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Review: Little Battlers eXperience

Was für ein wunderschöner Tag. Die Sonne steht hoch am Himmel, der Wind bläst einem sanft durchs Haar und man trifft sich mit Freunden im Park um sich mit kleinen steuerbaren Miniaturkampfrobotern in Panzerpappkartons das Öl aus den Scharnieren zu kloppen. Ja, so würden wohl viele meiner Tage in der Welt von LBX (Little Battlers eXperience) aussehen. Das Spiel auf Basis des größtenteils in Japan sehr beliebten gleichnamigen Animes wird vor allem viele Mittzwanziger an die Anfänge von Beyblade erinnern, als man sehr ähnliche Tätigkeiten mit Kampfkreiseln vollzog. „Aber können sich Mittzwanziger tatsächlich für so ein Spiel begeistern?“, werdet ihr fragen. Nun, das Zielpublikum des Spiels sind ohne Frage die jüngeren Semester. Doch steckt hinter den Gundams aus dem Wäschetrockner eine Komplexität, die man von so einem Spiel kaum erwarten würde, wesswegen den Titel vielleicht der einé oder andere mit ein paar mehr Jährchen auf dem Buckel dennoch auf sein Radar nehmen sollte.

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Der Weltretter-Bot:
Die Story dreht sich um das Leben des Teenagers Van Yamano, der sich nichts sehnlicher wünscht, als seinen eigenen LBX zu haben. Überraschenderweise hat er diesen Traum nicht nur, weil die kleinen Kampfroboter einfach cool aussehen, sondern weil sein Vater, der ursprüngliche Erfinder der LBX, verstorben ist und er sich ihm beim Hantieren mit den kleinen Robotern näher fühlt. Leider ist das auch der Grund, aus dem Vans Mutter die kleinen mechanischen Kampfgnome nicht in ihrem Haus dulden möchte. Wenig überraschend kommt Van aber durch mysteriöse Umstände doch an seinen eigenen LBX und natürlich geht es letztendlich um die Rettung der Welt. Zwar ist die Rechtfertigung hierfür weniger an den Haaren herbeigezogen als man vielleicht denken mag, dennoch sollte man die Story auf Basis des angepeilten Zielpublikums wohl nicht allzu sehr hinterfragen. Van jedenfalls steht mit dieser Aufgabe nicht alleine da und so gesellen sich bald seine Schulfreunde Vaz und Amy als spielbare Charaktere mit ihren eigenen LBX hinzu und ermöglichen auch im Singleplayermodus taktisches Teamplay. Die Story wird dabei teils in Ingame-Grafik teils in Anime-Zwischensequenzen erzählt. Diese profitieren erstaunlicherweise sehr vom 3D-Effekt des 3DS und dürften somit auch für Kenner des Animes ihren Reiz haben.

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Inazuma Battlers?
Gameplaytechnisch merkt man dem Spiel sein Entwicklerstudio Level-5, welche sich auch für die Professor-Layton-Serie und wohl noch deutlicher für die Inazuma-Eleven-Spiele verantwortlich gezeigt haben, sofort an. So läuft man in kleinen abgesperrten Arealen, welche man per Schnellreise erreichen und durch Story-Fortschritt freischalten kann, frei umher. Praktisch an jeder Ecke steht hierbei jemand, den ihr nach Lust und Laune zu einem Duell herausfordern könnt, um neue LBX-Teile und Medaillen zu gewinnen. Zufallskämpfe gibt es nur in speziellen von der Story vorgesehenen Gebieten, wodurch ihr euch größtenteils entspannt fortbewegen könnt. Wer sich gerne nicht nur um die Story kümmert, kann sich auch mit Quests etwas dazu verdienen, welche sich zwar nicht sonderlich abwechslungsreich gestalten, sich aber zumindest bemühen, das Ganze in nette kleine Geschichten zu verpacken. Der aus der Serie bekannte LBX-Laden, welcher von dem freundlichen Pärchen Sadie und Ken Navarro geleitet wird, hat es natürlich auch in das Spiel geschafft. Hier könnt ihr nach Lust und Laune Teile oder ganze LBX-Sets kaufen, eure gewonnenen Medaillen verscherbeln und euch in Magazinen detaillierte und einsteigerfreundliche Anleitungen zu allen Systemen des Spiels durchlesen. Wodurch wir zu dem wohl essentiellsten Teil des Titels gelangen: Dem Basteln eures ganz persönlichen Kampfroboters.

