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Review: Indiana Jones und das Rad des Schicksals (spoilerfrei!)

Als die Filmemacher Steven Spielberg und George Lucas vor über 40 Jahren die Idee zu Indiana Jones hatten, sahen sie darin eine moderne Hommage an die kurzweiligen Film-Serials und Pulp-Heftromane der 30er und 40er Jahre. Mit Indiana Jones und das Rad des Schicksals sollen nun die Abenteuer einer weiteren Ära des Filmemachens zu Ende gegen. Dr. Henry Walton Jones Jr. (Harrison Ford) geht unter der – mit viel Liebe zum Detail ausgestatteten , wenn auch manchmal recht mäandernden – Regie von James Mangold (Logan – The Wolverine) in den Ruhestand!

Dieses letzte Abenteuer führt uns in das Jahr 1969. Indy ist nicht mehr der umschwärmte Marshall-Professor, von dem alle dachten, er sei der coolste Lehrer auf dem Campus. Er ist ein alter, pensionierter, geschiedener Griesgram, der einen Baseballschläger mitbringt, um die Jugendlichen in der Nachbarwohnung dazu zu bringen, ihre Musik leiser zu stellen. Wie die Artefakte der Vergangenheit, die er sein ganzes Leben lang gesucht hat, war die Zeit nicht freundlich zu Indy. Freunde und Familie sind gekommen und gegangen und nach der Trennung von seiner Frau hat Indy keine Ahnung, was er als Nächstes tun will, bis seine Patentochter Helena Shaw (Phoebe Waller-Bridge) ihn aufsucht und es ihn fast sofort verrät. Und so macht er sich auf den Weg nach Marokko und Griechenland auf der Suche nach Archimedes‘ Rad des Schicksals, herausgefordert von seinen alten Feinden, den stets zuverlässigen Nazis und der erdrückenden Last seiner Pensionierung.

Gerade in den ersten rund halben Stunde des Films werdet ihr in ein klassisches Indianna Jones Abenteuer geworfen und  James Mangold versteht es gekonnt, die Zuseher dort abzuholen, wo wir den inzwischen rüstigen Archäologen, etwa bei Indiana Jones und der letzte Kreuzzug, verlassen haben. Generell kann man dem Film ankreiden, dass er es nicht schafft, Indiana Jones etwas Neues hinzuzufügen. Viele Szenen gab es so oder so ähnlich schon einmal. Man darf aber auch sagen, dass der Nostalgieflash gut funktioniert und selbst die Special Effekte, die uns einen jüngeren Harrison Ford zeigen, funktionieren, außer man starrt immerzu auf sie, um Fehler zu finden. Da waren einige der späteren Greenscreen Szenen deutlich schwächer und oftmals war es einfach schade, dass man nicht noch mehr auf diese Art der Inszenierung verzichtet hat. Insgesamt sind die Effekte zwar auf einem viel viel höheren Niveu als etwa zuletzt bei „The Flash“, müssen aber als durchwachsen angesehen werden und reißen euch auch schon mal aus der Illusion des Film heraus.
Der Film hat eine Lauflänge von 154 Minuten und wir müssten lügen, wenn man nicht erwähnen würde, dass man dies nicht auch dann und wann merkt, so eine Straffung von 30 Minuten hätte der Dynamik wohl an vielen Stellen sehr gutgetan und dann ist da auch noch die Sache mit dem letzten Drittel des Films. Da biegt der Film scharf in eine sehr fantastische Richtung ab, unserer Meinung nicht ganz so störend wie bei  Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels, aber durchaus auf eine ehrlich radikale Art und Weise, die sicher einigen zusagen wird, andere jedoch radikal abstoßen könnte!
Und nein, nein, nein! Der Film ist kein Vehikel für Helena Shaw, die Rolle von Indiana Jones zu übernehmen. Wer auch immer das behauptet hat, kann den Film nicht gesehen haben. Dies ist in erster Linie durch und durch ein Indy-Film. Wenn ich also wieder wo lese, dass jemand Angst hat, dass die Anwesenheit starker Frauen in einem Film „den Lieblingshelden-Franchise ruiniert“, bekomme ich Kopfweh!  Außer Indy trägt niemand den Fedora! Nein, wir bekommen hier zwar eine der besten weiblichen Figuren in der Indiana-Jones-Reihe, behalten aber gleichzeitig den Fokus und die wichtigen Handlungsbögen auf Indiana Jones.

