HighlightNewsVideogame-PreviewVideogames

Preview: Assassin’s Creed Nexus VR – Hands-on mit Ezio und der Meta Quest 3

Als Michael mir Ubisofts Einladung (vielen Dank!) zu einem Hands-on zu Assassin’s Creed Nexus VR weiterleitete, war ich sofort interessiert. Ich will ganz ehrlich sein: Meine erste Reaktion bei der Ankündigung war Skepsis. Bei Assassin’s Creed (AC) denkt man an wendige Assassinen, die geschickt die Top 10 Sehenswürdigkeiten auf Seiten wie “architecturelovers.com” hochklettern und sich mit Videospiel-Parkour durch enge europäische Gassen manövrieren. Wie kann das in VR funktionieren?

Zuallererst: Komfort

“Goodbye, real world. I live in VR now.” Dieses populäre Meme zu Anfangszeiten der Technologie entpuppte sich schnell zu einem weit entfernten Wunschtraum. Zu unkomfortabel war die Hardware und zu intensiv war die Erfahrung. Die Augen sehen: “Hey, ich bewege mich!“ Das Gehirn erwidert: “Nö, tust du nicht.” Es kommt zu einem Mismatch. Motion Sickness, Übelkeit und generelles Unwohlsein folgen.

Wie stark dieser Effekt ist, hängt vom Individuum ab. Manche können stundenlang in VR verbringen, andere hingegen brauchen nach 20 Minuten eine Pause. Ubisoft versucht, passende Einstellungen für alle Spieler anzubieten. Vier Voreinstellungen (die sich auch individuell anpassen lassen) rangieren von “so immersiv wie möglich, viel Glück!” bis hin zu “mach dir keinen Stress und genieße einfach das Spiel”. Auch das Spielen im Sitzen ist möglich. Sogar für Leute mit Höhenangst gibt es die Option, Rasterlinien auf dem Boden anzeigen zu lassen. So weiß das Gehirn, dass man nicht wirklich am Rand eines Daches in 80 Metern Höhe steht.

Ich startete meine einstündige Session auf der zweithöchsten Immersiv-Stufe. Hier bewegt man sich klassisch mit Analogsticks, visuelle Hilfen wie ein permanenter Punkt in der Mitte des Bildschirms beruhigen aber das Gehirn und machen die Erfahrung einfacher. Die Bewegung ist etwas langsamer und fühlt sich ein wenig unnatürlich wie auf Schienen an, was aber auch gewollt ist. Während ich mich als Ezio durch Venedig schleiche (zum Gameplay gleich mehr), fühle ich mich erstmal überraschend gut. Natürlich trage ich mit der Meta Quest 3 (auch hierzu gleich mehr) eines der besten VR-Headsets der Welt am Gesicht und werde von Entwicklern und PR-Menschen beobachtet, aber den Umständen entsprechend lief alles glatt.

Doch dann merke ich plötzlich etwas: ich schwitze. Wir reden hier nicht von “meine Übergangsjacke ist ein wenig zu dick“-Schwitzen, sondern von “ich habe gerade 20 Minuten Cardio im Gym hinter mir”-Schwitzen. Als eine Schweißperle an meiner Wange herunter rollt, nehme ich das Headset lieber ab für eine Pause… und bin komplett durchgeschwitzt. Das Mittagessen bleibt sicher im Magen, trotzdem musste ich mich hinsetzen. “Sollen wir auf Teleportieren stellen? Dann musst du einfach nur auf einen Ort zeigen und springst automatisch hin”, fragt mich der Entwickler. “Können wir ja mal ausprobieren”, antworte ich betont gelassen, während er wissend nickt und sich ein Grinsen nicht verkneifen kann.

Date in Italien, Griechenland und den USA

Wer AC hört, denkt unweigerlich an Ezio Auditore da Firenze. Der Protagonist aus AC2, AC: Brotherhood und AC: Revelations ist das Gesicht der Serie, der Track „Ezio’s Family” ist das offizielle Theme. Nicht verwunderlich also, dass AC Nexus VR mit dem charismatischen Italiener und einem neuen Abenteuer in Venedig beginnt. Ebenfalls mit dabei sind Kassandra aus AC:Odyssey und Ratonhnhaké:ton (oder Connor) aus AC 3. Die drei Assassinen wechseln sich im Rahmen eines neuen Kapitels der modernen Handlung ab, wobei Ezio schon im Mittelpunkt zu stehen scheint. Das Hands-on bestand auch nur aus dem Anfang der ersten Ezio-Mission, die auch den Anfang des Spiels stellt.