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Everyday I’m basteling:
Tagelang habe ich damit verbracht, an meinen Mech im Miniatur-Format herumzuschrauben. Alleine die perfekte Balance zwischen Gewicht und Verteidigung zu finden, um trotz einer guten Rüstung nicht keine Bewegungsgeschwindigkeit einbüßen zu müssen, hat Stunden gekostet. Und das, obwohl die Menüführung sich sehr angenehm gestaltet, sich alle Teile auf einen Blick miteinander vergleichen lassen und per Tastendruck eine kleine 3D-Preview der einzelnen Teile sichtbar wird. Doch die schiere Masse an Teilen, die ihr kaufen, gewinnen und freispielen könnt, verleiht dem Ganzen eine ungeahnte Komplexität. So lassen sich nicht nur Kopf, Körper, linker und rechter Arm sowie die Beine aus ca. 130 Sets und somit ca. 650 Teilen perfekt auf einander abstimmen, man kann auch zwischen ca. 700 Waffen aus jeweils 9 verschiedenen Waffentypen wählen. Bei den Einhändigen hat man dann noch die Möglichkeit, sie entweder mit einem zusätzlichen Schild auszustatten oder dieselbe Waffe doppelt auszurüsten, um z.B. als mächtiger Gladiator oder furchterregender Desperado die Arenen unsicher zu machen. Doch damit nicht genug lässt sich sogar die Kerneinheit des LBX feinabstimmen. Hier muss man auf kleinsten Raum einen passende Motor, die CPU, eine Batterie, einen ausreichend großer Kernspeicher und mehrere Hilfseinheiten hineinstopfen, um auch noch das Letzte aus der kleinen Kampfmaschine herausholen zu können. Vergangene Erfahrungen aus stundenlangen Tetris-Sessions könnten sich dabei bezahlt machen. Gerade das Modifizieren der Kerneinheiten verlangt das Vergleichen mit vielen Werten und könnte dem ein oder anderen jüngeren LBX-Fan etwas zu viel werden. Zum Glück wird diese Feinarbeit zum Durchspielen der Story nicht zwangsläufig erforderlich, auch wenn der Schwierigkeitsgrad stetig ansteigt und man mit Sicherheit den ein oder anderen Kampf mehrmals wiederholen muss. Da dies aber gänzlich ohne Konsequenzen vonstattengeht, kommt hier nicht allzu viel Frust auf.

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Am liebsten spiel ich mit der Schachtel.
Die Kämpfe selbst gestalten sich dabei ebenfalls abwechslungsreicher, als man anfangs annehmen könnte. Wie die Story verlautbart, finden diese aus Sicherheitsgründen in sogenannten Kampwürfeln statt, welche aus federleichter undurchdringlicher Panzerpappe gefertigt sind. Diese sind kleine, würfelförmige Arenen, die Miniaturversionen von Vulkanen, Wälder, Städten, Ruinen und vielen anderen Gebieten beinhalten und auch sammelbar sind. Die Duelle können dabei in allen Konstellationen stattfinden von 1vs1 über 2vs3 bis zu 3vs1. Eure Teamkollegen, deren LBX ihr genauso personalisieren könnt wie euren eigenen, werden dabei jeweils KI-gesteuert, lassen sich aber vor dem Kampf durch gewisse Taktiken anpassen, welche bestimmen ob sie größtenteils Fernkampf oder Nahkampf verwenden sollen und Ähnliches. So lauft ihr in der Third-Person-Ansicht durch die kleinen Kisten, dasht und springt, wehrt Schläge ab, haut eurem Gegner Combos und aufgeladenen Schläge über die Metallrübe oder versucht eure Feinde aus sicherer Entfernung mit Scharfschützengewehren oder Raketenwerfern aus der Panzerpappe zu bomben.