Und Harrison Ford hat es immer noch drauf! Er setzt sich wieder seinen legendären Hut auf und es funktiniert. Wenn man Ford dabei zusieht, wie er mit Waller-Bridge scherzt, wie er Bösewichte verprügelt, die Peitsche benutzt, Rätsel löst, während er Fakten über die Geschichte ausplaudert, und wie er emotional über die Vergangenheit sinniert, zeigt das, dass es wirklich nur um die Laufleistung geht. Er gibt dieser Figur eine gebrochene Seele, wie es kein anderer auf der Welt je könnte, und es dient nur dazu, uns daran zu erinnern, wie sehr wir ihn als Indiana Jones vermissen werden. Es ist auch schön zu sehen, wie er mit  Jonathan Rhys-Davies‘ Sallah in einer kleinen, aber herzlichen und willkommenen Szene ein Wiedersehen feiert.  Es gibt auch einen Newcomer, Ethann Isidore, der Helenas rauflustigen, jungen Partner Teddy spielt. Seine Figur ist ein Versuch, die Magie von Short Round (Shorty) wiederzuerwecken, als rauflustiger Kid-Sidekick, der auf sich selbst aufpassen kann. Er kommt definitiv nicht an die Sympathie von Shorty heran, aber Teddy ist immer noch ziemlich einfallsreich und keine schlechte Ergänzung des Kanons, mit zumindest ein oder zwei bleibenden Szenen.

Auf der Seite der Bösewichte tut Mads Mikkelson das, was er am besten kann – er nutzt sein Charisma und seinen Charme, um ansonsten unbedeutende Charaktere aufzuwerten. Ich gebe zu, dass seine Figur des Wissenschaftlers Dr. Voller etwas anders ist, denn als Gegenspieler von Indy ist er auch ein Mann, der von Wissen und Reue getrieben wird. Dadurch wirkt er etwas menschlicher als frühere Schurken, die nur auf Reichtum aus waren. Er ist eher mit einem Schurken vom Typ Rene Belloq vergleichbar.

John Williams liefert noch einmal selbst den Soundtrack zu  Indiana Jones und das Rad des Schicksals ab, nein, es ist weder der beste Indiana Jones Soundtrack, noch das beste Werk von Williams in den letzten Jahren, aber fängt mit seiner ganz eigenen Magie den klassischen Indy-Flair noch einmal ein.
Wertung

Oh ja, ich war auch skeptisch, weil Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels schlecht war -  wirklich schlecht. Dennoch habe ich mich auf den fünften Indiana Jones Film gefreut, zu viele schöne Erinnerungen gibt es mit den Filmen, Videogames, Romanen und Comics! Für mich kann ich sagen: Das Rad des Schicksals ist deutlich besser. Dieser Film ist tatsächlich ein echter Indiana-Jones-Film. Nein, er ist nicht so gut wie die Klassiker. Aber das muss er - nein - das kann er auch nicht sein. Indiana Jones und das Rad des Schicksals ist ein guter, unterhaltsamer Kinospaß mit Käfern, Gräbern, Verfolgungsjagden und ein paar übernatürlichen Aktivitäten. Und dieser Film will vor allem ein Abschluss für diese legendäre Figur sein, und das ist er auch.

Kurzinformationen
Kinostart:  26.6.2023
Filmlänge: 154 Minuten
Land, Jahr: USA, 2023
Genre: Action/Abenteuer/Fantasy
Regie: James Mangold

Weiter lesen:

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