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Review: Arielle, die Meerjungfrau

Arielle, die kleine Meerjungfrau, taucht wieder auf. Diesmal aber nicht in Zeichentrick-Form (eine Serie, ein Sequel und ein Prequel sollten reichen …), sondern als die neueste Disney-Live-Action-Verfilmung. Viel wurde im Vorfeld über die Besetzung oder etwaige Änderungen an den Song-Texten diskutiert. Dabei ist eigentlich nur eines wichtig: Kann der Film unterhalten – und lohnt sich ein Kino-Besuch, wenn man das Original kennt?

Under the Sea

Melissa McCarthy als Meerhexe Ursula und Javier Bardem als Triton – die Besetzung von Tante und Papa der Protagonisten-Nixe Arielle kann sich schon mal sehen lassen. Und was ist mit Arielle selbst? Halle Bailey spielt die junge, neugierige Meerjungfrau mit solch einer Inbrunst, dass der Disney-Zauber schnell aufkeimt – und sobald sie zu singen beginnt, kann man sich dem Strudel ihrer Ausstrahlung nicht mehr entziehen. Da fühlt man sich gleich wieder wie ein kleines Kind, das die Geschichte der Meerjungfrau zum ersten Mal erlebt – und damals von Jodie Benson (im Englischen) bzw. Dorette Hugo/Ute Lemper (im Deutschen) mit unter Wasser genommen wurde. Aber auch der Rest des Casts besticht: Jonah Hauer-King mimt einen charmanten Prinz Eric, der Charakter-Tiefe bekommen hat und sogar singen darf. Arielles tierisches Sidekick-Trio Sebastian, Fabius und Scuttle, gesprochen von Daveed Diggs, Jacob Tremblay und Awkwafina, ist so unterhaltsam wie eh und je. Das Krustentier, der Fisch und die „nicht mehr Möwe, sondern jetzt Basstölpel“ sind optisch jetzt realistischer gestaltet, die Emotionen und die Witze sind aber unverändert gelungen – vor allem bei Sebastian und Scuttle. Deren Dynamik ist überdies durch die jetzt weibliche Stimme von Scuttle in ihrem Unterhaltungswert gesteigert. Einzig Fabius geht optisch und charakterlich unter. Der war aber auch schon in der Zeichentrick-Vorlage flach.

Ein Mensch zu sein

Ein Film, der zu einem großen Teil unter Wasser spielt und allerlei Meerestiere und Meerleute als Hauptthema hat, der hat es im Zeichentrick-Format natürlich einfacher. Dennoch ist es Disney in weiten Zügen gut gelungen, das Unterwasserflair und auch die Meeresleute – allen voran Arielle – gut einzufangen. Bei manchen Bewegungen oder auch beim Design von Ursula selbst, wird man beim Zusehen aber dann doch ab und zu aus der Illusion gerissen, weil das Gehirn beginnt ins Uncanny Valley abzudriften. Man weiß nicht genau was, aber irgendwas an den Fischschwänzen oder den Bewegungen im Meer ist in sich hie und da nicht ganz stimmig – vielleicht hätten ein paar mehr Luftblasen schon geholfen. Zum Glück passiert das meist bei anderen Figuren und wenig bei Arielle, die mit ihrem in Regenbogenfarben schillernden grünen Fischschwanz wunderschön designt ist. Sie steht dazu im starken Kontrast zum Ozean an sich. Das nun realistische Meer, in dem es halt ab einer gewissen Tiefe nicht mehr so hell ist und alles auch weniger farbenfroh erscheint, mindert das optische Erlebnis leider und macht den Film düsterer, als er sein hätte müssen. Waren die Szenen im Original zwar auch öfter in dunkleren Tiefen angesiedelt, wirkten diese Szenen aufgrund des Zeichenstils weniger bedrohlich. Da kommt man nicht umhin, sich zu fragen, für welches Zielpublikum der Film eigentlich gedacht ist. Wenn Arielle im blau-trüben Wasser von einem Hai durch ein gruseliges Schiffswrack verfolgt wird, ist das in einem Zeichentrickfilm deutlich weniger beängstigend als hier in der Live-Action-Fassung.

Töchter des Triton

Weil wir schon bei den Änderungen sind: Wie hat denn das restliche Flair der Original-Version die Überfahrt in Live-Action-Gefilde überstanden? Die Antwort ist: sehr gut. Man fiebert mit der kleinen Meerjungfrau von der ersten Minute an mit und hofft, dass alles auch Disney-typisch gut ausgehen wird (der Autor hat ein Trauma von der Musical-Version von Disney’s Der Glöckner von Notre-Dame). Schön ist auch, dass man Erics Geschichte ausgearbeitet hat und seine Probleme und Wünsche jenen von Arielle gleichen – nur eben auf der anderen Seite des Meeresspiegels. Auch wurden manche Logik-Lücken des Originals geschlossen, Nebenfiguren erhalten mehr Tiefe und Motivationen für ihr Handeln, die Beziehung von Erik und Arielle, aber auch die von Arielle mit ihrem Vater wurde besser dargestellt – und vieles mehr. Keine der Änderung zum Original erweist sich dabei als störend, vielmehr ergeben sie Sinn und fördern das Erlebnis. Dabei bleibt Disney weitaus getreuer am Original als das z.B. bei Maleficent der Fall war, ohne so penibel am Trickfilm zu kleben, wie dies bei Der König der Löwen passiert ist. Das ist rundum gelungen, auch wenn dem einen oder der anderen im Kinosaal manche weniger wichtige Songs oder Nebencharaktere fehlen könnten. Nur um den Song „Töchter des Triton“, der im Ursprungsfilm die einzelnen Schwestern von Arielle vorstellt, ist es ein wenig schade.

Fazit

Wertung

Arielle die Meerjungfrau macht Spaß. Wenn man die Zeichentrickvorlage kennt, ist es spannend zu sehen, was sich verändert hat und wie die Story des Disney-Klassikers im Live-Action-Gewand daherkommt. Generell hat man dadurch aber auch das Gefühl, dass der Film mehr für die Kinder von gestern denn die Kinder von heute gemacht wurde. Allzu finster und gruselig kommen da manche Passagen daher. Selbst beim Gassenhauer „Under the Sea“ schwimmt Arielle kurz mal durch eine dunkle Höhle – da helfen selbst die leuchtenden Quallen nichts gegen Thalassophobie. Insofern: Wer das Original kennt, wird Freude haben. Wer das Original nicht kennt und keine Angst vor finsterem Wasser hat auch. Mit jüngeren Kids aber am besten den Tauchgang in die Zeichentrick-Version vorziehen

Kurzinformationen
Kinostart:  25.05.2022
Filmlänge: 135 Minuten
Genre: Abenteuer
Regie: Rob Mashall

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