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His Special Attack is over 9000!
Während der Kämpfe lassen sich auch sogenannte Kampfitems verwenden, um sich oder seine Teamkollegen zu heilen oder zum Beispiel Granaten zu werfen. Die Verwendung von Selbigen kostet aber Zeit und macht einen, wenn man nicht aufpasst, leicht verletzlich. Die richtige Würze wird den Kämpfen aber durch die vorher ausgerüsteten Spezialattacken verliehen. Diese sind an Waffentypen gebunden und werden durch oftmaliges verwenden freigespielt. Je nach eingebauter Kernspeichereinheit lassen sich bis zu vier Spezialattacken auswählen. Aktiviert man diese dann nach dem Aufladen der dazu passenden Leiste, beginnt der anwendende Bot à la Dragonball zu glühen und der zu treffende Bot hat eine sehr kurze Zeitspanne, in der er wählen kann ob er entweder ausweichen, springen oder blocken möchte. Je nach Attacke kann diese Entscheidung matchentscheidend sein. Zwar bestimmt die Vorbereitung in diesem Spiel größtenteils den Kampf, mit der richtigen Taktik und etwas Geschick kann man aber auch einem überlegenen Gegner das Wasser reichen.

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Check die Lage, wirf ihn rein und Power los!
Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass Level-5 dem Titel zusätzlich einen spaßigen, lokalen Multiplayer spendiert hat, der mit bis zu fünf Mitspielern bestritten werden kann. Das Spielprinzip wird hierbei nicht groß aufgebrochen, wodurch ihr euch auch hier in den bekannten Kampfwürfeln in bis zu Drei-Mann-Teams die kleinen Schwerter um die Ohren hauen könnt. Nur dass hier jeder seinen eigenen, personalisierten Roboter in die Arena wirft, was dem Ganzen mit Sicherheit einen besonderen Reiz verleiht. Hält der Storymodus schon die eine oder andere Herausforderung bereit, stellen die stundenlang liebevoll ausgetüftelten Kriegsmaschinen eurer Mitschüler und Mitmenschen mit Sicherheit eine noch größere dar. Einzig einen Onlinemodus sucht man hier leider vergebens.

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Schlusswort:
Little Battlers Experience ist mit Sicherheit nichts für jedermann. Der Animestil ist eigen und die Cel-Shading-Grafik wird mit Sicherheit nicht nur Anhänger finden. Auf der anderen Seite bekommen Fans des Animes hier aber alles, was sie sich nur erträumen können. Und auch alle anderen, die auf Animes und selbstbaubare Mechs stehen oder bereits mit den anderen Werken von Level-5 etwas anfangen konnten, sollten hier einen Blick riskieren. Der Tiefgang und die Masse an Gestaltungsmöglichkeiten machen das Spiel zu einem richtigen Vorzeige-Linzenztitel. Einzig der fehlende Onlinemodus ist ein unschöner Kratzer in dem sonst hübschen LBX-Lack.

Review Overview

Wertung - 8

8

Das LBX-Game euer Träume

Als alter Level-5-Fan bin ich mit Sicherheit nicht unbelastet an dieses Spiel herangegangen. Da mir aber weder das Anime noch die dazu passenden Spielfiguren ein Begriff waren, war fraglich ob mir die doch sehr kindliche Aufmachung des Spiels zusagen würde. Jeder Zweifel war aber schon nach wenigen Stunden Spielzeit beiseite gefegt. Dabei ist die Story sehr kindlich (wenn sie auch ihre Momente hat), die Kampfwürfel-Arenen könnten grafisch aus einem PS2-Spiel stammen und die Kämpfe bieten nur mittelmäßigen Tiefgang. Wo der Titel aber punktet, ist durch seine liebevollen und grafisch um Welten besseren, bis ins kleinste Detail individualisierbaren Kampfroboter. Soviel Feintuning wie ich in diesem Spiel in meinen kleinen LBX gesteckt habe, habe ich wohl zuletzt in meinen Dark-Souls-Charakter gesteckt. Und da es in diesem Spiel auch genau darum gehen sollte, kann man diesen Titel wohl guten Gewissens jedem, der irgendetwas mit der Thematik anfangen kann, ans Herz legen.

Genre: RPG
System: 3DS
Entwickler: Level-5
Erscheint: 4. September 2015
Preis: ca. 40 Euro
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