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Da Capo Review: Uncharted: Golden Abyss

Im Februar 2011 erschien in Europa Uncharted: Golden Abyss für die PlayStation Vita. Im Rahmen unseres großen Specials zum Release von Uncharted 4: A Thief’s End veröffentlichen wir das Review zu Nathan Drakes Handheld-Abenteuer aus der consol.AT Ausgabe 89 als Da Capo. Zum Start der Vita erschienen gilt das Spiel bis heute als einer der Vorzeigetitel für das Gerät.

Wer kauft schon eine Konsole, wenn nicht zumindest ein Launch-Titel interessant ist. So warten Nintendo-Spieler immer auf Neues von ihrem Power-Klempner und Sony-Jünger … nun ja, deren Super Mario ist vermutlich Nathan Drake. Mit seinem Dreitagesbart, der blauen Hose und der Sprunggewandtheit ist er dem pummeligen Prinzessinen-Retter sogar ähnlicher, als man es vermuten würde; also der ideale Kandidat, um der startenden PS Vita den nötigen Antrieb zu verleihen.

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Uncharted: Episode I
Prequels, also Vorgeschichten, sind nicht nur Hollywood-Usus (Wer von uns wollte Darth Vader nicht als kleines Kind sehen?), sondern speziell bei Sony sehr beliebt, wenn es darum geht, ein Heimkonsolen-Franchise fit für die portable Konsole zu machen. Man denke nur an die beiden genialen God of War-Games, die irgendwann zwischen Teil 1 und 3 angesiedelt waren. Und so spielt auch Golden Abyss vor dem anno 2007 erschienenen Drake’s Schicksal, weshalb ihr es auch mit einigen neuen Gesichtern, wie dem zwielichtigen Jason Dante oder der schlagfertigen Marisa Chase, einem Spross aus einer Archäologenfamilie, zu tun bekommt. Wie es sich für ein Game aus der Uncharted-Reihe gehört, prägt der verbale Schlagabtausch zwischen Drake und seinen Kumpanen das Geschehen und sorgt für jene Leichtigkeit, die den Spielen schon immer den Charme der Abenteuer-Filme der 1980er- bzw. 1990er-Jahren verlieh. Dieser Eindruck wird im Weiteren noch verstärkt, als ein ruchloser Militärsführer namens Guerro auftaucht, der ebenfalls ein Interesse an einer geheimnisvollen archäologischen Fundstelle zeigt. Also gilt es das Geheimnis einer 400 Jahre alten spanischen Expedition zu klären, bevor es ein anderer macht. Demzufolge stehen euch in der rund zehnstündigen, mit einigen Überraschungen gespickten Story neben den für Action sorgenden Schussgefechten mit allerlei Fieslingen auch zahlreiche Kletterpassagen in sonnendurchfluteten Dschungellandschaften, aber auch Abstiege in gruselige Grotten bevor.

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Alles beim Alten?
Das tragbare Uncharted von Sony Bend Studio verlässt die von den Entwicklern Naughty Dog eingelaufenen Pfade auf den ersten Blick nur selten. Noch immer wechseln sich (die glücklicherweise etwas weniger vorkommenden) Ballereien mit Kletter- und Rätseletappen ab. Schaut man allerdings näher hin, dann offenbart sich schnell, dass die neuen Entwickler alles daran gesetzt haben, die Steuerungsmöglichkeiten der PS Vita so brauchbar wie nur möglich einzusetzen, ohne sie den Spielern aufzuzwingen. Lediglich ab und zu kommt ihr nicht an ihnen vorbei, aber das stört den generell guten Eindruck nicht wirklich. Wenn ihr euch in Quick-Time-Events mit Handeingaben statt mit Knopf erwehrt oder Tore mit eurem Finger aufzieht, hat das sogar einen nicht zu verachtenden Reiz. Schaut euch am besten unsere Aufstellung darüber an, wie sich die einzelnen Vita-Features im Detail spielen, dann werdet ihr sehen, dass es quasi tatsächlich gelungen ist, die Uncharted-Reihe zu re-Vita-lisieren. Was Golden Abyss allerdings deutlich von der PS3-Trilogie abhebt, ist, dass man diesmal den Wiederspielwert erhöht hat, indem die – etwas weniger linearen – Levels nur so gespickt mit zu findenden Schätzen sind: Ihr müsst Fotos schießen, Reliefs abzeichnen, Artefakte einsammeln – da legt man gern ein zweite Runde mit dem smarten Entdecker ein.

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Kleines Spiel ganz groß
Ansonsten sind die Punkte, die Uncharted: Golden Abyss von Drake’s Deception unterscheiden, rar gesät. Mal abgesehen vom völlig verschmerzbaren Fehlen eines Mehrspielermodus, bringt die portable Reise durch Zentralamerika alle Vorzüge seiner großen Brüder mit: eine filmreife Inszenierung (wenn auch nicht so bombastisch wie bei Teil 3), tolles Voice-Acting sowie eine visuelle Darbietung, die schon für sich genommen ein kleiner Schatz ist. Man merkt spätestens dann, dass man in die Optik eines Spiels verliebt ist, wenn man sich über einen Busch freut, der sich im Wind wiegt, oder wenn man gar nicht aufhören möchte, einem virtuellen Bach beim Plätschern zuzusehen.

