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Review: Super Mario Galaxy 2 (Wii U Virtual Console)

Was ist grün, frisst gerne Schildkröten und fliegt mit einem Affenzahn sowie einem dicklichen Klempner auf dem Rücken durch die unendlichen Weiten des Weltalls? Nein, es ist kein Frosch mit Geschmacksverirrung und Rohrbruch, der beim letzten Experiment der ESA abhanden gekommen ist – es ist das allseits beliebte Dream-Team Mario und Yoshi! Als erstes Wii Spiel für die Wii U Virtual Console dürfen die beiden in Super Mario Galaxy 2 wieder gemeinsam zum Krieg der Sterne aufbrechen, um Erzfeind Bowser in seine Schranken zu weisen. Da das Spiel auch ganz nebenbei eines der besten Games des letzten Jahrzehnts war, präsentieren wir euch das passende da.CAPO Review dieses Games, ursprünglich erschienen im CONSOL Magazin (Mai 2010).

Bis zum 22.1. gibt es dieses Highlight dann auch noch zum tollen Preis von 10 Euro (-50% Angebot).

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Selbe Leier, neuer Spaß
Gerade als Mario Prinzessin Peach zu einem äußerst wichtigen Anlass besuchen will – es gibt Kuchen beim romantischen Sternschnuppen-Schauen – schlägt Bowser wieder einmal zu, entführt durch Power-Sterne zu Godzilla-Größe angewachsen die pinke Lady und haut mit ihr Richtung Zentrum des Universums ab. Wie gut, dass Mario in dem Bilderbuch-haften Intro, bei dem ihr selbst durch die Seiten laufen dürft, einen auf die Erde gestürzten Luma aufgesammelt hat. Wir erinnern uns an den ersten Teil: Luma, das sind die kleinen Sternwesen, die in Super Mario Galaxy mit Prinzessin Rosalina auf einem Sternenschiff durchs All schipperten. Mit zuvor erwähntem Vertreter jener Spezies reist Mario also sofort hinterher in den Weltraum und landet dort auf einem neuen Sternenschiff. Das gehört diesmal den Luma selbst und sieht nach ein paar Modifikationen aus wie ein übergroßer Mario-Kopf, der quasi als Oberwelt dient. Auf ihm versammeln sich nach und nach in den einzelnen Levels getroffene Gesellen, wie Toad, Luigi, oder die süßen Weltall-Hasen, mit denen ihr interagieren könnt – und die euch teilweise neue Bereiche des Mario-Sternenkreuzers eröffnen. Aber durch Palavern alleine hat noch niemand einen jener Power-Sterne eingesammelt, die ihr braucht, um auf eurer Sternenkarte neue Ziele freizuschalten. Anders als im ersten Teil lassen sich die Welten im Navigationscomputer des Schiffs direkt – über eine Map, die aussieht wie jene aus Super Mario World oder New Super Mario Bros. Wii – anwählen. Im Unterschied zu diesen Games, gibt es aber pro angewähltem Level meist mehrere Herausforderungen, die es zu bestreiten gilt und die sich kaum mehr mit denen aus dem ersten Teil vergleichen lassen. Gleich zu Beginn haben es sich die Entwickler aber nicht nehmen lassen, Spielern, die meinen, nichts habe sich geändert, eines auszuwischen. Das erste große Areal hat nämlich frappierende Ähnlichkeit mit dem Anfangslevel aus Super Mario Galaxy. Hier lernen jene unter euch, die den ersten Teil nicht gespielt haben, die Steuerung kennen und am Ende eines einfachen Jump’n’Run-Pfades, bei dem ihr euch zwischendurch von hilfreichen Luma von einem kleinen Himmelskörper zum nächsten katapultieren lasst, gibt es wieder eine Piranha-Blume zu besiegen. Die hört zwar auf den Namen Baby-Piranha, ist aber riesengroß und jagt den winzig wirkenden Italiener über einen Mini-Himmelskörper; einzig eine Wirbelattacke auf den Allerwertesten des Gewächses gerichtet, die durch Schütteln des Nunchuks oder der Wii-FB ausgelöst wird, kann das gefräßige Grünzeug außer Gefecht setzen. Mit dem für die Unkrautvernichtung erhaltenen Stern erschließen sich sogleich neue Territorien auf der Karte und ein weiterer Bekannter gesellt sich zu Marios chaotischer Raumschiff-Crew: Yoshi.

