von Missionspunkten auch massiv für das Sammeln von Objekten verwendet, wobei nicht nur Jagdgut, sondern auch erntbare Pflanzen gezeigt werden. Diese kommen mit einer weiteren Eigenheit von Avatar: Frontiers of Pandora einher: Pflanzen werden nicht nur einfach mit Druck auf einen Knopf gesammelt, sondern erfordern das Festhalten der Frucht, des Samens und vielem mehr mit einem Knopf, gefolgt von behutsamen pflücken per Stick. Je nach Zeug muss der Stick jedoch in eine andere Richtung bewegt werden. Ist man zu forsch, beschädigt man die Ressource, die dann weniger effektiv ist. Oftmals ist es auch wichtig wann eine Ressource gesammelt wird, da macht es schon einen Unterschied ob es regnet oder Tag oder Nacht ist. Zu Beginn wirkt das noch recht stimmig und originell, wobei es mit der Zeit nur noch lästig wird.

der Na’vi Sinn sorgt für mehr Ãœbersicht

In Kombination damit, dass man sammeln und jagen muss um Nahrung zu erzeugen, artet das schnell in Arbeit aus. Das Kochen funktioniert dabei wie in Breath of the Wild, es werden jeweils zwei Rohstoffe wie Fleisch oder Nüsse kombiniert, die dann eine spezielle Mahlzeit ergeben, die wiederum Boni wie einen speziellen Widerstand oder höhere Laufgeschwindigkeit oder dergleichen bieten. Isst man nicht, erleidet man Defizite, was das Spiel erschwert, da man zum Beispiel langsamer wird.

Schaffe, schaffe, Häusle baue!

Ebenso aus ähnlichen Spielen bekannt ist das Crafting und Verbessern der eigenen Ausrüstung vorhanden. Dazu benötigt man wiederum spezielle Häute von Jagdtieren, Fasern, Stöcke oder anderen Ressourcen, mit denen man dann sein Equipment verstärken kann. Ebenso ist es möglich das Aussehen unabhängig von den Eigenschaften zu verändern, wobei man im Spiel herzlich wenig von den kosmetischen Änderungen seines Charakters zu sehen bekommt, außer im Pausenscreen, der veränderte Bogen ist da natürlich öfter im Bild. Aber nett, dass der Digital Deluxe Edition um 130 Euro Cosmetics beiliegen, mit denen man aber aussieht, als gehe man zu einem Karnevalsumzug und befinde sich nicht im Guerillakrieg gegen hochgezüchtete RDA-Truppen.

kein modernes Ubisoft Titel ohne Crafting

In weiterer Folge können dann Waffen und Ausrüstung komplett selber gebaut werden, wobei es dazu auch einige investierte Skill-punkte im Bereich Crafting sowie dem Erlegen legendärer Jagdtiere bedarf, die man wiederum leichter findet, wenn man Punkte für’s Jagen investiert hat.

Nur Fliegen ist schöner

Für Entdecker und Wanderer ist das Umherstreifen durch Pandora sicher toll, möchte man jedoch schnell von A nach B gelangen, gibt es nichts wichtigeres als ein Reit- oder noch besser ein Flugtier. Durch einige thematisch sehr stimmungsvolle Quests wird die Spielfigur an einen Ikran, eine Art Flugsauriere, gebunden. Dieser kann dann jederzeit gerufen und geflogen werden, was die Reisezeiten erheblich senkt. Jedoch muss auch daran gedacht werden, dass der Ikran, den man selber benennen und dessen Aussehen wählen darf, auch fressen muss, was einen wiederum zur Jagd und zurück auf den Boden (der Realität) zwingt.

Neben dem Ikran können noch andere Tiere gezähmt und zum Reiten verwendet werden, aber klar, nur fliegen ist schöner.

mit dem Ikran ist man gleich flotter unterwegs

Außen hui, innen ausbaufähig

Grafisch spielt Avatar: Frontiers of Pandora auf Konsolen selbst dieses Jahr in der absoluten Oberliga, selbst im Grafik-Modus lief das Spiel auf einer Series X meist absolut stabil, von kleinen Rucklern mal abgesehen, im Quality-Modus flutscht dann meist alles, sieht aber immer noch toll aus.

Soundtechnisch hält sich das Spiel eher im Hintergrund, die Geräusche der Natur überzeugen und klingen stimmig. Die Sprachausgabe ist gut, wenn ich auch mit der Zeit den belanglosen Storys und Gesprächen nicht mehr zugehört habe.

eine aufgeräumte Map, die jedoch nicht immer ganz hilfreich ist

PROS

+ tolle Spielwelt um voll einzutauchen
+ Bewegung und Steuerung fühlt sich nach Na’vi an
+ Map nicht so überladen wie bei Ubisoft üblich

CONS

– Sammelmechaniken nerven schnell
– Kämpfe kennt man aus Far Cry besser und intensiver
– Sammeln und Jagen für Nahrung liegt nicht jedem
– in der Spielwelt ist wenig zu entdecken

Fazit

Wertung - 7

7

Avatar: Frontiers of Pandora startet durch seine wunderschöne Grafik und die atemberaubende Flora und Fauna Pandoras bombastisch und einladend. Das Gameplay zieht einen schnell in den Bann, die Steurerung, Kultur und Lebensweise der Na'vi fühlt sich super stimmig an und stellt sicher einen großen Pluspunkt des Spiels dar. Doch dann kann es schnell eintönig werden. Die Missionen laufen alle nach Schema F, der Gameplayloop besteht aus Sammeln, Craften und etwas kämpfen. Und so schön die Welt von Pandora auch ist, allzu viel zu tun und zu entdecken, neben den eintönigen Mission, gibt es leider nicht. Ubisoft schlägt mit Avatar einige neue Richtungen ein, vor allem bei der Erkundung und der Stimmung im Spiel, die jedoch noch nicht ganz zünden. Findet man im Jagen und Sammeln nicht seine Erfüllung, könnte Avatar: Frontiers of Pandora schnell langweilig und belanglos werden.

Genre:
Entwickler: Ubisoft, Massive Entertainment
System: PS5, Xbox Series, PC
Erscheint: erhältlich
Preis: ca. 80 Euro

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