HighlightNewsVideogame-ReviewVideogames

Review: Skull & Bones

Was hab ich mich gefreut als Skull & Bones nach 10 Jahren nun endlich fertiggestellt wurde, wobei meine Freude während der Beta auf’s Vehementeste wie durch eine Flaute, viel mehr durch massiven Gegenwind ausgebremst wurde und zwischen den undichten Planken zurück in Ubisofts über 600 km2 großes Meer floss. Da ergab es sich natürlich genau richtig, dass Ubisofts CEO Yves Guillemot den Titel als Quadruple-A Spiel bezeichnete, was in mir natürlich die Hoffnung keimen ließ, dass die richtig tollen Gameplay-Mechanismen erst zu Release hinzugefügt würden, um selbst die letzten Kritiker gekonnt zum schweigen zu bringen. Ich sollte massiv enttäuscht werden, wobei die meisten Leser*innen wohl mittlerweile überzuckert haben dürften, dass ich hier massiven Seemannsgarn auftische und noch dicker auftrage, als es Käpt’n Sharky, der Schrecken der sieben Weltmeere, je gekonnt hätte.

Gemächlich durch langweilige 600km2

Ubisofts Formel, sich Assassins Creed: Black Flag beliebtes Piratenszenario vorzunehmen, alles zu streichen was mit Assassins selbst zu tun hat, zig Ressourcen, Baupläne und unendlich viel Zeug zum Bauen sowie unverschämte Echtgeldkäufe hinzuzufügen, hätte durchaus funktionieren können, jedoch nicht für einen  Vollpreistitel.

Aber mal zurück zum Start, was macht man eigentlich in Skull & Bones? Nach einer kurzen Einführung übernehmen wir ein kleines Piratenschiff, fahren von A nach B, weiter nach C, dazwischen nach X und wieder zurück, sammeln dabei Ressourcen, viele Ressourcen, sehr viele Ressourcen, verbessern unser Schiff oder bauen gleich ein neues und kämpfen dazwischen gegen NPC-Schiffe.

Schwebt das Schiff voraus gar?

Klingt ja ganz ok, wobei das meiste, bis auf die Kämpfe, mit der Zeit zu Arbeit und niemals endendem Grind verkommt. In kleinen Arealen, Hafenstädten, Schmugglertreffs oder kleinen Verstecken auf kleinen Inseln erhalten wir Missionen, wobei es immer darum geht bestimmte Schiffe zu versenken, Monster oder anderes Getier zu jagen oder bestimmte Ressourcen zu besorgen und irgendwo abzuliefern. In diesen Arealen kann man nur zu Händlern oder anderen Personen laufen und dann und wann einen Schatz finden. Gekämpft, geklettert oder irgendwas anderes außer kaufen/verkaufen oder Missionen abholen passiert an Land nicht. Die Map soll zwar größer als 600km2 sein, wobei das meiste davon Wasser und der Rest uninteressant beziehungsweise völlig irrelevant ist. Ach ja, Story gibts auch, ist nur uninteressant, alles schon mal gesehen und daher nicht weiter erwähnenswert.

Die Map ist zu Beginn noch übersichtlich

Im Spiel selbst trifft man dabei auf verschiedene Fraktionen, wobei man sich den Ruf während eines Angriffs mit diesen kurzzeitig verscherzt und mehr Schiffe zur Verstärkung geschickt werden. Ist die Mission jedoch abgeschlossen, vergisst der Feind sehr schnell, dass wir ihm gerade etliche Schiffe versenkt haben und es ist als wäre nie etwas geschehen. Als ob man in GTA einen 5-Sterne Fahndungslevel hat und nach Lieferung der Drogen die Polizei das Interesse komplett verliert.

Neben Schiffen die einzigen Feinde, Ubisofts Türme.

Als Auflockerung zwischen den Kämpfen gibt es mehr Kämpfe, die Plünderungen genannt werden. Dabei muss man einige Zeit vor Ortschaften und Siedlungen verweilen und dort gegen Wellen von feindlichen Schiffen sowie einem oder mehreren Wachtürmen bestehen. Dabei erhält man in Intervallen Ressourcen, kann die Plünderung aber jederzeit abbrechen. Übersteht man jedoch den gesamten Vorgang muss sich die Ortschaft nur ein bisschen erholen und die Plünderung kann etwas später wieder durchgeführt werden. Live-Service wie mann es kennt und wie es stimmungsmässig überhaupt nicht ins Setting passt.

