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Review: Halo Infinite

Zwar mit einiger Verspätung, aber dann doch pünktlich zum 20. Jubiläum der ersten Xbox und damit auch von Halo erscheint diese Woche Halo Infinite. Und wie es aussieht, hat es der gute alte Masterchief immer noch drauf!

Nachdem Halo 5: Guardians eher gemischt aufgenommen wurde und nicht so richtig zünden wollte, besinnt man sich bei Halo Infinite zum einen stark auf seine Wurzeln und bricht zum anderen das Gameplay mit einer echten Openworld-Erfahrung auf. Infinite beginnt mit einer der vielen Anspielungen auf das ursprüngliche Combat Evolved, mit dem Master Chief, der durch ein lineares feindliches Raumschiff-Level marodiert und endet damit, dass der legendäre Spartaner die Kontrolle über die Brücke übernimmt und auf seinem Weg viele Brutes, Grunts und Jackals erledigt. Schon in diesen ersten Minuten fällt euch auf, wie gut nach wie vor das grundlegende Gameplay von Halo ist.

Und auch als sich der Chief bald darauf auf dem Zeta Halo-Ring wiederfindet, hagelt es Anspielungen und Erinnerungen an das erste Abenteuer von John-117. Die Ringwelt, die von außerirdischen Kräften, den Verbannten, besetzt wurde. Der Chief betritt eine scheinbar endlose Welt voller Naturschauspiele, bereit für ein waschechtes Alienmassaker und die Suche nach alten Relikten.

Diesmal können die Spieler den Halo-Ring in einer ziemlich offenen Struktur erkunden. Auf der Karte gibt es Upgrades zu sammeln, Basen zu befreien und hochrangige Ziele zu erledigen. Entwickler 343 legt jedoch großen Wert darauf zu betonen, dass es sich nicht um eine offene Welt im traditionellen GTA-Sinne handelt: Die Karte hat nicht die Größe einer Kleinstadt, und die Spieler werden auf subtile Weise durch kleinere, überschaubare Teile der Welt geführt, die sie erkunden können, ohne zu weit vom Kurs abzuweichen. Und überlegt man kurz, so liegt diese Öffnung beinahe schon auf der Hand, so sind die Halo Ringwelten im Grunde Sandboxen im besten Sinne des Wortes.

Obwohl es den Spielern freisteht, Nebenaktivitäten nachzugehen und die Wildnis von Zeta Halo zu erkunden, gibt es immer eine klare subtile Führung, die den Spieler in einem überschaubaren Rahmen hält, bis er bereit ist, die nahegelegene Mega-Festung zu erobern und die Geschichte weiter voranzutreiben. Das Format funktioniert gut und es bedeutet, dass man sich nie von der schieren Anzahl der Dinge auf der Karte überwältigt fühlt, den berüchtigten Far Cry & Co Effekt braucht ihr hier nicht zu befürchten.

Durch das Erledigen von Nebenaktivitäten werden die Spieler mit Valor-Punkten belohnt. Je mehr von dieser Ressource man sammelt, desto mehr Waffen und Fahrzeuge werden freigeschaltet, die in den verschiedenen Nachschubposten rund um Zeta Halo spawnen. Zum ersten Mal verfügt der Master Chief auch über einen Fertigkeitsbaum mit verschiedenen Upgrades, die durch das Sammeln von Spartan-Kernen, die in der ganzen Welt versteckt sind, freigeschaltet werden können. Dies ist eine geschickt eingesetzte Motivation, die Spieler in die Wildnis zu locken um ihre Ausrüstung zu verbessern. Etwas mehr Tiefgang und Möglichkeit der Individualisierung hätten wir uns an dieser Stelle allerdings gewünscht.

Der schiere Umfang der neuen Ringwelt löst viele Probleme, die wir mit den vorherigen Spielen von 343, Halo 4 und Halo 5: Guardians, hatten. Die Umgebungen sind – natürlich – weitläufig, naturalistisch und erinnern stark an die klassischen Xbox Halo-Spiele, was diejenigen erfreuen wird, die 343s vorherige Halo Ausflüge als beengt und künstlerisch von den Wurzeln der Serie losgelöst empfanden. Das bedeutet auch, dass die Erzählung weniger aufdringlich ist und sich mehr auf Radiogeschwätz und Audioprotokolle als auf die fast schon aufdringlichen Zwischensequenzen von Guardians stützt.

Ein echtes Gameplay-Highlight ist die Einführung des Enterhakenschuss. Jeder, der die Multiplayer-Beta gespielt hat, weiß wie unterhaltsam, aber auch störend diese Mechanik sein kann, im Einzelspielermodus macht sie jedoch noch viel mehr Sinn. Hier ist der Chief in der Lage, schnell Klippen zu erklimmen und Feinde zu flankieren, indem er über das Schlachtfeld saust. Das Greifen bringt auch eine hervorragende Kampfdynamik mit sich, denn die Spieler können sich an Bösewichten festhalten, um sie im Nahkampf auszuschalten oder eine mächtige Waffe von der anderen Seite des Raumes heranziehen. Der Greifhaken passt perfekt in das ausgewogene Kamapfgameplay von Halo und schon nach den ersten Stunden fühlt es sich so an, als wäre diese Mechanik schon immer da gewesen.

