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Review: Assassin’s Creed Rogue: Remastered

Shay Cormac bekommt auf PS4 und Xbox One eine zweite Chance

Als Assassin’s Creed Rogue 2014 für PS3 und Xbox 360 sowie einige Monate später für den PC erschien, war der Wechsel der Konsolengenerationen gerade voll im Gang. Viele Entwickler und Publisher sahen sich deshalb dazu gezwungen, nicht nur plattformübergreifende Titel zu produzieren, sondern auch generationenübergreifende – oftmals mit gemischten Ergebnissen.

Bei Ubisoft entschloss man sich, mit Assassin’s Creed Unity Spieler auf neuen Konsolen in die französische Revolution zu schicken, während man mit Assasin’s Creed Rogue nochmals zum nordamerikanischen Setting in den rauen Nordatlantik zurückkehrte. Dadurch entging jedoch auch vielen Spielern dieses Spiel, das schon damals eine ordentliche Figur machte. Jetzt kommt auch Rogue als Remaster-Version auf aktuelle Konsolen.

Rollentausch

Weil zu viel Sonne schlecht für die Haut ist, heißt es in Rogue raus aus der Karibik und zurück in den Nordatlantik und somit in die nördlicheren Teile der amerikanischen Kolonien und Städte des 18. Jahrhunderts. Dabei schlüpfen wir in die Rolle des Assassinen Shay Cormac, der mit seinen dunklen Haaren und irischem Akzent für einen weiteren Kontrast zum direkten Vorgänger Black Flag sorgt. Was die Geschichte Shays von allen anderen AC-Teilen jedoch abhebt, ist die Tatsache, dass ihr zu Beginn zwar für die Assassinen-Bruderschaft meuchelt, aber schon bald eure Loyalität zu hinterfragen beginnt.

Anders als euer Mentor und eure Mitattentäter kann sich Shay nur schwer mit der allgemeinen “der Zweck heiligt die Mittel”-Einstellung anfreunden und nach einem folgenschweren Ereignis (das nebenbei bombastisch inszeniert ist), das Tausenden Unschuldigen das Leben kostet, bricht Shay endgültig mit der Bruderschaft. Dass das einem Todesurteil gleichkommt, steht außer Frage und wie heißt es noch so schön: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Und so laufen wir bald einer Gruppe von Templern über den Weg, die, wenn sie nicht irgendwelche Stichwunden im Körper haben, eigentlich ganz nett sein können. Dieser Twist lässt Templer und Assassinen nicht nur in einem neuen Licht erscheinen, er verschafft beiden Fraktionen auch eine Mehrdimensionalität, die frisch wirkt und sich hoffentlich nicht nur auf Rogue beschränken wird.

Deja vu

Doch auch abseits der Zwischensequenzen will man als Fan unterhalten werden und wenn ein Spiel damals  neben dem eigentlichen Aushängeschild Unity produziert wurde, fragt man sich natürlich, ob dem Titel genügend Liebe und Aufmerksamkeit geschenkt wurde. In diesem Fall können wir beruhigt sein, denn das Entwicklerteam hat sich nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt und sich stattdessen auf bereits vorhandene Stärken konzentriert. Im Kern werden viele Elemente aus AC III und Black Flag aufgegriffen (wenn auch in etwas vereinfachter Form), aber man geht sogar noch weiter zurück bis Brotherhood, mit seinen erwerbbaren Gebäuden.

Die nördlicheren Gebiete mit ihren bitterkalten Gewässern (in denen ihr euch beim Schwimmen Erfrierungen zuziehen könnt) sorgen für eine angenehme optische Abwechslung während ihr den bereits bekannten Schiffskämpfen nachgeht oder Gebiete entdeckt, in denen sich allerlei sammelbare Bonusobjekte befinden. Und auch wenn einem an mancher Stelle ein Deja vu oder das Gefühl von Asset-Recycling überkommt, muss man eingestehen, dass es ein kluger Schachzug der Entwickler war, denn so blieb mehr Zeit, dem Spiel ordentlich Inhalt zu verpassen. Nicht nur das – besagte Inhalte sind im Vergleich zu den Vorgängern auch etwas besser in den Spielfluss eingebettet und wirken weniger deplatziert oder erzwungen. Stellenweise ringt einem der Titel sogar ein echtes Grinsen ab, wenn ihr etwa Fuß in das kleine Dörfchen Sleepy Hollow mit all seinen Kürbissen, der Kirche und der “berühmten” Brücke setzt. (Die sogar einen sehr humorvollen Animus-Eintrag erhält!) Oder wenn ihr durch die Straßen von New York streift und euch mit all ihren Gangs anlegt (Martin Scorsese lässt grüßen!) und ihnen ihre Verstecke streitig macht.

