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Special: Indie-Developer: Born Ready Games

Passend zu unserem Review von Strike Suit Zero: Director’s Cut für die PlayStation 4 und die Xbox One präsentieren wir euch ein kleines Special über den Indie-Entwickler hinter dem Spiel: Born Ready Games!

Gegründet: 2012
Mitarbeiter: 25
Website: bornreadygames.com
Twitter: @BornReadyGames
Standort: Guildford
Aktuelles Projekt: Strike Suit Zero: Director´s Cut

Software History (inklusive Doublesix-Spiele):
Geometry Wars Galaxies
Burn Zombie Burn
Wer wird Millionär? – Special Editions
All Zombies Must Die!
Strike Suit Zero
Strike Suit Zero: Director´s Cut

Für dieses Special bewegen wir uns in Richtung des regnerischen Englands, um hinter die Kulissen des unabhängigen Entwicklers Born Ready Games zu blicken. Im letzten Jahr erschien ihr erstes Spiel Strike Suit Zero, das  als Director´s Cut nun auch für die Xbox One und die PlayStation 4 erschienen ist. Wir trafen Creative Director Jim Mummer und Community Manager Benjamin Smith und plauderten zu Themen wie der Schließung und Neueröffnung des Studios, dem Dorf der Spielentwickler und natürlich den ungewöhnlichsten Kickstarter-Erfolgen.

„… Strike Suit Zero ist ein Projekt, das aus der Leidenschaft zum Genre entstanden ist.“

Wer seid ihr und was macht ihr?
Zur Zeit unseres Interviews befindet sich Born Ready Games gerade in der sogenannten „Crunch-Time“, der Zeit kurz vor der Fertigstellung eines Spiels, in der Entwickler üblicherweise 23 Stunden am Tag arbeiten und eine Stunde Kaffee trinken, um noch so viel wie möglich am Produkt zu schleifen. Deshalb gibt es zum Wachwerden eine leichte Frage, nämlich die, woher die Inspiration zum Weltall-Abenteuer Strike Suit Zero kommt. „Das ist einfach erklärt“, sagt Benjamin „in unserem Studio gibt es viele Fans von Space-Shootern und deren Hunger nach dem Genre konnte mit vergangen Releases nicht gestillt werden. Also haben sie sich gedacht: ‚Hey, wir sind doch Entwickler, machen wir das Spiel einfach selbst!’ Anders als viele Titel, die versuchen, eine Marktlücke zu schließen, ist Strike Suit Zero also ein Projekt, das aus der Leidenschaft zum Genre entstanden ist.“ Zuerst erschien das Spiel Ende Januar 2013 für PC, im Laufe des Jahres kam Strike Suit Zero  auch in den Online-Stores der Xbox 360 und/oder PlayStation3, nun gibt es eine aufpolierte und erweiterte Version für die neueste Konsolengeneration.

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Schwieriger Start mit Kick-Ender
Bis hierher war es allerdings ein weiter Weg: Der Space-Shooter ist genau genommen zwar Born-Ready-Games-Debüt, doch unter dem Namen Doublesix und als Tochtergesellschaft von Kuju hat ein Großteil des Teams bereits an Titeln wie Geometry Wars Galaxies oder All Zombies Must Die! gearbeitet. Seit wann werkelt das Studio also am Spiel? „Jeder von uns hat seinen Ausgangspunkt der Geschichte, aber meine erste Erinnerung an Strike Suit Zero ist ein Gespräch mit unserem CEO James Brooksby bei der Game Developers Conference 2008 über die Tatsache, dass es keine Space-Combat-Spiele mehr gibt und wir gerne eines machen würden“, so Jim. Nach ersten Prototypen und vielen laufenden Design-Veränderungen nahm das Spiel schließlich Form an, doch Kuju wollte, dass sich das Studio Doublesix in eine andere Richtung entwickelt. Im Mai 2012 verkündete Doublesix dann die Schließung des Studios und dass man mit einem Großteil des Entwicklungsteams das unabhängige Studio Born Ready Games gegründet hat, um weiter an Strike Suit Zero zu arbeiten.