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Kleiner Dino, so cool wie lange nicht!
Habt ihr den knuffigen Saurier in einer der ersten Galaxien endlich aus seinem Ei gepellt, steigern sich eure Möglichkeiten um Lichtjahre. Musstet ihr stacheligen Gegnern zuvor mühsam ausweichen oder standet verdrossen vor Abgründen, über denen sonderbare Blumen baumelten, macht Yoshi jene Levels, in denen er vorkommt, zum Erlebnis, das sogar einen Besuch im Jurassic Park toppt! Sobald ihr den kleinen Racker bestiegen habt, wird nicht nur die Musik automatisch schwungvoller, auch euer Pointer, der bis dahin die Form eines Sterns hatte, verwandelt sich in einen roten Punkt. Spielerisch bedeutet das für euch, dass ihr Gegner in Reichweite packen und auffressen oder mithilfe der Zunge Objekte zu euch heranziehen oder euch daran festhalten könnt. Dann schwingt sich Yoshi mit seinem Mundmuskel an besagten weißen Blumen entlang, oder – und das ist noch viel cooler – saugt Kugelwillis oder Stachis einfach ein und spuckt damit Barrieren oder Panzerungen von Bossen kaputt. Mittels Pointer könnt ihr die Geschosse zielgenau in die von euch gewünschte Richtung abfeuern. Gerade in hektischen Situationen sind allerdings viel Controller-Beherrschung und Ruhe vonnöten, denn wie auch in alten Teilen reicht ein Treffer und Yoshi läuft euch weinend unter dem Hintern davon und muss erst wieder eingefangen werden. In Anbetracht der spielerischen Abwechslung, die er mitbringt, und der lustigen Power-Ups, die ihm spendiert wurden, verzeiht man dem Dino allerdings den Großteil seiner Schüchternheit. Eine Peperoni macht ihm etwa ordentlich Dampf unter dem Hintern: Orange angelaufen rast er los, als wäre der Teufel hinter ihm her. So geht es Messias-like über Wasseroberflächen hinweg oder steile Rampen empor, doch Vorsicht, denn stoßt ihr an ein Hindernis, stürzt ihr unweigerlich ab und müsst die Passage erneut beginnen. Keine Frage, dass es auf diese Weise einige fordernde Hindernis-Parcours mit dem erschwert zu kontrollierenden Reptil zu durchlaufen gibt. Ähnlich viel Geschick erfordert ein blaues Stück Obst, das euren grünen Gefährten in einen schlumpfblauen Heliumballon verwandelt, der aufsteigt und an Stacheln und Para-Gumbas vorbeigelotst werden will. Und frisst Yoshi eine gelbe Aubergine, dann wird er kurzzeitig zur lebenden Glühlampe und hilft euch dabei, in einem völlig zerfallenen dunklen Geisterhaus den rechten Pfad zu erhellen. Solche gespenstischen Anwesen kennen Mario-Liebhaber nur zu gut, aber auch viele andere Galaxien werden euch in puncto Setting aus den bisherigen Games geläufig sein.

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Best of Mario
Koopa-Troopas, Hammerbrüder, Gumbas aber auch freundliche Gesellen, wie die aus Super Mario 64 bekannten Pinguine oder hölzerne Baumbewohner – die Riege der freundlichen und weniger sympathischen Gesellen ist ebenso gigantisch wie die Level-Zusammenstellung. In einer Galaxie besucht ihr beispielsweise winzige grasüberwachsene Himmelskörper und bekommt am Ende euren Power-Stern, indem ihr euch in einem Mini-Game mit einem Affen im Prügeln von grünen Monstern auf einer Eisfläche um einen Highscore schlagt. Oder ihr müsst es über einen klassisch anmutenden Holzsteg mit Abgründen schaffen: Wäre eigentlich kein Problem, doch riesige Kreissägen zerschnetzeln euren Weg vor euren Füßen. Ähnliches widerfährt euch in einem der Geister-Levels, in denen sich der feste Untergrund einfach aus dem Bild schiebt, während gespenstische Schlangen Löcher in den Boden fressen – und ihr zu allem Überfluss von einem riesigen Buuhuu samt Kumpanen verfolgt werdet. In einer anderen Ecke des Universums ist alles auf eure Geschicklichkeit ausgelegt: Verschwindende Plattformen wollen überquert werden, solange sie da sind, oder ihr seid in einem riesigen Labyrinth gefangen, in welchem die Schwerkraft ständig wechselt. Gerade bei solchen Welten schleichen sich Passagen ein, wo das sonst dreidimensionale Gameplay unvermutet in die zweite Dimension schwenkt, nur um nach ein paar Sprungeinlagen mit Retro-Charme wieder zu 3D zurückzukehren. Genial, doch nicht alles im Spiel gibt so sich althergebracht, denn Mario hat wieder einige frische Pilze und Blumen im Schwammerlland gefunden, die ihm zu haarsträubenden Verwandlungen verhelfen.

