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Review: Marvel Moon Girl und Devil Dinosaur

Ihr seid auf der Suche nach einer witzigen, abgedrehten Animationsserie, die intelligent geschrieben ist und die ihr auch mit euren Kindern ansehen könnt? Dann könnte euch Marvel Moon Girl und Devil Dinosaur positiv überraschen! Die Comic-Vorlage brachte schon frischen Wind ins Marvel Universum, jetzt startet die gelungene TV-Umsetzung im heimischen Disney Channel!

Mit Marvel Moon Girl und Devil Dinosaur bekommen wir auf den ersten Blick eine klassische Marvel Heldengeschichte serviert, die aber einen aberwitzigen Twist bereithält und auf den zweiten Blick überraschend viel Tiefgang und Sozialkritik bereithält. Hier wird uns die Geschichte einer jungen Heldin mit großem Potenzial erzählt, die mit ihrer Situation überfordert ist. Wir sehen, wie sie es mit Schurken und Dilemmas zu tun bekommt.  Der Schwerpunkt liegt auf Individualität, Kultur und Politik, die über das jüngere Zielpublikum hinausgehen, es aber nie als minderwertig behandeln, sondern ihm nuancierte und wertvolle Lebenslektionen erteilen. Soviel zum Kleingedruckten, das man gut erkennen kann, wenn man sich Marvel Moon Girl und Devil Dinosaur mit offenen Augen ansieht, aber haben wir auch schon gesagt, dass die Serie einfach auch ein großer Spaß ist? Die Serie ist zeitgemäßes Comic-Abenteuer mit atemberaubenden Animationen, einem ordentlichen Beat und einer unerschütterlichen Entschlossenheit Themen anzusprechen, die auch in der heutigen realen Welt, große Auswirkungen auf die schwarze Bevölkerung in den Städten der USA haben.

Lunella Lafayette ist eine Kleinstadtheldin, die zählt!

Es ist nicht leicht, klug aufzuwachsen, vor allem, wenn die Familie zu sehr damit beschäftigt ist, ihr Existenz am Laufen halten, um es zu bemerken. Die selbstbewusste und emanzipierte 13-jährige Lunella ist das klügste Mädchen in der Lower East Side von New York. Sie hat es sich zur Gewohnheit gemacht, selbst die Erwachsenen in ihrem Leben in den Schatten zu stellen. Ihre Zeit verbringt sie in einem geheimen Labor unter der rustikalen Wohnung, Experimente sind ihre Leidenschaft. Diese Isolation führt jedoch dazu, dass sie nur wenige Freunde hat und noch weniger Möglichkeiten, ihrer angeschlagenen Familie zu helfen. Das ändert sich als plötzliche Stromausfälle und die fortschreitende Gentrifizierung bedeuten, dass die Rollschuhbahn ihres Vaters für immer schließen muss.

Die ausgedehnte Eröffnungsepisode nimmt sich Zeit, um ein farbenfrohes, modernes Bild von New York City zu entwerfen, das durch lebendige und rhythmische Animationen zum Leben erweckt wird. Man scheut nicht davor, unorthodoxe Bildausschnitte zu wählen oder die Anordnung und das Design bestimmter Gebäude und Figuren ungewöhnlich lebensecht darzustellen. Die ausführenden Produzenten Laurence Fishburne und Steve Loter haben sich sehr dafür eingesetzt, eine Welt zu erschaffen, die gleichermaßen realistisch und stilisiert ist. Das Ergebnis ist eine vielfältige Darstellung unserer eigenen Welt, in der jedes noch so kleine Detail eine eindeutige politische Borschaft vermittelt. In dieser Serie geht es zwar um ein junges Genie und einen roten Dinosaurier, den sie durch ein interdimensionales Portal herbeiruft, aber es geht auch darum, seinen Platz in der Gesellschaft zu hinterfragen und sich für den kleinen Mann einzusetzen.

Marvel Moon Girl und Devil Dinosaur_© 2023 Disney und seine verbundenen Unternehmen

Die Eröffnungs- und Schlussszenen der ersten Episode von Marvel Moon Girl und Devil Dinosaur zeigen, wie Lunella sich entwickelt. In jeder Szene fährt sie selbstbewusst mit ihren Rollschuhen durch die Straßen und winkt den örtlichen Geschäftsinhabern und Familienmitgliedern zu, die sich auf den bevorstehenden Tag vorbereiten. Nur in der einen ist sie ein naives, aber liebenswertes Kind, das nichts von den aufkommenden Kämpfen in seiner Gemeinde mitbekommt und nicht merkt, wie äußere Mächte einen einst blühenden Ort im Dienste ihres eigenen Fortschritts auseinanderreißen. Im zweiten Teil wird sie zum Moon Girl, nachdem sie ihre Gemeinde vor der wirtschaftlichen Zerstörung gerettet hat, indem sie einen Bösewicht vernichtet hat, der ein gieriger, privilegierter Weißer ist, der die elektrische Energie aus einer benachteiligten Gegend abzieht. Das ist nicht gerade subtil, und es wird nicht ein einziges Mal versucht, es zu sein. Diese Serie existiert in einer Post-Black-Lives-Matter-Welt und will Stellung beziehen, und das tut sie, ohne jemals den Humor oder das Herz zurückzulassen.