Spannend ist generell der Umstand, dass sich Halo Infinite gleichzeitig so anfühlt, als ob ihr das erste Halo 2001 spielt, gleichzeitig aber zeitgemäßen Gameplay-Erweiterungen wie die Eroberung von Versorgungsposten, um Schnellreisepunkte zu schaffen und Nebenaktivitäten in der Nähe freizuschalten sich homogen einfügen, ohne als Fremdkörper in der bewehrten Formel wahrgenommen zu werden.

Vor allem die letzte große Verschiebung scheint Halo Infinite wirklich gutgetan zu haben. Nein, wir sehen hier noch immer keine Grafik die die Xbox Series X oder einen modernen PC zum äußersten treibt, aber optisch kann sich das Spiel sehen lassen, auch die Effekte und die flüssige Bildrate wissen zu gefallen. Für „das nächste große Halo“ wäre für die Hubwelt deutlich mehr Lebendigkeit wünschenswert gewesen. Umgehauen hat uns dafür die akustische Kulisse. Der Halo-Soundtrack war schon immer einer der besten und sorgt auch diesmal wieder für die richtigen Akzente und stimmungsvolle Momente. Selbst die deutsche Sprachausgabe trübt hier den grandiosen Eindruck nicht, die ist nämlich richtig gut, genauso wie die knackigen Soundeffekte, die sich auch hervorragend im 3D-Raum orten lassen.

Licht & Schatten

Natürlich kann man kritisieren, dass die groß inszenierten Hauptmissionen nicht so stark gewichtet sind wie die Zeit, die man draußen in der Sandbox verbringt. So fühlen sich die Story-Missionen eher so an, als ob die Entwickler zu alten Gewohnheiten zurückkehren, mit meist beengten Innenräumen, in denen der Spieler leicht gelenkt werden kann und ein paar zu vielen Bullet-Sponge-Bosskämpfen. Aber Halo Infite könnte auch für die Solo-Kampagen nur das Fundament bilden, auf das in den nächsten Jahren neuen Abenteuer gesetzt werden möchten. Auch beim neuen Fertigkeitsbaum haben wir, wie schon oben erwähnt, das Gefühl, dass hier eine große Chance vergeben wurde, der Halo-Formel noch einen Schwung mehr Tiefgang und Individualität mitzugeben.

Der Multiplayer

Auch der Multiplayermodus schafft es, den Spaß der frühen Halo-Spiele einzufangen und gleichzeitig die, für viele Spieler abstoßende, esports-Fassade der jüngsten 343-Einträge abzuschütteln. Durch den Wechsel zu einem „Free to Play“-Model für den Mehrspieler-Modus fühlt sich das ganze jedoch noch nicht so ausgereift an, wie es bei der Veröffentlichung sein sollte. Die klassischen Spielmodi sind alle vorhanden, Slayer, Oddball, Capture the Flag und mehr feiern ihr Xbox Series-Debüt, aber aufgrund der Art und Weise, wie die Suche nach Multiplayer-Matches zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels funktioniert, kann es sein, dass du lange warten musst, um den Modus zu spielen, den du eigentlich willst. Es gibt zum Beispiel keine reine Slayer-Playlist. Auch eine Bestrafung für das Verlassen von Spielen sollte möglichst schnell eingeführt werden, da viele Spieler im Moment dadurch das Spiel einfach verlassen, wenn ihnen der Modus nicht gefällt, das Ballacing der Teams gerät damit schnell in eine Schieflage. Genauso wie die Progression beim Aufleveln sind das aber alles Dinge die 343 schon bald behoben haben könnte und bereits jetzt, blitzt überall eine der besten Halo Spielerfahrungen überhaupt durch. Wie auch in der Kampagne ist das Spielgefühl unglaublich gut, jetzt muss nur schnell nachgebessert werden!

Fazit

Wertung - 8.5

8.5

Eine groß angelegte Schlacht, eine enge Belagerung in einer Halle, ein Frontalangriff am Steuer eines schweren Panzers... Halo Infinite ist definitiv das beste Halo Spiel seit der Übergabe der Franchise von Bungie zu 343! Doch mit Infinite hat man erst an den Möglichkeiten gekratzt, die eine solche Sandboxwelt bietet und wir sind gespannt, was hier noch alles nachkommen wird. Ein erstes großes Update wurde schon für Mitte 2022 angekündigt, dieses soll dann unter anderem den doch recht schmerzlich vermissten Koop-Modus nachliefern. Gleiches gilt für die offenen Kritikpunkte im Multiplayer. Wir hoffen, dass diese Version von Halo Infinte erst der erste Schritt war, der kann sich nämlich schon mehr als sehen lassen.

Genre:  Shooter
Entwickler: 343 Industries
System: Xbox Series, Xbox One, Microsoft Windows, Game Pass
Erscheint: 15. November
Preis: ca. 70  Euro

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