Apropos Gangs: Wenn man so will, präsentiert sich hier das einzig wirklich neue Feature der Serie, denn als gejagter Verräter muss Shay gleich doppelt auf der Hut sein. So kann es sein, dass sich ein neuer Gegnertyp in Büschen, Heuhaufen oder auf Dächern versteckt und nur darauf wartet, euch ein Messer in den Rücken zu rammen. Einzig ein leises Flüstern warnt vor deren unmittelbaren Angriffen und wer bei Anzeichen von Gefahr seine Adlersicht richtig einsetzt, kann den Attentätern sogar zuvorkommen. Nach weiteren neuen Ideen sucht man zwar vergebens, aber alles, was wir bis jetzt an der AC-Serie zu schätzen wussten, ist auf hohes Niveau poliert.

Zu viel des Guten?

Verantwortlich für die Remastered-Version zeichnet Ubisoft Sofia, die bereits mit AC:Liberation auf der PlayStation Vita mit der Serie in Berührung kamen. Die höhere Auflösung gepaart mit einer besseren Sichtweite, verbesserten Lichteffekten und vor allem einer deutlich stabileren Bildrate zeigen ihre Wirkung. Das Spiel sieht nun deutlich besser aus, kann seine Wurzeln in der letzten Generation jedoch nicht verstecken. So wirken manche Gebäude in der offenen Welt nur schnell platziert, ohne weitere Feinschliffe, was wiederum bei einigen Klettereinlagen immer noch  zu seltsamen bis ärgerlichen Missgeschicken führt. Das beschreibt allerdings schon die gröbsten Schnitzer, die sich Rogue erlaubt, wenn man über die oft danebenliegenden Lippenbewegungen und die hölzerne Mimik in den Zwischensequenzen hinwegsieht.

Auf einen Mehrspieler-Modus müsst ihr damals wie heute verzichten. Wenn man aber ehrlich ist, kann man dem Spiel nicht vorwerfen, dass es zu wenig zu tun gibt. Wenn überhaupt kann einen nur das Gefühl überkommen, dass es vielleicht ein bisschen zu viel des Guten ist, sein Schiff schon wieder über Stunden hinweg aufzurüsten oder seine Flotte aufzubauen, während man nach Wikingerschwertern und Kriegsbriefen sucht. (Für deren Sammeln es in Rogue wenigstens coole Kostüme für Shay gibt!) Behält man allerdings im Hinterkopf, dass man den Fans, denen es nicht möglich ist, Unity zu spielen, einen ausgefleischten AC-Titel bieten wollte, rutscht diese Kritik sehr schnell in den Bereich “Meckern auf hohem Niveau”.

Fazit

Wertung - 8

8

Solides und unterhaltsames Meucheln in Eis und Schnee.

AC: Rogue ist definitiv ein Titel der Reihe, den sich Fans nicht entgehen lassen sollten. Abgesehen davon, dass einige lose Enden aus AC III und Black Flag abgeschlossen werden, trifft man auf viele bekannte Gesichter und einmal die Geschichte aus der Sicht der Templer zu erleben, gibt dem gesamten Universum gleich viel mehr Gewicht. Wer das Spiel damals versäumt hat, bekommt für gut investierte 30 Euro eine zweite Chance.

Genre: Action-Adventure
Entwickler: Ubisoft
Erscheint: erhältlich
Preis: ca. 30 Euro
System: PS4, Xbox One

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