Die Serie ist zwar nicht Teil des Marvel Cinematic Universe, aber sie ist in einem Marvel Universum angesiedelt, in dem die typischen Marvel Helden wie Daredevil oder Spider-Man in New York existieren. Das gibt Moon Girl und Devil Dinosaur natürlich einiges an Potenzial, mit dem sie herumspielen kann, man merkt aber auch, dass Disney bzw. Marvel dieser Serie auch ein ordentliches Budget verpasst hat. Oft sieht man die Charaktere durch die Gegend gleiten, was in anderen Serien ein Zeichen von Mittelmäßigkeit wäre. Aber hier zeigt es, wie sehr dieses Universum einem Comicbuch entnommen ist, indem es häufig mit einer eklektischen Auswahl von Panels und Positionen spielt, um bombastische Actionszenen und einfache Gespräche auszuführen.

Marvel Moon Girl und Devil Dinosaur_© 2023 Disney und seine verbundenen Unternehmen

Hervorheben müssen wir auch Lunellas Beziehung zur Nebenfigur Casey. Die Streberin mit den tollen Noten und das Szenemädchen mit der Vorliebe für soziale Medien und modisches Aussehen sind in der Vergangenheit nicht selten aneinander geraten. Nun werden sie schnell zu Freundinnen und lernen, einander zu helfen, und zwar auf eine Art und Weise, die trotz der Schnelligkeit, mit der sie eingeführt werden, als verdient erscheint. Beide benötigen einen Ort, an den sie gehören, auch wenn dieser Zufluchtsort im Schatten eines riesigen Dinosauriers liegt, der sich in der nahen Rollschuhbahn versteckt. Das ist niedlich und unterläuft Klischees auf eine Art und Weise, von der ich hoffe, dass sie den Zuschauern beibringt, dass jeder Mensch anders ist und mit seinen eigenen Lastern zu kämpfen hat, und dass die Art, wie er aufgewachsen ist oder was er mag, kein Grund sein sollte, ihn abzulehnen.

Wann startet Marvel Moon Girl und Devil Dinosaur?

Marvel Moon Girl und Devil Dinosaur ist ab 11. März 2023, immer samstags, um 13.50 Uhr
im Disney Channel zu sehen.

44-minütige Staffelpremiere am 11. März

Zu Ehren des „Weltfrauentag“ am 8. März wird im Disney Channel am 11. März der
„Superheldinnen-Tag“ gefeiert. Ein Tag voller mutiger, starker und lustiger Girl-Power
an dem unsere Disney Channel Heldinnen von 8.00 Uhr bis 20.15 Uhr glänzen können! Als
Highlight steht die 44-minütige Staffelpremiere von Marvel Moon Girl und Devil Dinosaur
auf dem Programm. Neben dieser deutschen TV-Premiere kehrt mit der
Alltags-Teenager-Heldin Kim Possible ein absoluter Disney Channel Klassiker auf den
Sender zurück.

Moon Girl und Devil Dinosaur, ab 11. März 2023, immer samstags, um 13.50 Uhr
im Disney Channel.

Meinung:

Im Vorfeld des Serienstarts konnte ich gemeinsam mit meiner Tochter bereits das rund 45-minütige Special ansehen, das gleichermaßen als Pilotfolge ausgestrahlt werden wird. Was soll ich sagen, wir waren beide begeistert und freuen uns auf weitere Folgen und natürlich muss jetzt auch die Comic-Vorlage erkundet werden!

Marvel Moon Girl und Devil Dinosaur ist ein echter Knaller und wundert fast, dass Disney und Marvel hier eine deutlich erfrischende und zwanglose Herangehensweise gelungen ist, die leider bei anderen Projekten oftmals daneben ging oder zumindest mutlos wirkte. Disney zeigt hier eine klare Haltung, die nicht künstlich wirkt, sondern eine klare Sprache spricht!  Eine kleinere Heldin wie Moon Girl hat wahrscheinlich mehr Freiheiten bei der Umsetzung. Sie in fast allen Facetten so kulturell relevant zu sehen, zauberte uns ein Lächeln ins Gesicht. Die Musik, die Optik und das Drehbuch sind allesamt verdammt gut gelungen.

Die Comic-Vorlage

Die erste Ausgabe von Moon Girl and Devil Dinosaur erschien in den USA im November 2015 im Marvel Verlag. Die Figur Moon Girl wurde von den Autoren Brandon Montclare und Amy Reeder (die auch die Figur entworfen hat) und der Künstlerin Natacha Bustos dafür geschaffen. Devil Dinosaur hatte hingegen schon 1978 seinen ersten Auftritt und wurde von niemand anderen als Comic-Legende Jack Kirby selbst erschaffen. Der rote Dinosaurier hatte schon zahlreiche Auftritte in diversen Marvel Zeichentrickserien, traf in den 1970er auch auf Moon Boy. Dies war übrigens auch das Comic, das der heutige Hollywood Star Laurence Fishburne verschlugen hatte, der als Produzent und Synchronsprecher (im englischen Original) mit an Bord ist. 

Moon Girl and Devil Dinosaur ist quasi eine Fortsetzung bzw. Homage an diesen Klassiker, geht jedoch komplett andere Wege. Eine gute Nachricht:  Mit „Mein Dino, die Bösen und ich“, „Die Mondfahrt“ und „Galaktischer Ärger“ sind gleich drei Moon Girl und Devil Dinosaur Bände auch auf Deutsch im Panini Verlag erschienen und verfügbar.

 

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