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Review: Forza Motorsport

Forza Motorsport, nicht zu verwechseln mit Forza Horizon, dem Arcade Ableger, erschien seit 2005 pünktlich alle zwei Jahre, bis mit Teil 7 vor ziemlich genau 6 Jahren der vorerst letzte Teil erschien. Nun ist es aber endlich soweit und mit Forza Motorsport – ja, ohne Nummer dahinter – erscheint der achte Teil der beliebten Reihe. Zum Fehlen der Nummer hinter dem Namen äußerste sich auch schon Phil Spencer. Der meinte, dass das Spiel eine Service-Plattform bieten würde, in die die Spieler*innen Jahre  investieren werden können. Nach Aussagen der Entwickler hatte man außerdem mehr Zeit benötigt, da die technischen Neuerungen in Summe größer seien, als in den Teilen 5, 6 und 7 zusammen. Wie und ob sich das tatsächlich auf das Spiel auswirkt, ob man Gran Turismo das Wasser reichen kann und ob sich die längere Wartezeit gelohnt hat, konnten wir uns für euch ansehen.

Klasse und Masse

Nicht erst die letzten Jahre ist es bei Rennspielen Usus, sich mit Superlativen was die Anzahl der Autos, Strecken oder der Größe der Open-World betrifft zu schmücken. Bei Forza Motorsport geht man zunächst mal einen Schritt zurück und bietet zum Release „nur“ 500 Autos an, wobei jedoch bereits für die ersten 30 Wochen weitere Rennboliden versprochen werden, verfügt man über die Premium Edition. Man darf jedoch davon ausgehen, dass Turn10 auch danach noch einiges bieten wird.

Cockpits, Beleuchtung, sieht doch alles super aus.

Bei den Strecken stehen insgesamt 20 Umgebungen zur Verfügung, wobei in diesen verschiedenste Streckenverläufe möglich sind. Dabei sind fünf komplett neue Strecken verfügbar, wobei sich darunter etwa der Mugello Circuit und Silverstone befinden. Die Strecken haben dabei alle ihren eigenen Charakter und Wiedererkennungswert, wobei es bei der Auswahl der Strecken doch ein wenig am Mut mangelt, Rennstrecke bleibt unterm Strich Rennstrecke. Jedoch sind bereits weitere Strecken wie der Nürburgring und einige mehr angekündigt, die alle und nicht nur Besitzer der Premium oder Deluxe Edition erhalten sollen.

Diese Strecken werden zum Start verfügbar sein:

    • Circuit de Barcelona-Catalunya
    • Circuit de Spa-Francorchamps
    • Eaglerock Speedway
    • Grand Oak Raceway
    • Hakone Circuit
    • Homestead-Miami Speedway
    • Indianapolis Motor Speedway
    • Kyalami Grand Prix Circuit
    • Laguna Seca Raceway
    • Le Mans – Circuit International de la Sarthe
    • Lime Rock Park
    • Maple Valley
    • Mid-Ohio Sports Car Course
    • Mugello Circuit
    • Nürburgring GP
    • Road America
    • Silverstone Circuit
    • Suzuka Circuit
    • Virginia International Raceway
    • Watkins Glen International Speedway

Nur echt fahren ist schöner… und langsamer

Bei der Fahrphysik hat sich einiges getan, diese ist nun noch näher am realen Vorbild. Dazu tragen unter anderem die stark überarbeitete Abfrage der Reifen sowie deren Zustand bei, der sich massiv auf das Fahrverhalten auswirkt. In einem Online-Rennen wollte ich ganz clever sein und Soft-Reifen nutzen, was sich die ersten sechs von acht Runden auch auszahlte, wobei dann jedoch die Reifen aufgrund meiner sehr ruppigen Fahrweise den Geist aufgaben und ich vorerst weniger und dann fast gar keinen Grip mehr hatte, Der Sieg war damit dahin.

Ebenso wurde der Einfluss von Nässe überarbeitet, wodurch sich fahren bei Regen mitunter anders, aber sehr stimmig anfühlt. Auch das Gewicht mancher Fahrzeuge, deren Leistung, die getunten Teile, die Konfiguration, all das und mehr wird nun noch besser simuliert. Wobei man noch nicht bei einem Assetto Corsa ist, aber auch nicht sein möchte. Die Bezeichnung Simcade trifft es hier voll, wobei man je nach Fahrhilfen sehr arcadig oder eben sehr nah an der Realität fahren kann.

