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Review: Gran Turismo (Spoilerfrei!)

Rennspiel-Fans kennen die Racing-Simulation Gran Turismo für Sony PlayStation nur zu gut. Was vielleicht nicht alle wissen: Seit dem Jahr 2008 können talentierte Fahrer und Fahrerinnen dank der GT Academy den Sprung vom virtuellen Asphalt auf die reale Rennstrecke schaffen. Ein daraus hervorgegangenes Talent ist der Brite Jann Mardenborough, an dessen Werdegang sich Neill Blomkamps („District 9“) neuester Film „Gran Turismo“ mal mehr, mal weniger orientiert.

From Zero to Hero

„Gran Turismo“ ist ein typischer Film der Marke „junges Talent schafft allen Widrigkeiten zum Trotz den Aufstieg zum Star – und hat noch einen weisen Mentor dabei“. Solche Filme waren in den 1980er-Jahren super populär und auch heute macht diese Handlungsprämisse Spaß und sorgt für Spannung. Natürlich ist das Drumherum weit weg von den 1980er-Jahren – immerhin geht es um den PlayStation-Hit Gran Turismo von Kazunori Yamauchis; ein Spiel, das seit dem Ende der 1990er-Jahre gleichzusetzen mit hyperrealistischem Rennspiel-Erlebnis ist. Und genau in diesem Spiel suchen ein Nissan-Marketing-Mann (Orlando Bloom, „Der Herr der Ringe“) sowie ein ehemaliger Rennfahrer (David Harbour, „Stranger Things“) neue Talente, die ihr Können auch auf der realen Rennstrecke zeigen sollen. Unser Held namens Jann, der dem realen Jann Mardenborough nachempfunden ist, ist dabei in weiten Strecken als Renn-Genie dargestellt. Er erkennt Fehler am Auto sofort oder weiß, welche alternativen Routen zum Ziel führen. Seine einzige Schwäche scheint streckenweise zu sein, dass er danach lechzt, seinen Vater stolz zu machen, der das ganze Gaming nicht ernst nimmt. (Dabei hat er eine so fürsorgliche Mutter, die von Spice Girl Geri Halliwell gespielt wird!) Gerade zu Beginn macht der Film durch diese glorifizierte und mühelos erscheinende Heldenfahrt den Eindruck, mehr Marketing-Vehikel als wirkliche Unterhaltung zu sein. Zum Glück bremst sich die Werbebotschaft ein, sobald die Handlung mehr in die Gänge kommt – und mehr Bodenschwellen auf Janns Lebensweg auftauchen. Was auch gefällt: David Harbour bringt den anfangs grummeligen, später wohlwollenden und umsorgenden Rennfahrer-Sensei gut über die Ziellinie. So gestalten sich die über zwei Stunden Film als spannend und visuell sehr ansprechend.

Filmische Hochglanz-Politur

Während sich das Filmteam bei der Story rund um die Leinwand-Version von Jann Mardenborough sehr, sehr viele Freiheiten genommen hat, damit alles schön episch wirkt, ist die Inszenierung der Renn-Action packend, ohne an Over-the-Top-Action à la „The Fast and the Furious“ zu erinnern. Die Überholmanöver oder auch manche Unfälle wirken realistisch und man hat auch aufgrund des dezenten Einsatzes von Musik zugunsten von dröhnenden Racing-Sounds oft das Gefühl, selbst im Cockpit dabei zu sein. Flotte Schnitte sowie Kamerafahrten und die Visualisierung von Janns Überlegungen zu geplanten Manövern im Stil von Videospiel-Displays machen das Abenteuer selbst für weniger Racing-affine Personen zum nachvollziehbaren und mitreißenden Abenteuer. Am besten schaut man „Gran Turismo“ übrigens im Kino, denn auf der großen Leinwand schauen die rasanten Rennen auf dem Red Bull Ring oder in Le Mans prächtig aus.

Wertung

Es dauert ein wenig, bis man warm mit den Figuren und der Story wird und man vergisst, dass man hier keine überlange Werbung für einen neuen Videospiel-Teil, sondern einen Hollywood-Blockbuster vor sich hat. Ist dies allerdings geschehen, kann man nicht anders, als bis zum Ende mit Jann und seinem Team mitzufiebern. „Gran Turismo“ profitiert auch ungemein davon, dass die Action visuell und stilistisch höchst ansprechend umgesetzt wurde – da drückt man doch glatt ein Auge bei der teils fast schon zu idealisierten Handlung zu. Sofern man Motorsport-Action also nicht komplett scheut, wie ein Diesel-Wagen die Benzin-Zapfsäule, kann man getrost in diesen Film gehen. Nach dem Kinobesuch empfiehlt es sich dann übrigens, die Story vom echten Jann nachzulesen. Sehr spannend!

Kurzinformationen
Filmlänge: 134 Minuten
Land, Jahr: USA, 2023
Genre: Action
Regie: Neill Blomkamp

 

 

 

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