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Review: Ant-Man (Spoilerfrei!)

Ein unbekannter Held mit lächerlich wirkenden Superkräften, eine bis zur Ankündigung des Iron Man-Films zurückreichende Entwicklungszeit und die kurzfristige Ersetzung des Regisseurs Edgar Wright durch Peyton Reed. Niemanden würde es wundern, sollte sich Ant-Man als schlechter Film entpuppen.

Doch zum Glück steht ein Studio hinter dem Projekt, das einen Film mit einem sprechenden Baum und einem plappernden Waschbären zum Überraschungshit 2014 machte.

Die Marvel Studios haben es auch diesmal wieder geschafft. Ant-Man ist ein guter Film geworden.

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Scott Lang (Paul Rudd) ist ein Einbrecher, der nach einer Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen wird. Trotz seiner Verbrecherlaufbahn ist er ein netter Kerl, der ja ohnehin nur verurteilt wurde, weil er gestohlene Gelder eines Unternehmens an die Geschädigten zurück überwies. Noch dazu ist er ein liebender Vater, dem seine Exfrau (Judy Greer, nach Jurassic World das zweite Mal in diesem Sommer als Mutter verschwendet) das Leben schwer macht. Weil Exhäftlinge keinen Job lange behalten, gerät Scott wieder auf die (vermeintlich) einfachere schiefe Bahn und klaut einen seltsamen Anzug, der – wie er später erfährt – vom alternden Wissenschaftler Hank Pym (Michael Douglas) stammt, der damit als Superheld unterwegs war. Pym und seine Tochter Hope Van Dyne (Evangeline Lilly) brauchen Scott, um die Ant-Man-Technologie aus der Reichweite von Hanks ehemaligen Schüler Darren Cross (Corey Stoll) zu schaffen, der sie für militärische Zwecke missbrauchen will.

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Superheldenfilme an sich sind schon lange kein Genre mehr. Captain America: The Winter Soldier war ein politischer Thriller, Guardians of the Galaxy eine Space Opera und Ant-Man ist ein Heist-Film im Stil von Ocean’s Eleven. Die Entscheidung, einen minutiös eingefädelten Einbruch ins Zentrum zu stellen, ist aus zwei Gründen schlichtweg genial: Es gab noch nie einen Heist-Film mit einem Superhelden und Ant-Mans Kräfte passen zu einer Mission dieser Art wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Denn wer wäre besser geeignet, einen schwer bewachten Komplex zu infiltrieren als jemand, der kaum zu sehen ist und auf eine ganze Armee von Ameisenhelfern zurückgreifen kann?

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Wenn man Regisseur Peyton Reed und dem Produktionsteam eines hoch anrechnen kann, dann ist es der Umstand, dass Ant-Mans Kräfte von der Comicseite wunderbar auf die Leinwand übersetzt wurden. Schrumpfen, wieder wachsen, auf Ameisen reiten – alles funktioniert trotz der Absurdität des Grundkonzepts perfekt. Wie auch sein Titelheld wirkt Ant-Man kleiner als andere Marvel-Produktionen, allen voran das aufgeblähte letzte Avengers-Abenteuer Age of Ultron. Mit weniger Vorschriften von Seiten des Studios und einer persönlicheren Story, die sich in erster Linie um Familienbeziehungen dreht, wirkt der Film wesentlich runder als der diesjährige Avengers-Einsatz.

Ein weiterer Hauptdarsteller im Film ist die Stadt San Francisco.
Ein weiterer Hauptdarsteller im Film ist die Stadt San Francisco.

Auch handelt es sich hier wohl um einen der lustigsten Marvel-Filme. Die Gagdichte des letztjährigen Guardians of the Galaxy wird zwar nicht erreicht, Ant-Man nimmt sich aber nicht immer bitter ernst und kann auch über sich selbst lachen. Neben einem charmanten Paul Rudd in der Titelrolle brillieren vor allem Michael Douglas als alternder Superheld mit Familienproblemen und Michael Pena als Luis, das als Mitglied der Einbrecher-Crew als Comic Relief dient und alle seine Szenen mit pointierten Dialogen förmlich stiehlt.

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Die typischen Marvel-Schwächen scheinen stellenweise trotzdem durch die spaßige Fassade. Der großartige Corey Stoll bekommt kaum etwas zu tun und verkommt zum Einwegschurken, das Drehbuch greift auf Fertigbausteine aus dem Lehrbuch für Drehbuchautoren zurück und die Ameisen bewegen sich, als befänden sie sich in einem Pixar-Film.

Zweitmeinung Michael:

Nein, Ant-Man ist nicht so sehr eine Komödie wie Guardians of the Galaxy und hat auch weniger Actionsequenzen als Avengers: Age of Ultron. Mit Ant-Man servieren die Marvel Studios aber einen unterhaltsamen Sommer-Blockbuster, der einen phänomenalen Spagat schafft. Einerseits wird Unterhaltung für die ganze Familie geboten, die man auch verstehen kann, wenn man noch nie einen anderen Marvel-Film gesehen hat, andererseits ist der Film mit Anspielungen, Gastauftritten und Verweisen auf das immer größer werdende Marvel Cinematic Universe vollgestopft, die das Fanboyherz höher schlagen lassen. Die Story ist flott, der Humor sitzt und die Schauspieler sind gut besetzt. Zwar wurde auch hier wieder gnadenlos die Marvel-Formel beim Drehbuch angewandt – etwas mehr Mut bitte – doch die Heist-Elemente in bester Danny Ocean-Manier wirken frisch und passen sich perfekt ein. Ant-Man ist witzig und im Marvel-Universum angekommen… der „Civil War“ kann kommen.

Review Overview

Wertung - 8.5

8.5

Sommer Marvel-Blockbuster

Jeder Menge Humor, sympathische Charaktere und einer der besten dritten Akte aller Marvel-Filme machen Ant-Man zu einem unterhaltsamen Kinodebüt des großen kleinen Helden. Der krönende Abschluss sind wieder eine Menge Anspielungen auf andere Filme (Spider-Man!), ein besonderer Gaststar und ganze zwei Zusatzszenen, die zukünftige Ereignisse im Marvel Cinematic Universe andeuten.

urlAnt-Man (2015)
Regie: Peyton Reed
Drehbuch: Paul Rudd, Edgar Wright, Adam McKay, Joe Cornish
Mit: Paul Rudd, Evangeline Lilly, Corey Stoll, Michael Douglas
Länge: 124 Minuten
Kinostart: 23.07.2015

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