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Review: The Outer Worlds

Wenn in einer Review die Namen Fallout New Vegas, Mass Effect und Knights of the Old Republic fallen, dann kann hier nur von einem sehr guten Rollenspiel die Rede sein. Nicht frei von Fehlern, keinesfalls, aber eine starke Bereicherung für das Genre und ein Lichtblick für alle Science-Fiction Fans.

Wie schon Sylvester Stallone in “Demolition Man” wird auch euer Charakter nach jahrzehntelangem Tiefschlaf zurück ins Leben geholt. Doch warten weder Wesley Snipes noch Sandra Bullock auf euch, sondern mehrere Kolonien der Erde, die von Plünderungen, Korruption und Drogen dominiert werden. Hier für Ordnung zu sorgen und den im Hintergrund agierenden “Vorstand” in die Schranken zu weisen, wird in The Outer Worlds zu eurem rund 30-stündigen Abenteuer.

Fallout 2019

Um gleich Genre und Spielgefühl für euch abzustecken sei erwähnt, dass Obsidian Entertainment für Spiele wie Fallout New Vegas und Knights of the Old Republic II verantwortlich zeichnete. Die Welt von The Outer Worlds wird also als Rollenspieler erlebt, der zunächst seinen Charakter aus verschiedenen Werten zusammenbastelt und sich so zur Killermaschine oder auch zu einem überzeugenden Diplomat formen lässt.

An dieser Stelle legen wir euch nahe, Punkte unter anderem in den Wert “Führung” zu investieren, da ihr bald mit bis zu zwei Begleitern unterwegs sein werdet und so alle Party-Mitglieder von den Werten der jeweils anderen profitieren können. Generell ist aber zu sagen, dass die Individualisierungsmöglichkeiten mannigfaltig sind und sehr zum Ausprobieren bzw. zum mehrmaligen Durchspielen einladen. Hier wartet wirklich ein sehr umfangreicher Rollenspiel-Baukasten auf euch. Gut gemacht, Obsidian.

Über 7 Planeten müsst ihr gehen…

Als Science-Fiction Fan ist man nicht gerade verwöhnt. Umso schöner zu sehen, dass das Spiel diese Lücke gut ausfüllt. Etwa mit eurem Raumschiff “Unrelieable” nebst wachsender Crew, die einem durch humorige Gespräche schnell ans Herz wächst – manche erinnert das sicher an Mass Effect oder KotoR. Dazu warten mehrere Welten auf euch, die völlig unterschiedliche Settings inkl. eigenem Gegner-Design mit sich bringen.

Die Entwickler haben sich dabei gegen eine offene Welt entschieden und präsentieren eher mittelgroße “Levels”. Ein Verlaufen oder ein “in der Welt versinken”, wie etwa bei Fallout 4 oder Red Dead Redemption, ist so zwar nicht möglich, aber durch das Reisen zwischen den Planeten hat man dennoch das Gefühl eine große Spielwiese vor sich zu haben.

Echtzeit-Kämpfe mit Hilfsfunktion

An Kämpfen mangelt es im Spiel tatsächlich nicht. Zwischen all den Missionen und Story-Erzählungen warten zahlreiche Scharmützel mit den unterschiedlichsten Wesen der Galaxie auf euch. In der Egoperspektive ballert ihr je nach Fertigkeiten mehr oder minder gezielt auf Mensch und Tier, erkennt Schwachpunkte (wie in Fallout) oder zündet Spezialfähigkeiten. Eure maximal zwei Begleiter helfen euch je nach Ausrüstung im Nah- oder Fernkampf.

