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Review: Final Fantasy Pixel Perfect Remaster (I – III)

Der Klassiker kehrt zurück

Fast 35 Jahre ist es her, seit die Rollenspielreihe Final Fantasy begann, die Spielwelt zu erobern. Ein langer Zeitraum, in dem sich Spielgewohnheiten verändert und grafische Möglichkeiten verbessert haben; in dem die zahlreichen Titel der Reihe immer wieder auf andere Plattformen gebracht wurden und dabei mehr oder weniger gelungen überarbeitet wurden. Zum nahenden Jubiläum macht sich Square Enix erneut an eine Überarbeitung der legendären ersten sechs Teile unter dem klingenden Namen „Pixel Perfect Remaster“. Mittlerweile sind die ersten drei Episoden – allesamt aus der NES-Ära – erschienen und wir haben sie gründlich unter die Lupe genommen.

Final Fantasy I – So beginnt es also …

Was ist eigentlich Pixel Perfect?

Schon bei der Ankündigung der Portierungen gab es aufgrund der Bezeichnung „Pixel Perfect Remaster“ einige Fragezeichen. Was genau dürfen wir erwarten? Das beantwortete nicht einmal der Trailer genau. Ja, aus dem Namen konnte man natürlich schließen, dass wir es anders als zum Beispiel bei den 3D-Remakes von III und IV mit Pixelgrafik zu tun bekommen würden und es war auch rasch klar, dass man sich von den jüngeren Ports auf Mobile und PC unterscheiden würde (deren Sprites eher unglücklich überarbeitet worden waren und außerdem ein Mobile-taugliches UI bekommen hatten). Aber während manche auf ein Remake im Stil von Octopath Traveller hofften (wie beim kommenden Dragon Quest III 2D-Remake), klang „Pixel Perfect“ nach „möglichst genau wie das Original“. Mittlerweile kennen wir natürlich die Antwort: Die aktuellen Remaster sehen nicht mehr aus wie die 8-Bit-Originale, wurden aber auch nicht im Octopath Traveller-Stil überarbeitet. Stattdessen werden sie so präsentiert, wie eventuelle SNES-Versionen dieser Titel ausgesehen hätten. Erwartet euch also eine hübsche Pixel-Optik, die zwar nicht den Urversionen entspricht, sondern vielleicht eher so aussieht, wie man sie sich mit der typischen Retro-Verklärung der heutigen Zeit im Rückblick vorstellt – zumindest, wenn man die NES-Originale kennt, die ja nie nach Europa kamen. Wer hingegen von späteren Remakes, zum Beispiel Final Fantasy Origins (PlayStation) oder Final Fantasy I & II: Dawn of Souls (GBA) kommt, wird vieles wiedererkennen, da auch hier die ersten beiden Teile bereits auf 16-Bit-Optik getrimmt wurden. Weniger Wiedererkennen wird es allerdings bei Final Fantasy III geben: Das Spiel war hierzulande nur als 3D-Remake (u.a. DS, PC, PSP) erhältlich und erscheint deshalb für uns zum ersten Mal offiziell in Pixeloptik. Natürlich in ebenfalls angepasster Qualität.

Final Fantasy I

Ursprünglich erschienen: 1987, NES

Bei uns erstmals erschienen: 2003, PlayStation

Story: Die Elemente sind durcheinandergeraten und bedrohen die Welt. Aber eine Legende besagt, dass vier Krieger des Lichts in dieser Zeit auftauchen werden, um die Dunkelheit aufzuhalten. Ihr schlüpft in die Rolle jener vier legendären Kämpfer. Wird es euch gelingen, die vier Feinde der Elemente zu besiegen und die Welt wieder in die Balance zu bringen?

Bekannte Eigenheiten: Final Fantasy hat keine vorgegebene Party, sondern lässt euch alle Freiheiten, eine Gruppe aus vier Spielern aus insgesamt sechs vorgegebenen Klassen zusammenzustellen – wer das Abenteuer unbedingt mit vier Schwarzmagiern bestreiten will, kann das tun. Ebenfalls einzigartig ist das Magiesystem: Es gibt acht Spruch-Level mit jeweils acht Sprüchen (vier Weiß-, vier Schwarzmagisch). Jede magisch begabte Klasse kann allerdings nur jeweils drei davon erlernen (und auch nur solche, die zur Klasse passen – ein Schwarzmagier kann also keine Heilsprüche lernen). Und damit nicht genug, gibt es nicht nur einen MP-Pool für alle Sprüche – stattdessen hat jedes Spruchlevel seine eigenen MP.

