Game-Preview: South Park: Der Stab der Wahrheit

Es ist kaum zu glauben, aber Der Stab der Wahrheit wird zu seinem Release am 6. März tatsächlich bereits das achte South Park-Spiel sein. Wer die sieben Vorgänger nie ausprobieren durfte, hat aber nichts versäumt, denn von Pinball bis Rally gab es in der South Park-Reihe bis jetzt fast ausschließlich halbherzige Lizenzspielware. Nach dem Untergang des ursprünglichen Publishers THQ schnappte sich kurzerhand Ubisoft die Rechte an dem Spiel und bringt es nun endlich nach mehrmaligen Verschiebungen und Verzögerungen auf den Markt. Alle Fans der Serie sollten sich daher jetzt einmal eine Packung Cheesy Poofs schnappen, es sich gemütlich machen und sich mit uns einen der größten RPG-Hoffnungsträger des Jahres genauer ansehen.

New Kid On The Block

Nicht nur die Fans der seit 1997 laufenden surrealen Cartoon-Serie konnten sich über die South Park-Videospiele der letzten Jahre nicht wirklich freuen, auch die Erfinder der Kultshow, Trey Parker und Matt Stone, waren von den verschiedensten Versuchen, die Faszination „South Park” in die Videospielwelt zu bringen, nicht gerade begeistert. Was liegt da näher, als die Entwicklung von The Stick of Truth zur Chefsache zu erklären und die kreative Kontrolle des Rollenspiels einfach selbst zu übernehmen? Das bedeutet, dass Parker und Stone nicht nur als Hauptschreiber der Story des Spiels einsteigen, sondern natürlich den Bewohnern der kleinen Stadt in Colorado auch ihre kultigen Stimmen leihen (auch in der deutschen Version, denn es gibt nur englische Sprachausgabe). Wie wichtig das für die Gesamtpräsentation des Titels ist, zeigen schon die ersten Minuten des Spiels. Als das namenlose „New Kid” zieht man als Spieler nämlich frisch und unschuldig nach South Park und wird schon innerhalb kürzester Zeit von seinen Eltern zum Spaziergang durch die Stadt geschickt. Die wollen nämlich, so sagen sie zumindest, etwas unter vier Augen „besprechen”. Hier fällt auch schon sofort auf, wie viel Detail in die Welt der Cartoon-Adaption investiert wurde, denn Parker und Stone mussten zum ersten Mal die gesamte Stadt komplett kartographieren und einen Platz für jedes Gebäude, von der Grundschule bis zu Tom‘s Rhinoplasty, finden.

Das „New Kid” führt es aber als allererstes einmal in einer Art Tutorial-Mission in den Hinterhof des Hauses der Familie Cartman, wo sich Eric höchstpersönlich zum großen Magier und Oberhaupt seiner eigenen Festung erklärt hat. Alle Kinder des Dorfes wurden nämlich vom „Live-Action-Roleplaying”- oder „LARP”-Fieber erwischt und finden sich mit Holzschwertern, Nudelsieben und einer ganzen Menge Fantasie bewaffnet in einer Welt von Drachen, Zauberern und Rittern wieder. Wer die TV-Serie – und da vor allem die späteren Staffeln – kennt, sollte sich hier bereits vorstellen können, in welche Richtung sich die Handlung des Spiels entwickeln wird. Mit einem ganzen Sack voller Verweise auf Fantasy-Filme, Bücher und die gesamte Popkultur der letzten Jahrzehnte ausgerüstet sind Trey Parker und Matt Stone hier nämlich dabei, eine ihrer typisch dramatischen Storys zu schreiben, die voll ist mit epischen Schlachten, dubiosen Charakteren und dem klassischen schwarzen Humor der Serie. Wie zum Beispiel im Falle des Stallungsmeisters in Cartmans Festung, der dem Spieler stolz erzählt, dass er im Besitz der „magischen Kraft von Diabetes” sei und mit bedächtiger Stimme fortfährt: „Diabetes ist ein Segen und ein Fluch. Aber größtenteils ein Fluch.” Aber auch das „New Kid” selbst bekommt vom egoistischen Einzelkind Cartman so ordentlich sein Fett weg, wie zum Beispiel als es zum traditionellen Rollenspielmoment der Klassen- und Namensauswahl kommt. Denn egal, was hier eingegeben wird, von Cartman selbst bekommt man immer einfach den Titel „Douchebag” verliehen. Eine zweifelhafte Auszeichnung, die man erst nach mehrmaligem Aufleveln seines Charakters wieder loswerden kann.

Von Feuerfürzen und Vampirkindern

Soviel zu Handlung, Hintergrundstory und Wortwitz des Titels, jetzt aber zum wichtigsten Teil: Wie spielt sich denn The Stick of Truth überhaupt? Auf den ersten Blick schon mal verdammt gut. Die gesamte Stadt South Park ist als dreidimensionale Spielwiese verfügbar, auf der in verblüffend genauer Präzision der Look der TV-Show eingefangen wurde und die voller Geheimnisse, Überraschungen und obskurer Verweise auf die Serie steckt, die hauptsächlich echte Fans der Serie verstehen werden.

Begibt man sich, alleine oder mit Unterstützung von anderen Charakteren, in einen Kampf, wechselt das Spiel von Echtzeit auf eine rundenbasierende Ansicht, die am besten mit der Kampfmechanik der Super Mario RPG-Reihe, vor allem dem DS-Teil Abenteuer Bowser, verglichen werden kann. Abwechselnd ist hier jeder Spieler am Zug, kann sich bewegen, angreifen oder verschiedene charakterspezifische Spezialfertigkeiten nutzen. Wer zum richtigen Zeitpunkt blockt, bekommt außerdem noch eine zusätzliche Attacke. Dabei können angreifende Vampirkids nicht nur mit Holzschwert oder Ninja-Stern, sondern auch mit besonders kreativen Spezialangriffen zur Strecke gebracht werden. Cartman kann hier zum Beispiel auf sein durch Alien-Sonden berühmt gewordenes Hinterteil zurückgreifen und mit Feuerzeug in der Hand für eine „feurige Überraschung” sorgen. Auch spezielle Gastcharaktere können für eine einmalige Attacke herbeibeschworen werden, wie zum Beispiel Mr. Slave, der seine Gegner, wie der Joker den Stift in „The Dark Knight”, einfach „verschwinden” lassen kann. Wie er das genau macht, würde hier aber die Toleranz dieser Seiten sprengen.

Ersteindruck

Humor, Gameplay, Handlung und Grafik: The Stick of Truth macht alles richtig. Bei THQs Event in Dublin sorgte der Titel schon mal für Begeisterungsrufe der anwesenden Journalisten und auch alle Spieler da draußen können sich bereits jetzt so richtig auf Obsidians RPG freuen. Hier kommt nächstes Jahr nicht nur ein Spiel für alle Fans der Serie, die sich auf jede Menge Nostalgie und Insider-Witze gefasst machen können, sondern auch für alle, die wieder mal ein richtig gutes, klassisches Rollenspiel ausprobieren wollen, m‘kay?

Christoph Sepin/Lukas Urban

Die Grand Master Wizard Edition gibt es derzeit nur direkt über UBISOFT zu kaufen. Enthalten sind eine Cartman-Figur, eine Landkarte und zusätzliche Ingame-Charaktere.

Hier noch ein kleiner Einblick wie das Gameplay in Aktion aussieht:

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