Spezialisieren kann man die Mitstreiter nicht wirklich, sondern fast beliebig mit Waffen und Rüstungen ausstatten. Ein X-COM sollte man sich also nicht erwarten. Dafür könnt ihr sie an bestimmte Punkte ordern, zB um zu flankieren, oder sie passiv bzw. aggressiv in den nächsten Kampf gschicken. Da die Kämpfe in Echtzeit ablaufen und ihr nur beim Anvisieren eine kurze Zeitlupenfunktion aktiviert, stört das aber kaum, sondern lässt die Auseinandersetzungen ohnehin manchmal ein wenig chaotisch werden. Am Schwierigkeitsgrad Normal ist das auch völlig egal, weil man hier fast schon zu einfach durch das Spiel spaziert. In den zwei höheren Stufen gibt es dann schon Restriktionen (auf “Alptraum” etwa gibt es kein manuelles Speichern mehr) und stärkere Gegner, deshalb würde ich diese schwierigeren Modi vor allem Core-Gamern bzw. für einen zweiten Rund durch das Spiel empfehlen.

Trefft eure Entscheidung

An emotionalen Entscheidungen mangelt es im Spiel tatsächlich nicht. Abgesehen von eher routinierten Nebenaufgaben, die euch zwischen A und B hin- und herlaufen lassen, bringen die Hauptquests oft moralische Fragen auf, die ihr mit euren Aktionen beeinflussen könnt. Auf welche Seite stellt ihr euch? Was sind die Konsequenzen? Was wird das für den weiteren Spielverlauf bedeuten?

The Outer Worlds schafft es mit seinen vielen Dialogen hier oft nicht nur Schwarz und Weiß, sondern ganz viele Graustufen aufzuzeigen. Das macht das Erleben intensiver, auch weil Parallelen zu echten Geschehnissen nicht ganz von der Hand zu weisen sind, speziell wenn man die aktuelle Weltpolitik aktiv mitverfolgt.

Die Optik zum Schluss

Hier macht es einem das Spiel wirklich nicht einfach. Manche Welten wirken so wunderschön inszeniert und andere wirken kahl und blass, als wäre nicht genug Zeit für das fertige Design geblieben. Auch die Gesichter der NPCs, mit ihren oft toten Augen, zeigen unterschiedliche Qualität und auch so manche Animation wirkt wie aus einer längst vergangenen Gaming-Zeit. Ist man einmal tiefer im Spiel stören diese Faktoren aber kaum noch – nur wenn man bedenkt, wie aktuelle Open-World-Games schon aussehen können, fühlt man in diesem Punkt sicher nicht im Spitzenfeld aufgehoben.

Dafür ist der Sound in all seinen Facetten und die vielen gesprochenen Textzeilen die Reise in jedem Fall wert. Speziell die Qualität vieler Gespräche lässt euch regelmäßig schmunzeln bzw. nachdenklicher werden. In diesen Punkten kann Obisidian wirklich kaum jemand etwas vormachen.

Fazit

Wertung - 8.5

8.5

The Outer Worlds ist nicht frei von Bugs, die KI könnte sicher zwei Stufen besser sein und auch die Quest-Qualität ist für den verhältnismäßig geringen Umfang nicht durchgehend Genre-Spitze. All diese Punkte gewichten Spieler sehr subjektiv. Unterm Strich bleibt aber ein überdurchschnittliches Rollenspiel, das mit ganz viel Humor, zahlreichen Details in Text und Optik, sowie einer funktionierenden Spielmechanik überzeugt. Ich bin ganz sicher, dass The Outer Worlds das Zeug hat am Ende des Jahres in vielen eurer Top 5 Listen von 2019 geführt zu werden.

Genre: Action-Rollenspiel
Entwickler: Obsidian Ent.
System: PS4/XboxOne/PC (Switch: 2020)
Erscheinterhältlich
Preis: ca.  60 Euro

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Alexander Amon

Alexander Amon war jahrelang Chefredakteur beim Gaming-Magazin consol.AT, ist noch immer leidenschaftlicher Gamer und außerdem Ressortleiter bei Red Bull Games. Neben dieser Kolumne ist er hier auf SHOCK2 auch regelmäßig als einer der beiden Gameminds im gleichnamigen Podcast zu hören.

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