Wieder am Start, der beliebte Fotomodus.

Besonders gut gefallen hat mir die KI, wobei die Zeit der Gummibandfahrer bei Forza Motorsport, die wie auf einer Perlenkette aufgereiht in einer Linie im Kreis fahren, vorbei zu sein scheint. Die KI fährt nun wesentlich offensiver, drängelt dann und wann, macht bei Überholmanövern zu oder zieht auch mal zurück. Und was mir sonst bei wenigen Rennspielen aufgefallen ist, die Gegner machen auch öfter Fehler, rutschen ins Kiesbett, verbremsen sich oder verursachen Unfälle und das immer nachvollziehbar und nicht gekünstelt. Ob sich das Driveatar-System im ganzen geändert hat kann man nach dem Test noch nicht sagen, da fehlt noch die Masse der Spielenden. Die Rennen machen so auf jeden Fall jede Menge Spaß, wobei es gar nicht so leicht ist den Sweetspot bei der Stärke der Gegner-KI zu finden. Spielt man sich gegen ein Level noch, kann sich das nächste Rennen mit neuem Auto, neuer Strecke oder anderem Fahrzeug Setting wieder ganz anders anfühlen.

Besonders bei Nacht glänzen die Lichteffekte.

Wie man es von Forza Motorsport kennt, ist die Controller-Steuerung sehr gelungen und man bekommt bereits mit den Voreinstellungen gute Zeiten auf de Asphalt. Seit einer Adaptierung bei F1 24 bin ich zwar ein wenig verwöhnt, dort konnte man die Steuerung per Controller beinahe perfektionieren, aber nichts desto trotz funktioniert die Eingabe wunderbar, das Force-Feedback der Trigger passt nahezu perfekt und macht jede Menge Spaß.

Leider konnten wir nicht mit Lenkrad testen, wobei nach erstem Feedback die Voreinstellungen nicht ganz so gelungen sein sollen. Je nach Lenkrad müssen hier kleinere Anpassungen vorgenommen werden, was aber Cracks nicht weiter aufhalten sollte. Danach ließ sich das Spiel stets wunderbar steuern.

Ein optischer Leckerbissen

Die Forza Motorsport Reihe sah immer schon toll aus, wobei man nun noch einen Sprung nach vorne gemacht hat. Neu an Bord ist hier Real-Time-Raytracing, dass in zwei der drei Grafik-Modi zur Verfügung steht und wirklich tolle Effekte auf die Fahrzeuge zaubert. Ob nun Spiegelungen der Umgebung, Sonnenstrahlen oder die Beleuchtung bei Nachtrennen, hier bekommt man wirklich viel geboten. Ob nun ein Rennen am Morgen, zu Mittag oder bei Dämmerung startet, dank dynamischer Beleuchtung ändert sich auch die Lichtstimmung, klarerweise auch abhängig vom ebenfalls dynamischem Wetter.

Besonders spannend, der Start.

Forza Motorsport bietet hierzu drei Grafik-Modi. Im Modus Leistung werden fixe 60fps ohne Raytracing und verringerter Auflösung geboten, wobei das Spiel immer noch sehr gut aussieht und sich vor allem sehr flüssig spielt. Bei Leistung RT sind immer noch 60fps an Bord, jedoch inklusive Raytracing, wobei jedoch die Auflösung ebenfalls herabgesetzt werden muss. Erste Schätzungen, die Experten werden die Ergebnisse sicher bald nachliefern, werden jedoch immer noch stabile 2K geboten. Im Modus Darstellung wird dann die volle 4K-Auflösung geboten, natürlich mit Raytracing, jedoch nur 30fps, wobei sich diese meist immer noch sehr gut anfühlen und natürlich auch am besten aussehen. Im Renngeschehen spielt das jedoch natürlich weniger eine Rolle. Diese Werte beziehen sich auf die Xbox Series X Version, auf der Series S sind maximal Full HD und 2K Auflösung möglich, 60fps gibt es nur im Modus Leistung und Raytracing nur im Autohaus. Auf dem PC ist natürlich je nach Hardware alles möglich.

