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Warum Agents of SHIELD eine Chance verdient!

Am gestrigen Freitag, den 13. (Februar) startete im deutschen Free-TV die heiß ersehnte Marvel-Serie Agents of SHIELD und damit die erste TV-Produktion mit direkten Verbindungen zu den wahnsinnig erfolgreichen Hollywood-Blockbustern der Marvel Studios. Federführend dort: DIE AVENGERS!

Und damit haben wir gleich drei(!) der Hauptprobleme angesprochen, mit denen diese Serie zu kämpfen hat.

  • Die hohen Erwartungen aufgrund der hohen Qualität und Erfolgs der Filme
  • Limitationen einer TV-Produktion
  • Freitag, der 13.

Wer nicht – wie ich – zu denjenigen gehört, die sich gleich zu Ankündigung einen iTunes-Pass für die US-Ausstrahlung geleistet hat und sich in deutschsprachigen Gefilden Fan des Marvel Cinematic Universe nennen will, hat zudem schon dank Internet die vernichtendsten Reviews gelesen und auch die Einschaltquoten, so man sich dafür interessiert und diese als Barometer nehmen möchte, verfolgt hat, weiß um eine Vielzahl der Startschwierigkeiten, die sich zum Teil noch bis in die (sich gerade in der Staffelpause befindlichen) zweiten Staffel auswirken. Jedenfalls was den Ruf angeht. Somit gibt es noch einen vierten Punkt.

  • Rezeption der „Anderen“

SHIELD Still 1

Dieser kleine Artikel will eine Lanze brechen, denn ich weiß, diejenigen die SHOCK2 verfolgen und sich über die TV-Serie informieren, OHNE sie bislang sehen zu können, weil sie auf den deutschen Starttermin gewartet haben, werden gerade um Punkt 4 nicht herumgekommen sein.

Und auch alle anderen Leser, die sich im deutschen Bezahlfernsehen oder vielleicht sogar schon eher durch US-Import dazu verleiten ließen, von Bord zu gehen, seien hier herzlich angesprochen!

Haltet durch! ES F***ING LOHNT SICH!

SHIELD Still 5

Wir räumen auf mit Punkt 1)

Zugegeben. Ich war der Erste der gejubelt hat, als die TV-Serie angekündigt wurde. Eine Verknüpfung mit dem Film-Universum? SHIELD als Fugenkitt zwischen den Film-Fliesen? Die Welt der Helden durch die Augen von jemandem der so ist wie du und ich? Was kann es bitte Genialeres geben! Marvel hatte mich bis dato noch nie enttäuscht – im Gegenteil, mit jedem Film wuchs der Wunsch, dieses „EVERYTHING IS CONNECTED!“ endlos weiterzuführen. Eine TV-Serie kam da gerade recht. Statt halbjährlich nun wöchentlich eine Dosis MARVEL! YEAH! Und Ja…

Ich war enttäuscht! Die erste Folge genoss noch eine Art Welpenschutz. Jede Serie muss ihre eigene Sprache, Stimme und Rhythmus finden. Geschenkt. Alles, was mich an den Marvel-Filmen fasziniert hatte, war auf einmal nicht mehr so richtig da. Das Gefühl verschwand auch nicht während der ersten Episoden, sondern wurde nur noch verstärkt. WARUM ZUM MEPHISTO SOLLTE ICH ein paar dahergelaufenen Agenten, die weder Wurzeln noch Verbindungen – nicht mal im Namen – zu bestehenden Gegenpolen im Marvel-Universum haben, Woche für Woche dabei zuschauen, wie sie Fälle lösen, die im Grunde nichts mit den Filmen, und wenn, dann zu wenig mit den Comics, zu tun haben. Es gab/gibt so viele Möglichkeiten, neu und extra für die Serie erfundene Charaktere einfach nur einen Namen zu geben, der in den Comics schon etabliert war, statt wildfremde Figuren auf das liebgewonnene Schachbrett zu schicken. Hier und da gab es zwar Cameos wie die obligatorischen Auftritte von von Maria Hill und Samuel L. Fury (der aus logistischer Sicht für seine zwei Minuten Screentime in einer TV-Serie eine Meisterleistung war), diese sind für mich als gelernter Marvel-Konsument aber irgendwie auch eine gegebene Größe.

SHIELD Still 3

Ich war aber auf der anderen Seite auch nie jemand, der sich – wie eine Vielzahl Fehlgeleiteter – simples Namedropping gewünscht hat. Eine Art Marvel-„Monster of the week“ würde ich genausowenig schätzen, wie gezwungen wirkende Auftritte von Tony Stark, die zudem vollkommen illusorisch wären. Nein, es sollte und durfte kein FLASH werden, wo jede Woche ein DC-Charakter über den anderen stolpert. (Sorry, DC…) Lieber ein geschickt konstruierter Sub-Plot, der sich langsam entwickelt und den Filmen Futter gibt! Und hier und da ein Name, der Wiedererkennung schafft! Besonders in Agentenkreisen.

Was habe ich am Anfang die stereotypischen Charaktere gehasst. Neben Coulson wirkten alle dann auch nochmal doppelt blass. Der Haudrauf-Agent mit Prince-Charming-Smile. Die toughe Amazone. Der sexy Nerd und das trottelige Wissenschaftler-Pärchen. TV-Charaktere aus dem Lehrbuch – nein, aus dem Joss-Whedon-Lehrbuch!

