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Review: Pikmin 4

Nintendos sympathische Echtzeit-Strategiespielserie Pikmin bekommt endlich die lang erwartete und gefühlt ewig angekündigte Fortsetzung! Nintendo hat, mehr als jeder andere Spielehersteller eine interessante Beziehung zu Genres. Es gibt natürlich viele beliebte Genres, die Big N im Wesentlichen so erfunden bzw. zumindest stark geprägt hat, wie wir sie heute kennen: 2D-Plattformer, 3D-Plattformer, Action-Adventure-Spiele, Fun-Racer. Aber es gibt auch andere Genres, die Nintendo nicht populär gemacht hat – und genau da wird es besonders interessant.

Wenn Nintendo in ein bereits populäres Genre einsteigt, kann man sicher sein, dass das Unternehmen etablierte Konventionen neu interpretiert und nicht einfach kopiert, was in der Vergangenheit funktioniert hat. Super Smash Bros. ist sicherlich nicht das typische Fighting Game, Splatoon ist definitiv nicht der übliche Multiplayer-Shooter und Pikmin, mag zwar unter den Oberbegriff „Echtzeitstrategie“ fallen, aber es tritt kaum in die Fußstapfen von StarCraft, Command & Conquer oder Age of Empires.

Ein Hauptmerkmal der Pikmin-Reihe ist die Erkundung einer vertrauten und doch fremden Welt aus der Perspektive der Kleinsten! In allen Spielen spielt ihr einen kleinen interstellaren Entdecker auf einem Planeten, der von pflanzenähnlichen Kreaturen namens Pikmin bewohnt wird, die ihr anheuert, um bei den Abenteuern zu helfen. Ihr steuert euren Kommandanten direkt in der von der Natur inspirierten Umgebung und erteilt den selbstlos treuen Pikmin Befehle mit einem Cursor auf dem Bildschirm und einem Pfiff aus der Pfeife des Entdeckers. Dabei könnt ihr Pikmin auf Hindernisse, Objekte und sogar Feinde lenken und werfen. Einmal zugewiesen, arbeiten die Pikmin dann als Gruppe um Ressourcen und Objekte aufzusammeln oder Feinde anzugreifen, die sie dann zur Basis zurücktragen. Je mehr Pikmin einer Aufgabe zugewiesen werden, desto schneller ist die Aufgabe erledigT. Und je mehr Ressourcen ihr in eurer Basis sammelt, desto mehr Pikmin könnt ihr zu eurem Team hinzufügen, damit ihr noch mehr Untergebene habt, die euch helfen, die Ziele zu erreichen.

Anders als in anderen RTS-Spielen liegt der Schwerpunkt nicht auf dem Bau oder dem Kampf gegen eine gegnerische Armee. Ihr schickt eure Pikmin zwar in den Kampf gegen die feindliche Tierwelt, aber in den Missionen geht es auch darum, Hindernisse in der Umgebung zu überwinden, z. B. Brücken zu bauen, um über das Wasser zu kommen, oder Barrieren zu überwinden, die sich dir in den Weg stellen. Da die verschiedenen Pikmin-Farben unterschiedliche Spezialfähigkeiten haben, ist ein gewisses Maß an Kreativität beim Lösen von Rätseln erforderlich, um voranzukommen.

Dabei kommt es gar nicht so selten vor das ihr eine gewisse emotionale Bindung mit euren blumenköpfigen Begleitern aufbaut. Ihr könnt zum Beispiel entscheiden, ob ihr euch strategisch um eure Pikmin kümmert und sie sicher von Aufgabe zu Aufgabe führt, oder ob ihr sie einfach in die Gefahr schickt und dabei den Verlust einiger eurer Pikmin-Helfer riskiert. Wie ihr spielt, bleibt euch überlassen, aber eure Entscheidungen haben eine direkte Auswirkung auf eure Pikmin-Begleiter.

Während all diese Kernelemente in Pikmin 4 erhalten bleiben, arbeitet Nintendo auch hart daran, dass sich der erste Teil der Serie seit 10 Jahren durch eine Vielzahl von Änderungen und Ergänzungen noch mehr Tiefe und Umfang bietet: Neue Pikmin-Typen, darunter Eis-Pikmin, die Gegner und Wasser einfrieren können, und Leucht-Pikmin, die in den neuen Nachtkämpfen eingesetzt werden können, sind eine tolle Ergänzung! Doch eines schon vorweg, DAS Highlight ist der Weltraumhund Otschin. Dieser hat nicht nur unser Herz im Sturm erobert, sondern bietet auch zahlreiche neue Gameplay-Möglichkeiten.