Auch abseits der Strecken lässt sich einiges entdecken.

Nicht nur die Technik an sich und die Fahrzeuge samt Cockpits wurden einer massiven Aufwertung unterzogen, auch die Strecken wurden um jede Menge Details bereichert. Die Boxengassen, die Zuschauerränge samt Besucher, die Vegetation, die Bodenbeläge, das wirkt alles wie aus einem Guss und weiß samt der tollen Beleuchtung absolut zu überzeugen.

Weniger Modi sind mehr

Umso mehr man in die Optik und das Fahrgefühl gesteckt hat, umso spartanischer sieht es bei den Modi aus. Neben verschiedenen Serien im Multiplayer, gibt es im Einzelspieler wechselnde Events und neu, den Builders Cup, wobei dieser keine klassische Karriere darstellt. In diesem tritt man auf verschiedenen Touren und thematisch strukturierten Events mit jeweils passenden Fahrzeugen an, verbessert diese und sammelt Geld für neue, noch schmuckere Autos.

Nicht viele Modi, aber genug Rennaction.

Der Fokus liegt dabei klar darauf, mit dem jeweiligen Fahrzeug Autopunkte zu sammeln, dadurch neue Autostufen zu erreichen und so neue Teile zum Tunen zu erlangen. So verbesserte Autos können dann natürlich auch in anderen Events eingesetzt werden. Wichtiger ist hierzu nun auch vor dem Rennen ein Training zu absolvieren, in dem auch Autopunkte gesammelt werden können. Diese Punkte erhält man für gute Segmentzeiten, Überholmanöver und dergleichen.

Qualifying war einmal.

Was es im Einzelspieler nicht mehr gibt ist ein Qualifying, was ich zuerst ein wenig merkwürdig fand. Stattdessen darf man wählen, von welchem Startplatz gestartet werden soll. Dabei berechnet das Spiel je nach Zeiten im Training, wo man je nach Startplatz wahrscheinlich landen wird. Umso höher dann der gewählte Startplatz ist, umso üppiger fällt dann der Bonus aus, sollte man es unter die Top 3 schaffen. Witziges System, das jedoch sicher nicht jedem gefallen wird. Was sich jedoch vermeiden lässt ist, dass man nach gelungener Quali von Startplatz 1 einsam seine Runden dreht und sich stattdessen so seine ganz persönliche Challenge bastelt.

Der Multiplayer besteht aktuell aus einer Menge an Events, die von der Struktur wie Rennwochenende aufgebaut sind. Ein übergeordnetes Ranking oder dergleichen gibt es derzeit nicht. Auch Rennen gegen Freude sind möglich, wobei aktuell nur Einzelrennen, keine größeren Rennserien erstellt werden können. Stark überarbeitet wurden im Multiplayer auch die Mechaniken, die faire Rennen ermöglichen sollen und Fehlverhalten wie Crash oder Fahren abseits der Strecke sanktionieren. Dabei setzt man laut Entwicklern neue KI-Mechaniken, wobei das Bestrafungssystem zumindest im Singleplayer wunderbar funktioniert und man nur eine Strafe bekam, wenn man auch wirklich selber schuld war.

Für Bastler gemacht

Getreu dem Motto im Builders Cup, dreht sich in Forza Motorsport alles um das Verbessern und Tunen seiner Boliden. Die bereits erwähnten Autopunkte werden dabei in neue Teile gesteckt, wobei es hier insgesamt 800 Teile geben soll, die in sämtlichen Bereichen verbaut werden können, von der Lenkung über den Antrieb bis zum Ballast, für geneigte Bastler*innen wird hier viel geboten. So mancher Mitbewerber titulierte den neuesten Forza Teil bereits als Auto-Rollenspiel, wobei ich nicht soweit weit gehen würde, wobei die Ähnlichkeit zu diesem Genre nicht abzustreiten ist. Wer sich jedoch nicht mit Details im Tuning beschäftigen möchte, kann die neuesten und am besten passenden Teile auch automatisch verbauen lassen, was ebenso ganz gute Ergebnisse bietet. Teile können aber auch wieder ausgebaut oder getauscht werden, umskillen ist also möglich, um im RPG-Sprech zu bleiben.