Schwerelose Hüpferei: Wie bereits im ersten Teil gibt es in den galaktischen Levels oft kein Oben und Unten.
Schwerelose Hüpferei: Wie bereits im ersten Teil gibt es in den galaktischen Levels oft kein Oben und Unten.

Der Klempner kann einfach nicht anders, als sich diverse Kräuter und Pilze einzuwerfen, die ihn in andere Bewusstseinsebenen entführen. Neben Items, wie dem Bienen-Pilz, der allseits beliebten Flammen-Blume oder der Sprungfeder, die man bereits im letzten Teil gesehen hat, findet ihr jetzt einen Steinpilz, der Mario zum „Rolling Stone“ mutieren lässt. Schüttelt ihr die Fernbedienung, wird der Klempner zum rasenden Geröllhaufen, der alles platt macht, was ihm in die Quere kommt. Rosa Kristalle, spuckende All-Monster oder ein überdimensionales Gürteltier sind daraufhin ein Klacks. Wie gehabt wird Letztgenanntes wieder durch einen kräftigen Schubs auf den Popo niedergestreckt. Ach, diese Japaner, fehlt gerade noch, dass sie Mario in einem weißen Plüsch-Outfit als Wolke durch die Gegend laufen lassen… Nein, das fehlt seit Super Mario Galaxy 2 auch nicht mehr. Und lasst euch sagen, dieses Upgrade ist einfach himmlisch, denn durch ein Schütteln mit dem Controller lässt es direkt unter Marios Beinen eine Wolke entstehen – egal, ob ihr gerade hinunterpurzelt, nach oben hüpft oder mit einem Weitsprung in die Ferne hechtet. Und Nintendo wäre nicht für puren Spielspaß bekannt, wenn dieses Item nicht virtuos eingesetzt werden könnte: So müsst ihr euch damit in einem windigen Level auf euren Wolken herumtreiben lassen. Oder es hilft euch bei eurem Kampf gegen die Schatten-Marios. Diese Kerle, die man im ersten Teil noch verfolgen musste, drehen den Spieß jetzt nämlich um und behindern euch mit viel Freude bei jenen Challenges, in denen ihr fünf Silbersterne einsammeln müsst, um am Ende einen Power-Stern zu erhalten. Weniger auf eure Geschicklichkeit als auf euer Köpfchen zielt wiederum das Bohrer-Item ab, mit dem ihr euch via Schwung aus dem Handgelenk quer durch die Himmelskörper bohren könnt. Durch das Hin-und-Her zwischen Ober- und Unterseite kleiner Planeten könnt ihr in manchen Galaxien selbst hohe Türme erklimmen, indem ihr euch quasi hochbuddelt. Dabei muss gesagt werden, dass sämtliche neue Gegenstände der Intuitivität des Gameplays keinen Abbruch tun, ebenso wie jene Areale, in denen die Bewegungserkennung der Wii-FB zum Zug kommt. Da wären beispielsweise ein Gleitflug, baumelnd an den Beinen eines Paradiesvogels, der verdächtig an das Pokémon Ho-oh erinnert, oder das Balancieren auf einem riesigen Ball, in dessen Inneren sich ein Power-Stern befindet.