Review Overview

Wertung - 9

9

Unterwegs mit Nathan Drake

Mir kommt es vor, als wäre es erst gestern gewesen, als ich das letzte Uncharted gespielt habe. Moment, es war ja wirklich fast gestern, weil Teil 3 ist doch gerade erst erschienen. Und jetzt kommt mit Golden Abyss bereits der nächste Top-Titel mit Nathan Drake und hat in puncto Innovationsfaktor eindeutig bessere Karten als Drake’s Deception. Dank des möglichen Touch- und Bewegungssensoren-Einsatzes spielt sich die portable Schatzsuche nämlich eine Spur frischer und was die technis

Vita-Neuerungen im Fokus:

Grapsch-Touch: Durch Tippen auf dem Screen Schätze und Waffen aufheben zu können, ist durchaus praktisch und beschleunigt den Spielfluss. Jetzt könnt ihr sogar in Action-Szenen Secrets aufklauben, ohne stehenbleiben zu müssen.
Brauchbarkeitsfaktor: 4/5

Granaten-Werfen per Finger: War es in Uncharted: Drake’s Schicksal ausgesprochen mühsam, via SixAxis Granaten auf die Feinde zu schleudern, funktioniert dies durch ein Schnippen auf dem Touchscreen der Vita genauer als gedacht. Eine gute Neuerung!
Brauchbarkeitsfaktor: 4/5

Faustkampf for real: Stealth-Attacken und Nahkämpfe lassen sich ebenfalls durch Streichen auf dem Screen ausführen – und das gefällt, weil so mehr Nähe zur Action geboten wird, obgleich es nicht immer zu 100 Prozent praktisch ist.
Brauchbarkeitsfaktor: 3/5

Waffenzoom durch Rückengraulen: Wollt ihr mit einem Scharfschützengewehr zoomen, könnt ihr dies auch erledigen, indem ihr auf dem Touchpanel oder –screen nach oben oder unten streicht.
Brauchbarkeitsfaktor: 5/5

Immer in Bewegung:
Sei es das Wiederfinden des Gleichgewichts beim Balancieren oder das unfreiwillige Canyoning Nates in einem Wildbach – mit den Neigungssensoren habt ihr diese Aktionen gut im Griff, wenngleich wir beim angesprochenen Ritt durch den Fluss mehrmals das Zeitliche segneten.
Brauchbarkeitsfaktor: 3/5

Touch-Klettern: Theoretisch lässt es sich auch klettern, indem ihr Nate via Touch- oder Bewegungseingaben vorgebt, wie er handeln soll. Tippt ihr auf Vorsprünge, klettert Nate automatisch dorthin, neigt ihr die Vita, während Nate an einem Abhang hängt, macht er sich zum Sprung in die jeweilige Richtung bereit. Ein Feature, das die Direktheit aus dem Spiel nimmt und uns nicht ganz zusagt.
Brauchbarkeitsfaktor: 2/5

Zielen aus dem Handgelenk:
Theoretisch könnte auch das Zielen mit einer Waffe, was sonst über den rechten Stick läuft via Bewegen der Vita erledigt werden. Wir finden es am praktischsten, um dem Anvisieren mit dem Stick quasi aus dem Handgelenk noch den letzten Feinschliff zu gehen.
Brauchbarkeitsfaktor: 5/5

Rätsellösen à la Vita: Damit Nate bei seiner Reise vorankommt, müsst ihr relativ häufig auf dem Screen herumrubbeln, beispielsweise um Artefakte zu säubern und zu rotieren. Später wird es allerdings kreativer, wenn ihr z.B. zerrissenes Papier neu zusammensetzen müsst oder Tresore knackt. Auch oftmals zu erledigen: Nate findet sehr oft Reliefs, die er mittels Kohle auf Papier überträgt. Kein Wunder, dass er schon selbst Witze darüber macht, dass er ein Meister im Rubbeln ist.
Brauchbarkeitsfaktor: 4/5

Fotograf Drake: Steuerungstechnisch ähnlich wie beim Zielen mit einem Scharfschützengewehr geht es zur Sache, wenn Nathan seinem neuen Hobby, dem Fotografieren, frönt und ihr zur Abwechslung mal schöne Fotos von Landschaften und Naturschauspielen (und nicht auf böse Buben) schießt. So hat man endlich mal einen triftigen Grund, die bildhübsche Szenerie eines Uncharted-Spiels genauer zu betrachten.
Brauchbarkeitsfaktor: 5/5

61z9u7+N8ML._AC_UL115_Genre: Action/Adventure
Entwickler: Sony Bend Studio
Erschien: 22. Februar 2011
Preis: ca. 30 Euro
System: PS Vita

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