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Review: Oddworld: Abe’s Oddysee – New ’n’ Tasty

Ach die 90er, welch faszinierende Zeit. Das Tschisi-Eis hatte noch Löcher, Fernsteuer-Autos hatten einen „Turbo“-Button und die Band Music Instructor drehte ein komplettes Musikvideo mit Abe, dem Protagonisten von Oddworld. Ja, der Puzzle-Plattformer Oddworld: Abe’s Oddysee war damals eine große Sache und der kleine Abe erschien nahezu überall in den Medien. Ein Kurzfilm mit ihm, welcher zu 80% aus den Cutscenes des Spiels bestand, wurde sogar für einen Oscar nominiert. Nun entschied sich das Entwicklerteam von Oddworld Inhabitants, ihren doch ein wenig in die Jahre gekommenen Hit mit Oddworld: Abe’s Oddysee – New ’n’ Tasty in die Gegenwart zu holen, um vielleicht einer ganz neuen Generation die Freuden ihrer „seltsamen Welt“ näher zu bringen.

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Bald gibt’s etwas neues leckeres!
Oddworld ist dabei ein äußerst makaberer Planet, welcher von einigen abgedrehten Alienrassen bewohnt wird. Die wichtigsten sind dabei die Scrab, die Paramite, die Meech, die Glukkon und die Mudokon, zu denen auch Abe gehört. Die Glukkon haben sich dabei die anderen Rassen unterworfen und verarbeiten die drei weniger humanoid anmutenden sogar in einer riesigen Fabrik zu Pasteten und Törtchen. Die etwas intelligenteren Mudokon werden „nur“ als Sklaven gehalten und schrubben unter anderem die Böden der Fleischfabrik. Jedoch wurden die Meech bereits gänzlich ausgerottet, weswegen Molluck, der Besitzer der Fabrik, auf die abscheuliche Idee kommt, auch die Mudokon zu verarbeiten. Seine Idee: Mudokon Pops. Abe, der Molluck zufällig bei einer Demonstration seiner neuen Geschäftsidee beobachtet, bricht daraufhin Hals über Kopf zu einer irrwitzige Flucht durch die Fabrik in das umliegende Ödland auf.

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Warte mal, er kann das!?!
Am Gameplay hat sich im Vergleich zum Original nicht sonderlich viel geändert und so lauft, springt und rollt ihr euch durch die abgedrehte Spielwelt, betätigt Schalter und versucht den direkten Kontakt mit Feinden zu vermeiden. Soweit so intuitiv hat Abe aber noch ein paar weitere Tricks auf dem Kasten, welche leider im Spielverlauf nicht sehr gut erklärt werden. Das Wichtigste ist dabei das sogenannte Chanting, eine Art Gebet, mit dem Abe kurzzeitig die Kontrolle über Gegner übernehmen, sich an gewissen Stellen im Level Tipps anzeigen lassen und Portale öffnen kann, um bei seiner Flucht möglichst viele seiner versklavten Kollegen retten zu können. Je nachdem wie viele eurer gleichrassigen Kameraden ihr dabei befreit, bestimmt anschließend auch, welches Ende ihr am Schluss erwarten könnt. Um euch besagte Rettung etwas zu erleichtern, besitzt der Titel ein weiteres Feature namens Gamespeak, mit dem ihr in der Sprache der jeweiligen Rasse, die ihr gerade steuert, Befehle formulieren und sogar simple Konversationen führen könnt, was nicht nur nützlich sondern auch äußerst spaßig sein kann. Außerdem könnt ihr noch gefundene Steine und Bomben per Analogstick werfen.

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Drücke…….A…….um…….zu…….springen. AHA!

All dies wäre wohl besser in einem kurzen Tutorial erklärt worden, denn die im Level integrierten, erklärenden Werbeschilder sind zwar einerseits eine nette Idee, erklären die Steuerung aber anderseits zu langsam und zu wenig umfangreich. Sie lassen sich außerdem nur lesen indem man inne hält und wartet bis der gesamte Text durchgelaufen ist und in der heutigen Zeit von Spielern zu verlangen, dass sie alternativ die – natürlich nur noch digital vorhandene – Gebrauchsanweisung durchlesen, wäre ebenfalls eher rückständig.

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Ups, das war nicht so gut, das machen wir nochmal
Hat man sich einmal an das Bedienkonzept gewöhnt, geht es an eine Vielzahl kniffliger Rätsel- und Geschicklichkeits-Passagen, die einem der Titel mit stetig steigendem Schwierigkeitsgrad entgegen wirft. Diese bieten dabei leider gerade für die heutige Zeit zu wenig Abwechslung und hätten ein kleines Makeover vertragen können. So bietet der Titel Veteranen keinerlei neue Herausforderungen, während wohl viele neue Spieler einfach ein höheres Maß an Dynamik gewohnt seien dürften. Zumindest wurde für Neulinge der Schwierigkeitsgrad etwas abgeschwächt und so hat man nun die Möglichkeit, an jeder Stelle im Spiel zu speichern und einfach neu zu laden, wenn etwas schiefgeht.

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Warte kurz, ich springe hier noch!

Lässt sich Abe immer noch genauso binär wie damals steuern und so ist ein flüssiger Übergang zwischen laufen und rollen genauso wenig möglich wie während eines Sprungs im Stand irgendetwas anderes zu machen als zu warten, bis Abe wieder am Boden steht. Zwar hat man versucht eine Art vorgegaukelte Dynamik einzubauen, indem die Seitwärtssprünge nun anstatt mit einer eigenen Taste, per Richtungstaste plus Sprungtaste ausgeführt werden können, das ist aber leider viel zu unpräzise und lässt sich zum Glück in den Optionen ausschalten.

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Wow! So sieht das also aus!

Der fehlende Mut was das Gameplay anbelangt floss dafür komplett in die Grafik des Titels und so haben die Entwickler bei Oddworld Inhabitants dem Titel wirklich ein wunderschönes neues Gewand verpasst. Was sich hier in Vorder- als auch Hintergrund an Lichteffekten und interessanten Animationen abspielt, ist wirklich vorbildlich und so braucht sich das Spiel kaum vor moderner Genre-Konkurrenz wie Unravel verstecken. Das ist vor allem wichtig, da das Spiel schon damals viel über seine Optik und Levelstruktur erzählt hat und die kleinen und großen Gags und Clous, welche die Oddworld so bereit hält, einen nun noch tiefer in seine dichte, teils bedrückende aber durchgehend faszinierende Atmosphäre ziehen.

Review Overview

Wertung - 8.5

8.5

Klassiker mit neuem Geschmack

Alles in allem kann man nicht viel kritisieren an Oddworld: Abe’s Oddysee - New ’n’ Tasty. Die spannende, gesellschaftskritische und interessant erzählte Story zieht in seinen Bann wie eh und je und dank des tollen Grafik-Makeovers haben sowohl Veteranen als auch Neulinge einen triftigen Grund, dieser abgedrehten Welt einen Besuch abzustatten. Mechanisch hinkt der Titel seiner modernen Konkurrenz ein wenig hinterher und die etwas halbherzige Erklärung der Steuerung macht diesen Umstand leider auch nicht unbedingt besser. Wer sich davon aber nicht abschrecken lässt, bekommt einen tollen Klassiker im neuen Gewand serviert, der seine Relevanz und Daseinsberechtigung auch nach bald zwei Dekaden nicht verloren hat.

Genre: Puzzle-Plattformer
System:
 Wii U, Xbox One, PS4, PS3, PS Vita, PC
Entwickler: Oddworld Inhabitants
Erscheint: Erhältlich
Preis: ca. 20 Euro

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