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Kolumne: Pokémon Legends Arceus – Das Beste Spin-off und eine Chance für die Zukunft?

Welcher Poké-Fan hat nicht schon davon geträumt: das Gottwesen aller Pokémon, Arceus, reißt dich aus deiner Welt und setzt dich irgendwo anders wieder ab – und dort gibt es Pokémon. Und die örtlichen Einwohner wollen von dir, dass du einen Pokédex erstellst. Im kürzlich erschienen Pokémon Legends: Arceus wird dieser Traum zumindest zum Teil wahr.

Wer es noch nicht gespielt hat: der Hauptcharakter wird von Arceus in die Region Hisui gebracht, wo man dann auf ein Mitglied des dort stationierten Team Galaktik trifft. Diese erkunden die dort lebenden Pokémon. Pokémon sind offenbar zum Großteil ein Geheimnis und vor allem, noch keine Freunde der Menschen. Viele Menschen fürchten sich sogar vor den Pokémon und das zu Recht! Wilde Pokémon durchstreifen das Land und attackieren jeden, der ihnen über den Weg läuft. Ironischerweise bietet hohes Gras Schutz vor den Augen der kampflustigen Geschöpfe.

Vom Professor des Lagers wird man kurzerhand als Mitglied rekrutiert und hilft beim Einfangen von drei entlaufenen Pokémon – selbstverständlich darf man sich eines davon als Starter-Pokémon behalten. Kurz darauf wird man auch schon mit einem Notizblock und ein paar sehr primitiv anmutenden Pokebällen in die Wildnis geschickt um die lokale Pokémon-Flora und -Fauna zu beobachten und zu dokumentieren.

Zwar spielt Pokémon Legends: Arceus in einer Open World, jedoch sind Parallelen zu den üblichen Hauptspielen zu finden. So können die Pokémon zum Beispiel nur vier Attacken lernen. Es gibt aber viele markante Änderungen, wodurch es eher als Nebenspiel wie Pokémon Ranger zu kategorisieren ist und vermutlich das Genialste von diesen. So fehlen dem Spiel unter anderem markante Eigenheiten wie eine Pokémon Liga, Arenaorden oder vergleichbares, kein Duellturm und das wichtigste Überhaupt: keine Kämpfe gegen andere Spieler. Außerdem anders als bei den Hauptspielen kannst du den Pokémon jeder Zeit eine andere Attacke beibringen, die es durch seine Erfahrung erlernt hat. Wenn das Level des Pokémon weiter steigt, meistern Pokémon irgendwann die erlernten Attacken. Ab dann ist es möglich die Attacken in einer von zwei speziellen Techniken durchzuführen: Krafttechnik und Tempotechnik. Erstere kommt mit viel Wucht, nimmt aber Schwung aus dem Pokémon, letztere lässt das Pokémon öfter agieren, dafür aber mit weniger Kraft. “Halt Moment!” sagen jetzt natürlich die Pokémon-Veteranen – ist Pokémon doch ein rundenbasiertes Spiel, in dem jedes Pokémon genauso viele Attacken durchführen darf wie sein Gegenüber und die Initiative nur über die Reihenfolge dieser Attacken entscheidet, nicht wie oft man zuschlägt. In Pokémon Legends: Arceus könnt ihr aber mit guter Planung und präzisen Einsatz von den verschiedenen Techniken kurzen Prozess mit den wilden Pokémon der Hisui Region machen – oder sie schneller einfangen. Wo die Generationen davor Mega-Evolutionen, Z-Attacken oder Gigamaximieren eingeführt haben, wurde hier elegant mehr Taktik in das Spiel eingebaut ohne viel Schnick-Schnack. Genau dieses System könnte auch in die Hauptsysteme eingeführt werden und würde vor allem im Competitive Play, also im direkten Zweikampf gegen andere Spieler, eine ordentliche Brise Taktik hinzufügen und zu besonders spannenden Duellen führen.

