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Review: Dragon Quest 7: Fragmente der Vergangenheit

Kennt ihr das Gefühl, dass man eigentlich auf einer einsamen Insel lebt und die Welt außen rum an uns vorbeizieht, ja, richtiggehend unwichtig ist? Doch was wäre, wenn es außer dieser einen heimatlichen Insel gar nichts geben würde außer die unendlichen Weiten des Ozeans? Dragon Quest 7 lässt uns in die Rolle eines Fischersohnes in einer solchen kleinen Welt schlüpfen und dennoch ein großes Abenteuer erleben.

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Reif für die Insel
Nur weil es auf der Welt nur eine Insel und jede Menge Wasser gibt, heißt das allerdings nicht, dass es nicht genügend zu entdecken gibt – gemeinsam mit dem Königssohn Gismar und der Bürgermeistertochter Maribel erkunden wir zu Beginn des Spieles allerhand Orte, die wir eigentlich gar nicht betreten dürften. In verbotenen Ruinen stoßen wir auf etwas, das scheinbar schon seit Ewigkeiten auf uns wartet: mysteriöse Säulen, in die wir Steinplatten einsetzen können, die wir auf der Insel finden. Doch kaum haben wir die erste zusammengebaut, passiert etwas Seltsames: Plötzlich stehet unser Heldentrio auf einer fremden, unbekannten Insel. Wie ist das möglich, wenn unsere Heimat doch die einzige Insel der Welt ist? Und wie sollen wir wieder nach Hause kommen?

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Episch/Episodische Zeitreise
Der gerade erwähnte Prolog erfordert ein wenig Geduld, da wir hier hauptsächlich mit Hin- und Herlaufen und Dialogen beschäftigt sind. Wer erwartet hat, in der ersten Spielstunde die Waffen auszupacken und Monster zu kloppen, wird daher vielleicht ein wenig enttäuscht sein. Mit der Ankunft auf der Insel nimmt die Geschichte allerdings zum ersten Mal richtig Fahrt auf, denn die Einwohner haben mit einem großen Problem zu kämpfen: Alle Frauen wurden entführt. Natürlich bieten unsere abenteuerlustigen Helden an zu helfen, was mit allerhand Aufgaben, Dungeons samt mehr oder weniger gefährlichen Monstern und sogar Puzzles gespickt ist. Ein Happy End später können wir via Portal auf unsere Insel zurückkehren – und erleben eine Überraschung: Offensichtlich waren wir in der Vergangenheit – und indem wir das Problem der fremden Insel damals gelöst haben, taucht sie auch heute in der Gegenwart wieder auf. Mit diesem Wissen und einer neuen Gegend zum Erkunden ausgestattet, sammeln wir erneut Steintafeln und öffnen ein weiteres Portal – der Kreislauf beginnt von vorne mit einem neuen Eiland samt neuen Problemen. Dieser Kreislauf wiederholt sich im Zuge von Dragon Quest 7 etliche Male. Das mag vielleicht auf Dauer eintönig klingen, hat aber gerade für ein Spiel auf einem Handheld tatsächlich große Vorteile: Die einzelnen Abschnitte sind nicht übermäßig lang (wenngleich meist auch kein winziges Häppchen, das man in wenigen Minuten gelöst hat), aber durch die diversen Problemstellungen und unterschiedlichen Orte, die man erkundet, durchaus abwechslungsreich. Ja, die Aufgaben laufen meist darauf hinaus, mit den richtigen Leuten zu reden, Items einzusammeln, Monster zu kloppen und/oder Dungeons zu erkunden. Aber dennoch bieten sie genug Charme, um das Abenteuer interessant zu halten. Gänzlich gelingt es dem Spiel zwar nicht, Story-Durchhänger zu vermeiden, aber irgendwie will man dann doch wissen, wie es weitergeht, was einen auf der nächsten Insel erwartet und wie das alles zusammenhängt.

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Die Dragon Quest-Formel
Anders als viele andere JRPG-Reihen versucht Dragon Quest sich nicht ständig neu zu erfinden, sondern bleibt seinen Wurzeln im Großen und Ganzen treu und passt die etablierte Gameplay-Formel nur sehr behutsam an. Wer schon einen DQ-Teil gespielt hat, wird sich deshalb auch in Teil 7 schnell wieder zuhause fühlen. Vom Design der Figuren und Gegner über die Musik und Soundeffekte bis hin zum klassischen rundenbasierten Kampfsystem haben sich nur Kleinigkeiten geändert, fast alles fühlt sich von Anfang an vertraut an. Wer Dragon Quest hingegen noch nicht gespielt hat, sollte sich auf das ein wenig altbackene JRPG-Feeling einstellen, das diese Serie verströmt. Das ist natürlich an sich überhaupt nichts Schlechtes, aber wer die schnellen, actionlastigen Kämpfe der meisten moderneren Genrevertreter bevorzugt, wird mit diesem Spiel nicht glücklich werden. Hier werden noch ganz klassisch Dörfer und Dungeons erkundet, Kisten gesucht, Töpfe zerschlagen, Gegner in rundenbasierten Kämpfen aufs Korn genommen und manche Dinge ausführlich in Texten ausgewalzt, denn schon das typische Öffnen einer Schatztruhe wird ausführlich kommentiert, indem uns erst erklärt wird, dass der Held die Kiste öffnet, dann was er findet und schließlich wer das Item einsteckt.