Wir würden sogar sagen, mit dem vierten Teil macht die Spieleserie rund um die niedlichen Kreaturen den bisher größten Sprung nach vorne. Dabei sind es die zahlreichen, oftmals subtilen Änderungen an der niedlichen RTS-Formel von Pikmin 4, die einen großen Unterschied machen. Das Zeitmanagement ist diesmal weitaus weniger problematisch, da man endlich auch in der Nacht Orte erkunden und Aufgaben erledigen kann. Das bringt nicht nur zusätzliche Abwechslung, sondern es zeigt sich schnell, dass sich die Abkehr von der strikten 30-Tage-Frist zugunsten eines gemächlicheren Tempos auszahlt.
Doch keine Sorge, Pikmin 4 bietet nicht nur jede Menge für Kenner der Serie, sondern Nintendo richtet sich natürlich auch an Neueinsteiger. Bevor ihr mit Pikman 4 richtig startet, erhaltet ihr eine kurze Zusammenfassung über die Steuerung und trefft Olimar. Der Anfang dient als Prolog, der die Prämisse dieses neuen Abenteuers darlegt und euch auch einen groben Überblick über die bisherigen Geschehnisse gibt.

Dieses Mal spielt ihr nicht als Olimar oder eine seiner KollegInnen, sondern erstellt euren eigenen Spielercharakter, der dann die Aufgabe hat, den ursprünglichen Entdecker (und die Mitglieder des Team, die ihn eigentlich retten sollten) zu suchen, nachdem diese verschwunden sind. Ihre Mission, sie zu retten beinhaltet das übliche Managen und Befehlen eines „Who is Who“ verschiedener Pikmin-Typen, sowohl neuer als auch bekannter.

Wie schon angesprochen sind zwei der größten Änderungen am Gameplay die Einführung eines neuen Pikmin-Typs – der Eis-Pikmin – und eines Hundebegleiters namens Otschin, die beide neue Möglichkeiten eröffnen, Hindernisse zu überwinden und Gegner zu besiegen.

Die verschiedenen Pikmin im Detail

Blaue Pikmin
Die meisten Pikmin ertrinken, wenn sie ein Gewässer betreten, aber nicht die blauen Pikmin. Sie können einfach auf dem Grund entlanglaufen und verhalten sich dabei genauso wie an Land. Das macht sie hilfreich, um versunkene Gegenstände zu bergen oder Gegner im Wasser zu bekämpfen.

Gelbe Pikmin
Die Fähigkeiten der gelben Pikmin haben sich im Laufe der Serie verändert. Es ist also nicht klar, welche Version in Pikmin 4 vorkommen wird, aber etwas, das mit Elektrizität zu tun hat, ist eine sichere Sache. In Pikmin 2 waren sie immun gegen elektrischen Schaden, und in Pikmin 3 konnten sie sich miteinander verbinden, um Strom zu leiten und kaputte Schaltkreise zu versorgen.

Rote Pikmin
Mit ihren starken Angriffsfähigkeiten sind die roten Pikmin im Kampf oder zum schnellen Einreißen von Mauern, die sich in den Weg stellen, immer nützlich. Sie sind außerdem völlig immun gegen Feuer, was sie besonders hilfreich gegen feuerspeiende Feinde oder feurige Hindernisse macht, auf die ihr stoßen könntet.

Grüne Leucht-Pikmin
Die grünen und leuchtenden Pikmin fühlen sich eigentlich nur in der Nacht richtig wohl! Sie können sich bei Gefahr zu einem leuchtenden Ball zusammenrollen und mit ihrer enormen Leuchtkraft feindliche Kreaturen betäuben.

Eis-Pikmin
Wie ihr euch wahrscheinlich denken könnt, sind diese Neulinge ziemlich cool. Im Kampf kann ein Schwarm von Eis-Pikmin einen Gegner, den sie angreifen, einfrieren. Aber sie sind auch bei der Erkundung hilfreich, da sie die Wasseroberfläche vereisen können, damit euer Kommandant darüber laufen kann.

Geflügelte Pikmin
Die kleinen und schnellen geflügelten Pikmin sind vorhersehbarerweise die einzige Sorte, die fliegen kann. Sie können sogar Gegenstände durch die Luft tragen und eurem Entdecker in Bereiche folgen, die andere Pikmin nicht erreichen können. Obwohl sie im Kampf schwach sind, können sie ein Ziel anvisieren, wenn sie geworfen werden, was sie gegen schnell bewegende Feinde sehr nützlich macht.

Weiße Pikmin
Weiße Pikmin sind für Feinde giftig, aber – zumindest in früheren Spielen der Serie – hat diese Fähigkeit einen großen Nachteil. Sie setzen ihr Gift nur dann frei, wenn ein Feind sie frisst, und dann gibt es kein Zurück mehr!

Violette Pikmin
Die lila Pikmin sind größer und kräftiger als die anderen Arten. Das verleiht ihnen eine starke Angriffskraft – hilfreich im Kampf – und ermöglicht es ihnen außerdem, 10 Mal mehr Gewicht zu heben als die anderen Pikmin. Aber sie sind auch die langsamsten aller Pikmin-Typen, also erwartet keine schnellen Ergebnisse.

