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Review: The Creator

Für viele Kinogänger*innen und Star Wars-Fans ist Rogue One: A Star Wars-Story der bislang beste „neue“ Film des überaus beliebten Franchises. Dafür verantwortlich zeichnete mit Gareth Edwards ein damals verhältnismäßig unbekannter (er hat zuvor die bei der Kritik nicht unbeliebte Neuinterpretation von Godzilla aus dem Jahr 2014 inszeniert) Regisseur und feierte für Disney einen großen Erfolg. Nun, sieben Jahre später, erscheint mit The Creator sein neuestes, kreatives Machwerk – und was für eines!

Cyberpunk 2077 meets The Last Of Us

In einer nicht so fernen Zukunft ist künstliche Intelligenz und technischer Fortschritt zum Alltag der weltweiten Bevölkerung geworden. Androiden haben der Menschheit das Leben leichter gemacht. Sie machen die Jobs, die niemand machen möchte, werden für die Kriegsführung eingesetzt und übernehmen sogar Care-Arbeit. Als wie aus dem nichts eine Atombombe über Los Angeles abgeworfen wird, ändert sich der Blickwinkel auf die freundlichen Maschinen jedoch schlagartig. Diese werden, ohne dass es einen Beweis hierfür gäbe, für den verheerenden Anschlag verantwortlich gemacht und folglich überall gejagt und, ähnlich eines groß angelegten Genozids, ob ihrer Beschaffenheit systematisch vernichtet.

Schließlich wird der Special Forces-Agent Joshua (John David Washington) damit beauftragt, das letzte Puzzle-Teil zur erfolgreichen Ausrottung der Maschinen, Nirmata, den Architekten oder „Creator“ der KI aufzuspüren und zu eliminieren. Dieser soll eine Waffe entwickelt haben, mit dem der Krieg zugunsten der Androiden entschieden werden könnte. Als Joshua schließlich in feindliches Gebiet vorstößt, macht er eine alles verändernde Entdeckung: Die angebliche Waffe ist vielmehr ein Androiden-Mädchen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Wie wird er sich entscheiden?

District 9 meets Descender

Dystopische Zukunftsvisionen in Filmen gibt es mittlerweile viele. In einigen davon spielen Maschinen und KI auch eine gewichtige Rolle. The Creator weist viele Parallelen zu diesen auf, kopiert sie jedoch nicht. Vielmehr werden Versatzstücke aus beispielsweise Ex Machina oder District 9 ausgeborgt und zu einem neuen, einzigartigen Gesamtbild zusammengefügt. Der Point of View der Zuseher*innen wird auch verändert, gar umgedreht: Nicht die Maschinen sind böse und zerstören die Artenvielfalt und den Planeten, sondern die Menschheit – und diese maschinelle Unschuld wird schließlich auf ihren Höhepunkt getrieben, indem sich die „Waffe“, vor der sich das Militär und scheinbar die gesamte Menschheit fürchtet, in Form eines kleinen Mädchens manifestiert.

Geneigten Comic-Leser*innen werden beim Lesen der Zeilen Parallelen zu Jeff Lemires Comic-Spektakel Descender nicht entgangen sein, in denen die Menschheit in einer fernen Zukunft nach einer verheerenden Katastrophe einen „Roboholocaust“ ausruft und sich der kleine Androiden-Junge Tim-21 zusammen mit seinen Kameraden dazu aufmacht, dies zu beenden. Ob Edwards Descender gelesen hat?
Eigentlich spielt es keine Rolle. Dagegen spielt der Cast wiederum eine gewaltige: Denn an der Seite von Schauspielgrößen wie Ken Watanabe (Inception) zeigt der wunderbare John David Washington (Tenet) in der Hauptrolle Joshua, was er alles schauspielerisch zu bieten hat. Unterstützt wird dies von einem soliden, aber nicht einzigartigen Score von Altmeister Hans Zimmer, der wohl nicht weiter in Erinnerung bleiben wird.

Fazit

Wertung

Mit The Creator gelingt Gareth Edwards die schwierige Aufgabe seinen Erfolg von Rogue One: A Star Wars-Story nicht nur zu bestätigen, sondern ihn vielleicht sogar zu toppen. Das persönliche Schicksal eines kleinen Mädchens, von dem eine ganze Zivilisation und der Ausgang eines verheerenden Krieges abhängt, wird in großartigen Bildern umgesetzt - und dennoch nie "nur" als dieses betrachtet. Vielmehr spielen Themen, wie Vaterschaft, Umweltschutz und die fundamentale Frage nach dem Beginn des Lebens eine Rolle. Dieser Film verdient es, im Kino, wahrscheinlich sogar im IMAX-Format, gesehen zu werden. Immerhin handelt es sich um einen herausragenden Film und den perfekten Abschluss des diesjährigen Kinosommers.

Kurzinformationen
Filmlänge: 133 Minuten
Land, Jahr: USA, 2023
Genre: Science Fiction, Action, Thriller
Regie: Gareth Edwards

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