Schaut nett aus, bringt aber nix, die Egoperspektive.

Interessant könnte da vielleicht noch das Aus- und Aufrüsten der Schiffe sein, wobei man es hier ebenso ein klein wenig übertrieben hat, Masse statt Klasse ist hier Programm. Skull & Bones bietet hier eine Vielzahl an Waffen verschiedenster Bauart, wobei sich diese in Art und Intensität des Schadens, der Reichweite sowie der Nachladezeiten unterscheiden. Das klingt ja noch ganz nett, wobei man vor dem Bau einer Waffe noch den passenden Bauplan kaufen oder finden muss. Hat man diesen dann geht es aber erst los, da für verschiedene Stufen der gleichen Waffe immer verschiedene Ressourcen benötigt werden. Braucht man für die Kalvarine 1 noch Akazienholz, verlangt das Spiel für Stufe 2 Ikokoplanken, Stufe 3 wieder was anderes, nicht ganz logisch Das hochgerechnet auf sehr viele verschiedene Schiffe, Waffensysteme, Panzerungen und Räume, die kleine Boni gewähren können, verkommt schnell zu Arbeit und fadem Gesuche nach Ressourcen, Grind pur, der nur wirklich hartgesottenen Spieler*innen lange Spaß machen wird.

So oder ähnlich fad sehen alle Landbereiche aus.

Ein kleiner Lichtblick in der Live-Service-Hölle sind dabei die Kämpfe, in denen man seine Waffen geschickt kombinieren und deren Vorteile nutzen muss. Dieser Spaß ist jedoch auch enden wollend, wenn 5 andere Spieler*innen einen zur Fahndung ausgeschriebenen Boss umkreisen und für noch mehr Ressourcen zur Strecke bringen wollen. Selbst im Koop, in denen die drei Arten von Schiffen, Tank, Damagedealer sowie Support/Heiler endet eine Schlacht meist im Chaos. Findet das dann noch bei starkem Seegang statt, ist das Chaos perfekt und man hofft Robinson Crusoe auf die einsame Insel folgen zu können.

Die Katze mit Holzbein, die man kaum sieht und nix bringt kostet nur 8 Euro.

Im Endgame soll es dann noch bessere Bosse zu bekämpfen geben, eine Art Handelsnetz aufgebaut werden und noch viel anderes tolles passieren, wobei ich es wohl nie bis zum Endgame durchhalten werde.

PROS

+ Kämpfe machen eine Zeit lang Spaß
+ Meer und Inseln sehen fein aus

CONS

– nichts an Land zu tun
– leblos wirkende Charaktere
– ewig gleicher und fader Gameplay Loop
– mehr Ressourcen als in allen Aufbauspielen der Spielegeschichte zusammen
– strunzdumme und sich endlos wiederholende Sprachsamples
– seit der Beta vorhandene Bugs
– fade Minispiele

Fazit

Wertung - 6

6

Die einzige Produktion, die sich wahrscheinlich jemals als Quadruple-A bezeichnen dürfte, wird wohl GTA 6 sein, wobei ich nicht glaube, dass man dort so unvorsichtig wäre und jemals sowas laut sagen würde. Skull & Bones ist jedoch weit davon entfernt, wobei ich dem Spiel die Qualität anderer AAA-Spiele absprechen würde. Die Kämpfe können schon eine gewisse Zeit Spaß machen, der Piratenflair blitzt dann und wann ein klein wenig durch, aber lange halten das wahrscheinlich nur Masochist*innen durch. Der Gameplayloop ist einfach zu monoton, die Bürde der viel zu vielen Ressourcen zu groß und das Belohnungssystem nicht gut genug. Von den unverschämt teuren Ingame-Käufen zur Verschönerung von Schiff und Kapitän gar nicht zu sprechen. Wer gerne spielerisch Pirat sein möchte bleibt wohl besser bei Sea of Thieves oder gleich AC: Black Flag, zu Skull & Bones kann ich wirklich nur zum absoluten Budget-Sale-Preis raten.

Genre: Piraten „Action“
Entwickler: Ubisoft
System: PS5, Xbox Series, PC
Erscheint: erhältlich
Preis: ab 59,90 Euro

Jetzt bestellen und SHOCK2 direkt unterstützen!

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"