Warum man das Spiel heute noch spielen sollte: Die Story mag vom heutigen Standpunkt aus eher primitiv sein, doch werden hier viele mythologische Grundsteine gelegt, die auch in späteren Final Fantasy-Teilen noch aufgegriffen werden – insbesondere die Legende der Kristalle und der Krieger des Lichts –, und auch sonst werden Serienfans einige Elemente entdecken, die nachfolgende Titel der Reihe verwendet haben. Außerdem handelt es sich hier um ein relativ unkompliziertes Spiel, das euch recht geradlinig durch ein nicht zu langes Abenteuer führt; fast möchte man „einsteigerfreundlich“ sagen, auch wenn das aufgrund des Alters des Spiels nicht ganz zutrifft.

Warum man heute eher einen Bogen um das Spiel machen sollte: Die Story des Spiels ist recht dünn und ist vor allem dafür da, auch von A nach B zu führen – auch wenn nicht immer ganz klar ist, wo es als nächstes hingeht (Tipp: Unterhaltet euch immer mit den diversen Dorfbewohnern und fragt im Zweifelsfall einen Guide). Und auch wenn der Schwierigkeitsgrad im Pixel Perfect Remaster angepasst wurde, wird euch dennoch nicht erspart bleiben zu grinden. Sei es, um die nächsten Sprüche und die nächste gute Ausrüstung zu kaufen, sei es, um das Level auf das richtige Niveau für die nächste Herausforderung zu bringen – der Kampf gegen Random Encounter ist unabdingbar. Tipp: Wer gerade zu Beginn des Spiels hier ein wenig Zeit investiert und danach nach Möglichkeit alle Kämpfe zu Ende führt (der Auto-Angriff hilft hier sehr), wird gegen Ende der Reise viel weniger Probleme haben.

Final Fantasy II

Nicht alles muss alt sein

Die Remakes sind aber gleich ein gutes Stichwort, denn bei den diversen Versionen wurde nicht nur die Grafik, sondern auch das Gameplay regelmäßig angepasst, hinzugefügt und überarbeitet. Die Pixel Perfect Remaster sind auch in dieser Hinsicht keine 1:1 Kopie der Originale, auch wenn man sich über weite Strecken bemüht, nahe an der ursprünglichen Version zu bleiben und einige spätere Veränderungen wegzulassen. Hier nur einige Beispiele: Man verzichtet auf die Rendersequenzen, die für die PlayStation-Version dazuerdacht wurden, behält aber einige Ingame-Cutscenes, die den Urfassungen noch fehlen. Einige spielerische Verbesserungen bleiben – zum Beispiel, dass in den ersten beiden Teilen Schläge auf einen Gegner, der bereits das zeitliche gesegnet hat, nicht mehr ins Leere gehen, sondern auf einen anderen Feind umgelenkt werden –, andererseits verzichtet man auf die Zusatzdungeons, die man späteren Versionen hinzugefügt hat. Auch die diversen Adaptionen in Sachen Story und Gameplay, die gerade Final Fantasy III durch das Remake erhalten hat, wurden Großteils rückgängig gemacht.

Dafür wurden allen Spielen einige Quality of Life-Elemente verpasst: So hilft die Auto-Kampf-Funktion, bei der die Charaktere einfach die Befehle, die sie zuletzt ausgeführt haben, wiederholen, vor allem bei den zahlreichen Zufallskämpfen enorm (zumindest wenn man darauf achtet, sie nicht dann zu aktivieren, wenn gerade teure Zauber oder ein Item-Einsatz als letztes Kommando dabei waren), und Kartenfunktionen helfen bei der Orientierung. Und auch das Speichern wurde deutlich vereinfacht: Neben dem Speichern auf der Oberwelt, wie es immer schon möglich war, gibt es nun auch einen Quicksave-Slot, in den man jederzeit speichern kann (und der anders als bei den PlayStation-Ports nicht beim Laden wieder gelöscht wird), und Autosaves. Beide zügelt den Schwierigkeitsgrad, hilft aber auch bei den (zum Glück selten vorkommenden) Abstürzen. Damit sind wir auch noch bei einigen technischen Problemen: Alle drei Remakes leiden ab und an unter Framerate-Einbrüchen und es gibt einige offensichtliche Probleme mit Shadern – so wird das Wasser manchmal grob pixelig, andere Stellen werden einfach weiß dargestellt und das Innere eines Vulkans war auf einem unserer Testrechner für uns ohne Minimap gar nicht mehr navigierbar, weil die Spielansicht einfach schwarz wurde und nur ab und an die eigentliche Grafik aufblitzte. Hier hoffen wir auf jeden Fall noch auf Patches. Auf Patches hoffen aber auch jene, die eine etwas seltsame Entscheidung von Square Enix kritisieren und zumindest auf optionale Abhilfe hoffen (auch wenn es schon Fan-Mods in der Richtung gibt): Die klassische Final Fantasy-Schriftart wurde durch eine modern wirkende, deutlich schmälere ausgetauscht. Das hilft zwar, Zaubersprüche ohne Abkürzungen darstellen zu können, wirkt aber vor allem im ersten Moment eher irritierend – auch wenn man sich daran gewöhnen kann.