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Ohne finanzielle Hilfe der Muttergesellschaft stand Born Ready Games kurz darauf aber vor dem nächsten Problem: „Im Grunde wurden unsere finanziellen Mittel knapp und wir brauchten noch einige Monate, um dem Spiel den letzten Schliff zu geben und etwas zu schaffen, auf das wir wirklich stolz sein konnten“, erklärt Benjamin. Deshalb entschied sich das Team, die Spielergemeinde via Kickstarter um Hilfe zu bitten. Wer die populäre Crowdfunding-Plattform in letzter Zeit verfolgt hat, weiß, dass das sehr ungewöhnlich ist: Gefühlte 97 Prozent der Spielentwickler suchen nämlich nach finanzieller Unterstützung, um die Arbeit an einem Titel zu starten und nicht, um einen fertigzustellen. Das gesteckte Ziel von 100.000 US-Dollar wurde mit der Hilfe von 4.484 zahlungskräftigen Space-Shooter-Fans sogar um zusätzliche 74.804 US-Dollar übertroffen und der Kickstarter somit ein voller Erfolg. Aber was wäre passiert, wenn die Kickstarter-Kampagne gescheitert wäre? „Alternativ hätten wir über andere Wege versucht, finanzielle Mittel aufzutreiben. Natürlich hätte es dabei keine Erfolgsgarantie gegeben und im schlimmsten Fall wären wir gezwungen gewesen, ein Spiel zu veröffentlichen, mit dem wir noch nicht ganz zufrieden gewesen wären“, verrät uns Benjamin. Bei Born Ready Games ist man außerdem davon überzeugt, dass Kickstarter „eine echte Revolution und auch in Zukunft fester Bestandteil der Videospielindustrie ist, wenn auch mit einem Rückgang der gespendeten Summen, nachdem der erste Hype um die Plattform wieder abgeklungen ist.“

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Geheimes und Zukünftiges
Bevor wir uns der Zukunft von Born Ready widmen, wollten wir allerdings noch ein Geheimnis über Strike Suit Zero wissen, das sonst niemand kennt. „Okay, hier kommts: Da wir einige Erfahrung mit Zombie-Spielen haben und die Engine von Strike Suit Zero mit Charaktermodellen testen mussten, sind zu Beginn der Entwicklung riesige Spinnen und Zombies aus unserem letzten Spiel All Zombies Must Die! durchs All geflogen. Es war fantastisch und vom komödiantischen Gehalt nicht zu übertreffen. Da man eine neue Marke aber vorsichtig behandeln muss, gibt es im fertigen Spiel keine planetengroßen Zombies oder Spinnen… zumindest noch nicht“, verrät uns Jim.

Wie versprochen plaudern wir zum Ende unseres Interviews noch etwas über die Zukunft. Wo das Studio in zehn Jahren sein wird, fragen wir. „Natürlich wollen wir immer größere und bessere Spiele machen“, antwortet Benjamin. Eine genaue Vorhersage sei bei der rasanten Entwicklung der Industrie aber unmöglich. Und auch zum nächsten Projekt gibt man sich verhalten. Nur so viel sei gesagt: Es ist sehr ambitioniert und Born Ready Games sind nach wie vor große Weltraum-Fans. (Thomas Reisenegger)

BORN_READY5 Fakten aus dem Interview…

… die aus es Platzgründen nicht in die Studiovorstellungen schafften:

  • Derzeit gibt es keine Pläne für eine Wii-U-Fassung von SSZ.
  • Je 5.000 Dollar spendeten fünf Kickstarter-Unterstützer, um als Held in SSZ verewigt zu werden
  • Zweimal musste Benjamin während The Walking Dead von Telltale heulen. Sein Spiel des Jahres 2012.
  • Als Kickstarter-Prämie war ursprünglich ein transformierbarer Strike-Suit-USB-Stick geplant. Cool!
  • Man arbeitet an einer Version von SSZ, die Oculus Rift, eine über Kickstarter finanzierte Virtual-Reality-Brille, unterstützt.

Guildford – das Dorf der Spielentwickler
Born Ready Games ist in Guildford angesiedelt. Mit etwa 60.000 Einwohnern ist das Städtchen im Süden Englands etwa mit Wels in Österreich oder Rosenheim in Deutschland vergleichbar, aber ein echtes Gallien der Videospielindustrie. Gleich mehrere der weltbesten Entwicklungsteams wie Media Molecule (LittelBigPlanet), Criterion Games (Need for Speed: Most Wanted) und Lionhead (Fable), sowie zahlreiche kleinere Studios wie 22 Cans (Curiosity) sind in der kleinen Stadt angesiedelt. „Warum ist Guildford ein derartiger Hotspot für digitale Talente?“, wollen wir wissen. „Es ist nahe genug bei London, aber natürlich sind die Geschäftsräume wesentlich günstiger als in der Hauptstadt. Jetzt, wo es sich als populäre Entwickler-Location etabliert hat, verschlägt es immer mehr Studios her“, meint Benjamin. Scherzhaft fragen wir, ob man abends Entwicklerlegenden wie Peter Molyneux und Co. im lokalen Pub trifft. „Es gibt immer wieder Veranstaltungen, bei denen sich die Guildford‘schen Entwickler treffen. Außerdem stehen die Chancen gut, bei einem Auswärts-Mittagessen Leute von befreundeten Studios zu treffen. Hier herrscht wirklich eine einzigartige Spielentwickler-Atmosphäre.“

 

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