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Technisch galaktisch, spielerisch unendlich!
Super Mario Galaxy 2 sieht hervorragend aus. Bei unserem Test spielten wir auf einem 50 Zoll HD-Display und selbst so groß aufgezogen ließ es fast vergessen, es nicht mit einem NextGen-Game zu tun zu haben. Selten sieht man auf der Wii Spiele mit so großen liebevoll gemachten Welten, die noch dazu optisch imposant daherkommen. Speziell die Schlachten mit einem Meteoriten schleudernden, überdimensionalen Bowser und seinem technophilen Spross, der einen auf Dr. Eggman macht, sorgen in puncto Präsentation und Herausforderung für offene Münder. Ebenso beeindruckend ist die spielerische Tiefe des Games: Weniger geübte Personen können sich die Challenges herauspicken, die ihnen am besten gefallen, und sehen frohgemut den Abspann, während sich Perfektionisten an allen Power-Sternen versuchen, die die einzelnen Galaxien bieten. Noch dazu, wo manche überhaupt erst freigeschaltet werden, wenn ihr sogenannte Kometen-Münzen in den Levels einsammelt oder hungrige Luma mit Münzen oder bunten Sternteilen füttert. Dann warten einige hammerharte – jedoch nie unfaire – Prüfungen, aber das sollte Mario-Fans umso mehr anfeuern, sich dieses Game zu holen! (hpg)

Zweispielermodus
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Über eine weitere Wii-FB kann euch ein zweiter Spieler jederzeit im Kampf mit Bowser beistehen. Dieser wird durch einen Assistenten-Luma angezeigt, der hinter Mario herfliegt und dorthin saust, wo euer Kumpane seinen Pointer hinrichtet, um dort Gegner anzuhalten, durch Schütteln mit der FB teilweise sogar abzumurksen oder Items und Münzen einzusammeln. Insgesamt mehr und sinnvollere Möglichkeiten als im Vorgänger, was auch spielerisch versierte Gamer zum gelungenen Koop bewegen dürfte.

Kosmische Hilfe!
Verstreut in den Levels – vorzugsweise in der Nähe von Puzzle-Kopfnüssen oder schwierigen Geschicklichkeitspassagen – stehen kleine Videoscreens herum, die auch bei Aktivierung vor die Wahl stellen, ob ihr euch eine kleine Hilfe in Videoform anzeigen lassen wollt. Nützt das nichts und ihr sterbt zu oft, erscheint in manchen Levels eine schillernde Prinzessin, die es euch erlaubt, die Herausforderung ähnlich wie in New Super Mario Bros. Wii automatisch weiterspielen zu lassen. Dabei könnt ihr jederzeit die Kontrolle wieder übernehmen, erhaltet dann aber nur einen Bronze-Power-Stern. Für den goldenen müsst ihr die Stelle selbst schaffen!

Lang nicht gesehen, Bruderherz!
artwork_ssbb___8_Musstet ihr im Vorgänger warten, bis ihr alle 120 Sterne gesammelt hattet, um in das Gewand von Marios Bruder zu schlüpfen, gesellt sich dieser nun bereits mitten im Spiel zu euch. Trefft ihr Luigi am Beginn einer neuen Challenge, könnt ihr euch aussuchen, ob ihr lieber mit ihm oder Mario weiterspielen wollt. Eine feine Sache Nintendo, auch wenn man sich am Ende des Levels jedes Mal aufs Neue dieselbe Verabschiedung des langen Lulatsches anhören muss.

Review Overview

Wertung - 9

9

Im Sternbild des Drachen springt es sich noch besser!

Der erste Teil war für mich eine spielerische Offenbarung: Mario sprengte mit dem galaktischen Abenteuer nicht nur die physikalischen Grenzen im Jump’n’Run-Genre, er demonstrierte auch, dass Wii-Spiele auch auf der Wii U verhältnismässig richtig gut aussehen können. Mir als Yoshi-Fan fehlte nur noch der kleine Dino zur vollkommenen Glückseligkeit. Der ist jetzt da, die Challenges sind fordernder als bisher und recycelt fühlt sich gar nichts an. Für mich ist dieses Game ab jetzt das Zentrum des Wii-Universums, das Licht in meinem Jahr, die Milch in meiner Straße, ... mir gehen die spacigen Sprüche aus: Kaufen!!!

51bvQ0Ql32L._AA160_Genre: Jump´n Run
Entwickler: Nintendo
Erscheint: Erhältlich
Preis: 10 Euro (bis 22.1) danach 20 Euro
System: Wii U Virtual Console (Wii)

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