Final Fantasy II

Ursprünglich erschienen: 1988, NES

Bei uns erstmals erschienen: 2003, PlayStation

Story: Der Herrscher von Palamecia hat sich mit den Mächten der Unterwelt verbündet, um die Weltherrschaft an sich zu reißen. Die vier Waisenkinder Firion, Guy, Maria und Leon müssen nach einem Angriff auf ihre Heimatstadt fliehen, werden allerdings von den imperialen Truppen übermannt. Drei von ihnen werden von der Rebellion unter Prinzessin Hilda gerettet, aber Leon bleibt verschwunden. Das Trio macht sich auf, den Widerstand zu unterstützen, ihren Freund zu finden und die Welt vor dem Untergang zu bewahren …

Bekannte Eigenheiten: Final Fantasy II verzichtete auf ein klassisches Leveling-System und kennt auch keine Charakterklassen. Stattdessen bestimmen eure Taten eure Werte: Wer mit einem Schwert zuschlägt, steigert sein Talent in dieser Waffengattung ebenso wie seine Stärke, wer viel zaubert, verbessert nicht nur seine Kenntnis (und damit die Wirksamkeit) des jeweiligen Spruchs, sondern steigert auch die dahinterliegenden Attribute. Findige Spieler nutzen das aus, indem sie leichtere Kämpfe in die Länge ziehen und die eigenen Mitstreiter mit Sprüchen oder Schlägen eindecken, um die eigenen Werte zu verbessern. Außerdem verwendet das Spiel ein Stichwort-System, bei dem man aus Gesprächen einzelne Worte erlernen und diese dann in Folgegesprächen verwenden kann, um neue Informationen zu erhalten.

Warum man das Spiel heute noch spielen sollte: Im Gegensatz zum ersten Teil spielt die Story eine deutlich größere Rolle und erzählt eine interessante, düstere Geschichte, auch wenn man natürlich so manche Klischees entdecken wird, von denen einige auch in späteren Spielen wieder auftauchen werden. Auch das Leveling-System wird so oft von Fans zitiert, dass man es zumindest einmal gesehen haben sollte. Außerdem gibt es hier zum ersten Mal Chocobos (von einem kurzen Auftritt in der Animation des Confuse-Spells in den Remakes von FF I mal abgesehen).

Warum man heute eher einen Bogen um das Spiel machen sollte: Das Leveling-System mag wie eine gute Idee gewirkt haben, kann aber einerseits ausgenutzt werden, ist andererseits aber auch etwas mühselig. Leveln sich Kampfstärke und Waffengattungen zumindest durch die Auto-Kämpfe fast von selbst, ist das Steigern von Zauberfähigkeiten auch durch die begrenzten MP deutlich langwieriger. Auch stört oftmaliges Herumlaufen zwischen den diversen Locations, vor allem am Anfang. Ja, kann man mit genügend Gil abkürzen oder die Reise gleich zum Leveln nutzen, trotzdem hätte man sich so manchen Trip ersparen können …

Final Fantasy III

Klangwolke

Trotz aller “Back to the Roots”-Bemühungen hat man sich an einem Punkt dann doch deutlich gegen den alten Stil entschieden: Die Soundtracks von Nobuo Uematsu sind hier nicht in klassischer Chip-Tune-Manier zu hören, sondern unter der Aufsicht des Maestros deutlich überarbeitet und frisch arrangiert worden. Das Resultat könnte auch in einem aktuellen Videospiel zu hören sein, zeigt aber deutlich, warum Uematsu auch heute noch als Meister seines Fachs gilt: Auch wenn die ganz großen Hits erst in späteren Ausgaben folgen sollten, gibt es hier schon etliche Ohrwürmer, die man auch heute noch kennt. Wer diesen auch abseits des Spiels lauschen möchte, kann sie sich in einem eigenen Musikplayer im Spiel auch einzeln anhören. Dort findet sich übrigens auch eine Bildgalerie und ein Bestarium. Beides nicht bahnbrechend, aber trotzdem nett zu haben.