Fels-Pikmin
Die harte Haut der Fels-Pikmin macht sie ziemlich robust. Sie sind immun dagegen, von Gegnern oder Umweltgefahren zerquetscht oder gestochen zu werden. Sie können auch Kristalle, Eis oder Rüstungen durchschlagen und richten soliden Schaden an, wenn sie auf Feinde geworfen werden.

 

Alteingesessenen Pikmin-Fans dürfte jedoch als erstes die Veränderung der Perspektive auffallen. Während man in den vorherigen Spielen der Serie aus einem hohen Winkel auf das Geschehen blicken musste, sitzt die Standardkamera in Pikmin 4 tiefer auf dem Boden und bietet eine traditionellere Third-Person-Ansicht. Man kann nun aus einer Perspektive spielen, die näher an der Sicht der Pikmin selbst liegt, näher am Boden und näher am Geschehen. Dadurch kann man sich auf die Aufgaben konzentrieren, die vor einem liegen, und es ist einfacher, die Effizienz jeder Aufgabe zu maximieren, indem man die kombinierten Talente von Pikmin und Otschin einsetzt. Der Clou ist, wenn ihr kein Fan der näheren Kamera seid, kann man auch wieder zur klassischen, herausgezoomten Ansicht wechseln.

Eine weitere Neuerung, die das Spiel zugänglicher machen soll ist die Funktion „Zeit zurückspulen“, in der man (wer hätte es gedacht) die Zeit zurückspulen kann, wenn man viele Pikmin verloren hat oder etwas anderes ausprobieren möchte. Da man so oft zurückspulen kann, wie man will, hat man mehr Freiheit zu experimentieren, ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass man zu viele Pikmin verliert und von vorn anfangen muss. Natürlich ist nicht jede Änderung in Pikmin 4 dazu gedacht, die Reise einfacher zu machen. Nintendo sorgt mit den neuen „Nachtexpeditionen“ für knifflige Missionen nach Sonnenuntergang.

In Pikmin 4 kehrt auch ein Feature zurück, das zuletzt in Pikmin 2 auftauchte: Höhlen bzw. Dungeons! Bei der Erkundung über der Erde stößt man auf meist mit Gullideckel geschützte Eingänge in die Unterwelt. Wie in Pikmin 2 bleibt die Zeit bei der Erkundung von Höhlen größtenteils stehen, sodass man sich bei der Erforschung dieser dunklen unterirdischen Umgebungen Zeit lassen kann. Wie zu erwarten, wird die Herausforderung größer, je tiefer man in ein Höhlensystem eindringt. Zusätzlich warten hier auch  Dandori-Duelle gegen Außerirdische, die ebenfalls auf der Jagd nach Schätzen sind.

Gemeinsam auf Expedition

Für alle die Hilfe bei den schwierigsten Expeditionen von Pikmin 4 brauchen – oder wenn ihr einfach nur den strategischen Spaß mit einem Freund oder Familienmitglied teilen wollt, gibt es diesmal einen Nintendo typischen Assistenzmodus, der sich vor allem an Spieler mit jüngeren Kindern richtet. Bis zu zwei Spieler können sich das Story-Abenteuer im Spitscreen teilen, wobei der zweite Spieler den von Spieler 1 gesteuerten Entdecker unterstützt. Einen richtigen Koopmodus wie im dritten Teil gibt es diesmal leider nicht. Außerdem gibt es einen Dandori-Kampfmodus, in dem zwei Spieler gegeneinander antreten können, um innerhalb eines Zeitlimits die meisten Gegenstände und Schätze zu sammeln. Dieser Modus kann auch gemeinsam gegen CPU-Gegner gespielt werden.

 

Fazit

Wertung - 8.5

8.5

Ganz gleich, ob man ein alter Pikmin-Hase ist, der schon seit zehn Jahren auf den nächsten Teil der Serie wartet, oder ein Neuling, der wissen will, was das Besondere an der Serie ist - eines ist sofort klar: Nintendo hat Pikmin 4 so entwickelt, dass es sowohl anspruchsvolleres Gameplay bietet, aber auch zugänglicher ist als jemals zuvor. Selbst nach all der Zeit hat sich gezeigt, dass Nintendos neue Variante des Echtzeit-Strategie-Genres, wie die Pikmin selbst, immer noch auf überraschende Weise wachsen kann! Ein paar Punkte Abzug gibt es für dieses rundherum gelungene sommerliche Spiel nur wegen des "abgespeckten" Koopmodus! Tipp: Eine kostenlose Demoversion im eShop der Switch, lässt dich bereits in dieses blühende Abenteuer eintauchen.

Genre: Echtzeitstrategie
Entwickler: Nintendo EAD
System: Nintendo Switch
Erscheint: 21. Juli 2023
Preis: ca. 60 Euro

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