Was auch markant für Pokémon Legends: Arceus ist: man weiß eigentlich nicht, wo man ist – oder wann! Das Wo wird ja sehr bald aufgeklärt, auch wenn die Antwort die Frage nicht zufriedenstellend beantwortet. Erst durch das Kennenlernen der Einwohner und dem Erkunden der Region Hisui stellt man fest, dass man offenbar im unerkundeten Sinnoh herum läuft, reitet, fliegt und schwimmt. Also ist man vermutlich durch die Zeit gereist. Vermutlich. Aber die Kamera vom Professor mutet dann schon zu modern an. Spätestens seit Alpha Rubin und Omega Saphir wissen wir: es gibt Paralleluniversen. Pokémon hat also sein eigenes Multiversum und somit könnte diese Hisui das Sinnoh einer Parallelwelt sein, was natürlich manche Pokémon und vor allem die besonderen Formen der Hisui-Region erklären würde, die in Sinnoh nicht zu finden sind. Dieses Multiversum bietet unendliche Möglichkeiten das Franchise weiter zu entwickeln. Ja sogar Pokémon Go macht plötzlich Sinn. Pokémon wie die Ultrabestien und Giratina haben ja schon sehr effektiv gezeigt, wie einfach es ist, zwischen anderen Welten zu reisen – und die Hauptcharaktere hatten niemals Scheu durch diese Portale zu schreiten, schließlich haben sie ihre starken Pokémon bei sich. Diese Möglichkeit öffnet Tür und Tor zu upgedateten Remakes mit eigenen regionalen Formen unserer Lieblinge oder Spielen die in einer ganz anderen Epoche spielen, als wir es gewohnt sind: Hardcore-Fans kennen eventuell das feudale Pokémon Conquest und wohl jeder kennt die von Major Bob erwähnten Pokémon Kriege – aber was ist da tatsächlich passiert? Werden wir das jemals erfahren?

Was wir auf jeden Fall durch Pokémon Legends: Arceus erfahren haben und für mich der Hauptgrund, warum es das beste aller Nebenspiele bisher ist: wie sind eigentlich diese manchmal seltsam anmutenden Pokedex-Einträge entstanden. Und die Antwort ist simpel: durch unseren Hauptcharakter und die Dorfbewohner, beziehungsweise deren Interaktionen mit den Pokémon und ihren Beobachtungen, während die Probleme in Hisui gelöst werden. Wer einfach losläuft und das Spiel durchspielt, verpasst etwas. Meine Empfehlung ist: nehmt euch Zeit für dieses Spiel. Schleicht euch beim Fangen der Pokémon an und schaut erst mal, wie sie auf euch oder geworfene Beeren reagieren. Wie reagieren sie auf Kämpfe. Sei es die berühmten Kopfschmerzen der Entons oder das Driftlon, dass angeblich kleine Kinder entführt: das Spiel ist gespickt mit Easter Eggs aus den Pokedex-Einträgen der Hauptspiele. Manche sind offensichtlich und in den Nebenaufgaben eingebettet. Andere sind zu finden, während man in der Wildnis unterwegs ist und sich zum Beispiel mit einem Kramurx anlegt. Die Grafik des Spiels ist zwar nicht der neueste Stand der Technik (ein Pokémonspiele-Erkennungsmerkmal übrigens 😉 ), aber wen interessiert der weit entfernte pixelige Berg, wenn man Skunkapuh beim chillen zuschauen kann. Pokémon Legends: Arceus hat das Beste von Pokémon Snap, die Natürlichkeit der Pokémon, mit den Kämpfen der Hauptspiele kombiniert und damit ein Meisterwerk geschaffen. Bleibt zu hoffen, dass es nicht nur bei diesem Pokémon Legends bleibt. (Lukas B. Svadlena)

Weiter lesen: Das SHOCK2-Review

Review: Pokémon-Legenden: Arceus

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