Final Fantasy III

Ursprünglich erschienen: 1990, NES

Bei uns erstmals erschienen: 2006, Nintendo DS (3D-Remake)

Story: Vier junge Waisen entdecken einen alten Kristall. Dieser schenkt ihnen seine Kraft und gibt ihnen die Aufgabe, die Welt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Ohne Ahnung von der Außenwelt stürzt sich das Quartett ins Abenteuer – und entdeckt bald, dass es einen Kontinent „unterhalb“ ihres eigenen gibt und Mächte, die die Kristalle des Lichts zerstören und die Welt ins Chaos stürzen wollen …

Bekannte Eigenheiten: Final Fantasy III (übrigens nicht zu verwechseln mit Final Fantasy VI, das beim ursprünglichen Release in den USA Final Fantasy III genannt wurde) ist das erste Spiel mit einem Job-System, wie man es in verfeinerter Form auch in späteren Teilen finden wird. Zu gewissen Zeitpunkten in der Story werden neue Klassen verfügbar, zu denen die Charaktere (fast) frei wechseln können. Diese bestimmen ihre Fähigkeiten (auch das gab es zuvor nicht – bislang hatte ein Dieb zum Beispiel bestimmte Werte, konnte aber nicht stehlen) und welche Ausrüstung sie tragen können, müssen allerdings separat vom Level gesteigert werden.

Warum man das Spiel heute noch spielen sollte: Von den drei erhältlichen Pixel Perfect Remaster-Teilen ist Final Fantasy III sicherlich das modernste und zugänglichste – und jenes, das sich am ähnlichsten wie spätere Final Fantasy-Teile spielt. Zwar fehlen noch immer Details wie das ATB-Kampfsystem, aber die Story ist – wenn auch nicht überragend – gut erzählt und das Spielsystem interessant. Außerdem erschien das Spiel noch nie zuvor in einer Pixel-Version im Westen, sodass wir es hier wirklich mit einem „neuen“ Spiel zu tun haben.

Warum man heute eher einen Bogen um das Spiel machen sollte: Bei der Entwicklung von Final Fantasy III für den DS wurde das Spiel in manchen Belangen verbessert. So bekamen die Figuren deutlich mehr Charakter, der Beginn des Spiels wurde verbessert und auch das Gameplay wurde angepasst. All diese Features finden sich in diesem Spiel nicht mehr. Natürlich gefällt die Pixeloptik, aber wer ein deutlich modernisierteres Final Fantasy III spielen will, sollte sein Glück beim 3D-Remake probieren. Außerdem gibt es ein paar Schwierigkeitsgrad-Spitzen, vor allem bei gewissen Bosskämpfen, die die richtige Job-Auswahl erfordern.

Fazit

Wertung - 8

8

Retro-Flair ohne gewisse Retro-Fallstricke

Die erste Hälfte der Pixel Remaster (Teil IV erscheint übrigens am 8. September, V und VI sollen noch dieses Jahr folgen) schafft einen spannenden Balanceakt: Das Retro-Flair zu erhalten, ohne so alt zu wirken, dass man es als heutiger Spieler gar nicht mehr zocken will. Natürlich helfen Erinnerungen an damals, natürlich hilft es, die Originale (oder deren Ports) zu kennen, und selbstverständlich steckt nach wie vor viel Spieldesign in allen drei Titeln, das modernen Sensibilitäten nicht mehr ganz entspricht. Wenn man damit klar kommt, kann man allerdings mit allen drei Spielen viel Spaß haben und zu den Wurzeln jener Serie, die sich seit damals schon mehrfach neu erfunden hat, zurückkehren. Hoffen wir nur, dass noch einige Fehler entfernt werden – und freuen wir uns jetzt schon auf die spielerisch deutlich moderneren nächsten drei Teile.

Genre: Rollenspiel
Entwickler: Square Enix
System: PC/Mobile
Erscheint: erhältlich
Preis: ca. 12 Euro (I bis II) bzw. 18 Euro (ab Teil III) pro einzelnem Spiel, 75 Euro im Bundle (enthält auch die die Teile IV bis VI)

Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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