Interaktivität ist in VR viel wichtiger als in einem traditionellen Videospiel. Eine einfache Flasche ist normalerweise nur Deko, in VR hingegen möchte man instinktiv nach ihr greifen und mit ihr interagieren. Hierfür bietet AC: Nexus einige Truhen, Lauten und auch Flaschen, die sich greifen und werfen lassen. So erhalten banale Aktionen wie das Öffnen eines Schrankes mit beiden Händen oder das Lesen von Notizen viel mehr Gewicht. Ihr wollt an einer Wache vorbeischleichen? Greift euch einfach eine Flasche und schmeißt sie in die gegenüberliegende Ecke. Während die Wache dem Geräusch nachgeht, könnt ihr ungesehen weiter.

Aber wie genau funktioniert eigentlich Parkour in VR? Hier müsst ihr euch an den Vorhängen und Simsen der Gebäude festhalten, so die Wände hochkraxeln und zum Schluss mit einem beherzten Schwung der Arme nach unten schwingen, wie früher der Sprung über einen Bock beim Turnunterricht. Das Ganze ist natürlich viel behäbiger als bei Nicht-VR-ACs, dafür fühlt es sich aber gut an, fürs Klettern etwas “arbeiten” zu müssen. Automatisch hingegen funktionieren die vielen kurzen Sprünge über Balken und kleineren Hindernissen. 

Auch der Kampf benötigt natürlich etwas mehr Arbeit als ein simpler Knopfdruck. Fürs Blocken der Gegnerangriffe müsst ihr euer Schwert entsprechend positionieren und bei der passenden Gelegenheit zustechen. Items wie Rauchgranaten befinden sich am eigenen Körper, ein schneller “Griff” an die Hüfte (oder ein Schaltfläche auf dem Bildschirm für Spieler mit beeinträchtigter Bewegung). Für die Armbrust reicht ein schneller Griff zum Rücken, um sie mit Pfeilen aufzuladen. Auch die Assassinen-Klinge ist dabei, die sich mit einem schnellen Schnippen des Handgelenks ausfährt. Wer sich unbemerkt an Gegner von hinten heranschleicht, kann so den ikonischen Instant-Kill ausführen. Und wenn wir schon bei ikonisch sind, kann der Todessprung mit dem stets perfekt positionierten Heuhaufen nicht weit sein. Hierfür müssen beide Arme sehr theatralisch geöffnet werden. So weit, so AC.

Das Vorzeigespiel der Meta Quest 3?

AC: Nexus VR erscheint exklusiv für die Meta Quest 2 und Meta Quest 3. Besitzer anderer VR-Headsets und der Meta Quest 1 (wie ich zum Beispiel) schauen also in die Röhre. Nach meiner Stunde mit der Quest 3 ist der Technik-Sprung aber auch deutlich. Menüs und Texturen sind scharf, die Lautstärke eingebauten Lautsprecher laut genug und die Controller kommen nun ohne die witzigen Ringe aus. Auch Passthrough, also die Möglichkeit, die Außenwelt auch beim Tragen der Brille zu sehen, war noch nie so scharf und hilfreich. AC Nexus: VR dürfte sich mit Half-Life: Alyx und den Resident Evil-Teilen in die Kategorie der AAA-VR Games einreichen.

Assassin’s Creed Nexus VR Associate Producer Lada Brabcova stand uns vor Ort Rede und Antwort.

Also, funktioniert AC in VR?

Die große Frage. Eine knappe Stunde Hands-on und Gespräche mit Entwicklern sowie Associate Producer Lada Brabcova später ist meine ursprüngliche Skepsis nicht ganz verflogen. AC und VR klingen auf dem Papier wie zwei Gegensätze, die sich nur schwer vereinen lassen. Ubisoft hat es trotzdem probiert. Das Vorzeige-Franchise schlechthin orientiert sich durch die Bank weg an den mittlerweile etablierten VR-Standards und holt alles aus der verfügbaren Technologie raus. Viele Objekte, mit denen sich interagieren lässt, möglichst “haptische” Bewegungen, wie das Ausrüsten der Pfeile, und *jede* Menge Komfort-Optionen. Wer mit VR absolut nichts anstellen kann, für den steht immer die Teleportation zur Verfügung. Inwieweit jedoch das offene Parkour-AC mit den VR-Restriktionen zusammenpassen, muss sich mit dem Launch am 16. November für Meta Quest 2, Meta Quest 3 und Meta Quest Pro zeigen.

 

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"