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Der Sprung auf den Handheld
Die schon erwähnte Vertrautheit liegt – neben der Tatsache, dass Dragon Quest eben gerne seinen Wurzeln treu bleibt – allerdings auch daran, dass wir es hier eigentlich mit einem Spiel aus dem Jahr 2000 zu tun haben: DQ 7 erschien damals (allerdings zunächst nur in Japan und etwas später auch in den USA) für die PlayStation. Dennoch handelt es sich hier nicht um einen 1:1 Port, stattdessen wurde ordentlich Hand angelegt und vieles aufpoliert (nicht zuletzt die Grafik), ohne aber die klassischen Gameplaymechanismen zu verraten. Gänzlich auf Veränderungen verzichtet hat man allerdings auch wieder nicht – dass die Random Encounter Großteils abgeschafft wurden und Monster stattdessen auf der Karte auftauchen, gehört zu den willkommenen Verbesserungen. Potenzial für weiteres Polishing gäbe es allerdings natürlich immer noch. Nur als Beispiel: Beim Spielen ohne Sound habe ich mich bisweilen gefragt, ob mein Spiel abgestürzt ist, da ich Dialoge nicht mehr wegklicken konnte. Dann fand ich allerdings heraus, dass das durchaus so gedacht war, da in manchen Situationen (z.B. dem Beitritt einer Figur zur Party) eine kurze Jingle abgespielt wird, und bevor diese nicht verklungen ist, geht es auch nicht weiter. Es gibt einige ähnliche Situationen, die man in einem modernen Spiel einfach so nicht mehr erwarten würde.

Aber auch auf der technischen Seite gäbe es noch Verbesserungspotenzial. So geht die Framerate in manchen Sequenzen doch deutlich in die Knie, auf der Überlandkarte poppen Objekte (insbesondere Bäume) plötzlich auf und die Kamera bleibt hier bisweilen hinter Objekten hängen oder lässt unsere Gruppe gleich aus dem Bild (und vielleicht ins nächste Monster) laufen. Ja, man kann die Kamera natürlich manuell drehen, aber ein wenig intelligenter hätte man das auch automatisch lösen können. Einen Minuspunkt gibt es auch noch fürs Speichersystem. Nein, damit meine ich nicht die Tatsache, dass man vor allem in Kirchen per Beichte speichern kann – das gehört zu Dragon Quest wie das Amen im Gebet, auch wenn man manchmal natürlich gerade dann eine Pause einlegen muss, wenn man gerade meilenweit von dem nächsten Speicherort entfernt ist. Deshalb ist es gut, dass es ein zusätzliches Schnellspeichersystem gibt – dieses dient dazu, das Spiel rasch unterbrechen zu können, ohne in die nächste Stadt zurückkehren zu müssen. Und hier wartet der Minuspunkt: Dies erfordert von euch, nach dem Speichern das Spiel zu beenden. Und zwar wirklich zu beenden – ihr werdet nämlich nicht etwa auf den Titelscreen gebracht, wo ihr den Spielstand auch wieder neu laden könntet, sondern müsst den 3DS ausschalten oder zumindest ins Home-Menü gehen und die Software beenden. Das macht vielleicht auf einer Konsole Sinn, die man vermutlich nach so einem Save abschaltet, aber auf einem Handheld, der eigentlich eingeschaltet bleibt, ist es einfach nur unnötig umständlich.

Review Overview

Wertung - 8

8

Retro-JRPG-Flair

Dragon Quest setzt anders als zum Beispiel Final Fantasy meist auf eine weniger episch erzählte Story und macht dafür den Gameplay-Weg zum Ziel. Außerdem fühlt sich das Gamedesign, das man auch auf Wunsch der Fans kaum angreift, mittlerweile doch ein wenig altbacken an. Das sind Punkte, mit denen man klar kommen muss, wenn einem ein Ausflug in die Welt von Dragon Quest Spaß machen soll - und gerade bei mir persönlich gelingt das der Serie nicht immer. Gerade DQ VII hat mich allerdings doch ordentlich gepackt. Die kurzen Ausflüge zu den diversen Inseln motivieren immer wieder, eine weitere kurze Story zu erleben, die nicht endlos dünn ausgewalzt wird, sondern rasch auf den Punkt kommt, während die Haupthandlung zunächst stark im Hintergrund verläuft. Ein kurzes Spiel darf man trotz dieser Episodenhaftigkeit allerdings nicht erwarten – rechnet eher damit, viele Stunden in der Welt von Dragon Quest VII zu verbringen. Natürlich stören die schon erwähnten Kleinigkeiten, wie das Speichersystem oder die Kamera. Natürlich wünscht man sich manchmal, das Spiel würde sich ein bisschen mehr aus dem Korsett der Serie befreien, gerade weil manche Eigenheiten mittlerweile gar verstaubt daher kommen oder wohl nur noch so existieren, weil sie einfach immer schon so gemacht wurden. Doch trotz all dieser Makel ist DQ VII ein stimmiges Gesamtpaket und für mich eines der besten Abenteuer der Serie überhaupt.

Genre: JRPG
Entwickler: ArtePiazza
Erscheint: 16. September 2016
Preis: 40 Euro
System: 3DS

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Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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