Tunen bis die Konsole glüht.

Natürlich kann auch wieder jede Menge konfiguriert werden, wobei hier auch wieder alle Bereiche umfangreich angepasst werden können. Ein Augenmerk wurde dieses Jahr auf die Reifen sowie den Treibstoff gelegt, wobei zum Beispiel keine Treibstoffgemische wie in Gran Turismo eingestellt werden können.

Hier kann wirklich alles angepasst werden.

Ordentlich was auf die Ohren

Soundtechnisch setzt Forza Motorsport den Fokus vor allem auf Motoren und Reifengequietsche und das auf beeindruckende Art und Weise. Sämtliche Autos klingen dabei sehr satt, PS-Monster dementsprechend kräftig, kleinere Autos schnurren da etwas dezenter vor sich hin. Je nach Fahrweise gleiten die Fahrzeuge sanft um die Kurve oder quietschen, weil der Pilot – in dem Fall ich – wieder mal zu spät gebremst hat und so das Auto mehr durch die Kurve schleudert als sanft gleitet. Dabei wird natürlich auch darauf geachtet, ob man im Cockpit sitzt oder die Außenkamera gewählt hat.

Jede Strecke hat ihre Besonderheiten.

Abgesehen von den Spielsounds ist die musikalische Untermalung sehr angenehm und dezent, Sprachausgabe gibt es, bis auf kleinere Schnippsel vor dem Rennen zu den Rennstrecken, nicht, was auch nicht wirklich stört. Der Fokus liegt hier ganz klar am eigentlichen Renngeschehen und keinem Tamtam drumherum.

Das liebe Geld

Und wie sieht es mit Mikrotransaktionen aus? Derzeit ist der Shop, wie das gesamte Spiel, relativ aufgeräumt und bietet aktuell nicht viel. Es gibt lediglich das Premium Add-On Bundle, dass jene Inhalte bietet, die in der Premium-Editon zusätzlich enthalten sind. Dabei handelt es sich um das Welcome Pack, die VIP Membership, den Car Pass sowie das Race Day Car Pack, das Autos, Strecken und allerlei Ingame-Boni enhält und ohne die das Spiel auch noch genug zu bieten hat.

Pros

+ grafisch sowohl im Leistung RT sowie Darstellungs-Modus sehr schön
+ 60 FPS im Leistungs UND Leistungs RT Modus
+ mit rund 500 wunderschönen Autos genug Auswahl
+ viele Events, die auch noch erweitert werden
+ Fahrphysik fühlt sich sehr gut an
+ Gegner-KI macht richtig Spaß

Cons

– Sweetspot für Gegner-Stärke und Schwierigkeit zu Beginn nicht leicht zu finden
– keine Qualifikation, dafür Belohnungssystem je nach Startplatz
– es gab schon mal mehr Modi
– kein Splitscreen-Modus

Fazit

Wertung - 9

9

Forza Motorsport hebt die Reihe mit den technischen Neuerungen, allen voran Raytracing sowie der überarbeiteten Fahrphysik, nun entgültig auf die aktuelle Konsolengeneration. Die Gegner-KI macht richtig Spaß und fühlt sich an, als würde man gegen menschliche Gegner fahren. Die Autos, Strecken und deren Umgebung sehen toll aus und wissen in allen Grafik-Modi zu überzeugen und klingen auch hervorragend. Die Steuerung funktioniert auf den Punkt und vor allem mit dem Controller muss man nicht ewig an Einstellungen herumbasteln. So manchen Spielern könnte es an Spielmodi mangeln, Puristen, für die Forza Motorsport entwickelt wurde, werden jedoch schnell feststellen, dass es nicht mehr braucht als verschiedene Events, einen funktionierenden Multiplayer-Modus und einer Vielzahl an Bastelmöglichlichkeiten für seine Fahrzeuge. Ein wenig Mut hätte es bei der Auswahl an Strecken schon sein dürfen, aber wer weiß was noch alles kommt. Start your Engines!

Genre: Simcade Racer
Entwickler: Turn 10
System: Xbox Series X/S, PC
Erscheint: 10.10.23 oder per Early-Access ab 06.10.23
Preis: 79,99 Euro

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