Alles wirkte konstruiert. Was uns zu Punkt 2 bringt!

Große Special Effects darf man inzwischen zwar erwarten, aber wir sprechen immer noch von Effekten, die ein wöchentliches Budget nicht sprengen dürfen, zumal nicht jedes Projekt Summen von Game of Thrones-Dimensionen verschlingen darf (und selbst da gibt es Abstriche). Unbenutzte Gesichter, die sich ihren Namen noch machen, Kulissen, die mitunter als solche zu erkennen sind, und im wahrsten Sinne des Wortes einfache Drehbücher. Viele Serien starten unter dem Niveau, das sie in späteren Staffeln zeigen können, aber diese Lorbeeren muss man sich mit einer starken Fanbase erstmal verdienen. Und da zählt in erster Linie Charme und Identifizierung mit den Charakteren. Beides wollte sich einfach nicht einstellen.

SHIELD Still 6

Punkt 3.) ES IST VERHEXT!

Kommen wir also gleich zu Punkt 4.

Bei mir fiel dieser Aspekt komplett weg, da ich ja immer einen Tag nach der US-Ausstrahlung sofort in den „Genuss“ kam. Dennoch schielte ein Auge immer mal wieder auf die Zuschauerzahlen, aber nur weil ich wollte, dass diese Serie ein Erfolg wird. Ich wünschte es mir so sehr, dass ich mich durch die ersten Episoden förmlich durchquälte. Okay, sooo schlecht, wie hier beschrieben und teilweise an anderen Orten im Netz geschrieben wurde, war die Serie nie wirklich. Nur eben – am Anfang – nie so gut, wie sie hätte sein müssen, um den WOW-Effekt der Filme zu halten.

Die Wende kam in der zweiten Hälfte der ersten Staffel. Die erste Folge, die ich absolut abgefeiert habe, war T.R.A.C.K.S. (Epsiode – na? Genau! 13!)! Ja, es brauchte 12 Episoden, damit die Serie Stimme, Sprache und Rhythmus fand. Ãœbrigens ist dies auch die Episode mit Stan Lees obligatorischem Cameo-Auftritt. Ab Episode 13 wurde vom kompletten Team ein Schalter umgelegt. Plötzlich konnte man mit den Charakteren mitfiebern – und nicht nur das, sie wirkten auf einmal so organisch und richtig, dass man meinte, eine vollkommen andere Serie zu sehen. Alle davor nur plattitüdenhaft eingestreuten Subplots gewannen an Dramatik und die Konstellation des Teams selbst erfuhr eine wahre Offenbarung. Aus Abziehbildern wurden eigene Individuen, aus der Schablone eine Form!

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Ich kann nicht oft genug betonen, wie stark das Staffelfinale der ersten Season ist. Besonders im Hinblick auf den zweiten Kino-Einsatz von Captain America. Den Winter Soldier.

Schon in Episode acht wurde versucht, einen aktuell laufenden Film zu integrieren (Thor: The Dark World), doch das war eher eine Fingerübung für das, was mit Captain America 2 passieren sollte und hätte auch eine X-beliebige Xena– oder Smallville-Episode sein können. Ab Episode 16 wurde die Marvel-Mythologie dermaßen vorangetrieben, dass sie nicht nur den Cap-Film zu einem größeren Erlebnis machte, sondern wie durch ein WUNDER die ersten Episoden in einem vollkommen anderen Licht erscheinen ließ. Das Staffelfinale hat aus den ersten 12 – im Moment des ersten Sehens verschenkten – Episoden etwas Besseres gemacht, das es lohnt, sich diese nach Beendigung der Staffel noch einmal anzuschauen. Denn erst da erkennt man das wahre Talent hinter und vor der Kamera, etwas SUBTIL aufzubauen.

Man darf nicht auf den großen Knall hoffen, wenn man mit Agents of SHIELD beginnt, aber was man am Ende bekommt, ist eine behutsam aufgebaute Welt UNTER der Welt der Filme, die ein wahres Fundament werden können, wenn die Serie auf diese Qualitäten aufbaut, was sie – und so viel darf ich als Konsument der ersten Hälfte von Staffel 2 bereits äußern – GOTT SEI DANK auch umzusetzen weiß.

SHIELD Still 4

Also, ihr dürft gerne mit den Augen rollen, auch mal wegzappen oder gar ausschalten. Das habe ich auch öfter getan. Aber glaubt mir, wenn ihr diesen AHA-Moment in Episode 13 erleben wollt und euch mit einem KLASSE-Staffelfinale belohnen wollt, dann bleibt dran und gebt der Serie ihre wohlverdiente, wenn auch schwer erkämpfte, Chance!

Des Weiteren kann ich nur hoffen, dass RTL2 diese Chance auch erkennt und durch blöde Sendepositionen oder sinkende Zuschauerzahlen nicht vom Radar verliert. Die DVD/Blu-ray mit deutscher Tonspur erscheint zumindest bereits am 16. April.

RTL2 zeigt Agents of SHIELD immer samstags um 20:15.

Mehr zur Pilotfolge von Agents of SHIELD gibt es in unserem ausführlichen Review-Special.

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